Bernd Thränhardt - Ausgesoffen: Mein Weg aus der Sucht

  • Ein Leben ohne Alkohol, wie soll das gehen?


    Ganz oder gar nicht!
    Dass es geht, zeigt Bernd Thränhardt in seiner Autobiographie „Ausgesoffen: Mein Weg aus der Sucht“ auf eindringliche Art und Weise.


    Gnadenlos, direkt und ohne Tabus schildert er seinen Auf- und Abstieg in einer Welt der Reichen und Schönen, an der er, der äußerst gesellige und lustige Typ, in vollem Maße teilhaben will. Dabei „helfen“ ihm Alkohol und Kokain. Nach und nach bewegt er sich immer mehr am Rande des Limits, auf einem Drahtseilakt zwischen Leistung und Versagen, beruflich und privat. Auf exzessive Partynächte im Rausch und Wahn folgen ernüchternde, qualvolle Tage, die an Körper und Geist zehren. Sex & Drugs lautet die eine Devise, Streben nach Anerkennung und Ruhm die andere. Der teuflische Kreislauf beginnt und führt in den unvermeidlichen Abgrund.


    Selbstkritisch und ohne Schuldzuweisung berichtet Bernd Thränhardt über eine dunkle Episode seines Lebens und lässt den Leser hinter die Fassaden von Stars und Sternchen aus Sport und Unterhaltung blicken, die ihm dank des jüngeren Bruders Carlo, in aller Munde durch dessen herausragende Hochsprungerfolge in den 80er Jahren, geöffnet werden.
    Als Filmemacher und TV-Journalist macht sich auch Bernd einen Namen. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch aufgrund seiner vom Alkohol beherrschten Lebensweise häufiger zu physischen und psychischen Ausfällen, die schließlich im absoluten Tief enden, das er erst nach mehreren zum Scheitern verurteilten Versuchen langsam, mit professioneller Unterstützung und einer gehörigen Portion Selbstdisziplin überwinden kann.


    In kurzen Kapiteln mit prägnanten Überschriften, erzählt Bernd Thränhardt, unter Mitwirkung von Jörg Böckem, Journalist, Autor und ehemaliger Junkie, seine sehr persönliche Geschichte, die aufgrund ihrer Realität berührt und Empathie, Verständnis und Hoffnung weckt.


    Der Weg eines mir bis jetzt unbekannten Menschen gleicht dem Weg vieler, die die Lösung aller Probleme im Alkohol oder anderen Drogen sehen, abhängig werden und ihre Sucht bekämpfen wollen, mit dem Unterschied, dass sie weniger berühmt, weniger reich, weniger gesellschaftlich anerkannt sind und keine Bücher veröffentlichen können.
    Der Schritt, sich als Alkoholiker zu bekennen, ist für die Betroffenen kein leichter. Denn wann fängt Alkoholismus eigentlich an? Beim täglichen Bier zum Mittagessen oder beim allabendlichen Glas Wein?


    Ich habe den Werdegang einer schwachen und zugleich starken Persönlichkeit mit großem Interesse verfolgt und einen sympathischen Menschen kennen gelernt, dessen Offenheit und Ehrlichkeit mich beeindruckt und bewegt hat. Ihm ist es geglückt, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, mutig, konsequent und in meinen Augen bewundernswert.
    Seit 10 Jahren ist Bernd Thränhardt nun trocken, eine Trockenheit, die er selbst als Marathon bezeichnet. Ich wünsche ihm weiterhin viel Kraft, Durchhaltevermögen, besonders in schwierigen Situationen, in denen sich das Suchtgedächtnis zu Wort meldet, und natürlich ein gutes Gelingen in der wichtigen Arbeit als Suchtberater und Therapeut.