Freund, René - Liebe unter Fischen

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Geniale Handlung ganz nach Freunds Art, komisch & tragisch zugleich, viele Weisheiten, liebenswerte ProtagonistInnen.
  • ISBN: 9783552062092
    Erschienen bei: Deuticke
    Seitenzahl: 206


    Autorenportrait:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)
    René Freund, geboren 1967, lebt als Autor und Übersetzer in Grünau. Er studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Völkerkunde. Weitere Bücher von ihm:
    "Stadt, Land und danke für das Boot", "Wechselwirkungen".


    Kurzbeschreibung:
    (Quelle: Buchcover/Verlag)
    Fred Firneis, Lyriker mit sensationellen Auflagen, leidet nach langen alkoholdurchtränkten Jahren an der Literaturfront an einem Burnout.
    Verlegerin Susanne Beckmann, die ihr Zugpferd in seiner Wohnung in Berlin-Kreuzberg aufspürt, schickt Firneis in eine Holzhütte in den österreichischen Alpen. In Gründbach am See gibt es weder Strom noch Handyempfang, und mit Hilfe des Revierförsters August und seiner klaren Weltsicht kommt Fred langsam wieder zu Kräften.
    Doch dann taucht Mara auf, eine junge Biologin aus der Slowakei, die ihre Doktorarbeit über phoxinus phoxinus schreibt. Die Elritze ist ein spannender kleiner Schwarmfisch, und bald interessiert sich Fred für sämtliche Details von Biologie, Verhaltensforschung - und Mara.
    Fred beginnt wieder zu dichten, und alles entwickelt sich ganz prächtig, bis die Idylle plötzlich von düsteren Wolken getrübt wird. Mara ist verschwunden.
    Eine alpine Screwball- Comedy mit Showodown in Berlin - schnell, überraschend und sehr unterhaltsam.


    Meine Meinung:


    Das Buch wird mit einem Zitat von Julia Kospach angepriesen:
    "Wer Glattauerst "Gut gegen Nordwind" geliebt hat, wird auch an dieser herrlich komischen Liebesgeschichte sein Freude haben."


    Ein wenig übertrieben, finde ich, aber meine Freude an der Geschichte hatte ich dennoch, auch wenn nur kurzweilig.
    Das Buch ist nicht all zu lang und schnell gelesen, wäre es länger, hätte es mich wahrscheinlich gelangweilt und so waren die 200 Seiten für diese unterhaltsame, teilweise witzige und warmherzige Geschichte genau richtig.


    Der Hauptprotagonist des Roman steht von einem Dilemma, er hat den Anschluss verloren, seine künstlerische Fähigkeiten stagnieren, was für einen Lyriker fatal ist - und so verfällt Fred in eine Depression und Alkoholsucht... Um ihm daraus zu helfen, schickt ihn seine Verlegerin in eine abgelegene Hütte, da soll er wieder zu sich finden und seine schöpferische Kraft neu entdecken...
    Die gelebte Meditation, Einsamkeit, Ortswechsel und Zeit zum Nachdenken haben bei Fred Wunder bewirkt, aber nicht nur das: er hat einen Freund gefunden und auch völlig unverhofft neue Liebe...
    Allerdings verbirgt Mara einen Geheimnis...


    Den ironischen Erzählstil des Autors fand ich überraschend angenehm. Auch seine Art von Humor mochte ich sehr gerne.
    René Freund spricht in diesem Roman ein ernstes Thema an, ohne dabei zu eindringlich oder zu seriös zu wirken. Die Geschichte ist tragisch und komisch zu gleich, wobei die Komik deutlich überwiegt, was bei der Thematik ganz erfrischen ist.
    Alles in allem: eine nette Lektüre für zwischendurch.
    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Eine von Fred Erkenntnissen als Kostprobe:
    Charlotte hatte recht gehabt, ihn zu verlassen.
    "Nicht, dass ich sie schlecht behandelt hätte, sagte Fred leise.
    "Ich hab sie gar nicht behandelt."

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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  • Meine Meinung


    Fred Firneis ist am Ende: Er trinkt, isst nichts, hat Panikattacken und schreiben kann er auch nicht mehr. Dabei bräuchte seine Verlegerin Susanne Beckmann gerade jetzt dringend neue Gedichte für einen neuen Band von Fred. Denn Fred ist so ziemlich der einzige, der ihren kleinen Verlag jetzt noch retten kann. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt und einer kurzen Zeit im Jenseits beschließt Fred, der Aufforderung seiner Herausgeberin zu folgen und Urlaub zu machen - in seiner alten Heimat Österreich an einem kleinen See in einer kleinen Hütte. Dort begegnet er nicht nur dem Förster August mit seinem Nixen-Tattoo, sondern auch Mara, einer Limnologin, die das Fortpflanzungsverhalten der Elritzen untersucht.


    Dieses Buch hat mich gefesselt. Als ich die Leseprobe damals gesehen habe, war ich ehrlich gesagt nicht so überzeugt. Der Titel und die Rückseite und das Cover, es hat mich nicht angesprochen, aber ich habe die Leseprobe trotzdem mal anlesen woll - bin ja ein neugieriger Mensch - und dann war ich enttäuscht, als sie fertig war. Es ging einfach nicht mehr weiter. Tja, glücklicherweise liegt das Buch jetzt neben mir und hat mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: Es hat mich sogar begeistert.


    Das fing bereits mit der Charaktergestaltung an: Die vier Protagonisten sind auf ihre Art und Weise einzigartig. Fred wirkt zwar klischeehaft mit dem BurnOut und dem Verlust seiner Schreibfähigkeit, doch seine Aktionen und Reaktionen sind dennoch fantastisch. Allein schon seine Anrufbeantworteransage, die ja den ersten Satz des Buches bildet, hat mich zum Lachen gebracht - so würde ich meinen AB ebenfalls besprechen. Auch seine Abneigung gegen Technik, z.B. gegen den "Tablettencomputer", hat mir sehr gut gefallen. Seine Verlegerin ist die einzige Protagonistin, die mir bis zum Schluss nicht ganz sympathisch wurde. Aber auch wenn ich diese Figur nicht so mochte, konnte ich mich dennoch gut in sie hineinfühlen und hatte auch für ihre Situation Verständnis - ich finde, das ist eine hervorragende Leistung. Auch Mara mit ihrem Sprachfehler und August, der urige Förster, konnten mich mit ihren Eigenarten überzeugen. Von dem Doppel-S-Fehler, wie beispielsweise dann "Wazzer" bis hin zu Augusts Nixe und der Tatsache, dass dieser gesunde, kräftige, sportliche junge Mann nicht schwimmen kann. Alles sehr gut durchdacht und auch sehr gut umgesetzt.


    Zum Schreibstil und Aufbau des Buches: Das Buch spielt in einem Zeitraum von etwa anderthalb Monaten. Jeder Tag entspricht hier sozusagen einem Kapitel. Mir hat schon von vornherein gefallen, dass verschiedene Medien für die Erzählung genutzt werden. Das geht von dem eben benannten Anrufbeantworter über SMS und Telefonate bis hin zum guten altmodischen Brief. Diese verschiedenen Medien geben dem Buch etwas Skizzenhaftes. Wer jetzt denkt, bei diesem Durcheinander könnte man den Überblick verlieren, der sei beruhigt, denn René Freund schafft es, trotz dieser Vielfalt eine zusammenhängende Geschichte zu verfassen, die logisch aufgebaut ist. Auch wenn man mal spontan von einem Brief mit zig PS zu einem Gespräch zwischen August und Fred wechselt, behält man den Überblick. Ich war schon immer davon fasziniert, wenn Autoren vom reinen Schreiben aus auch zu solchen Möglichkeiten schreiben und dann das Gefühlsleben vielleicht durch Briefe dargestellt wird.
    Der Schreibstil ist den Gegebenheiten angepasst: Freds Briefe an Susanne sind immer poetisch und voller Sprachmagie. Mit vielen Metaphern und schönen Satzfindungen. Teils auch sehr philosophisch. Die Sprache wird einfacher und leichter, wenn dann beispielsweise eine Szene zwischen Fred und Mara beschrieben wird; antwortet Susanne, kann dies trocken und kühl wirken. Der Autor spielt hier mit der Sprache und das wirklich meisterlich. So behält man auch in der medialen Vielfalt den Überblick und kann anhand des Grundtons den momentan redenden oder schreibenden oder handelnden Protagonisten sofort erkennen.


    Auch die Eigenarten und Worte aus Österreich fand ich wirklich amüsant, sie haben den Roman aufgelockert und ihm eine besondere Athmosphäre gegeben. Mir hat die Gesamtheit dieses Buches wirklich gut gefallen.


    Fazit


    Ein Roman, der fließt und mich vom ersten Satz an in den Bann gezogen hat. Humorvoll geschrieben und poetisch zugleich.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieser neue Roman von Rene Freund ist tatsächlich die „herrlich komische Liebesgeschichte“ als die sie beworben wird. Den auch im Cover ablesbaren Vergleich mit Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ hat das Buch allerdings nicht nötig, denn es lebt aus sich selbst. Es ist im Übrigen in der letzten Zeit eine Unsitte, neue Bücher mit dem Hinweis auf andere Bestseller zu bewerben, so nach dem Motto, wer das Buch XY liebte, dem wird auch dieses gefallen.



    Wie auch immer, die Hauptperson des Romans, der Lyriker Fred Firneis, möchte sicher nicht mit irgendjemand anders verglichen werden. Einen Lyrikband nach dem anderen hat er seiner Verlegerin abgeliefert, einer erfolgreicher als der andere. Wir bekommen zwar kein einziges Beispiel seiner sich sensationell gut verkaufenden Lyrik zu Gesicht, können deshalb auch nicht beurteilen, von welcher Qualität seine Gedichte sind, doch wir können annehmen, dass sie etwas hatten, was viele Menschen ansprach. Seine Verlegerin Susanne Beckmann jedenfalls hätte mit Firneis` Büchern reich werden können. Stattdessen hat sie schlecht gewirtschaftet, steckt voller Schulden und erhofft sich deshalb von einem neuen Lyrikbestseller von Fred Firneis einen schnellen Ausweg aus ihrer Misere.


    Doch der ist ausgebrannt, hat keine Idee mehr für gar nichts. Als Susanne Fred in seiner Wohnung in Kreuzberg besucht, weil er auf ihre Anrufe und Mails nicht mehr reagiert, trifft sie fast der Schlag. Wohnung und Bewohner präsentieren sich in einem absolut verwahrlosten Zustand.


    Sie trifft eine schnelle Entscheidung und überredet Fred mit leichtem Zwang zu einem rekreativen Aufenthalt in einer einsamen Berghütte in Österreich. Dort, so hofft sie, wird er sich erholen, wieder zu sich selbst finden und dann, quasi wie von selbst, einen neuen schmalen Gedichtband produzieren, der sie aus der Schlinge retten wird, die die Banken schon um ihren Hals gelegt haben.


    Kaum hat sich Fred in der kargen Hütte eingerichtet, und beginnt das Leben dort auch einigermaßen angenehm zu finden, da taucht aus dem See vor der Hütte eine junge Frau auf. Mara, so stellt sie sich vor, ist eine Biologin aus der Slowakei, die über die Elritzen forscht und über diesen Schwarmfisch eine Doktorarbeit schreibt.


    Schon bald beginnt eine romantische „Liebe unter Fischen“, die etliche Irrungen und Wirrungen durchleben mus, bis sie zu ihrem Ziel kommt. Eine Liebe, die in Fred Firneis` schon zerstört geglaubtem Leben gar nicht vorgesehen war und die ihm schlussendlich auch die verlorene Poesie wiederbringt.


    Ein unterhaltsamer Roman über die Kraft der Liebe, die einen ausgebrannten Mann wieder zum Glühen bringt.

  • Der junge Lyriker Fred Firneis feierte mit seinen Gedichtbänden große Erfolge und sicherte dadurch die Existenz seiner Verlegerin Susanne Beckmann. Doch nun ist Fred Firneis ausgebrannt, kraftlos und schreibt nichts mehr. Susanne badet in Schuldet, ihr Kleinverlag steht kurz vor dem Aus, liefert Fred nicht nach. Als sie ihn schließlich in Kreuzberg besucht, erkennt sie, wie schlimm es um den Autor steht – die Wohnung ist voller Weinflaschen und Zigarettenstummel, absolut verwahrlost, genauso wie der Bewohner selbst. Kurzerhand befiehlt Susanne Fred, in eine einsame, entfernt gelegene Hütte in den Bergen Österreichs zu ziehen und dort ein paar Tage zu verbringen. Dort soll Fred wieder zu sich finden, sich erholen und möglichst viel Kraft tanken für einen neuen, längst überfälligen Gedichtband. Nach so einigen Anlaufschwierigkeiten kommt Fred in den Alpen an und trifft dort sogar eine nette junge Biologin, die ihm erklärt, wie sich eine bestimmte Art von Fischen liebt…


    “Liebe unter Fischen” wird gleich auf dem Buchrücken mit Daniel Glattauers “Gut gegen Nordwind” verglichen und ja, es gibt einige vage Parallelen, aber mir persönlich gefällt dieser Roman weitaus besser. Die Kapitel unterteilen sich in Tage, die Perspektive wechselt nach einem wahllosen Schema, die Handlung hat etwas von einem heillosen Durcheinander und doch bleibt die gesamte Geschichte in sich schlüssig. Der flüssige Schreibstil ist absolut angenehm zu Lesen und ein wenig ist die Lektüre wie eine gemütliche Bootsfahrt auf einem Bergsee. René Freund erzählt hier eine angenehme und subtile Liebesgeschichte, ohne jeglichen Kitsch. Dafür mit viel Realismus und gespickt mit kleineren Lebensweisheiten und Überlebensanleitungen für schwere Tage. Fred Firneis muss nach einem unglaublichen Tief erst noch weiter fallen, dann hart aufschlagen, zu sich finden, in dem ihm klar wird, was er vom Leben erwartet oder auch nicht, bevor er sich wieder neuen Ereignissen gegenüber öffnen kann und er aus seinem Tiefpunkt langsam aber sicher einem Höhepunkt entgegen strebt.


    Dieser Roman ist eine leichte und angenehme Lektüre, aber doch etwas anderes – eine feine und subtile Liebesgeschichte der anderen Art, eine Geschichte, in die man sich sehr gut hineinversetzen kann und nach der man noch einige Minuten still sitzen bleibt und sich wünscht, in einer weit entlegenen Hütte zu sein, umgeben von einem erfrischenden See und einer klaren Bergluft. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch heute ausgelesen... Als Glattauer-Fan musste ich es unbedingt lesen, da es Ähnlichkeiten mit seiner Emmi&Leo-Geschichte haben soll. Zuerst war ich maßlos enttäuscht... Meine Erwartungen waren hoch. Der Schreibstil des Autors hat mich erst nicht so angesprochen und ich fand die ersten 100 Seiten, die immerhin die Hälfte des Buches ausmachen, doch etwas langatmig. Aber ich habe mich durchgebissen und es hat sich gelohnt... Im zweiten Teil hat es mir dann doch gut gefallen. Die Geschichte ist insgesamt gesehen herzerwärmend, nicht schnulzig, stellenweise witzig und hat ihren eigenen Charme. Ich bin froh, dass ich dieses Buch gelesen habe! Ich würde ihm 4 Sterne geben...


    lg emmi