Brigitte Riebe - Die schöne Philippine Welserin

  • Philippine Welser liegt im Sterben. Wurde sie vergiftet oder waren es die Worte und Taten, die sie während ihres Lebens erfuhr und die sich immer tiefer in ihr Innerstes fraßen? Kurz vor ihrem Tod lässt sie ihre Vergangenheit Revue passieren, erinnert sich an die schönen und grausamen Momente in ihrem Leben.
    1556 verliebte sich die schöne Augsburger Kaufmannstochter in den Sohn des Kaisers, Ferdinand, und er sich in sie. Eine Liebe, die aber nicht sein darf, weil sie nicht standesgemäß ist, weshalb die beiden Liebenden ihre Beziehung geheim halten müssen. Einzig und allein Katharina von Loxan, Philippines Tante, ist eingeweiht. Regelmäßig treffen sich Ferdinand und Philippine unter ihrer Obhut auf Schloss Bresnitz und heiraten 1557 sogar heimlich. Als der Kaiser davon Wind bekommt ist er entsetzt. Die Ehe muss weiterhin verheimlicht werden, was Philippine immer mehr belastet, vor allem dann als sie ihre eigenen Kinder als „Schwellenkinder“ adoptieren muss. Ebenfalls belastend sind die Anfeindungen gegen sie und mehr als einmal entkommt Philippine nur knapp dem Gifttod …


    Mein erster Roman von Brigitte Riebe und es wird garantiert nicht mein letzter gewesen sein, doch bevor ich zu meiner eigentlichen Meinung komme, erst noch ein paar Worte zur Gestaltung und dem Aufbau des Buches.


    Allein das wunderschön gestaltete Cover mit den harmonisierenden Farben zieht alle Blicke auf sich. Die Farbkombination setzt sich auf den Innenseiten der Klappen fort, wo verschiedenste Pflanzen abgebildet sind. Heilkräuter spielen eine große Rolle in Philippines Leben und ziehen sich als roter Faden durch die gesamte Geschichte. Diese ist in fünfzehn Kapitel unterteilt von denen jedes einen Pflanzennamen als Überschrift trägt. Auf einer Doppelseite sind anschließend der lateinische Name und weitere Bezeichnungen aus dem deutschen Volksmund des jeweiligen Krauts aufgeführt. Eine anschauliche Zeichnung des gesamten Gewächses, sowie deren positiven und negativen Wirkungsweisen ergänzen das Ganze. In den meisten Kapiteln spielt die entsprechende Pflanze dann auch eine Rolle, entweder als Heilkraut oder als Giftpflanze. Der Leser erhält so einen interessanten Einblick in die Welt der Heilpflanzen.


    Philippines Geschichte wird in Tagebuchform erzählt, wozu die Kapitel nochmals unterteilt werden indem Ort und Datum angeführt werden. Abwechselnd berichtet Brigitte Riebe dazu aus Philippines Sicht oder in der dritten Person über die Ereignisse.


    Riebes Schreibstil ist recht schlicht und trotzdem so detailreich, dass man sich gut in Philippines Lage und in die damalige Zeit hineinversetzen kann. Manchen Begebenheiten (z. B. Schwangerschaftsabbruch) werden nie direkt beim Namen genannt, sondern geschickt umschrieben. Trotzdem weiß man genau um was es geht. Damit greift die Autorin den Geist dieses Jahrhunderts auf, in dem viele Dinge lieber verschwiegen wurden oder über die nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde.


    Mit der Entscheidung Ferdinand zu heiraten, hat Philippine ihr eigenes Schicksal besiegelt. Obwohl es eine glückliche Ehe war, führte die Kaufmannstochter ein tragisches Leben. Besonders schlimm fand ich, als die Mutter ihre eigenen Kinder verleugnen und als Adoptivkinder ausgeben musste. Immer wieder wird sie von ihren Mitmenschen enttäuscht und blüht meist nur noch dann auf, wenn sie anderen Menschen mit ihrem Wissen über Heilkräuter und Krankheiten helfen kann.


    Ob tatsächlich so viele Giftanschläge auf Philippine verübt wurden, will ich mal dahingestellt lassen. Auf jeden Fall hat die Autorin sehr gründlich die Details aus dem Leben ihrer Protagonisten erforscht. Wie Philippine Welser tatsächlich gestorben ist, lässt sie im Buch offen. Der Verdacht einer Vergiftung durch fremde Hand liegt nahe, trotzdem regte sich in mir der Verdacht, dass Philippine selbst nachgeholfen haben könnte, weil sie psychisch all den Belastungen nicht mehr gewachsen war.


    Obwohl Brigitte Riebe im Nachwort ausdrücklich drauf hinweist, dass es sich bei dem Roman um keine Biographie handelt, kommt es dem Genre recht nahe. „Die schöne Philippine Welserin“ ist ein gut recherchierter, authentischer Roman mit kriminalistischen Elementen über eine kluge und mutige Frau, die sich der Liebe wegen über die Standesgrenzen hinwegsetzt. Ein historischer Roman, der nicht nur durch die anschauliche Erzählweise, sondern auch durch die wunderschöne grafische Gestaltung besticht!


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  • Brigitte Riebe ist eine bekannte und auch ausgewiesene Autorin historischer Romane. Gut recherchiert, meist mit einem entsprechenden Nachwort und einem Glossar versehen, sind ihre historischen Romane nicht nur ein Lesegenuss, sondern auch eine lehrreiche Unterhaltung.


    In ihrem hier vorliegenden neuen Roman, der sch an der Grenze zum Genre des historischen Kriminalromans bewegt, erzählt sie die Geschichte der Patriziertochter Philippine Welser aus Augsburg. Sie kennt sich seit jungen Jahren sehr gut aus in den Kräuter und den Heilpflanzen und was man mit ihnen alles machen kann. Ihm vom Stand her nicht ebenbürtig, verliebt sie sich dennoch in Ferdinand von Habsburg und gebiert ihm, heimlich verheiratet fünf Kinder, von denen nur zwei erwachsen werde. Drei weitere Kinder sterben früh.


    Durch die immer wieder von der Autorin geschickt eingefügten Tagebucheinträge kómmt das Leben dieser bedruckenden Frau dem Leser noch näher. Eine gelungene Mischung aus Realität und Fiktion hat einen weiteren spannenden Roman as Brigitte Riebes Feder entstehen lassen.

  • Inhalt:
    In ihrem neuen Roman läßt uns Brigitte Riebe an dem bewegten und tragischen Leben der Philippine Welser teilhaben.
    Die bürgerliche "Pippa" heiratet den Erzherzog Ferdinand II. Doch diese Ehe muß geheim bleiben und auch deren Kinder, sogenannte "Schwellenkinder" werden niemals anerkannt werden.
    Doch die Liebe der beiden ist durch nichts zu erschüttern, wodurch sich Philippine viele Feinde schafft und ihr sogar jemand nach dem Leben trachtet.....


    Meine Meinung:
    Diese Geschichte hat mich sehr bewegt.
    Durch den schönen, flüssigen und fesselnden Schreibstil konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
    Ich habe Philippine bewundert, mit welcher Stärke sie ihr Schicksal, dass ihr wirklich nur wenig glückliche Zeit ließ, ertragen hat und ihre Liebe zu Ferdinand durch nichts zu erschüttern war.
    Auch dieser Roman wurde von der Autorin wieder hervorragend recherchiert und dem Leser lebendig nahegebracht.
    Sehr gut haben mir die Beschreibungen der Heilkräuter gefallen, welche jedem Kapitel vorangestellt wurden und anschließend geschickt in die Geschichte mit eingeflossen sind.
    Auch das Cover mit dem Bild von Philippine und die Innenausstattung des Buches wirken sehr edel.
    Am Ende erfahren wir in einem interessanten Nachwort, was an der Geschichte stimmt und was Fiktion war.


    Fazit:
    Ein rundum stimmiges Buch, welches ich unbedingt weiterempfehlen möchte und vergebe daher 5 von 5 Punkten.


    LG Moira

  • Eine große Liebe


    Die Kaufmannstochter Philippine Welser ist 30 Jahre alt, als sie heiratet. Das ist für das 16. Jahrhundert ziemlich spät. Dazu kommt, dass ihr Ehemann nicht irgendwer ist, sondern Ferdinand, der (Lieblings)Sohn des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Ferdinand I. und damit aus dem Hochadel stammt. Zwischen beiden ist es jedoch die große Liebe, und sie wird bis zum Tode von Philippine halten. Wegen der bürgerlichen Herkunft der jungen Frau muss die Ehe bis zu ihrer öffentlichen Aberkennung allerdings viele Jahre geheim gehalten werden. Die geborenen Kinder werden als sogenannte Schwellenkinder zunächst "ausgesetzt" und dann an Kindes Statt angenommen...


    Wieder ein Buch von Brigitte Riebe über eine starke Frau. Eine, die tatsächlich gelebt hat und die würdig ist, "Heldin" eines Romans zu sein.


    Denn die Autorin erzählt keine Biografie, obschon ja die meisten Personen der geschilderten Ereignisse historisch belegt sind. Dabei zieht sich wie ein roter Faden der Versuch, Philippine mittels Gift zu ermorden, durch den Roman, weswegen er wohl als historischer Kriminalroman erschienen ist. Das Buch ist in meinen Augen jetzt nicht unbedingt der klassische Krimi, jedoch kann die Autorin Spannung aufbauen und diese bis zum Ende gut halten.


    Insgesamt überwiegen die traurigen Ereignisse im Leben der schönen Philippine. Die wenigen Momente des Glücks mit dem geliebten Mann und den Kindern, sind rar und werden im Folgenden oft von bestürzenden Geschehen aufgehoben. Philippine ist sehr mitfühlend und leidet deshalb besonders unter ihren Ängsten. Neben der eigentlichen Handlung lässt Brigitte Riebe Philippine in einem fiktiven Tagebuch zu Wort kommen und schafft damit eine Nähe zur Gefühlswelt der Protagonistin, die einem sehr nahe geht. Die Eintragungen in ihr Tagebuch sind starke emotionale Einblicke in ihre Seele, die ich gut mitempfinden konnte. Beispielsweise, wenn Philippine ihren neugeborenen Sohn gleich nach der Geburt für ein paar Stunden hergeben und im Anschluss "finden" muss. Sie zieht ihn dann zwar auf, darf aber - um den Schein, es handele sich um ein Findelkind zu wahren - nicht selbst stillen. In dieser Situation tat mir die junge Frau besonders leid. Denn was nützt die große Liebe, wenn man sie nicht auch freudigen Herzens als Paar und Familie leben kann.


    Als besonders gelungen empfinde ich die Gestaltung des Buches. Jedes Kapitel ist mit einer Heilpflanze bezeichnet, die sich im folgenden Text wiederfindet, und beginnt mit einem Bild und der Beschreibung der positiven und negativen Wirkungen. Der Geschichte nach soll Philippine Welser Heilkräuter gesammelt und ein Arzneibuch verfasst bzw. ergänzt (sofern man davon ausgeht, dass Philippines Mutter - Anna Welser - die Grundlagen für die Kenntnisse ihrer Tochter gelegt hat) haben. Auf jeden Fall ist überliefert, dass sie sich mit ihrer Heilkunst stark für die arme Bevölkerung eingesetzt hat.


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  • Die geheime Ehefrau


    Die Augsburger Patriziertochter Philippine Welser sieht auf ihr ereignisreiches Leben zurück. Die bürgerliche Kaufmannstochter trifft 1556 bei einem Aufenhalt in Böhmen auf den Kaisersohn Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg. Die beiden jungen Leute verlieben sich und verbinden sich durch eine heimliche Trauung. Doch schon vor der Hochzeit gibt es einen heimtückischen Giftanschlag auf die Braut. Philippine wird von diesem Erlebnis geprägt und ihre Ängste werden nicht unbegründet sein, wie sie uns in ihrem Tagebuch mitteilt!


    Die Autorin Brigitte Riebe erweckt in ihrem Buch „Die schöne Philippine Welserin“ eine sehr spannende und interessante Frauengestalt der Spätrenaissance zum Leben. Philippine genannt Pippa, hat geschafft was damals unvorstellbar war, als Bürgerliche hat sie einen hochgestellten Adeligen geheiratet, doch zu ihrem großen Unglück durfte davon niemand wissen! Diese Abmachung trägt einen großen Anteil an ihrem Seelenfrieden und der Konstellation ihres Familienlebens bei. Kurz vor ihrem Ende erzählt uns Pippa ihre ziemlich"Gift-getränkte Lebens- und Liebesgeschichte", teils natürlich auch fiktiv, aber immer spannend. Die Autorin beherrscht es den Leser zu faszinieren, die Zeit und ihre historische Fassade gekonnt darzustellen. Gelungen recherchiert und toll dargeboten ist auch die Heil- und Kräuterkundigkeit in Kombination mit den einzelnen Kapiteln.


    Mein Fazit: Da ich die Darstellung interessanter historischer Personen sehr liebe, war das genau der richtige Roman für mich:) Gelungene Unterhaltung kombiniert mit Geschichtswissen! Liest sich großartig:)

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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Brigitte Riebe: Die schöne Philippine Welserin“ zu „Brigitte Riebe - Die schöne Philippine Welserin“ geändert.