Megan Crewe - Wir sind verbannt/ The Way We Fall

  • Klappentext:


    Es beginnt mit einem Jucken. Dann kommt das Fieber. Etwas später verrätst du allen deine Geheimnisse. Nach drei Tagen machen Halluzinationen dich völlig paranoid. Und dann … bist du tot.


    Kaelyn und Leo leben auf einer kleinen Insel. Nach einem Streit lässt Kaelyn Leo ohne Abschied aufs Festland ziehen, und kurz darauf breitet sich ein gefährliches Virus aus! Menschen sterben. Die Insel wird unter Quarantäne gestellt, Kontakt zur Außenwelt gibt es nicht mehr. Die Gesunden streiten um die schwindenden Vorräte. Wird Kaelyn Leo jemals wiedersehen? Hat sie eine Chance zu überleben?

    Über die Autorin:


    Megan Crewe lebt mit ihrem Mann und ihren drei Katzen in Toronto, Ontario. Sie arbeitet mit Jugendlichen aus benachteiligten Familien. Und das schlimmste Virus, das sie je befallen hat, ist glücklicherweise das Gärtner-Virus.


    Allgemeines zum Buch:


    „Wir sind verbannt“ umfasst 446 Seiten und gliedert sich in drei Teile mit einer Vielzahl an Kapiteln, die nicht nummeriert, sondern jeweils mit einem Datum überschrieben sind. Denn dieser Roman ist in Tagebuchform verfasst. Abgerundet wird das Buch durch eine Leseprobe des zweiten Teils „Und wenn wir fliehen“, der voraussichtlich im Herbst 2013 bei Fischer KJB erscheinen wird.


    Die Handlung umfasst einen Zeitraum von knapp vier Monaten und spielt auf einer kanadischen Insel. Geschrieben ist das Buch aufgrund seiner Tagebuchform in der Vergangenheitsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Kaelyn, die zugleich die weibliche Hauptperson ist.


    „Wir sind verbannt“ ist im Februar 2013 als Hardcover bei Fischer KJB erschienen. Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel „The Way We Fall“ bei Disney Hyperion Books, New York.


    Das Buch ist auch als Ebook erhältlich.


    Meine Meinung zum Buch:


    Es gibt ja nun wirklich viele Dystopien auf dem Buchmarkt, darunter auch einige, die sich mit dem Untergang der Welt aufgrund eines Virus oder einer Seuche beschäftigen. In diese Vielzahl an Romanen reiht sich „Wir sind verbannt“ also ein.


    Was das Buch besonders macht, ist die Tatsache, dass die Handlung auf einer Insel spielt. Dadurch erhält das Buch etwas Beklemmendes und Bedrückendes, denn als Leser fühlt man sich wie eine Figur in diesem Roman, die einfach nicht vor der Gefahr fliehen kann, die auf der Insel festsitzt und sich den Entwicklungen stellen muss. Dadurch entstehen eine enorme Spannung und eine tolle Atmosphäre, wenngleich sie auch sehr beängstigend ist.


    Was zudem sehr speziell an diesem Buch ist, sind die Symptome des Virus mit seinen Auswirkungen auf die Menschen. Diese wurden von der Autorin sehr intensiv und sehr bedrohlich dargestellt, sodass man sich als Leser sehr gruselt und regelmäßig eine Gänsehaut bekommt. Einige Menschen aus Kaelyns Umfeld erkranken an diesem schrecklichen Virus und am Anfang ahnt niemand etwas davon. Kaelyn beobachtet lediglich, dass sich manche Personen plötzlich sehr merkwürdig verhalten, Dinge aussprechen, die verletzen, und sich am ganzen Körper jucken. Sehr authentisch hat die Autorin dann im weiteren Verlauf beschrieben, wie viel Angst Kaelyn hat, ebenfalls an diesem Virus zu erkranken. Sie achtet sehr genau auf ihren Körper und sobald sie auch nur den geringsten Juckreiz verspürt, verfällt sie sofort in Panik. Das wurde von der Autorin sehr gut herausgearbeitet und vermittelt wieder ein sehr beklemmendes und beängstigendes Gefühl.


    Leider fehlt es dafür der Handlung an Spannung. Wenn in anderen Dystopien sofort Panik ausbricht, die Menschen völlig durchdrehen und alles drunter und drüber geht, bleibt hier erst mal alles ruhig. Die Inselbewohner warten erst mal ganz in Ruhe ab, wie sich die Lage entwickelt. Sie fühlen sich sicher durch das Militär, das die Insel abriegelt und für Nahrungstransporte sorgt. Das wirkt ziemlich unrealistisch. Erst im letzten Drittel des Buches wird das Buch ernster und realistischer. Die Menschen bekommen Angst, wollen von der Insel fliehen. Da diese aber unter Quarantäne gesetzt wurde, werden sie vom Militär aufgehalten und zur Not auch erschossen. Die Gefahr, die auf der Insel lauert, wird nun immer bedrohlicher und auch das Buch gewinnt mehr an Spannung.


    Kaelyn, die weibliche Hauptperson, spielt in diesem Buch natürlich eine besondere Rolle, denn ihr Vater ist Mikrobiologe und diese Möglichkeit, sich in das örtliche Krankenhaus einzuschleichen, nutzt sie aus, um nach einem Impfstoff zu suchen. Ob ihr das gelingt, lest ihr am besten selbst. Insgesamt sind die Charaktere alle sehr greifbar gezeichnet und es fällt leicht, Sympathien für sie zu entwickeln.


    Die Idee, den Roman in Tagebuchform zu verfassen, ist echt gut. Dadurch unterscheidet sich „Wir sind verbannt“ ein wenig von den anderen Dystopien, die sich mit Seuchen beschäftigen. Auch ist der Blick, den man als Leser dadurch auf die Ereignisse bekommt, nicht zu sehr auf Kaelyns Erlebnisse beschränkt, sondern die Autorin gibt sich schon Mühe, einen Rundum-Blick zu bieten. Vor allem durch Gespräche mit anderen Charakteren, die alle Unterschiedliches erleben und dies dann Kaelyn mitteilen, was sie dann wiederum in ihrem Tagebuch aufschreibt, gelingt dieser umfassende Blick auf die Ereignisse.


    Allerdings wird der Tagebuch-Stil dadurch auch nicht konsequent eingehalten. Das zeigt sich vor allem bei der wörtlichen Rede. Für ein Tagebuch ist diese einfach zu steif gehalten. Niemand würde in sein Tagebuch schreiben „sagte ich“ oder „antwortete ich ihm“. Das würde man wohl umformulieren zu „darauf habe ich ihm geantwortet“ oder so ähnlich. Dadurch wirkt der Stil also nicht durchweg authentisch. Nichtsdestotrotz lässt sich das Buch aber angenehm lesen.


    Dieser erste Teil endet mit einem ziemlichen Cliffhanger und da ist es wirklich ein großer Vorteil, dass eine Leseprobe der Fortsetzung in dem Buch zu finden ist. Denn dadurch kann man seine Neugier auf den zweiten Teil ein wenig befriedigen. Allerdings endet die Leseprobe dann auch mit einem Cliffhanger und die Spannung, wie es wohl weitergehen wird, wächst wieder an.

    Mein Fazit:


    Ein sehr beängstigender Roman, der durch seine tolle Atmosphäre besticht, dessen Handlung in den ersten zwei Dritteln allerdings etwas zu ruhig bleibt und dadurch unauthentisch wirkt.


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    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Ich habe über einen Monat mit diesem Buch gekämpft und besonders zum Schluss hatte ich oft das Bedürfnis, es einfach wegzulegen. Obwohl die Geschichte nur aus der Perspektive eines Mädchens in Tagebuchform geschrieben ist, wirkt das ganze sehr beklemmend.

    Anfangs war ich nicht sehr überzeugt, die Geschichte plätschert etwas vor sich hin und Kaelyn trauert nur ihrem ehemals besten Freund nach mit dem sie sich zerstritten hat. Es dauert eine Weile, bis die Menschen realisieren, welche Krankheit sich auf ihrer Insel ausbreitet. Im Gegensatz zu Gaensebluemche hatte ich keine Probleme mit der anfänglichen Entwicklung. Ich hätte das auch zu Beginn nicht ernst genommen und da wir nur aus Kaelyns subjektiver Sichtweise, die von ihrer Familie beruhigt wird, etwas über die restliche Bevölkerung erfahren, ist das für mich kein Kritikpunkt.
    Später gibt es dann auch wirkliche Spannungsmomente, aber genau die haben mich genervt: Es ist möglich, dass sich eine Gruppierung bildet, die auf eigene Faust überleben will, aber dieses fixiert sein auf die Protagonistin war mir zuviel.


    Wie bereits gesagt haben mich die letzten 50-100 Seiten nur noch abgeschreckt. Die Geschichte wurde immer schlimmer, beklemmender, deprimierender. Für mich war da keine Hoffnung auf irgendeine Besserung.


    Atmosphärisch ist das Buch wirklich großartig, auch wenn sie überwiegend negativ ist. Die Protagonistin ist sehr authetisch, geht mir ausnahmsweise mal nicht auf die Nerven, und hat mich trotz allem am lesen gehalten.
    Ob ich die Fortsetzung lese, weiß ich noch. Keine Ahnung, ob ich das nochmal schaffe. :-?

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."