Klappentext (Quelle: www.script5.de):
Hilflos musste Joy mit ansehen, wie Neél von ihren eigenen Leuten gefangen genommen und gefoltert wurde. Ihre große Liebe, all ihre Hoffnungen und Zukunftspläne zersplittern zu einem Scherbenhaufen, als sie schließlich von Neéls Tod erfährt. Trotz ihrer unendlichen Trauer fasst Joy einen folgenschweren Entschluss: Sie will nicht länger zu Matthials Clan gehören. Also macht sie sich allein und schlecht ausgerüstet auf den Weg durch Bomberland und von feindlichen Clans besetztes Gebiet. Es ist eine Suche nach Antworten: Wie starb Neél? Und warum? Doch es ist auch eine Suche, an deren Ende Hoffnung steht. Hoffnung auf eine zweite Chance.
Über die Autorin (Quelle: www.script5.de):
Jennifer Benkau wurde 1980 in Nordrhein-Westfalen geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern, zwei Katzen und einer weißen Schäferhündin inmitten lauter Musik und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. Momentan schreibt Jennifer Benkau an ihrem nächsten script5-Titel.
Aufbau / Allgemeines:
"Dark Destiny" besteht aus 464 Seiten und ist als Hardcover-Ausgabe im script5-Verlag erschienen. Es besteht aus 45 Kapiteln plus einem Intro, das dreieinhalb Jahre nach dem Ende des Buches spielt. Jedes Kapitel wird mit einer längeren Überschrift eingeleitet, von denen jede einzelne wunderbar ausgewählt wurde und meist wie die Faust aufs Auge zum kommenden Geschehen passt. Auffällig ist das sehr schöne, in blau und schwarz gehaltene Cover, das hervorragend zum gelb-schwarzen des Vorgängers passt.
Inhalt:
Nach dem Chivvy kam Joy frei und ist wieder bei ihrem alten Weggefährten Matthial, der sich mittlerweile als Clanführer versucht. Aber auch der Percent Neél, den sie in ihrer Gefangenschaft lieben gelernt hat, ist bei ihnen, allerdings als Gefangener. Er wurde der Sonne ausgesetzt, was seinem Körper erheblichen Schaden zugefügt hat. Matthials Plan ist es, Neél an den knallharten Clanführer Jamie zu verkaufen um sich somit Vergünstigungen zu erkaufen. Nach der Übergabe erzählt er Joy, dass Neél dabei umgekommen ist, aber er weiß nicht genau wie es passiert ist. Während sich der kleine Clan um Matthial unter der Erde verkriechen muss, nagt an Joy die Ungewissheit. Sie muss wissen, was mit Neél passiert ist und flüchtet. Bei Jamies Clan erfährt sie, dass Neél gar nicht gestorben ist, sondern zurück in der Stadt bei seinen Leuten ist und sie von Matthial angelogen wurde. Jamie wiederum will Joy gefangen nehmen und sie an die Percents ausliefern, aber sie kann knapp entkommen. Auf der Flucht stirbt sie fast, da sie von einem Rudel Mutantratten angefallen wird. Sie wird aber in letzter Sekunde von Clanfreien gerettet. Nun will sie sich auf die Suche nach ihrem geliebten Neél begeben.
Dieser kann sich in der Zwischenzeit nur schwer wieder bei seinem Volk integrieren. Durch die Aussetzung in der Sonne ist er entstellt, er kommt mit seinem Beruf als Hauptmann nicht klar und ertränkt seinen Kummer in Alkohol. Doch sein alter Mentor Cloud, der mittlerweile in die Triade aufgestiegen ist, hat geheime Pläne mit ihm: Heimlich soll sich Neél ein Boot stehlen und sich in fernes Land begeben, wo scheinbar Menschen und Percents friedlich zusammenleben. Niemand darf davon erfahren, denn der Fortbestand der Percents ist in großer Gefahr. Neél jedoch lehnt dieses Angebot ab und ist bereit, dafür seine Existenz aufs Spiel zu setzen. Wird das angespannte Verhältnis zwischen Menschen und Percents zu einem Krieg führen oder kann dieser verhindert werden?
Eigene Meinung:
"Dark Destiny" schließt nahtlos an den Vorgänger "Dark Canopy" an, der für mich zu den besten Dystopien gehört, die ich jemals gelesen habe. Die sanfte Liebesgeschichte zwischen Angehörigen zweier fremder Spezies und die offen geführte Feindschaft dieser Völker, die jederzeit zu eskalieren droht, hat mich schwer begeistert. Ich war sehr gespannt ob Jennifer Benkau dieses Niveau mit dem zweiten und letzten Teil dieser kleine Reihe halten kann, da man als Leser nun vor ganz anderen Voraussetzungen steht. Hat sie dies geschafft? Jein! Das ganz hohe Niveau konnte einerseits nicht gehalten werden, aber andererseits ist "Dark Destiny" trotzdem ein würdiger Nachfolger geworden, der die Vorlagen aus "Dark Canopy" geschickt weiterführt, im letzten Drittel für große Spannung sorgt und große Gefühle an den Leser überträgt.
Die größten Pluspunkte hat die Autorin bei mir mit den überragenden Charakteren gesammelt. Neél und Joy sind eigentlich nahezu perfekt geworden um das Herz des Lesers höher schlagen zu lassen. Beide sind sehr sympathisch und man konnte ganz wunderbar mit ihnen mitfiebern. Trotzdem wirkten sie alles andere als glattgebügelt und hatten Ecken und Kanten, waren äußerst vielschichtig und interessant. Dystopien oder Jugendfantasybücher kranken oft daran, dass ihre Hauptpersonen in meinen Augen ihre Emotionalität nicht richtig verteilen, so dass dies auf den Leser unglaubwürdig wirkt. Sie haben die perfekteste, beste und wunderbarste Liebe auf der Welt gefunden, sind jedoch gezwungen, diese auf Grund ihrer moralischen Vorstellungen oder anderer Pflichten aufzugeben. Solche Plots kommen oft sehr unrealistisch bei mir an, da die komplexe Gefühlswelt dieser manchmal als Übermenschen dargestellten Charaktere nicht mehr nachvollziehbar ist. Aber nicht in diesem Buch! Es wird einem gar nicht erst vorgegaukelt, dass man hier von der unsterblichsten Liebe aller Zeiten liest. Neél und Joy lieben sich sehr, haben viel Spaß miteinander, haben zusammen Mauern niedergerissen und Grenzen überwunden, aber dass die beiden auch anderen Prioritäten haben oder irgendwann haben könnten, ist einem zu jeder Sekunde bewusst. Auch die weiteren Charaktere sind alle mehr als gelungen. Hier wären vor allem noch Joys alter Weggefährte Matthial und Neéls Mentor Cloud zu nennen. Es sind beides Figuren, die das genaue Gegenteil von Schwarzweißmalerei sind. Es gibt Szenen, da möchte man ihnen den Hals umdrehen und dann gibt es wieder solche, bei denen man spürt, dass sie trotz ihres auf den ersten Blick vielleicht negativ erscheinenden Handelns, das Richtige tun. Beide waren jedenfalls ein großer Gewinn für dieses Buch und auch ungeheuer wichtig um das Tun der beiden Protagonisten nachvollziehen zu können.
Das Verhalten der äußerst unterschiedlichen Völker zueinander wurde definitiv nicht mit der rosaroten Brille gesehen. Wie gerne würde man es doch sehen wenn verfeindete Völker, Länder, Rassen oder was auch immer die Vergangenheit ruhen lassen und vorurteilsfrei aufeinander zugehen könnten. Aber ist dies die Realität? Eher nicht und in diese unbequeme Kerbe schlägt dieses Buch. Bei vielen Menschen herrschen Misstrauen und Hass gegenüber den Andersartigen. Die einst unterdrückten Percents wiederum wollen ihre Macht nicht mehr hergeben und zeigen dies oft auf sehr brutale und unterdrückende Art und Weise. So dreht man sich im Kreis, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint und statt Versöhnung glaubt man eher an einen verheerenden Krieg. Gerade das Ende von "Dark Canopy" geht in diese Richtung und es hat bei mir regelrecht Gänsehaut erzeugt. Jennifer Benkau hat ein Ende geschrieben, das nochmals alle Gefühle, die die beiden Bücher transportiert haben, hochkommen ließ. Es war gleichzeitig traurig, wunderschön, melancholisch und versöhnlich.
Der Grund, warum ich "Dark Destiny" nicht ganz so gut bewerte wie den Vorgänger, ist, dass sich doch vor allem am Anfang einige kleine Längen eingeschlichen haben. Die Geschichte um Joy kommt nicht ganz so gut in Fahrt und ist nicht so interessant wie die Szenen, die der Leser mit Neél verbringt. Später wird man zwar für vieles entschädigt, gerade zum Ende hin, wenn sich die Ereignisse zuspitzen und es immer spannender wird, aber ein kleines Manko stellen diese Abschnitte trotzdem dar. Auch einige im Sand verlaufende Handlungsstränge und in der Bedeutungslosigkeit versunkene Charaktere haben dazu beigetragen.
Fazit:
"Dark Destiny" ist ein sehr emotionales Buch, das große Gefühle, eine fesselnde Handlung und starke Charaktere in einer ungeschönten, harten Welt vereint.