Fritz B. Simon - Wenn rechts links ist und links rechts. Paradoxiemanagement in Familie, Wirtschaft und Politik

  • Klappentext:


    Seit der großen Finanzkrise redet alle Welt von >systemischen Risiken<, >systemisch relevanten Banken" usw. Die Krise schafft das Bewusstsein dafür, dass der wirtschaftswissenschaftliche und politische Hausverstand scheitert, wenn es um die Steuerung komplexer sozialer Systeme geht.
    Fritz B. Simon betrachtet in diesem Reader Politik, Wirtschaft, Organisation, aber auch Familien aus einer systemtheoretische PErspektive und zeigt, dass sie allesamt paradox organisiert sind. Das bedeutet: Wer sein Handeln an einer Entweder-oder-Logik orientiert, ist zum Scheitern verurteilt - das Leben funktioniert anders als die Logik. Ambivalenz ist daher angemessen und der Normalfall: ein Zeichen von Intelligenz und Rationalität. Wer seine Ziele erreichen will, muss in der Lage sein, >um die Ecke zu< denken.
    Simon illustriert das an spannenden Fragen: Wie entstehen Genie und Wahnsinn von Organisationen? Warum haben sie einen ganz elementaren Bedarf an Langeweile? Was verbindet die Logik und Psychologie des Zockens mit der des Kapitalismus? Welches sind die PRinzipien subversiver Strategien? Warum entscheidet der Verlierer, wann ein Krieg zuende ist? Wieso sind >Rechte< auf >Linke< angwiesen (und umgekehrt)? Alle diese Beispiele verbindet die Frage: Welche Handlungsstrategien lassen sich für die Bewältigung von Paradoxien und widersprüchlichen Zielen entwickeln? - Ein erhellendes und unterhaltsames Buch.


    Eigene Beurteilung [Eigenzitat aus amazon.de]:


    Da die Frage, welche Banken "systemisch" wichtig sind immer wieder die "Bail-out"-Diskussion beeinflusst hat sich Fritz B. Simon in mehreren Artikeln und Vorträgen immer wieder mit der Frage beschäftigt, was "systemisch" in verschiedenen Zusammenhängen eigentlich bedeutet. In diesem Buch nun sind diese Beiträge gesammelt.


    Nach allgemeinen Betrachtungen von Organisationen und der Frage, weswegen diese Langeweile brauchen - eine Betrachtung, die mich zumindest mit ihrer Dringlichkeit genauso wenig überzeugen konnte, wie mit ihrer Kernaussage und die sich amüsanterweise vergleichsweise zäh las -, werden Familien als Hinführung zur Betrachtung zu Familienunternehmen betrachtet, was ein bisher noch relativ wenig bestelltes Feld darstellt. Hier werden auf jeden Fall interessante weiterführende Studienfelder aufgezeigt.


    Im letzten Abschnitt des Buchs geht es dann um die Wirklichkeit der Psychologisierung von Wirt-schaft und die Vormachtstellung, die sich wirtschaftliche Überlegungen nach Meinung des Autoren in den letzten Jahren erkämpft haben - wobei Spekulationen zu Denkweisen von Menschen in der Antike und in Feudalsystemen ruhig deutlicher als Spekulationen hätten gekennzeichnet werden dürfen. Trotzdem sind die Überlegungen, die hier gemacht werden - z.B. beim Vergleich von Wirtschaftssystemen und ihren Abläufen mit Glücksspiel oder Kriegsszenarien - durchaus bedenkenswert und erscheinen erschreckend beschreibungsadäquat.


    Krieg, Kunst, Kriegskunst und Betrachtung "asymmetrischer Kriegsführung" und des Terrorismus aus systemsicher Sicht strukturieren ebenfalls Beobachtungen aus anderer Lektüre und den Meiden noch einmal neu, was zum Teil ein wenig mehr Ruhe in das Denken der Leserschaft bringen kann - immer eingedenk der bereits im ersten Kapitel wieder aufgerufenen Tatsache, dass alle Modelle - also auch systemische - nur eine mehr oder minder unvollkommene Abbildung der Wirklichkeit sind, was Politiker nur allzu gerne übersehen, wie ein eigenes Kapitel zur Politikberatung noch einmal deutlich zeigt. Hierbei ist auch die Betrachtung des politischen Systems als eine eigene systemische Entität über historische Zeiträume im letzten Kapitel interessant.


    Alles in Allem ein sehr interessantes und hilfreiches Buch, das einem helfen kann, die verwirrenden modernen Zeiträume ein wenig genauer zu ordnen, wenn man auch bedenken muss, dass Aussagen zur Historie und zu wirtschaftlichen Zusammenhängen durch einen Psychologen nicht unbedingt Expertenwissen sind. Aber bei einer solchen interdisziplinären Übung ist das meist sowieso der Fall, egal, aus welcher wissenschaftlichen Ecke die Betrachtungen kommen.