Boris & Arkadi Strugatzki - Die bewohnte Insel

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Ein Raumschiff landet auf einem fremden Planeten, an Bord ein Mann namens Maxim Kammerer – nicht unbedingt das hellste Licht unter den Sonnen. Während er sich in seiner neuen Umgebung ein wenig umsieht wird sein Schiff stark beschädigt und wenig später sieht er sich als Gefangener einer Gruppe von Leuten, die weder seine Sprache sprechen, noch unbedingt Verhaltensweisen zeigen, die für Maxim nachvollziehbar sind. Er versucht herauszubekommen, was diese Leute antreibt und was sie eventuell von ihm wollen, während sie selbst sich über seine Widerstandsfähigkeit, seine Kraft und seine offensichtliche Dummheit in Bezug auf die Welt wundern. Er ist zunächst ein überaus sozialistisch erzogener Robinson in einer Welt, mit der er wenig gemein hat.
    Wegen seiner körperlichen Fähigkeiten und seiner kämpferischen Macht wird er in die „Kämpfende Garde“ aufgenommen, eine Art Elitekampftruppe. Hier lernt er ein wenig mehr über die Gesellschaft in der er lebt und sieht seltsame Euphorieausbrüche zu festgelegten Uhrzeiten innerhalb der Truppe, die ihn selbst aber nicht zu berühren scheinen. Nach einem überaus erfolgreichen Einsatz wird er mit in ein Verhörteam aufgenommen, wobei er erstmals Kontakt mit sogenannten Entarteten bekommt, Menschen, die sich während der Euphoriephasen oft in schmerzhaften Zuckungen auf dem Boden winden und die außer aus Maxims Sicht verständlicher Kritik an der Gesellschaft kein Verbrechen begangen haben – und manche nicht einmal das. Als er beauftragt wird, zwei dieser Personen hinzurichten wendet er sich gegen seine Vorgesetzten.
    Im Folgenden schlägt sich Maxim auf die Seite des Widerstands, den er aber schnell als undurchdacht und unorganisiert erlebt, weswegen er den Einsätzen nicht mit allem Einsatz und voller Konzentration folgt, was schließlich zu seiner Inhaftierung führt. Diese wiederum bringt ihn aus politischen Erwägungen in eine Art Strafbattalion, in wo er damit beschäftigt ist, die Hinterlassenschaften eines grausamen Kriegs zu beseitigen. Ein Ausbruch mit dem Versuch, mit der Gegenseite in diesem Krieg Kontakt aufzunehmen zeigt ihm, dass seine neue Heimat unglaublich viel komplexer ist, als er dies bisher geglaubt hat und dass es hier Gefahren gibt, die sein Fassungsvermögen übersteigen. Am Schluss führt seine Begegnung mit einer Person, die der „Wanderer“ genannt wird zu einer überaus beschämenden Erkenntnis.


    Nicht jeder, der in einem hypothetisch erfolgreichem und fortschrittlichen System aufgewachsen ist ist notwendigerweise ein überlegener Mensch in einem anderen System und er ist auch nicht notwendigerweise in der Lage, ein „primitiveres“ System so zu begreifen, dass er darin nutzbringend für alle agieren kann, was das erfolglose Herumwerkeln Maxims in seiner neuen Umwelt deutlich zeigt. Die Strugatzkis zeigen hier einen überaus idealistisch agierenden – wenn auch nicht immer denkenden – Menschen, dem es deutlich an Schulbildung und Hintergrund fehlt und der darum bei allen guten Vorsätzen gezwungen ist, für ihn und andere fatale Fehler zu machen – und gleichzeitig gewisse Prämissen zu Beschleunigung der historischen Dialektik in Frage stellt. Eine gelungene allegorische Darstellung des sozialistisch-historischen Determinismus und den Gefahren von „gut gedacht, aber nicht gut gemacht.“