Kurzbeschreibung
Jeane und Michael könnten wohl kaum unterschiedlicher sein. Sie ist eine weltbekannte Blogging Queen und ein totaler Freak, er dagegen der Liebling aller Schwiegermütter und in der Schule mit überragendem Talent gesegnet. Wenn die beiden aufeinandertreffen, dann können sie nur eins: streiten. Bis ein unerwarteter Kuss ihre komplette Welt auf den Kopf stellt, denn plötzlich können sie gar nicht mehr aufhören, sich zu küssen...
Meine Meinung
Die Geschichte klingt jetzt nicht überwältigend oder gar großartig, die Rollenverteilung ist überhaupt nicht neu, doch trotzdem war ich sehr gespannt auf das Buch, vor allem weil es durch den Einsatz von Sozialen Netzwerken wie Twitter und Co. nach Aktualität und interessanten Erzählformen klingt. Leider wird die Vielfalt dieser Mittel nicht wirklich genutzt, doch das war nur meine geringste Sorge...
Ich habe ganz klar ein Problem mit der Protagonistin Jeane Smith, denn es gibt wohl keine andere Figur, mit der ich mich so gut identifizieren konnte und für die ich gleichzeitig so einen Hass entwickeln konnte. Ihre Meinung zur Verblödung der Jugend, die Sensations- und Markengeilheit und der gesellschaftliche Zwang, das alles sind Themen, die Jeane und auch mich persönlich sehr beschäftigen und aufregen. Doch ihre ausgeprägte Sucht nach Aufmerksamkeit, die sie durch exzessiven Medienkonsum und ein rebellisches Auftreten stillt, und ihr komplett unangemessenes Verhalten in einigen Situationen haben mir wirklich den letzten Nerv geraubt.
Außerdem hasse ich ihre extreme Heuchelei und Inauthentizität. Jeane möchte kein Teil der ihrer Meinung nach völlig verkorksten Gesellschaft sein und rebelliert, das ist ja noch okay. Aber ihre Aussagen zu einigen Themen wie Musik (sie meinte, sie wäre ja ach so individuell und höre deswegen Lady Gaga... finde nur ich dies total peinlich?) und Mode (nur weil sie gegen Markenklamotten rebelliert und um aufzufallen, kleidet sie sich wie ein Paradiesvogel auf Crack, völlig überzogen) empfinde ich als unpassend und gezwungen eigen. Sie soll eine einzigartige Figur ergeben und ist völlig lächerlich geworden...
Und zeigt mir bitte auch nur einen einzigen Menschen, der es schafft, für die Schule (Abitur) zu lernen, tonnenweise Bücher zu lesen, ellenlange Blogs zu schreiben, alle paar Minuten bei Twitter den Status zu aktualisieren, Kolumnen für Magazine zu schreiben, Präsentationen auf öffentlichen Veranstaltungen zu halten, mit Freunden was zu unternehmen, Videos zu drehen, Haushalt zu erledigen, sich nur von Haribos zu ernähren (übrigens Schleichwerbung... Hab noch nie so oft eine Marke in Büchern vorkommen gesehen) und dabei keinen Burn out zu kriegen. Bitte.
Die einzige Abmilderung gibt der zweite Ich-Erzähler Michael Lee (es wird kapitelweise gewechselt zwischen ihm und Jeane), denn im Gegensatz zu Jeane beherrscht er das rationale Denken und wirkt nicht so unnatürlich und aufgesetzt.
Ich bin kein Fan von Schubladendenken in Geschichten, vor allem wenn es so wirkt, als hätte der Erzähler so gar keine Ahnung von dem, was er von sich gibt. Und hier wird man nicht nur damit sondern auch noch mit extremen Vorurteilen konfrontiert.
Leider sind mir an der Geschichte noch so einige andere negative Sachen aufgefallen, die ich aber nicht alle aufzählen möchte, da ich das Buch nicht komplett in der Luft zerreißen will, das wäre unfair.
Einige gute Sachen gibt es natürlich auch: Der Schreibstil ist locker und leicht, liest sich flüssig. Und einige Sätze sind mir auch positiv aufgefallen, weil sie doch irgendwo mal ein bisschen Kritik am
Medienkonsum der heutigen Jugend enthalten. Beispiel: "Warum musst du aber auch immer jede Kleinigkeit twittern, die dir gerade passiert?" (S. 345) Ja, warum?
Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, dafür hat es mich persönlich zu sehr aufgeregt und weist viel zu viele Mängel auf.