David Kenyon Webster - Parachute Infantry

  • (Keine deutsche Übersetzung verfügbar.)


    David Kenyon Webster steckt mitten in seinem Studium der Literaturwissenschaften in Harvard, als er sich 1942 freiwillig zu den Fallschirmjägern der US Army meldet. Nach der Ausbildung in Camp Toccoa in Georgia ist er einer der Männer, die am 6. Juni 1944 - zum ersten Mal in der US-Militärgeschichte - per Fallschirm über feindlichem Gebiet abspringen. Später wechselt er zur legendären "Easy Company", erlebt die Kampfhandlungen in Frankreich und Holland, wo er verwundet wird, und kehrt Anfang 1945 nach seinem Lazarettaufenthalt in England und einiger Zeit im Ersatzleutedepot endlich zu seiner Kompanie zurück, die sich inzwischen im Elsass befindet.


    Von dort aus geht es zum letzten Kriegseinsatz in Deutschland. Einschneidendstes Erlebnis für Webster und seine Kameraden ist dort die Befreiung eines Konzentrationslagers, ein Ereignis, das keiner der Männer je vergessen wird. Für Webster selbst, der immer wieder an seiner Entscheidung für den Kriegsdienst gezweifelt hat, ist es die Bestätigung, dass er doch das Richtige getan hat. Zur Geduldsprobe wird dann allerdings die Zeit zwischen dem Kriegsende in Europa und seiner heißersehnten Rückkehr in die USA, die für seine Begriffe viel zu lange auf sich warten lässt.


    Websters Erinnerungen entstanden schon lange vor der Serie "Band of Brothers" und dem darauffolgenden Hype um die Easy Company, wurden aber erst 1994 auf Initiative von Stephen E. Ambrose, dem Autor des Sachbuchs, das der TV-Serie zugrundeliegt, posthum veröffentlicht. (Webster kam 1961 bei einem Bootsunfall ums Leben.)


    Webster ist mit seinem bildungsbürgerlichen Hintergrund ein sehr untypischer Soldat und wurde von seinen Kameraden gerne als "College-Boy" verspottet, für ihn war es relativ schwer, in die Gruppe hineinzufinden und akzeptiert zu werden. Seine Rückkehr nach der Verwundung gestaltete sich ebenfalls zwischenmenschlich schwierig, weil er durch seine Verwundung die dunkelsten Stunden der Easy Company, die Schneehölle von Bastogne, nicht miterlebt hat, die die Verbleibenden noch stärker zusammengeschweißt hat.


    Dass Webster ein Mann des Wortes ist, dem das Schreiben im Blut liegt, wird recht schnell klar - stilistisch unterscheidet sich das Buch deutlich von den oft eher einfach gestrickten Erinnerungen anderer Kompaniemitglieder. Einmal erzählt er sogar, wie er noch im Augenblick seiner Verwundung darüber nachdenkt, wie er später darüber berichten wird. Er versteht es wirklich, seine Gedanken und Gefühle toll in Worte zu fassen und die Geschehnisse zu schildern. Die Anspannung vor dem ersten Absprung wird genauso spürbar wie die Angst, die er im Schützengraben aussteht, das Entsetzen angesichts von Tod und Zerstörung, aber auch die Leere und Langeweile, die sich breitmacht, als der Krieg in Europa vorbei ist und die Kompanie in Österreich plötzlich nichts anderes zu tun hat als ödes Training (oder sich zu besaufen).


    Abgerundet wird das Buch durch ein Vorwort von Stephen E. Ambrose, einige Fotos und ein paar Originalbriefe von Webster an seine Familie. Eine absolute Empfehlung für alle, die sich für die Thematik interessieren und die Easy Company aus einem neuen interessanten Blickwinkel kennenlernen wollen. (Das einzige, was ich am Buch auszusetzen habe, ist der langweilig und trocken anmutende Titel, der mich sicher nicht zum Buch hätte greifen lassen, wenn ich nicht gewusst hätte, worum es geht.)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Webster schreibt ein schönes, klares Englisch. Kein Vergleich zu "From Here to Eternity" (ich glaube, bei dem Buch hatten wir das Thema schon mal, oder? ) Der Soldatenslang ist relativ gemäßigt (klar, Begriffe wie "chow" fürs Essen sollte man kennen bzw. kann man sich aus dem Kontext erschließen, aber insgesamt liest es sich nicht allzu schwer. Finde ich jedenfalls.)


    Schade, dass Webster so früh gestorben ist und die "Erfolgsgeschichte" der Easy Company nicht mehr erlebt hat. In der Serie hat er mir, dargestellt von Eion Bailey, übrigens auch sehr gut gefallen.

  • Das hört sich ja gut an, bei mir ist wieder einmal ein englisches Buch fällig sonst rostet mein ohnehin nicht so gutes Englisch ganz ein. :wink: Ich versuche zumindest zwei Bücher pro Jahr in englisch zu lesen, brauche aber immer endlos und versuche auch ohne Wörterbuch auszukommen, na ja hab eines neben mir sitzen :lol: der ist aber nicht immer begeistert wenn ich dauernd frage, was heisst denn das. :roll:
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Guter Vorsatz, Mara! Falls Du den Webster irgendwann lesen solltest, bin ich sehr gespannt auf Deine Meinung.


    Kennst Du eigentlich die Serie "Band of Brothers"?

  • Ich eigentlich auch nicht, aber die DVD-Box war eine wirklich gute Investition.

  • aber die DVD-Box war eine wirklich gute Investition


    Das kann ich zu 100% unterschreiben. Eine meiner absoluten Lieblingsserien, wirklich sehenswert und ohne falschen Pathos.
    Webster (Eoin Bailey) mochte ich auch gerne aber überragend fand ich Damien Lewis als Richard Winter.
    Daher vielen Dank für die Rezi, das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gewandert.

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Das kann ich zu 100% unterschreiben. Eine meiner absoluten Lieblingsserien, wirklich sehenswert und ohne falschen Pathos.


    Definitiv.Eine sehr, sehr gelungene Produktion.


    Zitat

    Webster (Eoin Bailey) mochte ich auch gerne aber überragend fand ich Damien Lewis als Richard Winter.


    Oh ja, der ist auch mein absoluter Favorit in der Serie (wobei sie durch die Bank klasse besetzt ist). Genau so stelle ich mir Winters von seiner Art her vor. Dessen Erinnerungen liegen übrigens auch noch auf meinem SUB (wie auch noch weitere Bücher über die "Easy"), ich werde dann berichten.


    Das der Serie zugrundeliegende Buch von Stephen Ambrose ist übrigens auch sehr lesenswert. Ebenso habe ich die gemeinsam verfassten Erinnerungen von Bill Guarnere und "Babe" Heffron geradezu verschlungen.

  • Das Buch von Ambrose habe ich ebenfalls gelesen und fand es ziemlich gut.
    Auf meiner Wunschliste stehen ebenfalls noch einige "Easy Company" - Erinnerungen, u.a. auch die von Dick Winters und Don Malarky. Hast du schon eins von Marcus Brotherton gelesen ? Der wird ja zumindest auf Amazon.com ziemlich gelobt für seine Werke über die "Easy" ...

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Auf meiner Wunschliste stehen ebenfalls noch einige "Easy Company" - Erinnerungen, u.a. auch die von Dick Winters und Don Malarky. Hast du schon eins von Marcus Brotherton gelesen ? Der wird ja zumindest auf Amazon.com ziemlich gelobt für seine Werke über die "Easy" ...


    Viele davon liegen schon auf meinem SUB. In einen der Brothertons habe ich schon mal reingelesen, sieht gut aus. Für einen Wettbewerb in einem anderen Forum "muss" ich meine Easy-Sammlung sowieso dieses Jahr lesen und werde sie nach und nach auch hier rezensieren :)