Das sagt der Verlag über das Buch:
Ruth und ihre Freundin wollten eigentlich nur wissen, mit wem Ruths Vater auf dem alten Klassenfoto Händchen hält: War es Ruths Mutter oder deren Zwillingsschwester? Als sie das Foto unter seinem Namen ins Internet stellen, treten die beiden Mädchen eine Lawine los, die sich unkontrolliert ihren Weg bahnt. Was, wenn Ruths Vater gar nicht der unbescholtene Arzt ist, für den ihn alle halten? Immerhin war er der Hauptverdächtige, als ihre Tante vor zwanzig Jahren ermordet wurde...
Antworten scheinen im Internet oft greifbar nah, aber manchmal ist auch das Böse nur einen Klick entfernt.
Meine bescheidene Meinung:
Aufmerksam wurde ich auf Blutsverdacht durch Annes Blog. Nachdem ich von dem Jugendthriller Wer schön sein will, muss sterben von Michele Jaffe (ebenfalls aus dem Fischer Verlag) schon total begeistert war, wollte ich es nun mal mit einem französischen Thriller probieren und – so viel kann ich schon mal verraten – ich hab es nicht bereut!
Ich hatte vorher noch nie von der Autorin gehört und bei französischen Autoren bin ich immer ein bisschen vorsichtig. Ich weiß, man sollte nicht pauschalieren, aber ich finde, fast allen heftet so ein melancholischer Touch an, den ich beim Lesen teilweise schon ein bisschen anstrengend finde. Aber egal – bei Marie-Aude Murail war dem Gott sei Dank nicht so. Ganz im Gegenteil: sie schreibt sehr klar und flüssig: keine unnötig-langen Satzkonstruktionen, bei denen du 5 Zeilen weiter oben noch mal nachsehen muss, worum’s eigentlich noch mal ging. Und was noch viel wichtiger ist: sie schreibt verdammt spannend! Ein richtiger Pageturner, bei dem frau schon mal alles um sich herum vergisst. Hierbei wird absolut auf die Psycho und Vorstellungskraft des Lesers gezielt. Der Autorin gelingt es hierbei, das Spannungsniveau sehr hoch zu halten, dabei aber doch nicht allzu heftig zu werden – immerhin ist es ein Jugendbuch.
Die Charaktere sind klar gezeichnet und bleiben trotzdem auf eine gewisse Art geheimnisvoll, allen voran der Martin Cassel – der Vater der beiden Halbwaisen-Mädchen Ruth und Bathseba – der offensichtlich sowohl die Mutter der Mädchen (Marie-Eve) als auch deren Zwillingsschwester Eve-Marie (die Namen können einen wahnsinnig machen!) toll fand. Alles spricht dafür, dass er damals am Mord von Ruth und Bathsebas Tante beteiligt war und das ist es auch, was mich fast die ganzen 256 Seiten umgetrieben hat, denn der gute Mann ist alles, nur nicht koscher…
Die Handlung ist super konstruiert und hält die ein oder andere absolut überraschende Wendung parat welche in einem gelungenen, nicht überzeichneten Finale – gipfeln. Meine Empfehlung daher: LESEN!