Jay Lake - Die Räder der Welt

  • Klappentext: Stellen Sie sich vor: Unser Sonnensystem ist ein einziges großes Uhrwerk. Die Erdkugel besitzt einen kilometerhohen metallenen Zahnkranz, der den ganzen Äquator umspannt, und dreht sich auf einer Schiene um die Sonne. Doch nun läuft die Uhr ab. In dieser Welt herrscht Kaiserin Victoria über die britischen Provinzen in Neuengland. Die Royal Navy durchstreift die Lüfte mit ihren lenkbaren Luftschiffen. Und in der Stadt New Haven erhält der junge Uhrmacherlehrling Hethor von dem Messing-Engel Gabriel den Auftrag, den Hauptschlüssel zu finden, mit dem sich das Uhrwerk der Erde wieder aufziehen lässt. Wenn er versagt, wird die Welt aufhören, sich zu drehen, und alles Leben enden.

    Inhalt:
    Hethor ist ein armer Uhrmacherlehrling in New Haven bis eines Nachts der Erzengel Gabriel erscheint und die Zukunft der Welt in seine Hände legt. Denn das Uhrwerk der Welt scheint abzulaufen, Hethor spürt es. Er macht sich auf zu einer langen und gefährlichen Reise, die ihn um die halbe Welt führt, durch die Lüfte und unter die Erde.


    Meine Meinung: Lake erschafft in seinem Roman eine völlig andere Erde, die ein völlig anderes Weltbild vermittelt als unsere Realität: Die Erde dreht sich nämlich nicht mittels komplizierter physikalischer Gesetze sondern läuft auf einer Schiene um die Sonne. Deshalb ist die Welt am Äquator durch eine riesige Mauer in zwei Hälften geteilt, wobei die Geschichte im nördlichen Teil beginnt, der von Menschen bevölkert wird, von denen, so weit bekannt, noch niemand die Mauer überwinden konnte.
    Hethor geht in dieser Zivilisation unter, in der vor allem der technische Fortschritt und die Auseinandersetzung mit dem chinesischen Reich von Bedeutung sind, denn er hat kaum Rechte und ist den Launen seines Meisters ausgeliefert. Eine erstrebenswerte Zukunft, außer der Hoffnung, seinen Meister eines Tages zu beerben, hat er nicht und so wächst er dem Leser anfangs durch Mitleid ans Herz. Die erwähnte Begegnung mit dem Erzengel setzt allerdings eine Veränderung in Bewegung, weil Hethor zum ersten Mal eigene Schritte gehen muss.
    Mit der Zeit stieß ich aber immer wieder auf Charakterzüge, die mir völlig missfielen, zum Beispiel sein Verhalten bei seiner ersten Begegnung mit einem Mädchen, sein naives Auftreten und seine Weltverbundenheit, die mit der Zeit völlig absurd wurde.


    Man merkt schnell, dass der Grad zwischen Technik und Religion sehr dünn ist in diesem Roman und als ich zum ersten Mal den Namen „Messing Jesus“ gelesen habe, glaubte ich, eine Parodie zu lesen. Es ist schwer, sich an den religiösen Fanatismus zu gewöhnen, den die Menschen vorleben, wobei sie doch eigentlich durch diese riesige Schiene alles viel rationaler erklären könnten. Es gipfelt sich schließlich darin, dass dieser Glaube tatsächlich wahr ist, wie sonst hätte ein Erzengel den Roman einleiten können.


    Ich hatte anfangs gedacht, es handle sich um ein Jugendbuch, musste nach einiger Zeit die Geschichte einer höheren Altersklasse zuordnen, weil ich es jungen Lesern nicht zumuten würde. Danach wirkt es aber wieder kindlicher, Hethor ist einfach gestrickt und auch die Geschichte ist nicht besonders anspruchsvoll, abgesehen von technischen Beschreibungen, die man getrost überspringen kann.


    Trotzdem gibt es Dinge, die mir gefallen haben, denn es gab viele fantasievolle und neue Ideen, die leider nicht immer zu Ende gedacht wurden, aber dennoch für Überraschungen gesorgt haben. Ich konnte selten sagen, was als nächstes passiert, weil Lakes Welt so einzigartig ist. Deshalb werde ich den Folgebänden noch eine Chance geben.


    Fazit: Dieses Buch will viel, aber es bleibt unausgereift. Vieles wird nur angedeutet oder schnell übergangen, obwohl sich etwas Vielschichtiges und Tiefgründiges daraus hätte entwickeln können. Auf jeden Fall ist es nichts für junge Leser, aber es wird Steampunkfans gewiss gefallen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."