Brian DeLeeuw - Der Andere

  • Weder Fisch noch Fleisch


    Büchern kann ich sehr selten widerstehen. Deshalb griff ich auch bei „Der Andere“ zu, als ich kürzlich die Möglichkeit hatte, mir außer der Reihe eines der letzten Rezensionsexemplare bei Amazon Vine zu bestellen. Obwohl ich wahrscheinlich niemals wegen des Covers zu dem Buch gegriffen hätte, reizte mich doch die Kurzbeschreibung. Sie klang spannend.

    Der Autor Brian DeLeeuw


    war für mich wieder mal Neuland. Im Internet erfuhr ich, dass er Redakteur der Literaturzeitschrift Tin House ist und in New York lebt. „Der Andere“ ist sein Romandebüt.


    Der Andere


    Als 6-jähriger fühlt sich Luke sehr einsam. Seine Eltern haben sich gerade getrennt. Als ihn die Mutter daraufhin auch noch aus der Schule nimmt und jeglicher sozialer Kontakte mit Gleichaltrigen beraubt, erfindet er einen imaginären Freund namens Daniel. Ein schlimmes Ereignis veranlasst die Mutter, ihren Sohn zum Psychologen zu schicken, der Daniel 12 Jahre lang aus Lukes Leben verbannen kann. Dann wird Daniel wieder präsent…

    Kein Psychothrill und wenig Spannendes


    Zugute halten möchte ich diesem Buch, dass es zwar von den Buchhändlern in der Kategorie Krimis und Thriller geführt wird, selbst aber nur den Untertitel Roman trägt. Allerdings erwartete ich anhand der Kurzbeschreibung tatsächlich eine Art Psychothriller. Diese Erwartung wurde jedoch nicht erfüllt.


    Dabei ließ sich der Lesestoff nicht einmal schlecht an. So empfand ich es anfangs als interessant, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Daniel erzählt wird, der erfundenen Person, die es ja stofflich eigentlich gar nicht gibt. Allerdings merkte ich dann auch ganz schnell, dass dadurch dieser Charakter überpräsent ist und ich mich als Leserin weder in die Gedankenwelt von Luke, noch in die seiner Mutter Claire einfühlen konnte. So nahm ich das Erzählte einfach nur als locker aneinandergereihte Episoden wahr, die sich zwar recht flüssig lesen ließen, bei mir aber keinerlei Spannung erzeugten und damit immer bedeutungsloser wurden.


    Hin und wieder hatte ich kurzzeitig das Gefühl, dass einige unheimliche Ereignisse das Ruder vielleicht noch herumreißen könnten. Leider musste ich diese Hoffnung dann nach wenigen Seiten wieder begraben. Dabei hätten die Thematik mit der Persönlichkeitsspaltung und der Schreibstil des Autors durchaus Potential für eine interessante Geschichte gehabt, das Pferd wurde irgendwie von der falschen Seite aufgezäumt. Einzig und allein der Schluss vermochte es noch einmal, mir eine ganz leichte Gänsehaut zu bescheren.


    So habe ich, die wirklich sehr gern Krimis und Thriller liest, mich durch dieses Buch gequält und komme zu dem Schluss, dass alles, was der Klappentext mir versprach, definitiv nicht gehalten wurde. Mehr als zwei Bewertungssterne kann ich hier leider nicht geben.