Bo R. Holmberg - Rabenseelen

  • Klappentext:
    Im kargen schwedischen Angermannland wird ein Knecht mit einer Sense
    ermordet aufgefunden. Als Polizeiamtmann Harald Morell entdeckt, dass
    der Bruder des Toten im Frühjahr als angeblicher Selbstmörder unter die
    Erde gebracht wurde, glaubt er nicht an einen Zufall. In den Schaft der
    Sense eingeritzt finden sich die Buchstaben der Kreuzesinschrift INRI.
    Hat es Morell mit einem Rächer im Namen Gottes zu tun?


    Autor:
    Bo R Holmberg wurde 1945 in Dalen geboren. Er ist heute als Lehrer in
    Bredbyn im Angermanland tätig, dort lebt er auch mit seiner Frau Dorotea
    und seinen drei Kindern. Bo R. Holmberg ist mit seinen Kinderbüchern
    auch in Deutschland sehr erfolgreich.


    Meine Meinung:
    Wie so viele skandinavische Krimis ist auch "Rabenseelen" von der Grundstimmung her melancholisch bis depressiv. Die Frau des ermittelnden Länsmanns Morell hatte drei Frühgeburten, was das Leben und Handeln des Ehepaares fast das gesamte Buch hinweg überschattet. Trotzdem lenkt das häusliche Drama nicht allzu sehr von der Handlung ab. Immer wieder kommt das Thema Kinder kriegen und haben bzw. der Verlust von Kindern und die damit verbundenen Gefühle zur Sprache.


    Überhaupt wird viel gefühlt und empfunden. Das gab den Figuren sehr viel Tiefe, doch wurde es mir mit der andauernd thematisierten "fleischlichen Begierde" aller möglichen Beteiligten irgendwann zu viel. Es verging kaum eine Seite, auf der das Thema Sex und Lust nicht angesprochen wurde. Das fand ich auf die Dauer ziemlich nervig, denn es hatte oft nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun, sondern lenkte nur ab.


    Der Kriminalfall an sich war gut ausgearbeitet und spannend präsentiert. Die Handlung wird immer wieder aus Sicht des Mörders erzählt, aber auch abwechselnd aus Sicht der beiden ermittelnden Länsmänner. Auf diese Weise erfährt man viel über ihre Gefühle und Gedanken und lernt die einzelnen Figuren sehr gut kennen und verstehen.


    Auch der Erzählstil hat mir gut gefallen. Der historische Kontext war für mich stimmig und interessant, und die Lebensumstände der Bauern, Handwerker und Polizisten zur damligen Zeit wurden lebensnah wiedergegeben. Der Übersetzerin ist es zudem gelungen, die Sprechweise der Personen in landestypischer Manier darzustellen, ohne dass es gestelzt klang oder sich komisch anhörte. Im Epilog erfährt man zudem, was aus einigen der Personen geworden ist, und ganz zum Schluß verrät der Autor, welche der erwähnten Verbrechen tatsächlich passiert sind.


    Ein Personenverzeichnis und eine Landkarte runden das Buch ab.


    Fazit:
    Tiefschürfende Handlung, gutes Lokalkolorit, zuviel fleischliche Gelüste und Melancholie. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!