Barbara Beuys - Sophie Scholl

  • Zum Inhalt

    Anhand von Tagebuchaufzeichnungen und des umfangreichen Briefwechsels der Sophie Scholl mit Familienmitgliedern und Freunden schildert die Autorin sehr eindrucksvoll das kurze Leben der jugendlichen Widerstandskämpferin. Sie berichtet von ihrer behüteten Kindheit, ihren Aktivitäten in der "Hitler-Jugend", dem Erwachen ihres kritischen Verstandes bis zur folgenschweren Entscheidung: "Schluss. Jetzt werde ich etwas tun."


    Meine Gedanken zum Buch

    Um es gleich vorwegzunehmen, ich war von dieser Biografie so berührt, wie schon lange von keiner anderen mehr. Ein Buch, das mich im wahrsten Sinne des Wortes bis in meine Träume verfolgt hat. Dabei ist der Anfang durchaus etwas zäh. Der Leser erfährt anfangs auch nur wenig von der Heldin selber, weil sich die Autorin sehr streng allein an belegbare Tatsachen hält. So tritt die kleine Sophie eben nur dort hervor, wo sie von der Familie erwähnt wird. Ein besonderer Glücksfall für jeden recherchierenden Autor ist wohl der rege Briefwechsel der Jugendlichen mit ihrer Familie und vielen Freunden.

    Über viele Seiten wird auch der historische Hintergrund minutiös geschildert; doch wer durchhält und die Lektüre nicht vorzeitig abbricht, wird mit der Bekanntschaft einer außergewöhnlichen jungen Frau belohnt. Gerade bei der gestrigen Silvesterknallerei musste ich daran denken, dass vor mehr als 70 Jahren eine Gruppe junger Menschen den Jahreswechsel auf einer Berghütte verbrachte und gemeinsam aus dem "Tagebuch eines Landpfarrers" von Georges Bernanos las.

    Die ausführliche Schilderung sämtlicher Lebensstationen der Sophie Scholl hat mich ihr Ende wohl auch deshalb so abrupt erleben lassen. Ehe man noch richtig begreift, was denn an der Verteilung dieser Flugblätter durch das unbescholtene Geschwisterpaar so furchtbar gewesen sein kann, ist das Schicksal der Geschwister Scholl auch schon besiegelt.

    Und mit erschreckender Deutlichkeit wird dem Leser einmal mehr bewusst, auf welch tönernen Füssen dieses "tausendjährige Reich" gestanden haben muss, wenn es im Gedankengut so junger Menschen eine derartige Gefahr zu erkennen glaubte.

    Befreit von jedem Mythos, legt Barbara Beuys mit ihrer Biografie das Lebensbild einer bewundernswerten jungen Frau vor, die auch keines Pathos bedarf, um den Leser von ihrer Einzigartigkeit zu überzeugen.