Ranitzky, Ruby – Alles ist so verdammt wunderbar!

  • ASIN: B00AJQK3B6


    Kurzbeschreibung: (Quelle: Amazon.de) Sehr ungeplant als Baby, verstoßen als Kind, kaum wahrgenommen als Jugendliche … erfolgreich und geachtet als Erwachsene. Das ist Ida Gerber, ein Mädchen, das aus den heruntergekommenen Blocks am Rande eines Dorfes kommt und es nach oben schafft, bis eines Tages der Boden unter ihren Füßen wieder einstürzt und sie ganz von vorne anfangen muss.
    Durch die ersten Jahre ihres Lebens einzig von der stets betrunkenen Mutter begleitet, lernt Ida ihre ersten Freunde und Feinde kennen, deren Rollen sich später vermischen und verflechten. Ida findet den Weg hinaus, nur um wieder alles zu verlieren.
    Verstoßen und vergöttert, geliebt und verraten, vergeben und verlassen, kämpft Ida um ihren Platz in der Welt und versucht ihren Weg zu finden, der die ganze Zeit vor ihren Füßen liegt. Sie geht weit weg und kehrt zurück, um zu verstehen: Alles in ihrem Leben ist so verdammt wunderbar!
    Der Roman umfasst 281 Normseiten.


    Aufbau und Handlung:


    Aufbau: Der Roman gliedert sich in vier Teile wovon der erste („Die Familie“) die Kindheit und Jugendzeit Idas beschreibt, der zweite („Die Liebe“) von Idas erster Beziehung handelt, der dritte („Erwachsen werden“) vom Ende eben dieser und der vierte Teil („Midlife“) von ihrem Leben als Erwachsene mit Familie.
    Erzählweise: Die Autorin schreibt in der personalen Erzählperspektive. Zwischendurch lässt sie auch immer wieder die einzelnen Personen aus deren Sicht Ausführungen zu bestimmten Situationen machen.
    Am Anfang ist die Schreibweise sehr an die Jugendlichkeit der Protagonistin zu diesem Zeitpunkt angepasst, danach wird sie zusehends erwachsener.


    Handlungsverlauf: Ida wird als Baby, nach einer unerwünschten Schwangerschaft, von ihrem Vater in dessen Haushalt aufgenommen, doch als seine neue Lebensgefährtin selbst schwanger wird, wird sie von ihm in die völlig unfähigen Hände ihrer alkoholkranken Mutter „zurückgegeben“. Ihre Kindheit und Jugend verbringt sie ständig in Scham wegen ihrer Mutter, ihrer Armut, ihrer schlechten Wohnsituation. Glücklicherweise nimmt sich eine nette neu zugezogene Italienerin, die im selben Wohnhaus lebt, ihrer an und bietet ihr zumindest etwas Stabilität, denn ihre Mutter ist nicht fähig, sich um sie zu kümmern. Diese sitzt den ganzen Tag nur rauchend, trinkend und Kreuzworträtsel lösend auf dem Sofa.
    In der Schule hat sie nur eine Freundin, Anna, ein Mädchen aus gehobenen Verhältnissen, deren Schatten sie quasi ist. Sie ist immer für Anna da, bis dieser eines Tages, nach vielen Jahren der Treue, eine Freundschaft mit Ida plötzlich nicht mehr notwendig erscheint.


    Und natürlich gibt es da auch noch Holger. Holger, in den Ida seit ihrem elften Lebensjahr verliebt ist. Doch Holger bemerkt sie noch nicht einmal. Holgers bester Freund Freddy jedoch freundet sich mit Ida an, ist nach dem Tod ihrer Mutter für sie da, führt sie in den Rudersport ein und …. verliebt sich in sie.


    Später studiert Ida Architektur, wird erfolgreich und beliebt und bekommt sogar ihren Holger. Doch da gibt es immer noch Anna. Auf einer Jahresabschlussjubiläumsfeier beginnt sie ein Verhältnis mit Holger das zu einer Schwangerschaft führt.
    Ida stürzt in ein tiefes Loch. Kann Freddy sie da je wieder herausholen, wo er sich doch selbst in seinen Gefühlen verletzt fühlt? Und wenn, haben die beiden eine Zukunft? Ist Freddy gegen Annas Verführungskünste immun? Ich verrate nur so viel: in der zweiten Hälfte des Buches wird es sehr spannend!


    Figuren: Hauptsächlich dreht sich das Buch um die Protagonistin Ida. Doch auch ihre Freunde und Feinde spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Anfangs ist ihr Leben natürlich stark von ihrer Mutter geprägt. Hinzu kommen Franka, die nette italienische Nachbarin, die sich Idas annimmt und Anna, ihre einzige Freundin. Holger, Holgers Eltern und dessen bester Freund Freddy sowie Freddys Vater Petter werden später ebenfalls zu wichtigen Figuren.


    Meine Meinung:
    Ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen und der Erzählstil gefällt mir insgesamt sehr gut. Besonders schön finde ich, dass die Autorin den Stil an das jeweilige Alter ihrer Protagonistin anpasst.


    Etwas störend im Lesefluss fand ich, dass optisch nicht erkennbar ist, wenn ein Abschnitt, in welchem eine Person aus ihrer Sicht etwas berichtet, zu Ende ist, aber das wird wahrscheinlich bei einem reinen e-Book nicht anders lösbar sein.


    Ida und Freddy mochte ich sehr, auch wenn ich mich manchmal über sie geärgert habe. Hin und wieder war ich etwas verwirrt, weil ich Ida und Anna verwechselt habe. Für mein Empfinden waren die Namen etwas zu ähnlich. :uups:


    Gerade in der zweiten Hälfte wird es sehr spannend und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, obwohl diese Art von Büchern mich gewöhnlich nicht so sehr gefangen nimmt. Gestern Abend musste ich mich um 23:00 Uhr zwingen aufzuhören (meine Kinder sind Frühaufsteher und irgendwann muss ich mal schlafen :wink: ). Nach zwei Tagen war ich fertig. 


    Leider kam das Ende dann ziemlich abrupt und hat mich nicht hundertprozentig zufriedengestellt. Ich hätte gerne noch erfahren, wie es Holgers Eltern erging, denn Ida hatte ja immer noch Kontakt zu ihnen und was aus Benny, deren Enkel wurde. Gerade deshalb wird mich das Buch wahrscheinlich noch eine Zeit lang beschäftigen.
    Mich würde wirklich interessieren, ob die Autorin autobiographische Elemente eingebracht hat. Aber das werde ich sie noch fragen, da sie glücklicherweise hier im Forum unterwegs ist :wink: .


    Insgesamt kann ich den Roman empfehlen und habe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: als Bewertung vergeben.


    Dies ist meine erste richtige Rezension hier, bisher habe ich nur meine Meinung abgegeben. Also seid bitte nachsichtig mit mir. Es könnte sein, dass ich noch etwas üben muss :wink: …..erstmal habe ich mich möglichst ans Rezi-Muster zu halten versucht.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Ich finde, dass Deine Rezension sehr gut gelungen ist. Was mir besonders gefällt, ist die Unterteilung in Aufbau, Handlungsverlauf, Figuren, bevor Deine eigene Meinung anschließt. Das macht die Rezi sehr übersichtlich.

  • Ich finde, dass Deine Rezension sehr gut gelungen ist. Was mir besonders gefällt, ist die Unterteilung in Aufbau, Handlungsverlauf, Figuren, bevor Deine eigene Meinung anschließt. Das macht die Rezi sehr übersichtlich.


    Dem schliesse ich mich voll an, nur über die Autorin hätte ich auch noch gerne etwas gewusst. :lol:
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Danke euch beiden :).


    Ich habe sofort nachgeforscht:


    Die Autorin, Ruby Ranitzki, wurde 1966 in Starnberg als ältestes von fünf Kindern geboren. Sie studierte Philosophie und Sozialwissenschaften in Berlin.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Liebe Katzerl,


    vielen Dank für die ausführliche und tolle Rezension. Es rührt mich und macht mich ein wenig stolz, dass mein Roman Dich erreicht und sogar beschäftigt. Alles ist echt und nichts ist genau so passiert. In den Menschen, die das Buch bevölkern, steckt meist ein Teil von mir. Ich habe auch den Männern etwas untergejubelt und mich darüber gefreut. Mit dem Thema Alkoholismus und daraus resultierender Resignation und Armut in der Familie bin ich sehr vertraut, sonst hätte ich nicht gewagt, mich darüber zu äußern.
    Das Buch wollte ich besonders deshalb schreiben, weil ich es jetzt, im fortgeschritteneren Alter, zunehmend unfair finde, wie Menschen etikettiert werden, weil sie in etwas außergewöhnlicheren Umständen aufwachsen. Es würde mich sehr freuen, wenn meine Leser nach der Lektüre insbesondere Kindern offen begegnen, die nicht privilegiert sind und ihnen vielleicht sogar ein Lächeln schenken, das nicht aus Mitleid gezeugt ist, sondern aus der Überzeugung, dass jeder eine Chance haben darf.
    Meiner Ansicht nach ist das in Deutschland zunehmend schwer geworden. Wir haben immer mehr arme Kinder, die mittlerweile in einer recht großen Schublade stecken, aus der sie kaum herauskommen. Zu meiner Kindheit und Jugendzeit war immerhin das Bildungssystem noch offener, ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
    Also: Ich bin sehr froh, LeserInnen zu finden, die etwas mit meiner Schreiberei anfangen können. Das ermutigt mich natürlich, weiter zu schreiben. Ich tue das nämlich so gerne!


    Es grüßt äußerst freundlich


    Ruby