Andrea Sawatzki, Ein allzu braves Mädchen

  • Andrea Sawatzki gehört seit vielen Jahren zu den besten und bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen und hat sich durch die Rolle der Tatortkommissarin Charlotte Sänger auch bei Krimifreunden einen Namen gemacht. Seit ihren durchweg gelungenen Einspielungen zahlreicher Hörbucher ist sie auch auf dem Buchmarkt präsent, auf dem sie nun mit ihrem ersten Roman debütiert.


    „Ein allzu braves Mädchen“ ist ein Buch, an das man nicht mit der Erwartung nach einem spannenden Krimi oder einem Psychothriller herangehen sollte, Dann ist die Enttäuschung des Lesers vorprogrammiert. Sawatzkis Buch ist das bewegende und fachlich hervorragend recherchierte Psychogramm einer Frau, die nicht immer Opfer bleiben konnte. Und es ist das überzeugende Porträt einer mitfühlenden und engagierten Psychiaterin, die mit viel Geduld und weiblichem Einfühlungsvermögen langsam die Frau zum Reden bringt über ihr Leben und ihr Schicksal. Und dann werden langsam und mit durchaus subtil aufrechterhaltener Spannung Zusammenhänge klar, die lange Zeit im Dunkeln waren.


    Denn als die Polizei in einem Waldstück eine verstörte junge Frau entdeckt und in die Psychiatrie bringt, wird etwa zur gleichen Zeit, nachdem seine stundenlang bellenden Hunde die Nachbarn aufmerksam gemacht haben, der 71- jährige Winfried Ott, offenbar mit einem scharfkantigen Gegenstand erschlagen, in seiner Villa vorgefunden.


    Natürlich ist für den kundigen Leser von Anfang klar, dass es zwischen beiden Geschehnissen eine Verbindung geben muss, doch Andrea Sawatzki schafft es gut, mit ihrer dichten Sprache in relativ kurzen Kapiteln die lange Geschichte der Verbindung dieser beiden Menschen langsam aufzuschlüsseln. Eine schon erwähnte Schlüsselrolle spielt dabei die aufmerksame und sensible Psychiaterin Dr. Minkowa, der das „allzu brave Mädchen“ nach anfänglichem Misstrauen ihre tragische, bewegende und schockierende Geschichte erzählt.


    Ein absolut gelungenes Romandebüt, das auch sprachlich zu überzeugen weiß, und dem man weitere Nachfolger wünscht.

  • Inhalt:
    Eine junge Frau wird in einem Wald gefunden. und erstmal in die Psychiatrie eingewiesen. Sie ist verwirrt und keiner kennt ihren Namen. Bei einem Gespräch mit der Patientin erfährt Dr. Minkowa ungeheuerliches aus ihrer Kindheit. Gleichzeitig wird ein 71 Jähriger Mann tot in seinem Haus aufgefunden. Was war die Ursache?
    Meine Meinung:
    Dieses Buch wollte ich lesen weil ich erst an einen Krimi oder Thriller dachte. Etwas spannendes auf jeden Fall, aber da hatte ich mich wohl nicht genug informiert. Das Buch läuft unter dem Genre Roman und ist eher ein Protokoll mehrerer Sitzungen bei der Psychiaterin.
    So gibt es hier so gut wie keine Spannung. Es ist als ob man als Zuschauer dem Gespräch zwischen Patientin und Dr. Minkowa beiwohnt. Trotzdem fand ich es interessant und auch ganz nett für zwischendurch. Immerhin sind es noch keine 200 Seiten und die haben es trotz wenig Spannung in sich. Wir lernen die verwirrte Frau immer besser kennen.
    Andrea Sawatzki hat es gut verstanden, die Verwirrung der Patientin auf die Geschichte zu übertragen, denn auch die war zunächst etwas verwirrend, aber leicht und flüssig zu lesen und nach und nach sah ich als Leser klarer. Ich ahnte worauf es hinaus lief, war aber dann doch überrascht über das Ende.
    Das Buch hat angenehm kurze Kapitel, so dass ich immer dachte: Noch eins, komm eins geht noch und schwupps war ich durch.
    Wenn auch im Klappentext schon von einer Leiche die Rede war gibt es hier keine wirkliche Ermittlungsarbeit. Die Leiche ist ein Nebenschauplatz und der taucht nur sehr selten auf. Der Fokus liegt ganz klar bei der unbekannten Frau
    Mein Fazit: Dieser Roman lässt sich gut mal eben zwischen durch lesen und ist wirklich gut geschrieben. Mir hat allerdings etwas gefehlt was mich so wirklich fesselte. So verblasst die Geschichte doch recht schnell.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Geschichte wurde ja schon zusammengefaßt, deswegen schreibe ich nur kurz meine Meinung :


    Ich fand das Buch großartig !! Die Geschichte gefiel mir gut, das Ende war überraschend und es war gut geschrieben
    Die Kapitel waren teilweise sehr kurz (manchmal waren die Kapitel nur 1 Seite lang)


    Ich würde es uneingeschränkt weiterempfehlen und vergebe
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Bei diesem Buch gehen wohl die Meinungen auseinander. Da bin ich gespannt, es liegt bereits in meiner SUB. :D

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich fand das Buch toll und habe es in einem Rutsch durchgelesen.


    Ich fand die Dialoge zwischen der Patientin und der Psychotherapeutin zunächst verwirrend. Sie machten aber gleichzeitg so neugierig, dass ich weiterlesen musste. Ich glaube, dass sich Andrea Sawatzki wunderbar in die Psyche des Mädchens eingearbeitet hat. Man spürt förmlich die innerere Zerrrissenheit und die Verwirrung. Und dann der ganz behutsame Versuch der Therapeutin, die Wahrheit herauszukitzeln.


    Es ist verstörend, welche Geschichte dahinter steckt. Menschliche Schicksale sind so vielfältig und so kann auch die Täterschaft für einen Mord nicht immer nur schwar oder weiß betrachtet werden.


    Ich kann es unbedingt zum Lesen empfehlen.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Die Autorin hat sich zwar eine fesselnde Handlung ausgedacht, aber aufs Erzählen versteht sie sich nicht so gut. Die ganze Geschichte läuft nur als Reminiszenz der (zunächst) namenlosen Frau ab, die sie der Psychiaterin im Gespräch schildert.


    Zu einem Spannungsroman, der sich in Richtung Krimi bewegt, gehören mehr als nur eine Leiche und ein Täter. Ein leichtes Prickeln, das ein Geheimnis verspricht, war nur am Anfang zu spüren, später verliert es sich, weil man ja weiß, was folgt: Die Frau erzählt immer mehr, und irgendwann präsentiert sie die Lösung.


    Auch das oft beschworene „Show, don’t tell“ kann man der Autorin ans Herz legen.
    Mich hat das Buch weder berührt noch gefesselt, ich war nur froh,


    edit:
    "Als Tochter einer Krankenschwester und eines Journalisten wächst die rothaarige Andrea Sawatzki im beschaulichen Kochel am See auf. Doch die Idylle wird schon früh getrübt, denn der Vater erkrankt an Alzheimer und stirbt, als Andrea 14 Jahre alt ist. Die Schauspielerei bezeichnet die großgewachsene, schlanke Mimin als ihren Rettungsanker, der sie aus der einsamen Welt in ihrem Elternhaus, das ganz auf die Pflege des Vaters konzentriert ist, herauslöst."
    habe ich gerade hier gefunden und finde es als Hintergrundinformation zum Buch interessant.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von Marie ()

  • Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich ziemlich enttäuscht zurück gelassen, was auch daran liegen mag, daß ich scheinbar mit falschen Vorstellungen an diese Geschichte herangegangen bin. Für mich klang das Ganze nach einem Krimi oder Thriller – so wird es auf dem Klappentext auch angekündigt – im Endeffekt war es aber eher eine psychologische Studie, denn allein eine Leiche und eine Täterin machen noch lange keinen Krimi.


    Die erzählte Geschichte ist zwar ergreifend und tragisch, aber nicht spannend. Von Anfang an ist die Täterin klar und der Verlauf beinhaltet fast nur die Gespräche zwischen der Psychiaterin und der zunächst unbekannten Patientin. Es gibt keine Stilmittel zur Spannungserzeugung, nur teilweise verstörende Fakten aus der Kindheit dieser Frau.


    Zudem handelt es sich um ein extrem kurzes Buch (173 Seiten mit recht großer Schrift), mit großzügigen freien Flächen vor und am Ende der Kapitel – teilweise ist ein Kapitel nur eine Seite lang, wurde aber auf zwei Seiten gedruckt. Effektiv sprechen wir also über vielleicht 140 Seiten Text.


    Im Nachhinein habe ich folgendes über Andrea Sawatzki gefunden:
    “Erst im Alter von acht Jahren zog Schauspielerin Andrea Sawatzki mit ihrer Mutter zu ihrem Vater.”
    “Tochter einer Krankenschwester”
    “Als sie 13 war starb ihr Vater an Demenz”


    So wie es aussieht ist es also ein autobiografischer Roman, in dem Frau Sawatzki ihre eigenen Erlebnisse und Gefühle verarbeitet hat. Mit diesem Wissen wäre ich vielleicht anders an dieses Buch herangegangen, aber so hat es mich leider nicht begeistern können.


    Fazit: Kurze psychologische Studie statt eines spannendes Krimis :bewertung1von5::bewertung1von5: