Shipstead, Maggie - Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit

  • ISBN: 9783423249676
    Erschienen bei: dtv
    Seitenzahl: 438


    Autorenportrait:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)
    Maggie Shipstead, geboren 1983 in Mission Viejo, Kalifornien, kam mit 18 erstmals mit der amerikanischen Ostküste in Berührung: als sie in Harvard Amerikanische Literatur studierte. Anschließend besuchte sie den berühmten Iowa Writers´Workshop, den sie mit einem Master abgeschlossen hat. "Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit" ist ihr erster Roman und wurde der mit dem Dylan Thomas Prize 2012 ausgezeichnet.


    Kurzbeschreibung:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)
    Winn van Meter hielt sich immer an die Regeln. Er ist ein reicher North-Easterner, großzügig und von trockenem Humor, auch wenn er in der Garage einen Tennisball aufhängt, um klar zumachen, wo exakt der Wagen geparkt zu sein habe. Mit einem Harvard-Abschluss, einer Mitgliedschaft in den richtigen Clubs, einer Ehefrau mit Herkunftsnachweis und einem angemessen bescheidenen Sommerhaus auf einer der vornehmen Ostküsten-Inseln, ging er davon aus, er werde seinen 60. Geburtstag mit der Gelassenheit eines Mannes entgegensehen, der gut gelebt und sein Leben im Griff hat. Doch weder die Familie noch sein Unterbewusstsein kooperieren. Daphne, seine ältere Tochter, schwanger und uneinsichtig, beabsichtigt zu heiraten. Die jüngere Tochter Livia muss sich von einem Nervenzusammenbruch erholen, und Winn, von der schmerzhaften Erkenntnis gebeutelt, niemals wirklich zum inner circle der besseren Gesellschaft gezählt zu haben, wird feststellen, dass er, entgegen guter Vorsätze, noch immer verrückt nach einer von Daphnes Freundinnen ist...


    Meine Meinung:


    Die Handlung des Romans ist auf drei Tage festgelegt. Am Samstag findet die Hochzeit von Daphne van Meter, der ältesten Tochter von Winn, statt. Donnerstag und Freitag sind der Vorbereitungen gewidmet.


    Winn van Meter, Familienvater und ein Mensch, der stets bemüht ist das Richtige zu tun, und all sein Wesen darauf ausrichtet zu den besseren Kreisen der Gesellschaft gezählt zu werden, wozu auch seiner Meinung nach, die Zugehörigkeit zu den "richtigen" und angesehenen Clubs gehört, hat es nicht ganz so einfach in dem kleinen Universum seiner Familie, in dem er als ein Mann zu der deutlichen Minderheit zählt.


    Seine Frau Biddy und die Töchter Daphne und Livia machen seine Familie aus: leider sind die Töchter nicht gerade das, was Winn sich unter "Kinder haben und wünschen" vorgestellt hat - ein Wunsch nach einem Nachfolger blieb für Winn unerfüllt.


    Außerdem gibt es da noch die Freundinnen von seinen Töchter, z.B. sexy Agatha - dessen Anblick Winns Gedanken immer noch auf seltsame Abwege geraten lässt, oder Celecte, die Schwester seiner Frau, die man ohne einem Getränk in der Hand, ganz gleich zu welchen Tageszeit, nicht vorstellen kann und noch einige andere weibliche Wesen, die über Schuhe, Kleider, Sitzordnung, Gästeliste, Blumengestecke, Essen und sonst noch alles, was zu einer Hochzeitsvorbereitung gehört, plaudern.
    Nein, der Winn hat es nicht leicht...


    Dazu kommt noch, dass er nicht das Gefühl hat, alles gut und richtig gemacht zu haben, Winn wird von der Zweifeln geplagt, nicht nur was seine eigene Person betrifft, auch als Vater hat er hin und wieder das Gefühl, versagt zu haben...
    Wie auch anders, wenn seine ältere Tochter hochschwanger heiratet, und seine jüngere gerade erst was schlimmes erlebt hat, oben drauf sich von ihrem Freund trennte, und versucht das Erlebte zu verarbeiten... Das sind die Sorgen, die Winn plagen...
    Gerade in solchen Zeiten kommt immer wieder der Wunsch nach einem Sohn hoch.

    Ein unterhaltsamer Roman, der stellenweise nachdenklich stimmt, zuweilen melancholisch klingt, an manchen Seiten den Leser mit der geballten Ladung an Turbulenzen einer Familie überfällt und auch eine humorvolle Seite hat.
    Der Charakter des Hauptprotagonisten Winn van Meter fand ich besonders gut gelungen, all die anderen blieben, meiner Meinung nach, ein klein wenig auf der Strecke, obwohl der Leser sich durchaus einen sehr guten Bild von allen machen konnte.
    Mit Liebe zum Detail wurde jeder, der an dem Schauspiel: "Hochzeitsvorbereitungen in der Familie van Meter" teil genommen hat, skizziert.
    Mir persönlich fehlte emotionaler Bezug zu den Charakteren, die Sorgen und Gedanken des Familienoberhaupt waren zwar gut nachzuvollziehen, haben mich aber nicht in die Bann der Empathie gezogen. Es gab für mich in dem Roman keinen besonderen Sympathieträger, was für mich ein wesentlicher Aspekt ist.
    Ich kann mir vorstellen, dass ein Buch der Autorin mit Protagonisten, die mich persönlich eher angesprochen hätten, hätte meine Begeisterung geerntet, denn vom Schreibstil hat es mir gut gefallen.

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus

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    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Meine Meinung


    Zuerst mal möchte ich etwas zu dem Titel sagen: Ich finde den Originaltitel so schön stimmig und auch perfekt auf den Inhalt abgestimmt, schlicht aber gut passt er perfekt dazu, doch unsere deutsche Übersetzung ist... zu lang, zu kompliziert und gerade jetzt, nachdem ich den Inhalt kenne und auch mit dem Originaltitel vergleiche, gefällt er mir nicht wirklich gut.


    Den Aufbau des Buches finde ich hingegen sehr gelungen, gerade die Aufteilung in die drei Tage, an denen sich die gesamte Geschichte abspielt. Auch wie sich die Geschichte langsam steigert und die Perspektivenwechsel der Protagonisten sind wirklich gut umgesetzt.


    Allerdings habe ich so meine Probleme mit den Protagonisten. Ich finde wirklich keinen von ihnen sonderlich sympathisch. Winn ist ein sturer, kleinkarierter Idiot, der so festgefahren ist und gar nicht wahrnimmt, was wirklich passiert. Seine Frau hat praktisch überhaupt keinen Charakter, sagt zu allem ja und ist immer fröhlich, selbst wenn es nicht stimmt. Livia trauert immer noch ihrem Verflossenen nach und suhlt sich geradezu darin. Agatha, eine der Brautjungfern, ist auf alles aus, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und Dominique ist Dominique. Es gab vielleicht vereinzelt sympathische Züge, aber das wurde durch vieles, was mir persönlich wirklich aufstößt, neutralisiert. Dennoch und das möchte ich betonen, sind die Charaktere wirklich sehr authentisch gestaltet. Es könnten Personen sein, die so existieren und leben. Daher, auch wenn ich eine persönliche Antipathie hege, gefällt mir die Protagonistengestaltung, denn sie ist vielfältig und sehr realistisch.


    Im Prinzip spielt sich der gesamte Inhalt an nur drei Tagen ab, sogar eher an zwei Tagen, zumindest das, was wichtig ist. Dennoch bekommt man auch immer Einblicke in der Vergangenheit der erzählenden Personen, wodurch man sie und ihre Handlungen besser verstehen kann. Durch diese Rückblicke wird mehr Tiefe geschaffen. Insgesamt ist der Inhalt, die Handlungen, einfach alles, was passiert, sehr menschlich und natürlich. Es ist ein Ausschnitt in das Leben mehrerer Personen, es ist eine Alltagsdarstellung, wenn auch eine Hochzeit wohl nie ganz alltäglich ist.


    Leider muss ich sagen, dass ich den Schreibstil von Maggie Shipstead stellenweise als sehr langatmig empfand. Gerade das erste Kapitel war in so einem Stück geschrieben, zwar mit kleineren Absätzen, aber keine großen. Ich ziehe es einfach vor, wenn es mehr Absätze gibt, weil ich mir dann auch gerne mal meine Gedanken über den letzten Abschnitt mache, aber hier war das nicht gut möglich.
    Trotzdem empfand ich die Sprache als leicht und vor allen Dingen gab es wirklich starke Beschreibungen (falls es jemand lesen sollte: Die Szene mit dem Wal ist hier eine, die besonders hervorsticht und sich in das Gedächtnis einprägt).


    Fazit


    Dieses Buch hinterlässt bei mir gemischte Gefühle: Antipathie gegenüber den Protagonisten, stellenweise empfand ich es als zu lang, und trotzdem sind die Charaktere handwerklich gut geschaffen, die Sprache intensiv gerade in Hinblick auf einige Beschreibungen.