Seitenzahl: 333
Autorenportrait:
(Quelle: Buchcover/Verlag)
Carolina De Robertis hat lateinamerikanische Wurzeln, denn ihre Familie stammt aus Uruguay. Die 1975 geborene Autorin wuchs in England, der Schweiz und Kalifornien auf. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Kalifornien, wo die Autorin heute noch lebt. Neben ihrem Engagement für Frauen und für die Rechte ethnischer Minderheiten in ihrem Land arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin aus dem Spanischen.
Mit ihrem ersten Roman "Die unsichtbaren Stimmen" hatte sie gleich ihren internationalen Durchbruch: Das Buch erschien in über 20 Ländern und stand in Deutschland lange auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Kurzbeschreibung:
(Quelle: Buchcover/Verlag)
Als einziges Kind gut situierter Eltern wächst Perla wohl behütet in Buenos Aires auf. Ihre Mutter ist schön und elegant, aber unnahbar, ihr strenger Vater ein Marineoffizier, über dessen Beruf man nicht spricht. Als Perla eines Tages in der Schule eine Geschichte über die "Verschwundenen" schreibt - Personen, die zur Zeit der Militärdiktatur aus dem Weg geräumt wurden und verschwanden,- erteilt der Vater ihr Hausarrest und straft sie mit seinem Schweigen.
Obwohl Perla ahnt, dass über der Vergangenheit der Eltern ein dunkler Schatten liegt, ist ihre Liebe zu ihnen bedingungslos. Doch eines Tages kommt ein ungebetener Besucher in ihr Wohnzimmer, und nichts ist mehr wie zuvor. Denn nun beginnt für sie eine Reise, auf der sie sich ihrem eigenen Schicksal stellen muss. Ein Schicksal, das sie mit vielen anderen ihrer Generation teilt - das Schicksal eines ganzen Landes.
Meine Meinung:
Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Psychologie-Studentin in Buenos Aires - Perla, die auf der Suche nach sich selbst und ihren Wurzeln ist; die in einem Land lebt, das von 1976 bis 1983 von der Militärdiktatur beherrscht wurde. Diese Regierung hat unauslöschliche Spuren in der Seelen der Menschen hinterlassen.
Viele sind dem militärischen Regime zum Opfer gefallen: wie die, die "Verschwundenen" genannt wurden - "Desaparecidos" - die Menschen, die von der Staatsgewalt verhaftet, entführt, verschleppt, gefoltert und ermordet worden sind. Es gab viele "Verschwundenen" - man spricht von 30 000: Männer, Kinder, Frauen. Familien wurde auseinandergerissen, Kinder von den ermordeten Frauen oder gleich nach der Entbindung zur Adoption frei gegeben - eine grausame Zeit.
Atmosphärisch dicht erzählt die Autorin Perlas Geschichte.
Geschichte einer 22-jährigen Frau, die in einem, von der Diktatur gepeinigten Land, in dem die Demokratie erst im Begriff war eine zu werden, aufgewachsen ist. Dafür aber in behüteten familiären Verhältnissen.
"Mamá war von Schönheit umgeben. Papá war ein starker Mann, der abends in einer immer noch makellosen Uniform nach Hause kam, und ich hatte Glück solche Eltern zu haben." - so erlebt Perla ihre Eltern.
Ihr Leben lang ist sie bestrebt, eine gute Tochter zu sein: wohl erzogen, brav - ganz nach den Wünschen ihrer Eltern, "selbstbewusst und strahlend"- wie sie selbst sich einschätzt.
Eines Tages, als ihre Eltern verreist sind, und sie zur Hause allein ist, entdeckt sie einen nackten, entkräfteten Mann, der vollkommen durchnässt in ihrem Wohnzimmer zusammengerollt liegt. Es ist ihr weder klar, wie er ins Haus gekommen ist, noch wer er ist...
Perlas innere Zerrissenheit wird im Laufe der Erzählung immer stärker. Die Gedanken, die ihren Anfang in den Gesprächen mit ihrem Freund Gabriel, der als Journalist tätig ist, gefunden haben, nahmen bestärkt durch die Worte des Unbekannten auf dem Boden ihres Wohnzimmers, ihren Gestalt an. Die Wahrheit findet ihren Weg in das Leben der jungen Frau.
Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist anspruchsvoll, stellenweise poetisch. In die Erzählung fließen viele Gedanken und innere Betrachtungen der Protagonisten mit ein.
Eine bewegende und lesenswerte Geschichte.
Von mir
Noch ein Satz, das mir besonders gefiel:
"Manche Dinge kann der Verstand allein nicht fassen. Also hör, wenn du kannst, mit deinem ganzen Sein zu."