Silvia Stolzenburg - Im Reich der Löwin

  • Englang im Jahre 1194. Nachdem Richard Löwenherz aus der Geiselhaft in die Heimat zurückkehrt, muss er sich dort zuerst der Intrige seines Bruders John Lackland stellen und diese niederkämpfen. Löwenherz setzt Hubert Walter als seinen Stellvertreter ein und macht sich auf den Weg nach Frankreich, um die verlorenen Gebiete zurück zu erobern.


    Während der Abwesenheit von Richard gibt der angeschlagene Lackland keine Ruhe und intrigiert weiter, wodurch sich in London Aufstände erheben, die Richards Kreuzzüge nicht weiter finanzieren wollen.


    Neben den politischen und kämpferischen Darstellungen spielt auch eine andere Geschichte in diesem Buch eine Rolle. Jeanne de Maine, zwangsverheiratet mit Arnauld de Touraine, flüchtet vor ihrem Ehemann in ein Kloster. Derweil verdingen sich die zwei Halbbrüder Roland und Humphrey als Knappen ihr Geld. Roland trifft auf Jeanne und verliebt sich in sie, doch müssen sie warten, bis Jeannes Ehe durch den Papst annuliert wird. Während Roland an der Seite des Königs kämpft und dafür sogar zum Ritter geschlagen wird, versucht die Mutter des Königs, Jeanne für ihre Zwecke einzuspannen. Ob Roland und Jeanne am Ende doch noch ihr Glück finden und welche Intrigen auch nebenher gesponnen werden, werde ich hier nicht erwähnen.


    Nach „Schwerter und Rosen“ ist dies der zweite Teil von Silvia Stolzenburg über die Zeit von Richard Löwenherz. Die Autorin hat wieder einmal hervorragend recherchiert und die belegten Geschichtsdaten in ihrem Roman hinterlegt und in ihre fiktive Handlung einfließen lassen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, man taucht regelrecht in die Geschichte ein und freut sich, auch „alte Bekannte“ aus dem ersten Roman wiederzufinden und von ihrem weiteren Leben zu lesen. Für mich war Silvia Stolzenburg schon durch „Schwerter und Rosen“ eine echte Entdeckung, die sich für mich durch diesen zweiten Roman nur noch mehr gefestigt hat. Es ist Geschichte zum Miterleben und wird nicht eine Minute langweilig. Wieder ein Buch der Extraklasse, und Liebhaber von gut
    recherchierten historischen Romanen kommen hier voll auf ihre Kosten. Für dieses Buch kann ich nichts anderes als eine absolute Leseempfehlung geben!!!


    Von mir gibt es volle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Nach seiner Geiselhaft in Österreich und Deutschland kommt Richard Löwenherz nach England, wo sein Bruder John die Macht
    übernommen hatte, zurück, um seinen Thronanspruch zu sichern. Doch bald muss er
    sich wieder auf einen Feldzug begeben, denn der französische König Philipp II
    macht ihm seine Gebiete auf dem Kontinent streitig.


    Vor diesem Hintergrund erzählt die Autorin die Geschichte einiger interessanter
    Menschen, zum Teil fiktive, zum Teil historische Persönlichkeiten. „Im Reich
    der Löwin“ ist die Fortsetzung von „Schwerter und Rosen“ und erzählt die
    Geschichte einiger der Charaktere aus jenem Buch weiter, führt aber auch neue
    Personen ein. Die Geschichte wird, wie schon im Vorgänger, aus verschiedenen
    Perspektiven erzählt, das erhöht nicht nur die Spannung sondern lässt die
    Geschichte auch deutlich tiefer gehen.


    Unter den männlichen Charakteren sticht Richard Löwenherz ganz klar hervor. Er
    hat hier eine deutlich größere Rolle als in „Schwerter und Rosen“. Ich denke,
    der Autorin ist es sehr gut gelungen, sein nicht gerade einfaches Naturell
    darzustellen. Neu dabei sind Richards Halbbrüder Roland und Henry, die ich
    beide als große Bereicherung empfinde. Vor allem Roland gefällt mir sehr gut,
    er wird Knappe seines Bruders Richard und ist somit immer vorne mit dabei.
    Gleichzeitig ist er Teil der Liebesgeschichte, die das Buch erzählt, denn er
    verliebt sich in Jeanne, eine französische Adelige, die, verheiratet mit einem
    ungeliebten Mann, versucht, ihrem Schicksal zu trotzen.


    Überhaupt gibt es einige starke Frauengestalten in diesem Buch, neben Jeanne
    treffen wir Alienor von Aquitanien wieder, Richards Mutter, eine der stärksten
    Frauengestalten dieser Zeit, die aber hier leider nur eine kleine Rolle hat,
    außerdem Berengaria, Richards Ehefrau, die ihr eigenes Leben lebt. Leider kann
    ich Catherine, eine der Hauptcharaktere aus dem Vorgängerband, nicht dazu
    zählen, denn sie gibt hier eine eher schwache Vorstellung.


    Insgesamt sind die Charaktere alle gut gezeichnet und ihre Handlungen größtenteils
    nachvollziehbar dargestellt. Gerade durch die Perspektivenwechsel kommt man den
    einzelnen Charakteren deutlich näher als das sonst der Fall wäre, gerade bei
    der großen Anzahl an Akteuren.


    Die Handlung ist interessant und spannend beschrieben. Der Autorin gelingt es
    dabei sehr gut, fiktive, legendäre und historisch belegte Begebenheiten
    geschickt miteinander zu verweben. Mich hat es wieder stark inspiriert, nach
    den tatsächlichen Ereignissen zu googeln und so das eine oder andere Neue zu
    lernen. Für mich macht das einen guten historischen Roman aus.


    Hat mich im Vorgänger noch das etwas zu ausführliche Einbeziehen der Schlachten
    gestört, sind diese hier nur ein Hintergrundrauschen. Der Fokus ist ganz klar
    auf die zwischenmenschlichen Ereignisse gerichtet. Trotzdem bekommt man auch
    einen guten Eindruck vom kriegerischen Geschehen.


    In einem Anhang erfährt man einiges über die tatsächlichen Ereignisse, außerdem
    gibt es eine Karte und ein Personenregister, ich finde es immer sehr lobenswert,
    wenn ein historischer Roman so etwas enthält.


    Insgesamt ein praller historischer Roman, gut recherchiert, toll geschrieben,
    spannend und absolut empfehlenswert.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • treffen wir Alienor von Aquitanien wieder, Richards Mutter, eine der stärksten
    Frauengestalten dieser Zeit,

    :lechz:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Inhalt


    „Im Reich der Löwin“ schließt in seiner Handlung an „Schwerter und Rosen“ an und erzählt die Geschichte von Richard Löwenherz zwischen 1194 und 1199. Nach jahrelanger deutscher Haft kommt er gegen ein hohes Lösegeld frei und hat gleich an mehreren Seiten zu kämpfen. Auf der einen Seite wird er von seinem Bruder John Lackland, will als Richards Erbfolger auf die Krone eingesetzt werden. Auf der anderen Seite steht Richard Löwenherz seit dem 3. Kreuzzug mit Philipp II in Konflikt. Es gelingt ihm weite Teile Frankreichs von Philipp zurück zu erobern.


    Dieser Roman spielt, wie es der Titel sagt größtenteils in Frankreich, im Reich Aliénor von Aquitanien, die die Fäden der Macht im Hintergrund in der Hand hält. Die Zeit von 1194 bis zur Richards Tod 1199 ist geprägt von zahllosen kriegerischen Auseinandersetzungen in Frankreich, politischen Unruhen in England und Intrigen bei Hofe. Vor diesem Hintergrund begleitet der Leser Roland Plantagenet, den fiktiven Halbbruder Richards, der sich in die junge Jeanne de Maine verliebt. Richard hat allerdings mit Jeanne andere Pläne, er möchte durch sie eigene Beziehungen verbessern. Roland entwickelt sich vom unerfahrenen Knappen zum tapferen und erfolgreichen Ritter bis er eines Tages vor dem wichtigsten Tournier seines Lebens steht.



    Meine Meinung


    Bei „Im Reich der Löwin“ handelt es sich um einen historischen Roman, der sich deutlich unterscheidet vom Typ „Liebesgeschichte vor historischer Kulisse“. Das Buch ist ein Füllhorn an historischen Informationen und ich bin sicher, dass man beim wiederholten Lesen immer wieder neue Details findet an geschichtlichen Verflechtungen, die manchmal im Vorbeigehen erwähnt sind.


    Die Handlung des Romans wird aus verschiedenen Perspektiven in chronologischer Reihenfolge erzählt. Die meisten handelnden Figuren sind historisch belegt und glaubhaft charakterisiert. So sind der aufbrausende Charakter und seine bisweilen leichtsinnige Verhaltensweise von Richard Löwenherz sehr gut vorstellbar. Die fiktiven Personen sind geschickt eingewoben in das Beziehungsgefüge der historisch verbürgten Figuren. Eine Personenübersicht und eine Karte von Frankreich erleichtern einem das Verständnis.


    Die Liebesgeschichte, die sich zwischen zwei Figuren anbahnt ist sehr behutsam eingefügt, man erlebt, wie ungewiss das Leben von jungen, an sich privilegierten Frauen war, weil sie, oft als Spielball für Machtintrigen dienten.


    Ich habe dieses Buch ohne Kenntnis des ersten Bandes gelesen und habe nach kleineren Anfangsschwierigkeiten gut in die Geschichte hinein gefunden. Die schnell aufeinander abfolgenden Szenenwechsel fand ich manchmal etwas anstrengend. Kaum hatte ich mich in eine Handlungsumgebung eingelesen, wurde ich wieder durch einen Wechsel des Schauplatzes herausgerissen. Aus diesem Grund empfehle ich das Buch so zu lesen, dass man ausreichend Zeit am Stück damit verbringen kann.


    Der Schreibstil von Silvia Stolzenburg sagt mir sehr zu, weil sie es förmlich versteht, mit Worten zu malen. Ich konnte mir die Burgen und Heereslager immer sehr gut vorstellen. Man spürt, dass die Autorin auch bei Kleinigkeiten wie architektonischen Besonderheiten oder der Kleidung sehr genau recherchiert hat.


    Aufgrund des Titels hätte ich erwartet, dass Aliénor von Aquitanien eine etwas wichtigere Rolle spielt. Wichtig ist sie natürlich schon, da sie im Hintergrund die Fäden in der Hand hat und auf ihre beiden Söhne Richard und John einwirkt. Aber im Gegensatz zu Richard Löwenherz sie ist mir hier doch recht fremd geblieben.



    Mein Fazit


    „Im Reich der Löwin“ ist ein sehr reichhaltiger historischer Schmöker, der dem Leser die Geschichte von Richard Löwenherz nach seiner Rückkehr ins Reich bis zu seinem Tod näher bringt. Das Buch ist der zweite Teil von „Schwerter und Rosen“ und kann eigenständig gelesen werden. für den optimalen Lesegenuss empfiehlt sich aber die Einhaltung der Reihenfolge.
    Ich vergebe diesem Buch eine Lesempfehlung für Liebhaber guter historischer Mittelalter-Romane. Allerdings ist es keine leichte Lektüre und erfordert die Bereitschaft, sich etwas intensiver mit der Lektüre zu beschäftigen als es beim üblichen Unterhaltungsroman der Fall ist.


    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!