Tian Di - Diktatur

  • Klappentext:

    Macht. Verantwortung. Wahrheit.


    Sein Leben lang war Kampfkunstlehrer Ash Gooregan ein Reisender. Viele Jahrzehnte suchte er nach Erfahrungen und Wissen auf den Staßen und in den Städten Isrogants. Doch erst als er in seine Heimatstadt Ciena zurückkehrt, erwartet ihn sein größtes Abenteuer.


    Ein gewaltsamer Umsturz macht die alte, mächtige Handelsstadt zum Brennpunkt religiöser Konflikte zwischen der Kirche des einen Gottes und den letzten Mystikern Isrogants.


    Gegen seinen Willen gerät Ash immer tiefer in die dramatischen Verstrickungen: Als Lebensgefährte einer Magierin, vor allem aber als Führer des She-Bashi-Kriegerordens. Doch obwohl sich die Lage stetig zuspitzt, droht die größte Gefahr nicht von außen. Die wirkliche HErausforderung liegt im Umgang mit der plötzlichen Macht - denn in dieser Auseinandersetzung ist Ash nicht Krieger, sondern Diktator.


    "Diktatur", ursprünglich geplant als dritter Teil der Reisende-Trilogie, ist weit darüber hinausgewachsen. Das Autorenteam Tian Di hat einen epischen Roman vorgelegt, der für sich alleine steht. Eine schonungslose Auseinandersetzung mit Willkürherrschaft und ihren Ursachen.


    Eigene Beurteilung:


    Im Moment wird das Buch bei amazon.de noch nicht gelistet, doch es ist hier bereits in einer Vorabversion erhältlich. Mit über 700 Seiten liegt hier wirklich ein episches Werk vor, das trotz der drei Autoren, die in unterschiedlichen Sprachen schreiben am Ende sehr aus einem Guss wirkt. Etwa 100 Jahre nach der Großen Flut, die das Reich der Mystiker und Magier weggespült hat, ist nun in vielen Ländern Isrogants die Kirche der Zweiten Offenbarung auf dem Vormarsch und sorgt für allerlei Unruhen in verschiedenen Ländern. Als ein Anschlag fast die gesamte Regierung des Stadtstaates Ciena vernichtet ist die Kirche dieser Tat sehr verdächtig und Ash Gooregan, mit seinen She-Bashi-Kriegern als Hausmacht im Hintergrund, wird sehr gegen seinen Willen in die Position des Diktators - des Herrschers für Notzeiten - eingesetzt um den Staat wieder auf die Füße zu stellen. Zusammen mit alten Freunden und Vertrauten macht er sich an die Arbeit um diesen Job so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Denn der Held vieler Duelle merkt sehr schnell, dass Politik ein überaus schmutziges Geschäft ist - und dass Allianzen auf dem Schlachtfeld oft klarer sind als an einem Kabinetttisch.


    Neben der sehr durchdachten und vielschichtigen politisch-soziologischen Darstellung ist dies auch ein Roman der überzeugenden - wenn auch nicht immer sehr sympathischen - Charaktere. Dem Autorenteam ist hier ein wirklich überaus überzeugender Roman gelungen, der geradezu nach einer Fortsetzung schreit. :thumleft: :thumleft: :montag:


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  • Auch ich finde, dass es ein wertvolles Buch ist und durchaus einige Gedanken freisetzt: Zum Beispiel ist in diesem Staat ganz zu Beginn eine Demokratie, die mit einem gekonnten Staatsstreich geradezu weggewischt wird. Problemlos, was für Leser/innen, die mit mehreren Jahren Geschichteunterricht oder demokratischer Sozialisation ja schon eine unerwartete Katastrophe bedeutet. Die zweite Herausforderung ist die Frage: Was passiert, nachdem ein faschistoider Staatsstreich gekonnt abgewehrt worden ist und die "Übergangsregierung", der ungewollte Diktator Ash Gooregan - der so wenige Diktatoreneigenschaften zeigt, dass er einem bis ca. Seite 300 unendlich leidtut - eigentlich auch gerne abtreten würde? Wann ist eine Krise zuende und wieviel Diktatur ist "gut", um das Böse abzuwehren?
    Diese Frage wird im Buch an mehreren Stellen evident und regt auf angenehme, aber nicht aufdringliche Weise dazu an, auch Was-wäre-wenn-Gedanken weiterzuspinnen. Sie ist die Gretchenfrage jeder Demokratie und hier gut gezeigt. Was aber den Handlungsrahmen und die Komplexität begrenzt, ist die doch sehr geschlossene Bühne des Stadtstaates Ciena, was so in der Realität ja kaum vorkommen kann. So könnte man die Geschichte eher als ein kleines Exempel dafür sehen, wie unüberschaubar die dargestellte Situation in Wirklichkeit sein müsste. Neben dem politischen Tiefgang auch jede Menge Romantik für unser Herz. Tolles Buch (ein bisschen der langen Schlacht am Ende könnte man wegkürzen, ca. 100 Seiten weniger hättens für mich auch getan).