Jennifer R. Hubbard- Atme nicht

  • Amazon:
    Ein bewegender Roman über Zeiten des Überlebens und das Wagnis des Lebens. Eindringlich, überraschend und voll verschlungener Energien. Ryan hat einen Selbstmordversuch hinter sich und versucht, die dunkle Zeit zu vergessen, der er entkommen ist. Das ist allerdings nicht leicht: Seine Eltern würden ihn am liebsten rund um die Uhr bewachen, wenn sie nicht selbst so viel zu tun hätten, und in der Schule gilt er seitdem als Freak. Nur wenn Ryan unter dem Wasserfall steht und das Wasser mit voller Wucht auf seinen Kopf prasselt, fühlt er sich lebendig. Bis er Nicky begegnet, die ebenfalls ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt. Mit sanfter Beharrlichkeit verfolgt sie ihn mit der Frage nach dem Warum und bringt Ryan dazu, sich den Dingen zu stellen, die ihn im Innersten bewegen. Doch was verbirgt Nicky selbst?



    Meine Rezi:


    Ryan lebt hinter einer Glasscheibe: nichts scheint ihn zu erreichen. Nach einem Selbstmordversuch musste er in die stationäre Behandlung. Seit er wieder zuhause ist, wird er in der Schule geschnitten, seine Eltern wollen ihn am liebsten in Watte packen: unsichtbar schwebt das Wort "Psychiatrie" um ihn herum. Die Medikamente können seinr Depressionen aber nicht behandeln.
    Erst Nicki dringt zu ihm durch: Sie will seine Hilfe, um ihren Vater zu verstehen, der ebenfalls Selbstmord beging. Ryan fühlt sich vage schuldig und will ihr helfen. Er begleitet sie zu Medien und nach und nach öffnet er sich ihr: er erzählt von seinem Gefühlen, der Glasscheibe, sogar von dem Suizidversuch. Dann erfährt er von Nickis gewaltiger Lüge...


    Während des Buches begleitet man Ryan auf seinem Weg nach der Psychiatrie. Zu Beginn erfährt man nur wenig von seinen Gründen, und auch nur wenig von ihm: scheinbar teilnahmslos geht er durch die Welt. Sein Schmerz ist tief in ihm weggeschlossen. Seine Eltern, besonders seine Mutter, können mit der Situation nicht umgehen und bürden ihm unterbewusst noch die Schuld für ihre eigenen Probleme auf. Aus diesem Gefühl heraus versucht er Nicki zu helfen, doch er gewinnt nach und nach Vertrauen zu ihr, auch wenn er ihre Kontaktversuche zu ihrem Vater für lächerlich hält. Nicki bringt ihn gewissermaßen ins Leben zurück. Sie zwingt ihn nicht, aber durch ihre Treffen und Gespräche arbeitet Ryan das Geschehene auf und stellt sich in letzter Konsequenz seinen Problemen, anstatt sich noch weiter in sich selbst zu verkriechen.
    Die Schilderung der Glasscheibe als Sinnbild für seine emotional arme Welt fand ich gutgewählt, letztendlich sind mir seine Motive aber zu ungenau geschildert. Wahrscheinlich will die Autorin genau dies ausdrücken: es gibt keinen "Grund" warum jemand Selbstmord begeht. Aber was ist die Konsequenz? Manche Leute "sind einfach so"? Es ist ihr Naturell selbstmordgefährdet zu sein? Ryan geht es in gewisser Weise zu gut. Ist er letztendlich daran gescheitert?
    Ryan verändert sich zum Schluss hin viel zu schnell War er einfach bereit seine Probleme anzugehen und Nicki nur zufällig zur Hand? Er zieht sie sehr schnell ins Vertrauen, obwohl er schon immer kontaktscheu war.
    Letztendlich bleiben mir zu viele Fragen offen und vor allem lief Ryans Heilung zu glatt. Da das Buch aber sehr gut beschrieben war und man sich in Ryan hineinversetzen konnte gebe ich 4 von 5 Sternen.

  • Mich hat das Buch ein wenig an "Das also ist mein Leben" von Stephen Chbosky erinnert. Allerdings nicht im negativen Sinne.
    Ryan hat mich mit seiner zerbrechlichen und doch etwas unnahbaren Art von der ersten Seite an sehr berührt. Man bekommt einen sehr guten Einlick in seine Gefühlswelt und leidet teilweise auch ein bisschen mit ihm. Manchmal hatte ich wirklich das Bedürfnis, ihn einfach in den Arm zu nehmen, um ihm zu zeigen, dass diese Glasscheibe, von der er denkt, dass sie ihn von der Außenwelt abschirmt, nicht existiert. :-?
    Auch Nikki fand ich auf ihre Art sehr sympathisch und ich fand auch, dass sie für ihre 15 Jahre ziemlich erwachsen rübergekommen ist, obwohl ich einige wenige Entscheidungen von ihr nicht ganz nachvollziehen konnte. Aber mir kamen die Charaktere an sich alle viel erwachsener vor, als so manch ältere Personen aus anderen Büchern. Das hat mir sehr gut gefallen. :thumleft:


    Den Stil fand ich auch sehr angenhem zu lesen, obwohl die Kapitel in viele einzelne Szenen aufgesplittert ist, aber das hat den Lesefluss überhaupt nicht unterbrochen. :wink:


    Klar könnte man meinen, dass vielleicht alles zu schnell aufgeklärt wurde, aber der Roman hätte ja auch nicht ewig weitergehen können, auch wenn ich gerne noch etwas mehr über Ryan gelesen hätte. :love:
    Für einige mag vielleicht auch die Frage offen bleiben, warum Ryan versucht hat, sich umzubringen, aber man mekrt auch, dass es ihm teilweise selbst nicht so recht klar war und irgendwie kam bei mir beim Lesen so das Gefühl auf, dass es vielleicht vielen Menschen nicht so ganz klar ist, warum sie diesen Schritt "wagen". Ich finde generell, dass Selbstmord ein sehr schwieriges Thema ist und die Frage nach dem "Warum" eine Frage ist, die wirklich schwer zu Beantworten ist. :-?
    Aber ich finde, dass Jennifer Hubbard ein sehr schönes und bewegendes Buch geschrieben hat und gut mit diesem Thema umgegangen ist. :thumleft:


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: