Rüdiger Lehmann - Berlin 2042

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de:
    Berlin, im Jahre 2042. Die deutsche Hauptstadt droht in Regenfluten zu versinken. In diesem Katastrophenszenario gewährt Richard einer unbekannten Frau namens Emma Unterschlupf in seiner Wohnung und verleugnet sie vor ihren Verfolgern, die einer mysteriösen Organisation anzugehören scheinen. Doch genauso unerwartet, wie Emma aufgetaucht ist, verschwindet sie auch wieder. Zurück lässt sie lediglich einige undurchsichtige Bemerkungen über ihre Person und ein paar Kleidungsstücke. Richard versucht, den Vorfall zu vergessen, doch immer wieder wird er durch sonderbare Vorfälle an Emma erinnert. Als schließlich auch er von Emmas Verfolgern bedroht wird, beginnt eine Odyssee durch das mehr und mehr im Hochwasser versinkende Berlin. Welches Geheimnis umgibt Emma und wird Richard sie retten können?


    Über den Autor (von Amazon.de):
    Rüdiger Lehmann wurde 1956 in Bautzen/Sachsen geboren und kam 1978 zum Studium der Außenwirtschaft nach Berlin. Kurz vor dem Mauerfall 1989 siedelte er in die Bundesrepublik über. Seine Tätigkeit als Unternehmensberater übte er in Frankfurt/M., London, Atlanta/Georgia, Nürnberg und Basel aus. 2004 kehrte er nach Berlin zurück. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er auch als Darsteller in Fernsehen, Kino und Werbung tätig.


    Handlung:
    Es herrscht schon seit Tagen starker Regen und Unwetter. Es wird immer schlimmer, die Flüsse treten über die Ufer, erste Straßen sind überflutet und sogar die Regierung hat schon den Ausnahmezustand ausgerufen. Richard beobachtet durch sein Fenster wie eine junge Frau im Regen von zwei nicht gerade vertrauensvoll aussehenden Männern verfolgt wird. Scheinbar zufällig flüchtet sie sich in seine Wohnung. Kurz darauf stehen die beiden Männer vor seiner Tür und fragen nach ihr. Da sie ihn anfleht, ihre Anwesenheit nicht preiszugeben, verleugnet er die Frau. Wie sich herausstellt, ist ihr Name Emma, sie wirkt sehr nervös, redet manchmal wirre, unverständliche Sachen und als er losgeht um etwas zu trinken zu holen, ist sie bei seiner Rückkehr auch schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden und hat sogar ihre Kleidung im Trockner zurückgelassen.
    Als Richard am nächsten Tag verkatert erwacht, hat sich die Situation alles andere als gebessert und er hat die Evakuierung seines Straßenzuges verschlafen. Als er sich ein wenig umhört, findet er heraus, dass eine Hochwasserwelle von mehreren Metern im Anflug ist um Berlin fast vollkommen zu überfluten. Er macht sich auf zu seiner Freundin Lisa, die in einer höher gelegenen Gegend wohnt. Am nächsten Tag wird er vom Amt für Persönlichkeitsschutz kontaktiert und nach dem Vorfall mit der Frau von gestern befragt. Als er die Verfolger erwähnt, wird ihm mitgeteilt, dass diese nichts mit dem Amt zu tun haben. Er erzählt alles, was er weiß, soll sich aber zur Verfügung halten falls es noch Fragen gibt. Richard entdeckt schließlich wie einer der beiden Männer von gestern sich vor Lisas Haus aufhält. Langsam wird ihm mulmig und er fragt sich, wo er da hineingeraten ist. Gleichzeitig tritt aber auch seine Neugier hervor und was es mit Emma auf sich hat und warum jeder Interesse an ihr hat, lässt ihn nicht mehr los und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Es beginnt eine Jagd durch ein überflutetes Berlin...


    Meine Meinung:
    Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog, der im Jahre 2090 spielt. Der Protagonist Richard bereitet uns dort darauf vor, dass er uns eine Geschichte erzählt, die die Welt unwiderruflich verändert hat. Als anfangs die mysteriöse Emma bei ihm auftaucht, er ihre Verfolger immer wieder wie rein zufällig trifft und herauszufinden versucht, was für ein Spiel hier gespielt wird, war ich schnell in der Geschichte gefangen und ich habe mich sehr auf die Auflösung gefreut. Dazu kam noch das Hochwasser, das in einer globalen Katastrophe zu enden droht und eine düstere, hoffnungslose Atmosphäre geschaffen hat. Es gefiel mir auch ziemlich gut, mal ein dystopisches Endzeitbuch in Händen zu halten, das in Deutschland spielt und einen männlichen, erwachsenen Protagonisten hat. Ansonsten befindet man sich bei solchen Szenarien ja meist in den USA und begleitet eine weibliche Jugendliche. Das ganze Szenario wirkte sehr erfrischend und neu auf mich.


    Leider hat es aber Rüdiger Lehmann nicht geschafft, trotz der mit 230 Seiten recht kurzen Geschichte, die Spannung die ganze Zeit über aufrecht zu erhalten. Richards Verhalten konnte ich mir nicht immer erklären und warum der anfangs so entspannt wirkende Mann sich so intensiv in alles einmischt und keinem Ärger aus dem Weg geht, blieb mir ein Rätsel. Er wandert (bzw. schwimmt oder rudert) oft recht ziel- und gedankenlos umher. Manche länger andauernden und ziemlich skurril wirkenden Begegnungen, z.B. die mit einem Priester, der gerade dabei war, den Verstand zu verlieren, waren für die Story irrelevant und erschienen mir wie Füllmaterial um überhaupt 200 Seiten voll zu bekommen. Auch kam mir irgendwann der Gedanke, dass doch das Hochwasser der Hauptplot sein sollte. Dachte ich anfangs noch an einen Zusammenhang, wirkte es nach einiger Zeit wie ein Nebenschauplatz, der hinzugefügt wurde um die Recherchen bzgl. Emma und deren Verfolger in die Länge zu ziehen und einfach um die Action- und Spannungsszenen außergewöhnlicher und interessanter zu gestalten.


    Die Zukunft, die Lehmann beschrieben hat, fand ich allerdings ziemlich interessant. Diese war nicht zu abgehoben und wirkte unserer heutigen Welt nicht unähnlich. Neue Kommunikations- oder Fortbewegungmittel erinnerten mich aber immer wieder daran, dass man sich hier nicht im Heute befindet. Diese Beschreibungen fand ich auf eine gewisse schrullige Weise ziemlich sympathisch, da ich manchmal den Eindruck hatte, hier hätte sich in den 70er Jahren jemand das Jahr 2020 vorgestellt. Auch die aus heutiger Sicht eher antiquiert wirkenden Vornamen wie Richard, Gustav, Anton oder Klara haben ihren Teil dazu beigetragen.


    Da die Stadt Berlin ja sogar im Titel vorkommt, dachte ich schon, dass es hier eine Menge Lokalkolorit geben könnte und so war es dann auch. Unzählige Straßen und Plätze, Bahnhöfe, Sehenswürdigkeiten, Stadtteile und Flüsse Berlins wurden in diesem Buch untergebracht. Ein Berliner wird sicherlich vieles wieder erkennen und daran seine Freude haben. Vorausgesetzt er kann damit umgehen, dass alles überflutet und die Stadt dem Untergang geweiht ist.


    Auch das Ende fand ich nur durchschnittlich. Ich habe noch auf die ein oder andere Überraschung gehofft, doch insgesamt gesehen war "Berlin 2042" geradliniger und einfacher gehalten als es anfangs den Eindruck gemacht hat.


    Fazit: Ein durchschnittliches Endzeitbuch aus deutschem Lande, das nur mäßig spannend ist, allerdings durch ein nicht alltägliches und außergewöhnliches Szenario punkten kann.
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