Matthew Dicks - Der beste Freund, den man sich denken kann

  • Klappentext:


    Budo ist der beste Freund, den sich der achtjährige Max vorstellen kann. Eben weil er sich ihn nur vorstellt. Doch eines Tages wird Max nicht länger an ihn glauben und Budo wird aufhören zu existieren. So weit ist es jedoch noch nicht. Denn Max ist anders als die anderen Jungen: Er mag es nicht, wenn man ihn berührt, er liebt es, Dinge zu ordnen, er schaut Menschen ungern in die Augen. Kein Wunder, dass die Schule ein einziger Spießrutenlauf für ihn ist. Als die Lehrerin Mrs Patterson ein verdächtiges Interesse an Max bekundet, spitzt sich die Situation jedoch zu, so dass Budo eine dramatische Entscheidung treffen muss.


    Über den Autor:


    Matthew Dicks hat am Trinity College in Hartford, Connecticut, studiert und arbeitet als Grundschullehrer. Auf Deutsch erschienen bisher „Der gute Dieb“ (2009) und „99 Sommersprossen“ (2010). Er lebt mit seiner Frau, zwei Kindern, einem Hund und einer Katze in Newington, Connecticut.


    Allgemeines zum Buch:


    „Der beste Freund, den man sich denken kann“ umfasst 448 Seiten und gliedert sich in 62 Kapitel sowie einen Epilog. Abgerundet wird der Roman durch eine umfassende und sympathische Danksagung des Autors.


    Geschrieben ist das Buch in der Gegenwartsform aus der Sicht eines eher ungewöhnlichen Ich-Erzählers - nämlich aus der Sicht von Budo, dem imaginären Freund von Max.


    „Der beste Freund, den man sich denken kann“ ist im Februar 2013 als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen im Bloomsbury Verlag, Berlin erschienen. Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel „Memoirs of an Imaginery Friend“ bei St. Martin's Press, New York. Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch wurde das Buch von Cornelia C. Walter.


    Meine Meinung zum Buch:


    Budo existiert nun schon seit fast sechs Jahren. Max hat ihn sich ausgedacht, als er vier Jahre alt war. Max ist das einzige menschliche Wesen, das in der Lage ist, Budo zu sehen. Aber Budo kennt auch noch andere Wesen: andere imaginäre Freunde von anderen Kindern, aber auch von Erwachsenen.


    Und Budo hat Glück, dass Max so eine ausschweifende Fantasie hat. Denn nur weil Max sich vorgestellt hat, dass Budo beweglich ist, kann er sich auch tatsächlich fortbewegen. Andere imaginäre Freunde haben da nicht so viel Glück. Die sind dann bloß ein Fleck an einer Wand oder müssen in einer Tasche transportiert werden.


    Budo hat auch deshalb Glück, weil er schon so lange existiert. Andere imaginäre Freunde verschwinden nach wenigen Wochen oder Monaten, aber solange Max an Budo glaubt, so lange wird Budo auch existieren. Und Budo hofft, dass Max noch ganz lange an ihn glauben wird. Denn Budo will nicht verschwinden. Er hat Angst davor. Weil das Verschwinden bestimmt mit Schmerzen verbunden ist. Und weil Budo nicht nur Max' bester Freund ist, sondern weil Max auch Budos bester Freund ist. Weil die beiden sich gegenseitig brauchen.


    Der Ich-Erzähler von „Der beste Freund, den man sich denken kann“ ist ein ganz spezieller Charakter. Nicht nur, dass er ein imaginärer Freund ist - er ist auch noch sehr feinfühlig, hat ein Auge für Details und nimmt die Welt um sich herum sehr genau wahr. Das ist auch eine seiner Aufgaben, denn er hilft Max, wo er nur kann. Max hat Probleme damit, Entscheidungen zu treffen. Schon allein die Frage, ob Max ein gelbes oder ein blaues Eis möchte, stellt ihn vor enorme Schwierigkeiten. Aber dafür ist Budo ja da. Er flüstert Max dann einfach zu, welches Eis er wählen soll. Und das macht Max dann auch. Budo begleitet Max auf jedem seiner Wege, zu Hause oder in der Schule. Aber Budo wandert manchmal auch alleine umher, vor allem nachts, wenn Max schläft. Dann geht Budo zur Tankstelle und beobachtet die Kassierer, die er inzwischen seine Freunde nennt, obwohl sie ihn gar nicht sehen können. Oder Budo geht ins Krankenhaus, denn dort trifft er oft auf andere imaginäre Freunde. Vor allem in der Kinderstation.


    Max hat zwar sehr viel Fantasie bewiesen, als er sich Budo ausgedacht hat, und hat sich Budo als vernünftig ausgedacht. Aber so ganz versteht Budo doch nicht alles, was um ihn herum passiert. Er ist eben doch noch ein Kind. Und deswegen versteht er manchmal auch nur so viel, wie auch Max versteht. Dementsprechend kindlich und manchmal auch naiv ist die Erzählweise des Ich-Erzählers.


    Aber Budo ist neugierig, er will alles wissen. Und das ist eine Eigenschaft, die besonders wichtig wird, als Max auf einmal verschwindet. Er sollte auf dem Schulgelände nur von einem Gebäude zum anderen laufen, aber dort ist er nie angekommen. Was ist mit Max passiert?


    Die Hauptfigur dieses Buches ist eindeutig Budo. Max' Erkrankung am Asperger-Syndrom wird zwar auch immer wieder thematisiert, aber im Vordergrund steht doch Budo in seiner Eigenschaft als imaginärer Freund und die damit verbundene Angst, irgendwann zu verschwinden. Aufgrund der Tatsache, dass Budo ein sehr genauer Beobachter ist, wird auch angesprochen, wie Max' Eltern mit seiner Erkrankung umgehen. Während die Mutter Max gerne weiter untersuchen lassen würde, tut sein Vater Max' besondere Eigenheiten als Entwicklungsstörung ab. Nicht selten enden solche Gespräche dann in Streitereien.


    Außerdem hat Max Probleme in der Schule, er wird speziell von einem Mitschüler gemobbt. Auch dieses Thema nimmt einen größeren Raum des Buches ein.


    Obwohl Budos Erzählweise immer wieder für Schmunzler sorgt, ist „Der beste Freund, den man sich denken kann“ doch ein ernstes Buch, das sich mit ernsten Themen auseinandersetzt. Das Buch handelt von Freundschaft, der Angst vor dem Tod, dem Anderssein. Auf ganz einfühlsame Art und Weise setzt sich der Autor Matthew Dicks durch seinen Ich-Erzähler damit auseinander.


    Mein Fazit:


    Ein sehr einfühlsames und bewegendes Buch, geschrieben aus der Sicht eines ganz besonderen Ich-Erzählers.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

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  • Vielen Dank für Deine tolle Rezi. Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gewandert. :love:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Vicidog und schildkröte, freut mich, dass ich euch neugierig auf das Buch machen konnte. Es ist wirklich sehr lesenswert. :)

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  • Wow die Rezi ist echt Hammer, das Buch ist sofort auf meinen Wunschzettel gewandert und mir haben schon die Finger gejuckt das direkt zu bestellen.:lechz:
    Konnte mich im letzten Moment noch beherrschen weil ich diesen Monat schon zu viel Geld für Bücher ausgab.
    Aber nächsten Monat wird es ziemlich sicher in mein Bücherregal wandern.
    :bounce: :bounce: :bounce:
    Vielen Dank für diesen Tipp! :)

    "In Büchern liegt die Seele aller vergangener Zeiten" (Thomas Carlyle)



    :study: Andrzej Sapkowski - Der letzte Wunsch:study:



    Sub: 368

  • Gern geschehen, BlueFire. :wink:


    Der Februar hat ja nur 28 Tage. :wink: Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefällt.

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  • Autor:
    Der Amerikaner Matthew Dicks hat am Trinity College in Hartford, Connecticut, studiert und arbeitet seit dem als Grundschullehrer und veröffentlichte bisher Texte für Fachliteratur und immer wieder kleinere Artikel für diverse Zeitungen. Wenn er nicht gerade unterrichtet oder sich um seine Familie kümmert, mit der er in Newington, Connecticut, lebt, schreibt er Bücher. Seine Romane "Der gute Dieb" (2009) und "99 Sommersprossen" (2010) sind ins Deutsche übersetzt wurden.


    Handlung:
    Budo ist ein imaginärer Freund – kein leichter Job, ist er doch ausgerechnet der imaginäre Freund von Max. Und der hat massenhaft Probleme. Mit den Eltern, in der Schule und vor allem mit sich selbst. Ein außergewöhnlicher Roman mit einem einzigartigen Erzähler, der uns daran erinnert, was es heißt, ein Freund zu sein. Budo ist der beste Freund, den sich der achtjährige Max vorstellen kann. Eben weil er sich ihn nur vorstellt. Doch eines Tages wird Max nicht länger an ihn glauben und Budo wird aufhören zu existieren. So weit ist es jedoch noch nicht. Denn Max ist anders als die anderen Jungen: Er mag es nicht, wenn man ihn berührt, er liebt es, Dinge zu ordnen, er schaut Menschen ungern in die Augen. Kein Wunder, dass die Schule ein einziger Spießrutenlauf für ihn ist. Als die Lehrerin Mrs Patterson ein verdächtiges Interesse an Max bekundet, spitzt sich die Situation jedoch zu, so dass Budo eine dramatische Entscheidung treffen muss. Klug, schräg, spannend und oft umwerfend komisch erzählt Matthew Dicks davon, dass man beileibe nicht echt sein muss, um ein wahrer Freund zu sein. (amazon.de)


    Rezension:
    Zugegeben, das ganze war ein reiner Cover-Kauf ohne den Inhalt zu kennen. Der Schutzumschlag schön gestaltet, freundliche Farben, die Symbolik des fußballspielenden Jungen auf dem Kopf eines anderen Jungen vieldeutig und ein Schriftzug, der irgendwie an Jonathan Safran Foers "Extrem laut und unglaublich nah" erinnert. Und damit den Nagel auf dem Kopf trifft. Denn so weit entfernt sind die beiden Geschichten nicht. Auch hier geht es um einen autistischen Jungen, der seine Schwierigkeiten hat, den Alltag zu meistern und Probleme bekommt, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Wenn es Neuerungen oder Änderungen gibt, die erst einmal ein unkalkulierbares Risiko darstellen, wenn Personen ihn berühren wollen, wenn das Essen zu einer anderen Zeit serviert wird als üblich oder wenn Max sich einfach nur zwischen zwei Eissorten entscheiden muss. In solchen Situationen hilft Budo, der imaginäre Freund, den Dicks dem achtjährigen Jungen zur Seite stellt und mit diesem das Abenteuer Alltag erleben lässt. Budo ist Max' Denken entsprungen und existiert nur für ihn und den imaginären Freunden anderer Kinder und das schon länger als gewöhnlich. Tatsächlich überleben die meisten seiner Schicksalsgenossen nicht einmal mehr die Vorschule, weil dann die Kinder oft nicht mehr an sie glauben, doch mit Max hat Budo Glück aber auch er versichert sich ständig seiner Existenz, denn irgendwann wird Max, ob autistisch oder nicht, dahinter kommen, dass Budo nicht wirklich ist. Dieser Moment könnte jedoch schneller kommen, als Budo lieb ist.


    Und so spinnt Matthew Dicks eine hervorragende und einfühlsame Geschichte, deren Protagonisten Budo und Max einem sofort ans Herz wachsen, was nicht zuletzt an der ungewöhnlichen Erzählperspektive liegt. Max aus der Sicht von Budo, dem imaginären Freund. Die Welt aus Kinderaugen betrachtet, aber eben auf eine andere Art und Weise. Auch der Schreibstil trägt das Übrige dazu bei. Kurze klare und prägnante Sätze, wie sie bei Kindern üblich sind, ohne dass der Autor die Phantasie eines Kindes ins Lächerliche ziehen würde. Er nimmt sie ernst, wie viele Erwachsene es nicht machen würden und nähert sich auch dem Thema Autismus oder Asperger-Syndrom auf einem einfühlsamen Weg. Für die Betroffenen, sei es ob selbst autistisch veranlagt oder ständig im Kontakt mit Menschen, die eben "auf der Innenseite leben, während die
    meist Anderen auf der Außenseite leben" ohne den Gegenüber zu verstehen, wie es Budo einmal formuliert.


    Eine Geschichte ohne Fehler und Lücken, die für mich eine ganz persönliche Note hatte, bin ich doch Max in gewisser Weise ähnlich, andererseits bin ich froh, es nicht in dieser extremen Form leben zu müssen, wie sie dem Jungen und seiner Umgebung Schwierigkeiten bereiten. Dennoch habe ich mich bei der einen oder anderen Alltagssituation zumindest etwas ertappt gefühlt. Und seit der letzten Seite dieses Buches versuche ich mich krampfhaft daran zu erinnern, ob mir einmal ein imaginärer Freund zur Seite stand. Im Leben darf sich glücklich schätzen, wer einen "Budo" hat - egal ob imaginär oder real.


    Ein Buch für alle imaginären und realen Freunde, darüber was es heißt, Freund zu sein. Die Welt mit Kinderaugen voller Phantasie betrachten und sich auf etwas "andere" Menschen einstellen und lernen, dass es sich lohnen kann, Grenzen zu überschreiten, auch wenn es unmöglich erscheint.
    Matthew Dicks mit einen großartigen Roman.


    Euer findo.

  • Mir fällt es recht schwer dieses Buch zu bewerten. Ich fand die Beschreibung hier sooo toll und wollte es unbedingt haben, aber die Geschichte konnte mich doch nicht ganz so packen wie ich es mir gewünscht hatte.
    Zu erst einmal das Cover ist wunderschön :love: Es gefällt mir richtig gut und ich hätte es mir schon alleine deswegen gekauft.


    Budo ist ein imaginärer Freund und wurde von Max ausgedacht. Der hat das ziemlich gut gemacht, sodass Budo wie ein Mensch aussieht. Ich fand es wirklich witzig und interessant zu lesen wie die anderen imaginären Freunde aussahen.
    Niemand außer Max und die anderen Freunde kann Budo sehen. Trotzdem weiß er recht viel über die Welt, denn nachts geht er oft zur Tankställe, zur Polizei, ins Krankenhaus oder er sieht TV mit Max Eltern. Max hat sich Budi nämlich nicht schlafen vorgestellt, weswegen er immer wach ist. Auch wenn er mehr weiß als die anderen unsichtbaren Freunde ist er nicht "allwissend". Manche Sachen versteht er gar nicht und diese Umsetzung fand ich nicht so gelungen. Einerseits weiß Budo eben sehr gut Bescheid und andererseits hat er manchmal wieder nur das Verständnis eines Kindes, wodurch sich manches etwas widerspricht. Dadurch war auch der Schreibstil manchmal etwas nervig.
    Budo kann in der menschlichen Welt nichts bewegen, aber als Max in große Schwierigkeiten gerät muss Budo ihm helfen und in die Welt eingreifen. Diese Umsetzung fand ich recht gut auch wenn sie nicht ganz schlüssig ist.


    Was aus der Inhaltsangabe auch nicht herausging war, dass Max ein Autist ist. Dadurch sind manche Handlungen von Max recht anstrengend. Es war aber interessant mal etwas darüber zu lesen.


    Letzten Endes gebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: , weil es leider nicht ganz das war, was ich mir vorgestellt habe und das Lesen auch nicht so interessant war durch die manchmal sehr kindliche Sprache.


    Die Welt ist wie ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.


    :tanzensolo:


    Gelesen 2016 : 9
    Gelesen 2015 : 44
    Gelesen 2014 : 78

  • Inhalt

    Max beschäftigt sich lieber mit Dingen als mit Menschen und flippt völlig aus, wenn seine gewohnten Strukturen nicht peinlich eingehalten werden. Der Drittklässler leidet offenbar an einer Form von Autismus. Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Budo, Max bestem Freund, den er allein sehen kann. Budo hat als imaginärer Freund nur Merkmale erhalten, die Max sich für ihn ausgedacht hat. Imaginäre Spielkameraden sitzen bei vielen Familien mit Kindern im Kindergartenalter mit am Tisch und verschwinden eines Tages wieder. Eine imaginäre Gestalt mit eigener Gedanken- und Gefühlswelt und eine umfangreiche Nebenkultur, in der diese Fantasiegestalten miteinander kommunizieren, war mir dagegen neu. Da Budo allein Max' Geschöpf ist, kann er theoretisch nur wissen, was er durch seinen Erfinder bisher erfahren hat. Budo kann durch geschlossene Türen gehen (durch Türen passieren, wird das im Buch genannt), strolcht in Max' Schule frei herum und sieht mit dem Neunjährigen zusammen fern, so dass Budos soziale Fähigkeiten bereits weiter entwickelt sind als bei einem Grundschüler. Budo sinniert z. B. über den Tod, über Zuneigung, Groll und Lüge. Zu Budos kleinen Fluchten gehören regelmäßige Ausflüge zur Tankstelle, die seiner Menschenkenntnis ständig Nachschub bescheren. Aktuell beobachtet Budo die Auseinandersetzung von Max Eltern darüber, ob und wie Max schnellere Fortschritte bei seiner speziellen Förderung machen könnte. Budo urteilt über die Schwächen Erwachsener offenbar messerscharf. Besonders gelungen finde ich Budos Urteile über die Lehrer an Max Schule. Es gibt aus seiner Sicht Lehrer mit Leib und Seele und andere, die ihren Beruf nur spielen.


    Ein Imaginärer bei Max zu sein, stelle ich mir als undankbare Aufgaber vor, denn Max beachtet sein Geschöpf nur, wenn er dessen Zuwendung braucht. Budo ist überzeugt davon, dass sein Leben an das von Max gekoppelt ist und er Max darum im eigenen Interesse stets beschützen sollte. Das imaginäre Wesen vertritt die Meinung, dass ein imaginärer Freund gut für Max ist. Ein Therapeut dagegen würde seinen Klienten evtl. überzeugen wollen, dass er ebenso gut ohne den Unsichtbaren auskommen könnte. Budo existiert zwar in vielen Bereichen unabhängig von Max, allerdings mit einer entscheidenden Einschränkung. Die körperlose Phantasiefigur kann nicht ins reale Leben eingreifen, falls etwas schiefläuft und er kann mit anderen Menschen außer Max nicht kommunizieren. Als Max tatsächlich in eine (selbst für ein nicht behindertes Kind) gefährliche Situation gerät, aus der er sich durch seine Behinderung nicht selbst befreien kann, muss Budo mit seinen Mitteln eine Verknüpfung der realen und der imaginären Welt herbeiführen.


    Fazit

    Max gefährliches Abenteuer fand ich reichlich verstörend und mir fiel nicht leicht, die Motive der daran beteiligten Gegenpartei zu akzeptieren. Dennoch besteht Hoffnung, dass Max durch seine Erlebnisse mit Budo in Zukunft weniger abhängig von seinen Betreuern sein wird.


    Matthew Dicks, der selbst Lehrer ist, hat sich vom imaginären Freund seiner eigenen Kindheit zu diesem Roman anregen lassen. Mit einigem zeitlichen Abstand zu anderen gelesenen Büchern mit autistischen Probanden empfehle ich „Der beste Freund, den man sich denken kann“ wegen der einfühlsamen Darstellung eines Autisten allen mit Interesse an Kindheitsgeschichten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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    :musik: --


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