Das Bildnis des Grafen - Christine Wirth (ab 01.02.2013)

  • Das habe ich mich im Verlauf der Handlung immer wieder gefragt. Was ist jetzt Wirklichkeit, was ist Einbildung und was sind vielleicht einfach Spukelemente?


    Im Endeffekt ist es eigentlich gar nicht so wichtig, ob sich das Gemälde nun wirklich bewegt hat oder nicht. Wie Carrick zu Valentine bei ihrer zweiten Begegnung in Kapitel 2 bereits sagt:

    Zitat

    Etliche Dinge werden dir eigenartig vorkommen, mit Logik nicht zu erklären sein.


    Das heißt aber nicht, dass diese Dinge für Valentine und später auch für Renoir nicht real sind. Beide sind durch ihre Traumatisierung empfänglich für die Atmosphäre des verlassenen Schlosses, in dem es seit Carricks Verschwinden angeblich spukt - auch wenn Renoir als vernunftgesteuerter Wissenschaftler sich lange dagegen wehrt und sich einen Narren schimpft.

  • Kapitel 6


    Erstmal muss ich sagen, dass ich generell die Figurenzeichnung sehr gut finde. Vor allem ist da kein Charakter, der wirklich nur schwarz oder weiß gezeichnet wäre. Alle haben bisher - bis auf den alten Whitehurst, aber das soll ja noch anders werden - gute und schlechte Seiten, sie sind nicht perfekt und das macht sie glaubhaft.


    Das gefällt mir auch sehr gut.


    Zum Beispiel finde ich, dass Renoir oft sehr grob und unbedacht mit Valentine umgeht, was ihm dann auch selbst im Nachhinein auffällt. Natürlich die Methoden vor gut 100 Jahren noch andere gewesen, dennoch zeigt sich Renoir manchmal deutlich mitfühlender und manchmal doch sehr impulsiv und auf sich selbst bedacht.


    Das ist mir auch aufgefallen. Manchmal gehen seine Gefühle mit ihm durch und er wird ungeduldig oder wütend. Ich finde allerdings auch, dass er diese Gefühle als guter Therapeut in dem Moment unterdrücken müsste, um seinen Patienten nicht in den Handlungserfolgen zurückzuwerfen.


    Im Moment bin ich ein bißchen verwirrt von der ganzen Familiegeschichte und den Geheimnissen. Ich habe ja verstanden, dass Valentines Eltern nicht auf diesem Boot gestorben sind und dass seine Schwester Pauline offensichtlich auch nicht zeitgleich mit den Eltern gestorben ist, sondern nach deren Tod noch am Leben war. Aber was mich verwirrt, ist diese ganze Maurice- Jean-Lucien - Valentine-Sache. Ist das alles ein und dieselbe Person oder hat Valentine tatsächlich noch einen Bruder gehabt, den er verdrängt hat? Oder hat ihm irgendjemand eine solche Gehirnwäsche verpasst, dass er nicht mehr weiß, dass er eigentlich Jean-Lucien heißt? Hazelgrove hat ihn ja anscheinend einmal unter einem anderen Namen kennen gelernt - Fragen über Fragen! Aber ich denke, das soll alles so verwirrend sein und ich bin nicht die einzige, die das nicht versteht. Oder?


    Nein, du bist nicht die Einzige. Ich bin im Moment auch ein bisschen verwirrt. Sind die Leichen Valentines Eltern oder ist das Paar, dass Whitehurst gesucht hat, ein ganz anderes Paar. Gibt es Jean-Lucien wirklich oder ist Valentine Jean-Lucien und Maurice. Könnte Valentine vielleicht sogar eine Persönlichkeitsstörung haben? Doch ich denke, das wäre Renoir aufgefallen. Und was ist mit Mallord, wie ist er in die ganze Sache involviert? Was hat er Valentines Schwester angetan oder ist das nur ein falscher Eindruck, den Valentine da hat?
    Doch ich bin sicher, das klärt sich alles noch auf.


    In diesem Kapitel vermutet Renoir, dass Valentine bereits vor dem Krieg traumatisiert wurde. Ich habe schon überlegt, ob er vielleicht sogar den Tod seiner Eltern mit ansehen musste, dabei angeschossen wurde, Escaray hat ihn gerettet und durch dieses Trauma und den dadurch entstandenen Gedächtnisverlust, bringt Valentine Escaray irgendwie mit dem Tod seiner Eltern in Verbindung. :-k


    Mallord weckt langsam mein Misstrauen. Warum erkundigt er sich so nervös, ob man anhand der Knochenfunde auch die Todesursache oder den Mörder feststellen kann?
    Anderseits heißt es auf S. 181 "Grimby sieht in Valentines Augen seinen Freund“.
    Doch im Moment scheinen sie nicht gerade gute Freunde zu sein.
    Was ist da vor zwei Jahren nur passiert?


    Interessant fand ich, dass Renoir jetzt auch eine „Vision“ von Escaray hat.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • @ all: danke für euer positives Feedback und ganz herzlichen Dank für die tollen Rezensionen, die letztens hinzugekommen sind. :friends: Ich möchte gern etwas in eigener Sache loswerden, bitte nehmt es mir nicht übel. Heute wurde auf Amazon eine Meinung zum Grafen verfasst, die mich ein bisschen irritiert hat. Sie klingt nämlich so, als hätte es der Schreiber darauf abgesehen, meine Bücher und mich persönlich mieszumachen. Kritik zu üben ist eine Sache und auch völlig ok, den Autor und sein Werk mit solchen harten Worten anzugreifen, eine andere.


    Falls jemand von euch eine Rezension auf Amazon verfassen möchte, die eure ehrliche Meinung zum Grafen wiedergibt, würde mich das unheimlich freuen.

  • Ich bin nun fertig mit meinen Prüfungen und am Wochenende mit dem Buch beginnen.


    Willkommen, hasewue! Schön, dass du dabei bist in unserer Runde! Ich hoffe, deine Prüfungen sind gut gelaufen. :thumleft: Eine Leseerholung hast du dir redlich verdient - obwohl ich glaube, dass man sein Köpfchen ganz schön anstrengen muss beim Bildnis des Grafen... aber das ist ja dann positiver Stress, gell? :wink:

    Bitte habt Verständnis, dass ich die Beiträge erst lese, wenn ich auch mit dem Buch so weit bin. :) :friends:


    Logo! :friends:

  • Kapitel 9


    Valentine und Renoir finden im Haus eine alte christliche Bibel, mit einer Widmung von Escaray an Maurice Clavignier. Es sind Passagen unterstrichen, in denen von Waisen die Rede ist. Das würde ja wieder zu meiner Theorie passen, dass Valentine und Maurice ein und dieselbe Person sind und dass Esacaray irgendetwas über den Tod von dessen Eltern weiß. An dessen religiösem Wandel, ja fast schon Wahn, sieht man auch gut, wie man einen Menschen gehirnwaschen kann und wie aus einem gläubigen Juden ein fanatischer Christ werden kann.


    In einer weiteren Hypnosesitzung werden in Valentine Erinnerungen wach. Er liegt in einem Bett, ist verwundet, jemand kümmert sich um ihn und singt für ihn. Also war er tatsächlich in Escarays Haus, doch was ist in der Nacht passiert? Hat Carrick doch seine Eltern getötet und Valentine hat nur alles verdrängt? Oder war da noch jemand in dieser Nacht? Vielleicht der Earl? Ende wird auch Valentine endlich klar, dass er in Wahrheit

    Als ihm Carrick dann in der Nacht erscheint, erfährt er außerdem, dass


    Carrick führt Valentine zu einer Kammer im Haus, die sich normalerweise nicht öffnen lässt. Dort findet er eine Waffe, die Mordwaffe? Auch hier deutet wieder alles auf Escaray als Täter hin, seine Initialen sind eingraviert. Das hingegen macht mich stutzig, denn wer begeht denn bitte einen Mord mit einer Waffe, auf der der eigene Name steht? Das ist doch wirklich zu offensichtlich und klingt eher danach, als wollte jemand Carrick gezielt etwas anhängen.


    Die Szene, in der Gilfeather sein Haus renoviert, fand ich sehr niedlich. Eine typische Geste, wenn aus einer Junggesellenbude ein Haushalt mit einer Frau werden soll. Ich nehme an, Lilian wird bald dort einziehen. Ich hatte sie ganz am Anfang ja eher mit Renoir gesehen, aber trotzdem kann ich verstehen, was sie an Gilfeather findet, er ist für sie wohl ein Fels, etwas, das Bestand hat - er war ja immer für sie da. Trotzdem hat er eine sehr ungeschickte Art und fragt Valentine sehr plump nach dem Krieg aus. Natürlich, er ist nicht psychologisch versiert wie Renoir, aber dennoch frage ich mich, was er sich dabei gedacht hat. Ihm muss doch klar sein, dass das für Valentine schmerzlich oder zumindest unangenehm ist und dann passiert auch noch die Sache mit der Farbe!


    Valentine und Renoir kommen sich erneut sehr nahe. Als Renoir sich dafür entschuldigt, zeigt Valentine kurz wieder seine arrogante, ja fast schon boshafte Seite, als er ihm droht, wenn all das herauskäme, so dürfte Renoir nicht mehr praktizieren. Der lässt sich zum Glück nicht einschüchtern und entschärft die Situation - in dem Moment war mir Valentine aber wirklich sehr unsympathisch!


    Es wird noch ein wenig deutlicher, warum Valentine vermutlich so viele Dinge verdrängt hat, sein Onkel hat ihn mit Medikamenten ruhig gestellt. Es wundert mich nicht, dass er da nicht mehr unterscheiden kann, was Realität ist und was Einbildung!

  • Kapitel 7


    Whitehurst soll Carrick den Knöchel gebrochen haben, um ihn am Weglaufen zu hindern.
    Ob das wirklich stimmt oder ob das nur die typischen Dorfgerüchte sind?
    Ob Whitehurst sich noch als nicht ganz so böse wie vermutet herausstellt?
    Im Moment werden ihm ja eine Menge Schandtaten und Bösartigkeiten zugeschrieben.


    Kann ein Arzt wirklich feststellen, ob ein Knochen durch einen Unfall oder durch Gewalteinwirkung gebrochen wurde?
    Ich glaube nicht.
    Die Frage ist nur, ist diese Aussage eine Freiheit der Autorin oder bezweckt Hazengrove etwas mit solch einer Bemerkung?


    Ein sehr unheimliches Kapitel.
    Der Friedhof, das plötzlich verlöschende Licht, der sich drehende Türknauf.
    Eine wunderbar gruselige Atmosphäre. :thumleft:


    Wer war die Person auf dem Friedhof? Jean-Lucien, Carrick, Hazelgrove, Mallord? Ich tippe auf Mallord.
    Der macht mich immer misstrauischer. :-k

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    (Jorge Luis Borges)

  • Kapitel 8


    Das klingt ja fast so, als ob Pitcher bestochen wurde, damit er Escaray zu dieser Untersuchung bringt. Und das er diese Bestechung auch noch einfach so zugibt und auf Verständnis hofft, hat mich doch echt erstaunt.


    Die Szene, in der Dr. Pendry die Tonbandaufnahme von Carrick vorspielt war einfach unglaublich.
    Sie hatte eine besondere, fast nostalgische Atmosphäre.
    Gleichzeitig war sie ein bisschen unheimlich und auch ein bisschen traurig.
    Schließlich hören sie die Stimme eines Toten (Totgeglaubten).
    Ich fand es toll beschrieben und muss sagen Carrick gefällt mir immer noch am besten von allen Charakteren.
    Allerdings konnte ich noch nicht erraten, wen Strandläuferin am meisten ins Herz geschlossen hat, wie sie in einem Beitrag mal erwähnte.
    Ich zumindest bin eine Carrick-Freundin geworden. Allerdings wird in dem Roman ja auch immer wieder erwähnt, dass ihm die Herzen zufliegen und er die Leute einfach in den Bann zieht. Ist bei mir halt nicht anders.


    Ich bin entsetzt! Whitehurst hat Carrick (der zu diesem Zeitpunkt noch ein kleiner Junge war) tatsächlich den Knöchel gebrochen, damit er nicht mehr fliehen konnte. Schrecklich!


    Die ausländischen Zigaretten, die im Grab gefunden wurden, weisen mir zu offensichtlich auf Carrick hin. Vielleicht hat auch jemand Valentines Eltern umgebracht und versucht jetzt, den Verdacht auf Carrick zu lenken. Vielleicht Whitehurst, der seinen Enkel als Erben haben wollte und deshalb dessen Eltern aus dem Weg räumte?


    Edit: Obwohl... Dann kann meine Theorie, dass Valentine den Mord mit angesehen hat und dabei verletzt wurde, vielleicht doch nicht stimmen. Denn dann wäre Whitehurst ja eher daran gelegen, dass Valentine sein Gedächtnis nicht wieder erlangt. Anderseits, ein Erbe mit einem Trauma, der verschreckt reagiert, nicht lebens- gesellschafts- und schon gar nicht geschäftsfähig ist, wird Whitehurst ja auch nicht nutzen.
    Hach, macht diese Rätselraterei Spaß!

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  • Kapitel 9


    Auch die gefundene Pistole bestätigt nur meine Vermutung, dass jemand den Verdacht auf Carrick lenken möchte.
    Carrick wäre bestimmt nicht so leichtsinnig und würde eine Waffe mit seinen Initialen als Tatwaffe benutzen und sie dann nach der Tat weiter auf Escaray Hall aufbewahren.
    Der Earl hat eine sehr ähnliche Waffe. Ich habe mal gelesen, dass beim Abfeuern einer Kugel eine Art „Fingerabdruck“ auf der Kugel hinterlassen wird, der dann wirklich nur zu dieser einen Waffe passt. Also kann damit eine Tatwaffe bestimmt werden. Waffen des gleichen Kalibers und Fabrikats würden jeweils einen eigenen „Fingerabdruck“ hinterlassen.
    Aber zu der Zeit waren solche Untersuchungen bestimmt noch nicht möglich. Und hier scheint es, als wenn jeder der Täter sein könnte, der eine Waffe dieses Fabrikats besitzt.
    Zusätzlich konnten mit der gefundenen Waffe drei Schuss hintereinander abgegeben werden. Normalerweise kann man mit solch einer Waffe immer nur einen Schuss abgeben, bevor man nachladen muss.
    Das würde ja schon irgendwie passen, denn wenn man vorhat zwei Menschen zu töten, nimmt man ja keine Waffe, die nur einmal schießen kann.


    Als Renoir sich dafür entschuldigt, zeigt Valentine kurz wieder seine arrogante, ja fast schon boshafte Seite, als er ihm droht, wenn all das herauskäme, so dürfte Renoir nicht mehr praktizieren. Der lässt sich zum Glück nicht einschüchtern und entschärft die Situation - in dem Moment war mir Valentine aber wirklich sehr unsympathisch!


    Das habe ich gar nicht als Drohung aufgefasst. Eher als Feststellung. Valentine war in dem Moment verwirrt und zählte meiner Meinung nach einfach nur eine logische Konsequent auf. Oder stellte es ein bisschen mit einem fragenden Unterton, weil er sich nicht sicher war oder weil er Renoir diese Konsequenz in diesem Moment ins Bewusstsein rufen wollte.


    Valentines Reaktion, als er die Pakete weg wirft und wegrennt, kann ich nicht nachvollziehen. Was war der Auslöser? Nur weil Renoir ihm etwas zum Anziehen schenkt?


    Die nächste Szene befremdet mich etwas.
    Renoir holt Valentine ein, beide stürzen dabei zu Boden.
    Valentine weint und Renoir küsst Valentines Tränen weg.
    Das fand ich irgendwie zu nah.
    Nicht nur, dass es definitiv zu nah für Therapeut und Patient ist, hat Renoir ja einige Momente vorher für sich selbst festgestellt, dass Valentine wie ein Sohn für ihn geworden ist.
    Doch diese Zärtlichkeit erinnert eher an ein Liebespaar.
    Wie groß ist der Altersunterschied zwischen den beiden?
    Valentine ist 18 und wie alt war Renoir noch mal? Mitte 30? Oder älter?


    Könnte der Mann auf dem Friedhof auch eine Frau sein?
    Vielleicht Valentines Schwester?
    Obwohl, irgendwie glaube ich das nicht.
    Ich bin mittlerweile aber auch nicht mehr sicher, ob Mallord den Mut dazu gehabt hätte.
    Kann ihn da schlecht einschätzen.
    Vielleicht war es doch Carrick.

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    (Jorge Luis Borges)

  • Das habe ich gar nicht als Drohung aufgefasst. Eher als Feststellung. Valentine war in dem Moment verwirrt und zählte meiner Meinung nach einfach nur eine logische Konsequent auf. Oder stellte es ein bisschen mit einem fragenden Unterton, weil er sich nicht sicher war oder weil er Renoir diese Konsequenz in diesem Moment ins Bewusstsein rufen wollte.


    Findest Du? Wenn ich das hier lese,


    Zitat

    Katzenhaft rutschte der Junge vom Fenstersims. Der Blick, mit dem er Renoir bedachte, ließ diesen frösteln, denn er offenbarte so etwas wie Eifersucht, gepaart mit Traurigkeit. Eine eigentümliche Kombination. "Wenn ihr Professor davon erfährt, werden Sie nicht mehr praktizieren dürfen."


    dann lese ich da schon eine unterschwellige Drohung heraus, wobei Valentine das ja nicht unbedingt bewusst machen muss. Aber ein Teil von ihm scheint, laut Renoir, ja eifersüchtig zu sein. Und außerdem hatte Valentine schon häufiger seine arroganten, harten Momente. Er ist nicht immer nur das schwache Kind.


    Nicht nur, dass es definitiv zu nah für Therapeut und Patient ist, hat Renoir ja einige Momente vorher für sich selbst festgestellt, dass Valentine wie ein Sohn für ihn geworden ist.
    Doch diese Zärtlichkeit erinnert eher an ein Liebespaar.
    Wie groß ist der Altersunterschied zwischen den beiden?
    Valentine ist 18 und wie alt war Renoir noch mal? Mitte 30? Oder älter?


    Ich denke, da vermischen sich bei den beiden viele Gefühle. Keiner von beiden hat eine intakte Familie, dann noch die ähnlichen Erlebnisse, die sie verbinden. Da finde ich es gar nicht so unverständlich, dass solche Situation zwischen den beiden entstehen, obwohl das natürlich zwischen Therapeut und Patient nicht sein sollte, das ist klar.

  • Aber ein Teil von ihm scheint, laut Renoir, ja eifersüchtig zu sein. Und außerdem hatte Valentine schon häufiger seine arroganten, harten Momente. Er ist nicht immer nur das schwache Kind.


    Nein, er ist nicht immer nur schwach. Eifersucht und Traurigkeit können vielleicht schon mal zu unbedachten Handlungen veranlassen. Dennoch habe ich es nicht wirklich als Drohung verstanden. Aber gut, Renoir zumindest hat dieser Blick von Valentine frösteln lassen.
    Wobei ich das eher direkt auf den Blick beziehe, nicht auf den ausgesprochenen Satz. Und ich glaube, in dem Blick lag keine Drohung.
    Aber, wenn ich mir das jetzt noch mal durchlese und genauer drüber nachdenke, könnte auch eine Drohung in Blick und Worten gelegen haben. :-k

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  • Valentines Reaktion, als er die Pakete weg wirft und wegrennt, kann ich nicht nachvollziehen. Was war der Auslöser? Nur weil Renoir ihm etwas zum Anziehen schenkt?
    Die nächste Szene befremdet mich etwas [...] Valentine ist 18 und wie alt war Renoir noch mal? Mitte 30? Oder älter?


    Diese Szene ist für beide unerwartet und tatsächlich fast peinlich. Man muss verstehen, dass Valentine sich seit dem Verlust seiner Familie und dem Krieg nicht mehr geliebt gefühlt hat und sich selbst als unfähig empfindet, Gefühle zu zeigen oder nicht wert, Zuneigung zu erfahren. Dass Renoir sie ihm entgegenbringt (in dem Fall mit dem Geschenk) bestürzt und verwirrt ihn, so dass er sich nicht anders zu helfen weiß, als zu flüchten. Renoir auf der anderen Seite hat nie in einer längeren Beziehung gelebt und merkt nun, wieviel ihm Valentine bedeutet, und dass er mittlerweile weit mehr als zu einem Fall geworden ist. Die Impulsivität, die er hier zeigt, entlädt sich mit den Gefühlen, die er lange verborgen hielt. Es spielt daher keine große Rolle für ihn, wie er Valentine seine Zuneigung beweisen kann, und später sieht er immerhin seinen Fehler ein.


    Renoir ist - laut Gilfeathers Einschätzung auf Seite 140 - Ende Vierzig, Anfang Fünfzig. :wink:


    Ich denke, da vermischen sich bei den beiden viele Gefühle. Keiner von beiden hat eine intakte Familie, dann noch die ähnlichen Erlebnisse, die sie verbinden. Da finde ich es gar nicht so unverständlich, dass solche Situation zwischen den beiden entstehen, obwohl das natürlich zwischen Therapeut und Patient nicht sein sollte, das ist klar.


    Du bringst es auf den Punkt. :thumleft:

    Dennoch habe ich es nicht wirklich als Drohung verstanden. Aber gut, Renoir zumindest hat dieser Blick von Valentine frösteln lassen.
    Wobei ich das eher direkt auf den Blick beziehe, nicht auf den ausgesprochenen Satz. Und ich glaube, in dem Blick lag keine Drohung.
    Aber, wenn ich mir das jetzt noch mal durchlese und genauer drüber nachdenke, könnte auch eine Drohung in Blick und Worten gelegen haben. :-k


    Obwohl Valentine ein recht undurchsichtiger Typ ist und manchmal auch herablassend und provozierend mit Renoir umgeht, hat er in diesem Moment doch wirklich Angst, er könne sich entschließen, die Therapie abzubrechen und ihn somit verlassen, um sich mit anderen Patienten zu beschäftigen. Darum auch das Wörtchen "Eifersucht".

  • @Vici ~ Auf welche Stelle beziehst du dich? Gilt die Frage mir oder allen? Oder stellst du sie dir nur im Stillen? :) Falls du sie durch mich beantwortet haben willst, öffne den Spoiler:


    Da er doch ein Buch mit sieben Siegeln ist (zuweilen sogar für Renoir) verweise ich gern nochmal auf mein Blog, wo ich versuche, zu erklären, weshalb er sich oft so merkwürdig verhält.

  • Ich weiß leider die Seite nicht, aber als er sich im Irrgarten verläuft und beide Ärzte nach ihm suchen, hockt er in der Hecke und behauptet Maurice zu sein. Das schien mir etwas seltsam. :-k und so passend für eine gespaltene Persönlichkeit. Allerdinsg ist ja so einiges seltsam in diesem Buch (positiv gemeint, nicht als Kritikpunkt sehen O:-) ).
    Auf deinen Blog wollte ich erst wenn ich mit dem Buch fertig bin, oder werden dort keine Geheimnisse verraten?


    Ich bin jetzt a. auf Seite 250
    Ich fand die ganze Situation auf dem Friedhof nicht so seltsam nur der Fremde zum Schluß der war wiederum sehr seltsam. War es am Ende der Butler? :?:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Auf deinen Blog wollte ich erst wenn ich mit dem Buch fertig bin, oder werden dort keine Geheimnisse verraten?


    Keine Sorge, mein Blog ist weitgehend spoilerfrei - ich verrate nichts Wichtiges. :friends: Wenn du direkt auf den Link in meinem letzten Posting gehst, siehst du auch nur den Eintrag über Valentines "Krankheit", und die ist besser zu verstehen, wenn man sich kurz damit befasst.

  • Ich bin nun auch endlich zum Lesen gekommen.

    Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich manche Ausdrücke, die für mich fast ein wenig zu übertrieben oder hochgestochen klingen.
    Z.B. „Er kredenzte ihm den Wein.“ „Der Verdacht, der ihm nicht konvenierte.“
    Natürlich ist zu dieser Zeit die Sprache etwas anders, was mir auch sehr gefällt. Doch während der Beschreibung einer Handlung finde ich diese Ausdrücke nicht so ganz passend und ein klein wenig übertrieben.

    Mit der Sprache habe ich bisher ein bisschen meine Probleme. Alles wirkt so ausgewählt, so gestochen, dass es mir fast zu viel ist. Der Stil passt zwar zur Zeit und zu den Personen, aber ich habe noch Probleme mich dadurch in der Geschichte fallen lassen zu können bzw. einen guten Lesefluss zu finden.
    Deswegen werde ich wohl nicht mehr als 1 Kapitel am Tag schaffen, da man sich wirklich sehr konzentrieren muss. Aber vielleicht wird das noch besser, wenn ich erst einmal richtig drin bin und mich daran gewöhnt habe.


    Renoir finde ich durchaus sympathisch, wobei ich mich schon gefragt habe, warum er sich vom Earl so viel gefallen lässt. Denn wenn er wirklich nicht mehr so viel Geld hat, woher will Renoir wissen, dass er ihn überhaupt bezahlen kann? Klar, der Earl kann ihm immer noch den Ruf ruinieren, aber schwindet nicht mit dem Geld auch nach und nach die Macht und Reichweite einer Person dieser Klasse? Und wenn er Renoir nicht einmal mehr bezahlen kann, wer sagt dann nicht das sie so dann gleich gestellt sind in der Art, dass Renoir den Earl nicht bloßstellt? Ich würde mir an Renoirs Stelle nicht allzu große Sorgen machen.


    Grimby ist schon seltsam. Mich interessiert wirklich brennend was er Renoir verschweigt und was er sonst noch alles weiß bzw inwieweit er darin verwickelt ist.
    Etwas schnell ging mir die "Freundschaft" zwischen den beiden. War es damals üblich, dass man jemanden so schnell als Freund bezeichnet? Irgendwie ist mir das suspekt. Renoir kennt ihn doch gar nicht, wie kann er ihm da vertrauen vor allem, weil Renoir ja scheinbar mehr über Escaray weiß als er zugeben will. Ich wäre da vorsichtiger. Vielleicht ist er ja auch nur ein Spuk, bisher hat ihn ja noch niemand erwähnt oder gesehen. :mrgreen:


    Ich bin mal gespannt wie es weitergeht. :)

  • Und wenn er Renoir nicht einmal mehr bezahlen kann, wer sagt dann nicht das sie so dann gleich gestellt sind in der Art, dass Renoir den Earl nicht bloßstellt? Ich würde mir an Renoirs Stelle nicht allzu große Sorgen machen.


    Dass der Earl finanzielle Schwierigkeiten hat, weiß Renoir nicht - er vermutet nur durch Äußerungen von Teresa und dem Zustand des Anwesens. Und er ist nach der langen Zwangspause froh, dass es ihm durch Whitehurst ermöglicht wird, seine Arbeit wieder aufzunehmen, zumal er selbst wissen möchte, ob er noch dazu fähig ist. Es auf ein Machtspiel ankommen zu lassen, kommt ihm angesichts der polternden Cholerik des Earls nicht in den Sinn. Er sieht das Zusammentreffen mit Valentine als Chance, sich wieder ins Berufsleben zu integrieren.

    Etwas schnell ging mir die "Freundschaft" zwischen den beiden. War es damals üblich, dass man jemanden so schnell als Freund bezeichnet? Irgendwie ist mir das suspekt. Renoir kennt ihn doch gar nicht, wie kann er ihm da vertrauen vor allem, weil Renoir ja scheinbar mehr über Escaray weiß als er zugeben will. Ich wäre da vorsichtiger.


    Ich glaube nicht, dass es damals wie heute große Unterschiede macht, ob jemand schnell Freundschaft schließt oder nicht. :wink: Das kommt auf den Einzelnen an. Renoir fühlt sich auf Whitehurst Manor wie ein Fremdkörper nach dem nicht gerade herzlichen Empfang durch das Ehepaar Whitehurst, darum ist er froh, in Grimby jemanden zu finden, der Verständnis und so etwas wie Mitgefühl für seine Situation zeigt. Und dass sich Grimby so mysteriös und zugleich hilfsbereit gibt, erregt zusätzlich seine Neugier.

    Ich bin mal gespannt wie es weitergeht. :)


    Ich auch. :friends: Und ich hoffe, du findest rein in die Sprache.

  • Ich weiß leider die Seitenzahlen nicht mehr (ich kann mir beim lesen keine Notizen machen, dann verliere ich die Lust am lesen :pale: ).


    Ziemlich am Anfang steht, als Dr. Hazelgrove ins Spiel kommt, das er alleinstehend ist. Einige Seiten später hat er eine junge Frau, als Renoir ihn Zuhause besucht. Habe ich irgendetwas falsch gelesen oder übersehen, oder bezieht sich das alleinstehend auf den Zeitpunkt, als er den jungen Grafen damals bei sich aufgenommen hat? Es ist ja nichts wichtiges, es fiel mir nur beim Lesen auf und gerade wieder ein. O:-)

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Ziemlich am Anfang steht, als Dr. Hazelgrove ins Spiel kommt, das er alleinstehend ist. Einige Seiten später hat er eine junge Frau, als Renoir ihn Zuhause besucht. Habe ich irgendetwas falsch gelesen oder übersehen, oder bezieht sich das alleinstehend auf den Zeitpunkt, als er den jungen Grafen damals bei sich aufgenommen hat? Es ist ja nichts wichtiges, es fiel mir nur beim Lesen auf und gerade wieder ein. O:-)


    Als Renoir Hazelgrove aufsucht (Seite 156 - 162), erzählt dieser ihm, dass er zu der Zeit, als er mit den Escarays zu tun hatte, alleinstehend war.

    Zitat

    "Ich war nicht gebunden, wurde häufig von der Witwe eingeladen, was wiederum die boshaftesten Erfindungen und Spekulationen kolportierte, das ist so in einem kleinen Dorf. Das Letzte, was ich wollte, war, sie in Verruf zu bringen. Ich zog die Konsequenzen, indem ich meine Besuche sporadischer verteilte und schließlich ganz einstellte, wenngleich es mich schmerzte."


    In der gleichen Szene mit Renoir taucht Hazelgroves Frau auf. Sie ist sehr viel jünger als Hazelgrove, so dass er sie zu jener Zeit noch nicht gekannt hat. Auch als Whitehurst ihm Carrick wegnahm, war er noch unverheiratet.

    Zitat

    "Zudem hatte er den Bonus einer Frau in petto, die sich um den Kleinen voll und ganz kümmern und darin aufgehen würde; vor Gericht hätte ich auf jeden Fall klein beigeben müssen; er war vermögend und hatte Familie; Sie können meine Verzweiflung vielleicht verstehen."


    Insofern , ja. Er war wohl lange eingefleischter Junggeselle, der gute Hazelgrove. :)