David Sedaris - Nachtprogramm

  • Die deutsche Ausgabe zu dem Originaltitel "Dress your family in corduroy and denim" enthält 22 Erzählungen unterschiedlicher Länge und Güte.


    Inhalt (Amazon.de):


    Als Davids Familie nach North Carolina zog, da mietete sie zuerst ein Haus, das nur drei Blocks von jener Schule entfernt lag, in der der Junge nach den Ferien in die dritte Klasse gehen sollte. Zuvor hatte David auf dem Land gelebt. Wenn er jetzt aus dem Fenster blickte, dann schaute er in andere Fenster, hinter denen Menschen lebten. „Ich stellte mir vor, abends im Dunkeln umherzustreifen und Zeuge eines Mordes zu werden“, heißt es in David Sedaris’ Roman Nachtprogramm, „doch hockten unsere Nachbarn meistens nur in ihren Wohnzimmern vor dem Fernseher“. Eine Ausnahme stellt Mr.Tomkey dar, der einfach behauptet, dass er nicht ans Fernsehen glaube. „Schön für ihn“, sagt Davids Vater. „Ich wüsste auch nicht, dass ich daran glaube“. -- „Und dann sahen meine Eltern die Nachrichten und was immer danach kam.


    Man sieht also: auch die Jugend von David Sedaris (sofern sie so war, wie sie im Buche steht) war öde, ebenso öde wie unsere eigene auch. Aber Sedaris hat eine Gabe, das Beste daraus zu machen, zumindest im Nachhinein. Denn der inzwischen 48jährige New Yorker Autor hat das Talent zur peripheren Erinnerung. Und er kann überaus witzig davon berichten. Das war in Büchern wie
    "Naked" oder "Ich ein Tag sprechen hübsch" so, und das ist in Nachtprogramm nicht anders.


    Also den Fernseher ausgeschaltet und zu Nachtprogramm gegriffen! Wenn das eigene Leben schon öde ist, dann will man wenigstens über anderer Leute ödes Leben lachen können. -- Stefan Kellerer



    Meine Meinung:


    Die Geschichten berichten von Davids Familienleben, seiner Pubertät und der Erkenntnis, dass seine Eltern nicht perfekt sind. Die Erzählungen spielen in den USA und Paris und umfassen sowohl seine Kindheit als auch sein Ewachsenenleben.


    Mir gefällt dieser Band nicht so gut wie "Ich ein Tag sprechen hübsch" und "Holiday on Ice", aber er sorgt für viel Abwechslung und kurzweiliges Vergnügen,
    z.B. bei der Vorstellung, wie die Mutter ihre Kinder im Schnee nach draußen schickt, um mal ihre Ruhe zu haben. Auch als ihre Sprößlinge nach Stunden gegen die Fenster und Türen schlagen, um Einlaß zu verlangen, verweigert sie diesen.
    Was liegt also näher, als an die Verantwortung der Mutter zu appellieren und ihr zu zeigen, was für eine schlechte Mutter sie ist?!
    Das Ende der Geschichte ist zwar banal und alltäglich, besitzt aber eine hinreißende Komik.


    Manche Geschichten erwecken Mitleid, andere Ekel, einige Gelächter und andere wiederum Nachdenklichkeit.
    Der Leser fühlt sich immer auf irgendeine Weise berührt.


    Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • "Nachtprogramm" war mein erstes, aber nicht letztes Buch von Sedaris. Zwar sind die Geschichten wirklich kurzweilig, dafür aber umso interessanter und lustiger.
    Habe oftmals vor mich hingekichert...


    "unsere Mutter schlief überall ein und wachte auf mit roten Striemen im Gesicht vom Teppich oder dem Abdruck des Sofapolsters auf der weichen Haut ihrer Unterarme"


    3 von 5 Punkten

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

    Einmal editiert, zuletzt von fensterfisch ()