Ernest J Gaines - Of Love and Dust

  • Ein echter, guter Südstaatenroman!


    Original: Englisch/USA, 1967


    INHALT:
    Eine Plantage in der Nähe von Baton Rouge, der Hauptstadt von Louisiana. Um 1948 landet dort der aus der Haft zeitweise entlassene junge Marcus und soll sich bei fester Arbeit bewähren. Der Cajun Bonbon nimmt ihn auf Befehl des Marshalls fest an die Kandarre. Bonbon hat ein stillschweigend akzeptiertes Verhältnis mit der farbigen Pauline, während seine junge Frau Louise sich daheim langweilt und vor sich hinschmachtet. Um sich für die erhaltenen Demütigungen zu rächen visiert Marcus eine Liaison mit Louise an.


    BEMERKUNGEN:
    Der Roman ist in drei Teile gegliedert mit 22,17 und 16 Kapiteln: also bei circa 280 Seiten durchaus überschaubare Leseeinheiten.


    Der Ich-Erzähler ist James „Jim“ Kelley, ein 33jähriger farbiger Mechaniker und Traktorfahrer auf der Plantage, der Marcus bei seiner Ankunft in seinem Häuschen aufnimmt und fast gegen seinen Willen dessen Pflegemutter verspricht, ein Auge auf den turbulenten jungen Städter und Weiberhelden zu haben, der eines Mordes angeklagt ist und hier, vom Marshall unter seltsamen Umständen hergelenkt, auf seinen Prozess wartet.


    Uns wird die Geschichte aus der Perspektive Kelleys erzählt, doch da dieser nicht immer bei den jeweiligen Ereignissen selber anwesend war, greift er auf die Wiedergabe von Gehörtem oder auch Gerüchten zurück. Dies verleiht hier und da dem Erzählfluss etwas Gekünsteltes, hindert aber nicht eine großartige Erzählung auf dem Hintergrund der zwar verschwundenen Sklaverei, doch noch unglaublichen Zeugnissen von „Klassen- und Rassenunterschieden“, in denen die Hauptpersonen in diesem traditionellen Süden gefangen sind. Dies steuert zum Eindruck von Dramatischem, ja, auch Tragischem bei: Die Personen sind Gefangene eines Systems, das noch lange brauchen wird, um sich zu erneuern.


    Gaines schafft es auch, hier und da erzählerische Bravourstücke einzubauen: über Seiten geht die unglaublich intensive Beschreibung einer stakkatohaft sich steigernden Maiskolbenernte, in der Marcus letztlich gedemütigt werden soll. Oder jene epische Schlägerei bei einer allgemeinen Feier im Barackenviertel der einfachen, farbigen Arbeiter.


    Im Vordergrund steht aber die Gegenüberstellung einerseits der geduldeten Beziehung – soweit sie denn nicht etwa eine Liebesbeziehung werden sollte – zwischen dem Verwalter Bonbon und der attraktiven Pauline und, andererseits, der von einer Racheaktion sich langsam intensivierenden Beziehung zwischen dem farbigen Marcus und der ultrablonden Louise, Inbegriff der unantastbaren Weißen. Stehen anfangs noch auf allen Seiten die einseitige Hinnahme der Beziehung des Cajun und die absolute Verurteilung von Marcus (der durch sein Handeln die Sicherheit aller aufs Spiel setzt und die Etiketten infrage stellt) ohne Widerspruch da, so kippen langsam die Sicherheiten. Wie „unvorstellbar“ manches doch schien und scheint. Was aber unterschiede denn die eine von der anderen Beziehung? Allein solche Fragen zu stellen wagen die ein und anderen nicht. Das „Unerhörte“ auch auf der Seite des Weißen zu sehen, eventuell das berechtigte Verlangen auch auf der anderen Seite anzuerkennen erfordern schon einen damals heldenhaften Mut, und eine Überwindung alten Denkens. Dabei spielt aber jeder eine Rolle in einem Drama, die ihn und seine Wahlfreiheit zu überschreiten scheint.


    Ein Roman mit vielen Facetten, der den Lesern guter Südstaatenliteratur gefallen wird, und insbesondere jenen, die eventuell Gaines schon kennengelernt haben! Hut ab!


    AUTOR:
    Ernest J. Gaines wurde 1933 als Ältestes von zwölf Kindern auf einer Plantage in Louisiana geboren und arbeitete auf dieser schon als Neunjähriger. Diese Zeit prägte ihn intensiv, auch in seinen späteren schriftstellerischen Arbeiten. Mit 15 zieht er mit seiner Familie nach Kalifornien und kann intensiver sich Studien und der Lektüre widmen. Er bedauert, dass „seine“ Welt noch so gar keinen Zugang zu dieser Welt hat und beginnt selber, erste Kurzgeschichten und Romane zu schreiben.
    Mit „A lesson before dying“/“Jeffersons Würde“ (siehe auch Rezi hier im Bt unter: Ernest J. Gaines – Jeffersons Würde ) gewann er 1994 den Book Critics Circle Award. Mehrere Bücher wurden verfilmt. (Quelle und mehr, siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Ernest_Gaines )


    Es liegt leider keine deutsche Übersetzung vor (allerdings in anderen Sprachen, zB auf Französisch, worin ich dieses Buch auch gelesen habe).


    Product details
    Paperback: 281 pages
    Publisher: Vintage Books; 1st Vintage Contemporaries Ed edition (10 May 1994)
    Language: English
    ISBN-10: 067975248X
    ISBN-13: 978-0679752486

  • Es liegt leider keine deutsche Übersetzung vor (allerdings in anderen Sprachen, zB auf Französisch, worin ich dieses Buch auch gelesen habe).

    Leider immer noch nicht, aber ich kann ja zB auf die französische Übersetzung verweisen, relativ günstig: