Erich Maria Remarque - Das gelobte Land

  • Klappentext:


    Er blieb Fragment und fasziniert dennoch nachhaltig: Der Roman "Das gelobte Land", an dem Remarque bis zu seinem Tod im September 1970 arbeitete, bietet ein schillerndes Bild des New York der Vierzigerjahre, der Weltmetropole, Kunststadt und Emigrantenhochburg.


    Meine Meinung:


    Mit "Das gelobte Land" findet Remarques Exil-Tetralogie ( Liebe Deinen Nächsten - Arc de Triomphe - Die Nacht von Lissabon - Das gelobte Land ) einen würdigen Abschluss.
    Obwohl, von Abschluss im eigentlichen Sinne kann hier nicht die Rede sein. Remarque starb vor der Beendigung von "Das gelobte Land" und das eigentliche Ende der Tetralogie bleibt für immer offen. Hier bleibt für den Leser eine Menge Spielraum für seine eigene Phantasie.
    Im Hinblick darauf das auch in der heutigen Zeit und auch im heutigen Europa Exil und Emigration eine weiterhin große Rolle spielen hat das offene Ende dieser Exil-Roman-Serie fast schon etwas prophetisches, es geht immer weiter, irgendwie ...


    Wer "Liebe Deinen Nächsten", "Arc de Triomphe" und "Die Nacht von Lissabon" gelesen hat sollte sich "Das gelobte Land" nicht entgehen lassen.
    Darüber hinaus würde ich jedem, der am Thema Exil und Emigration interessiert ist diese Buchreihe wärmstens ans Herz legen. Die Bücher spielen zwar in einer mittlerweile längst vergangenen Zeit, haben aber im Kern nichts an ihrer Aktualität eingebüßt, ganz im Gegenteil, sie sind zeitlos und nach wie vor aktuell ...


    Hier findet ihr Links zu weiteren Remarque Rezensionen hier im Büchertreff:


    E.M. Remarque - Arc de Triomphe


    E.M. Remarque - Im Westen nichts Neues


    E.M. Remarque - Liebe Deinen Nächsten


    E.M. Remarque - Die Nacht von Lissabon


    E.M. Remarque - Station am Horizont


    Hier noch der Link zur ausführlichen Autorenvorstellung von "Schoenchen":


    Erich Maria Remarque

  • Vielen Dank Leserausch für diese Vorstellung. Ich musste gleich an "Schatten im Paradies" denken. Das Buch würde ich auch zur Exil-Reihe zählen. Es ist 1971 erschienen und im Klappentext steht: "Es ist das Thema seines eigenen Lebens, das er in diesem seinem letzten großen und erschütternden Roman gestaltet hat:" Hier heißt die Hauptperson allerdings Robert Ross, Ravic kommt auch wieder vor. Aber es ist zu lange her, dass ich es gelesen habe um Vergleiche zu machen. Auf alle Fälle werde ich mir "Das gelobte Land" besorgen.

  • Hallo Janmaat,


    "Schatten im Paradies" habe ich vor längerer Zeit auch gelesen.
    Im Nachwort zu "Das gelobte Land" wurde dieses Remarque-Buch auch angesprochen. Um nichts falsches zu sagen habe ich jetzt "Das gelobte Land" noch einmal aus dem Regal geholt und zitiere hier wörtlich aus dem Nachwort von Tilman Westphalen:


    Die von Remarque verworfene, wohl schon 1967 beendete Fassung des Themas unter dem (Arbeits-) Titel "New York Intermezzo" wurde gegen den erkennbaren Willen des Verstorbenen im April 1971 durch seine Witwe im Münchner Verlagshaus Droemer Knaur publiziert unter dem Titel "Schatten im Paradies". Die Länge von 494 SAeiten (KiWi 481) weist eindeutig auf mangelnde Ausdünnung und Korrektur bis zur Druckreife hin. Als "Schatten im Paradies" erhielt der >letzte Remarque< vernichtende Kritiken sowohl in den USA als auch in Deutschland. So schrieb z.B. Hans Scholz in seiner Rezension des Tagesspiegel vom 25 Juli 1971 unter der Überschrift "Sonderbarer Schatten von früher":


    "Möglicherweise hätte der lebende Autor das Manuskript so nie aus der Hand gegeben. Wir wissen es nicht. Aber so geht es auch nicht."


    Doch wir wissen es. Es war ein unfertiges, vom Autor in dieser Form verworfenes Buch. Unter den Notizen für die Neufassung "Das gelobte Land", die Remarque vermutlich Anfang 1968 begann, findet sich ein Notizzettel:


    "Alles war falsch. Ich muss noch einmal anfangen. Wir wissen nichts vom Tod. Nichts als eine Halluzination. Wir leben als wären wir unsterblich. Alles ist darauf aufgebaut. Ich muss noch einmal anfangen zu denken. Alles war eine Illusion. Falsch. Wir alle müssen noch einmal umdenken-. Vielleicht ist es zu spät. (...)
    Wir müssen noch einmal anfangen. Aber wenn wir es wollen, dann ist so wenig Zeit noch. Und wir sind schon so müde."


    Die Leser/ die Leserinnen mögen entscheiden, ob Remarques letzte Aussage zu den Möglichkeiten humaner Existenz in schrecklichen Zeiten und mit fürchterlichen Schicksalen, skeptischer, depressiver formuliert als in den frühen Exilromanen, mit weniger Hoffnung, überzeugt oder nicht. Wäre die harte Kritik, die "Schatten im Paradies" nach sich zog, auch dem "Gelobten Land" zuteilgeworden ? Hätte ein Rezensent formulieren können, wie es am 3. Oktober 1971 im Spandauer Volksblatt stand?:


    "Am Ende seines Lebens war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Diese deprimierende Tatsache zumindest beweist sein Nachlassroman, der besser nie erschienen wäre."


    Wohl kaum. Ein neuer Diskurs um Remarques Vermächtnis in "Das gelobte Land" und die auch heute gültige Aktualität seiner Hauptthemen Krieg, Exil, Diktatur, Vergewaltigung des Menschen im 20. Jahrhundert und auch immer noch im 21. Jahrhundert steht an. Überlegungen zum fehlenden Ende und zum mutmaßlichen Schicksal von Ludwig Sommer (Hauptperson in "Das gelobte Land"), wenn Remarque den Roman vollendet hätte, sind eine Herausforderung für Remarque-Freunde und -Kritiker.
    Es kann nicht Sinn dieses Nachwortes sein, einen kritisch-literarischen Vergleich der von Remarque verworfenen Fassung und der von ihm völlig neu konzipierten Fassung in der vorliegenden KiWi-Ausgabe vorzunehmen. Dieses ist eine noch zu leistende Arbeit der literaturwissenschaftlichen Remarque-Forschung. Deren Ergebnis würde sicher überzeugend nachweisen, dass die oben angesprochenen negativen Kritiken zu "Schatten im Paradies" völlig berechtigt sind., aber auch, dass viele der zu beklagenden Mängel von "Schatten im Paradies" in "Das gelobte Land" überzeugend ausgemerzt sind., obgleich auch dieses Fragment nicht bis zur Druckreife nach Remarques eigenen Ansprüchen gebracht werden konnte. In seinen >Editorischen Bemerkungen< zu "Das gelobte Land" weist Thomas F. Schneider im Detail die einzelnen Arbeitsschritte nach und konstatiert, dass >die vorliegenden Textteile wegen ihres sehr unterschiedlichen Bearbeitungsstandes als nahezu eigenständige, noch nicht voll aufeinander abgestimmte Einheiten zu verstehen sind<.
    Dennoch ist das vorliegende Romanfragment sprachlich und literarisch wesentlich überzeugender, zumindest die Hauptcharaktere schärfer und glaubwürdiger gefasst, die US-Satire, insbesondere über den Kunstmarkt und die Medienkritik, präziser gestaltet und die Emigrantenschicksale mit ihren ernsten und komödiantischen Elementen zurückgenommen gegenüber der politischen Botschaft. Die Frage nach >Blut und Schutt< in der Geschichte der Welt ist überzeugender dargestellt und kritischer diskutiert als in der gelegentlich banalen, zum Bombast neigenden und teilweise geschwätzig-ermüdenden, durch Wiederholungen gekennzeichneten Fassung von "Schatten im Paradies".


    So weit der Auszug aus dem Nachwort von "Das gelobte Land" zum Thema "Schatten im Paradies".


    p.s. Ravic kommt auch in "Das gelobte Land" vor :wink:

  • Danke Leserausch. Dann ist es also im Prinzip eine "andere Fassung" von "Schatten im Paradies" bzw. des Endes der Exilreihe? Wobei dann ja beide Versionen nicht von Remarque autorisiert wären? Ich habe es mir gestern gleich noch als ebook gekauft ( :uups: ist einfach besser für meinen Beruf). Nächste Woche wollen wir wieder los und ich denke, dass ich die ganze Reihe noch einmal lesen werde. Vielleicht kann ich mir dann ein vernünftiges Urteil bilden?

  • Wieder ein Remarque, der mich mit seiner wunderbaren Sprache und der Intensität und Tiefe seiner Figuren begeistern konnte:applause:, obwohl man dem Text (abgesehen von dem offenen Ende, mit dem ich mich aber ganz gut arrangieren konnte) stellenweise anmerkt, dass der Autor es nicht mehr geschafft hat, ihn zu vollenden. Vor allem im Vergleich zu seinen früheren Werken. :pray:


    Das Buch erzählt über die Schicksale, Erinnerungen, Flucht- und Lebenswege von Emigranten des Dritten Reichs, die es bis nach Amerika geschafft haben und wie sie versuchen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden und doch immer Anteil am (Kriegs-)Geschehen in ihrer europäischen Heimat haben.


    Remarque schafft es so wunderbar, dass man als Leser in die schillernde Kunstszene New Yorks eintaucht, sich über die Schlitzohrigkeit der Kunsthändler amüsiert und von der wilden, leidenschaftlichen Art seiner Figuren mitgezogen wird, die oftmals genau in diesem einen Moment leben, genießen, trinken, feiern oder philosopieren als gäbe es kein Morgen und keine Zukunft. Dem stehen die Erinnerungen an vergangene Schrecken gegenüber, das Hadern mit den deutschen Wurzeln und dem Übel, das in den letzten Jahren aus der eigenen Heimat - dem Land der Dichter und Denker - über die Welt kam oder die vielen Geister der Zurückgebliebenen, die eine für Remarque ebenso typische melancholische Stimmung schaffen. Großartiger Autor :pray: und von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:.

    Liebe Grüße,
    Tine


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