Matthew Quirk - Die 500

  • Henry Davis weiß, Politiker sind manipulierbar, sie sind korrumpierbar. Dieses Wissen macht er sich zu Nutze. 500 der mächtigsten Männer zählen zu den Klienten seiner Beraterfirma. Sein Mittel zum Zweck ist jedoch nicht das Geld, sondern die Leichen, die ein jeder von ihnen im Keller hat. Davis sucht seine Ansatzpunkte bei G.I.E.R. - Geld, Ideologie, Ego und Repression. Er versucht alles, um jede Kleinigkeit aus dem Leben seiner Kunden in Erfahrung zu bringen, Fehler, Geheimnisse und Leidenschaften. Mike Ford wird von Davis angeworben, um die Drecksarbeit zu erledigen. Mikes Vater ist zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden, den Grund dafür kennt er nicht. Er selbst hat eine kriminelle Vergangenheit, hat den Absprung aber noch geschafft und studiert jetzt in Harvard. Davis‘ Angebot kommt für ihn gerade zur rechten Zeit, denn er hat Schulden. In der Firma steigt er schnell auf und durchschaut dabei immer mehr die Geschäfte seines Bosses. Als Henry Davis erfährt, dass Mike Ford kurz davor ist, seine dunkelsten Geheimnisse herauszufinden, beginnt für Mike ein Wettlauf mit gegen die Zeit und den Tod.


    Ohne große Einleitung ist der Leser mitten in der Handlung. Es werden nicht erst lang die Personen eingeführt oder deren Vergangenheit beleuchtet. Darüber erfährt man sukzessive im Verlauf der Handlung. Der Leser taucht zeitlich gesehen, kurz vor dem Ende der eigentlichen Geschichte in diesen Thriller ein und erfährt von dem in der Ich-Form erzählenden Mike Ford in einer Art Rückblick die bisherigen Geschehnisse, um dann den Abschluss sozusagen direkt zu verfolgen.


    Die Idee hinter dem Buch ist sehr gelungen. Es geht um die Manipulierbarkeit von Politikern. Ein Thema, das sehr ins psychologische geht. Diesen Aspekt, ebenso wie die Feinzeichnung seiner Protagonisten ließ der Matthew Quirk jedoch weitgehend außen vor. Sein Hauptaugenmerk lag auf actionlastigen Szenen und so ließen sich seine Darsteller relativ schnell in Gut und Böse einordnen. Das Erzähltempo hielt der Autor bis auf wenige Ausnahmen hoch. Die erste Hälfte des Romans hat mir auch noch recht gut gefallen. Über die verwendeten Klischees konnte ich ganz gut hinwegsehen. Die letzten 200 Seiten empfand ich allerdings als unglaubwürdig, überzogen und absehbar. Der Protagonist mutierte zum Superhelden, den weder Verletzungen noch Schmerzen aus der Bahn werfen konnten. Dafür jagte eine Actionszene die nächste. Ich habe nichts gegen Action in Romanen oder Filmen. In diesem Fall hätte ich mir aber gewünscht, dass der Autor seinem Helden ein wenig mehr Profil verleiht und dieser blasse und reichlich naive Handlanger des Big Boss zur Persönlichkeit wird. Das Ende des Thrillers war dann in allen seinen Facetten sehr hollywooglike. Eine Verfilmung des Stoffes könnte ich mir gut vorstellen.


    Mein Fazit: Wer eine Vorliebe für schnell erzählte und ebenso schnell gelesene Thriller, deren Schwerpunkt im wahrsten Sinne des Wortes im Thrill liegt, hat und wer über Schwächen in der psychologischen Zeichnung der Personen hinwegsehen kann, wird mit diesem nicht schlecht beraten sein. Leider passten das Buch und mein Lesegeschmack nicht so ganz zusammen.


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)
    Matthew Quirk (31) ist in New Jersey aufgewachsen und hat in Harvard studiert. Anschließend arbeitete er jahrelang als investigativer Journalist für THE ATLANTIC. DIE 500 ist sein erster Roman. Er lebt in Washington D.C.

  • An sich lese ich ja gern mal einen guten Thriller und vom Klappentext her erschien er mir auch in eine interessante Richtung zu gehen. Aber wenn ein Protagonist trotz zahlreicher Verletzungen, die im Normalfall einen Aufenthalt auf der Intensivstation zur Folge hätten, immer noch heldenhaft dem Bösen der Welt entgegentreten kann, weil er ja ein paar Schmerztabletten eingeworfen hatte, hört mein Verständnis auf. Aber auch bei den Büchern ist ja immer der persönliche Geschmack entscheidend.

  • Ja, leider sind sie selten die guten Thriller, und weil ich sie so selten finde, werde ich mich davon auch bald ganz lossagen. Meine ungelesenen kommen noch dran, aber dann ist Sense.

  • So ohne Mord und Totschlag komme ich beim Lesen nicht aus. Im Fernsehen klappt das dagegen hervorragend. Aber es gibt Thrillerautoren, von denen brauche ich jedes neue bluttriefende Buch, das rauskommt. Jeffery Deaver ist so einer für mich.

  • So ohne Mord und Totschlag komme ich beim Lesen nicht aus. Im Fernsehen klappt das dagegen hervorragend. Aber es gibt Thrillerautoren, von denen brauche ich jedes neue bluttriefende Buch, das rauskommt. Jeffery Deaver ist so einer für mich.

    Na so was, Karthause, so blutrünstig kenn' ich Dich ja gar nicht ...

  • Aber wenn ein Protagonist trotz zahlreicher Verletzungen, die im Normalfall einen Aufenthalt auf der Intensivstation zur Folge hätten, immer noch heldenhaft dem Bösen der Welt entgegentreten kann, weil er ja ein paar Schmerztabletten eingeworfen hatte,

    Das klingt nach Bruce Willis :wink:
    Auf jeden Fall werde ich mir den Titel mal merken - klingt nach "netter" Unterhaltung für zwischendurch.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark