Jhaverchand Meghani – Fiançailles

  • Original : Vevishal (Gujarati, 1939)
    Englisch : The promised hand


    INHALT :
    Sukhlal und Sushila, in den 30iger Jahren Kinder kleiner Kaufmannsleute im Nordwesten Indiens, wurden einander schon als circa Zehnjährige durch ihre Väter versprochen. Doch die Zeit ist vorübergestrichen : die Familie Sushilas ist schon seit Jahren in Bombay erfolgreich und reicher geworden. Nun fragt sich der Familienchef – eigentlich der selber kinderlose Onkel der Braut – wie sie das Versprechen an den unwürdig gewordenen Bräutigam aufheben können.
    Sukhlal aber taucht, wie abgesprochen, in Bombay auf, um im Handel seiner Schwiegereltern einzusteigen. Jene aber will ihn in der Arbeit mißmutig machen – er arbeitet verbissen weiter ; jene macht sich über ihn lustig – er aber macht weiter.
    Nach einem Krankenhausaufenthalt arbeitet er in der weitläufigen Verwandtschaft weiter und verdient sich sein Geld, das er nach Hause schickt, wo die Mutter auf dem Krankenbett liegt, versorgt vom liebenden Vater und umgeben von drei jüngeren Kindern.
    Was man auch anstellt : die Verlobten scheinen in Trotz und wachsender gegenseitiger Angezogenheit zu widerstehen. Bis zu welchen Punkt und welchen Konsequenzen ?


    BEMERKUNGEN :
    Dieser Roman von 37 Kapiteln auf etwas weniger als 300 Seiten beginnt chronologisch gesehen in Sorath/Gujarat, im Nordwesten Indiens. Die Zugehörigkeiten der beiden im Mittelpunkt stehenden Kaufmannsfamilien zu einer bestimmten Kaste, dem Jainismus als Religion (siehe auch : http://de.wikipedia.org/wiki/Jainismus ) und ihre Eingebundenheit in die Gepflogenheiten ihrer Zeit, ihres Umfeldes stecken einen festen, nicht zu übersehbaren Rahmen ab. Wenn man nicht bereit ist, sich auf dieses « andere Universum », eine andere Lebensart einzulassen, wird hier mit zeitgenössischen Urteilen eventuell schnell mit einem mitleidigem Lächeln die Gebräuche abtun. Aber vielleicht damit nicht nur den damit betroffenen Menschen Unrecht tun, sondern sich selbst bei Akzeptanz gewisser Regeln um ein Lesevergnügen bringen.


    Es war einmal... die Geschichte zweier Familien, die einander ihre Kinder in jungen Jahren versprachen. Doch die Geschicke gingen andere Wege und die Familie der Braut wurde, teils wohl durch eher undurchsichtige, Geschäfte langsam reicher, zog erfolgreich nach Bombay. Dahingegen ist die Familie Sukhlals auf dem Dorfe geblieben : die Mutter liegt seit Jahren krank zu Bett und wird mit den drei Kindern vom liebenden und seine Religion aus dem Herzen praktizierenden Vater gepflegt. Sukhlal, nun an die 20, soll endlich nach Bombay gehen und sich in der Schwiegerfamilie einarbeiten. Die aber – zumindest was das selber kinderlose Familienoberhaupt, den Onkel der Braut Sushila anbetrifft, will sich eher aus den alten Banden befreien und denkt an eine anscheinend herrliche Verlobung mit dem aussichtsreichen Jüngling Vijaychandra. Der später eintreffende Vater des Bräutigams scheint für Momente keinen Ausweg zu sehen und gibt nach...


    Doch desto größer die Widerstände und möglichen Nebenbewerber, umso deutlicher nach einigem Zögern der innere Entschluß bei den jungen Brautleuten, füreinander zu kämpfen. Dabei sei klar betont, dass sich die beiden quasi kaum kennen, und Anziehung und Respekt von noch viel leiseren Reizen und Vorzügen des anderen leben als es in unserer total übersexualisierten Gesellschaft der Fall ist. Beide werden dabei aber auch Helfer finden, die ihnen beistehen. Die einst beide unter der Fuchtel stehenden jungen Menschen werden zwar nicht zu Rebellen, doch sie behaupten sich, lernen es, sich zu äußern, ihren Willen kundzutun. Man kann sich durchaus dabei fragen, ob hinter dem zunächst so harmlos daherkommenden Roman mit « alten Gesellschaftsbildern » nicht auch eine verborgene Gesellschaftskritik steht, und zudem die Einladung zum Aufbegehren (man denke dabei an den gesellschaftlich-politischen Rahmen der Unabhängigkeitsbewegung in Indien schon in den 30iger Jahren).


    Und angesichts des reichen Onkels der Braut und des ärmeren Vaters des Vaters, angesichts der kläglichen Rolle mancher Männer und einigen leuchtenden Frauenfiguren des Romans, kann man sich ebenso fragen, wer die wahrhaft Armen, wer die wahrhaft Reichen dabei sind !


    Wer sich auf das angesprochene Umfeld einlassen kann wird hier einen wunderbaren Roman finden, indem es neben den realistischen Beschreibungen einer Welt durchaus viel versteckten Humor gibt !


    AUTOR :
    Jhaverchand Meghani wurde 1896 in Chotila, Surendranagar (Gujarât/Nordwesten Indiens) geboren. Er reist viel mit seinem als Polizist tätigen Vater, lernt verschiedene Sprachen und damit auch Literaturen seines Landes kennen. 1916 macht er seine Lizenz in Englisch und Sanskrit, ändert aber dann nach kurzer Zeit als Lehrer seine Ausrichtung und arbeitet für einige Jahre in höherer Position in einer Aluminiumfabrik in Kalkutta. 1919 verbrachte er einige Monate in England. 1921 kehrt er in die Heimat zurück und widmet sich immer mehr dem Journalismus und literarischen Arbeiten, dabei insbesondere auch der Folklore, der Poesie seiner Heimat. Dabei zieht er von Dorf zu Dorf und sammelt die literarischen und oralen Schätze. Er verfasste mehr als 100 Bücher, übersetzte auch z.B. Tagore in seine Muttersprache.
    Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er in zweiter Ehe eine Witwe, was in jener Epoche ein mutiger Schritt war. Er hatte neun Kinder.
    1930 zeigt er sich mit Gandhi (den er persönlich nie sehen wird, der ihn aber zum «Raashtreeya Shaayar », zum Volksdichter, ernennt) solidarisch und wird zu zwei Jahren Haft verurteilt, allerings nach sieben Monaten freigelassen. Er stirbt im März 1947, kurz vor der Unabhängigkeit seines Landes und nachdem sein letztes Buch als « bestes Buch des Jahres » ausgezeichnet worden war.



    Wegen der hervorragenden Einleitung, Übersetzung, biographischen Noten zum Autor und über hundert Fussnoten durch Moiz Rasiwala verlinke ich hier die französischsprachige, von mir gelesene Ausgabe :


    Détails sur le produit
    Broché: 272 pages
    Editeur : Editions de l'Aube (18 mai 2004)
    Collection : Regards croisés
    Langue : Français
    ISBN-10: 2876789663
    ISBN-13: 978-2876789661

  • Auf Englisch : The promised hand
    Gebundene Ausgabe
    Verlag: SAHITYAH AKADMI
    ISBN-10: 8126011742
    ISBN-13: 978-8126011742

  • Hier noch eine Verlinkung zum Original auf Gujarati:


    Taschenbuch : 254 Seiten

    ISBN-13 : 978-1981876037

    ISBN-10 : 1981876030

    Größe und/oder Gewicht : 15.24 x 1.47 x 22.86 cm

    Herausgeber : CreateSpace Independent Publishing Platform (21. Dezember 2017)

    Sprache: : Gujarati