Albrecht Gralle - Schwarzer Samt. Eine Liebesgeschichte in Afrika

  • Inhaltsbeschreibung (von Amazon.de):
    Ghana in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Catherine, die hübsche einheimische Lehrerin, verliebt sich in den jungen deutschen Missionar Johannes Zimmermann. Der waschechte Schwabe aus Gerlingen ist aber mit der lebenslustigen, attraktiven Olga - seiner Sandkastenliebe - verlobt. Zwischen Catherine und Johannes fängt es allmählich an zu knistern. Ein Zustand, der für beide unerträglich wird, denn Catherine ist schließlich verheiratet ...


    Albrecht Gralle erzählt die bewegende Liebesgeschichte jenseits aller Klischees. Der Roman basiert auf historischen Dokumenten, vor allem auf Briefen und Tagebüchern.


    Meine Meinung:
    Aus einer Biografie einen Roman zu machen ist ja immer so eine Sache. Man dichtet Sachen oder Personen hinzu und irgendwie ist das Ganze anschließend oft eine nette Geschichte, die wenig mit den wahren Begebenheiten zu tun hat. Albrecht Gralle hat dieses Experiment mit "Schwarzer Samt -Eine Liebesgeschichte in Afrika" gewagt und insgesamt ein gutes Ergebnis erzielt.


    Zugegeben, ich war enttäuscht, als ich nach dem Lesen der Geschichte in den Danksagungen erfuhr, wen Gralle dazu erfunden und wie er den zeitlichen Ablauf verändert hat. Doch die Geschichte von Catherine Gewe und Johannes Zimmermann und ihrer buchstäblich interkulturellen Ehe bleibt erstaunlich und faszinierend, besonders unter den zeitlichen Umständen. Mitte des 19. Jahrhunderts war es alles andere als ungewöhnlich, als weißer Missionar eine Einheimische zu heiraten – und sie als gleichgestellt anzusehen.


    Catherine Gewe muss wirklich eine herausragende Frau gewesen sein, nicht nur wegen ihrer abrupt beendeten Kindheit, als sie mit acht Jahren von Afrika nach Kuba verschleppt wird, um dort als Sklavin verkauft zu werden. Gott greift jedoch ein und rettet sie durch eine weiße Familie, die sie adoptiert. Diese Ereignisse beschreibt Gralle im Schnelldurchlauf – gekonnt, aber wirklich sehr, sehr knapp. Natürlich stehen die Liebesgeschichte von Catherine und Johannes und somit ihr späteres Leben im Mittelpunkt des Buches. Trotzdem hätte ich mir an dieser Stelle doch mehr Einzelheiten gewünscht. Schade, dass dieser Spannungsbogen nicht aufgegriffen wurde.


    Was mir hingegen sehr gut gefallen hat: Der Autor lässt die Lebenswelten der beiden Protagonisten absolut authentisch wirken. Ob Afrika oder Schwaben – die Landschaft, die Menschen, die Sprache, alles wird überzeugend in Worte gekleidet und man bekommt das Gefühl, direkt vor Ort zu sein. Hieran wird auch deutlich, dass Gralle selbst einige Jahre in Afrika gelebt hat und weiß, wovon er schreibt.


    Bei aller Kritik – "Schwarzer Samt" ist spannend, kurzweilig und eine echte Liebesgeschichte. Der perfekte Urlaubsroman! Es empfiehlt sich allerdings, nicht hinten anzufangen …