Annika und Per Thor - Der Leuchtturm unter den Sternen / Fyren och stjärnorna

  • Klappentext:
    Göteborg, Anfang des 20. Jahrhunderts
    Seit sieben Jahren ist Blendas und Eriks Vater nun fort. Vielleicht in Amerika, wie er gesagt hatte, vielleicht aber auch nicht. Niemand weiß es.
    Während sich in Blendas Muschelkästchen die Briefe an ihren Vater stapeln, kann Blendas Mutter nicht länger hoffen und warten. Sie entschließt sich, zu Leuchtturmwärter Nordsten zu ziehen, auf eine kleine Insel im Meer, weil sie die Hoffnung hat, ihren Kindern so ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber das Leben im Leuchtturm ist hart, und vor allem Blenda leidet unter dem strengen, unberechenbaren Carl Nordsten.
    Doch dann kommen in einer stürmischen Nacht vier Schiffbrüchige an Land und Blenda glaubt, einen von ihnen zu erkennen. Und das Leben der Kinder verändert sich erneut.
    Annika Thor zeichnet ihre Figuren in dieser spannenden historischen Geschichte glaubhaft und feinfühlig und es gelingt ihr, die unterschiedlichen Stimmen zum Klingen zu bringen.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Über den Autor:
    Annika Thor wurde 1950 in Göteborg geboren und ist dort auch aufgewachsen. Sie ist eine der bekanntesten Autorinnen Schwedens und hat sich auch einen Namen als Film- und Fernsehkritikerin gemacht. Für ihren Roman "Eine Insel im Meer" wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und für den renommierten August-Preis nominiert. "Der Leuchtturm unter den Sternen" ist das erste Buch, das sie zusammen mit Per Thor geschrieben hat und ihr neuestes Buch bei Carlsen.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Aufbau/Allgemeines:
    Das Buch umfasst 224 Seiten und ist ab einem Alter von 12 Jahren geeignet.
    Die Geschichte ist in der Er-Form verfasst (Vogelperspektive), wobei jedoch der Fokus immer auf einen der drei (später vier) Protagonisten liegt. Es wird demnach in den einzelnen Abschnitten auf die Gefühle und Gedanken des jeweiligen Protagonisten eingegangen, so dass sich starke Charakteren herausbilden.
    Es gibt keine eindeutigen Kapitel samt Überschriften, sondern Abschnitte, die durch ein Logo voneinander abgegrenzt werden. Diese Abschnitte sind ungefähr zwischen 3 – 6 Seiten lang.
    Zu Beginn werden Erik und Blenda in jeweils einem kurzen Kapitel vorgestellt.


    Originaltitel: Fyren och stjärnorna
    Übersetzt von Birgitta Kircherer.


    Inhalt:
    Dies ist die Geschichte von Familie Englund. Die alleinerziehende Mutter Tora lebt mit ihren beiden Kindern Blenda (13) und Erik (9) in einer ärmlichen, kleinen Mietwohnung in Göteborg. Um ihre kleine Familie zu ernähren, arbeitet sie in einer Wäscherei. Blenda, die nicht mehr zur Schule geht, kümmert sich um den Haushalt. Toras Mann ist vor sieben Jahren nach New York aufgebrochen und seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Da Tora ihren Kindern eine gerechte Kindheit ermöglichen und selbst wieder einen Partner an ihrer Seite haben möchte, beschließt sie ihre Wohnung aufzulösen und auf der Leuchtturminsel mit dem Leuchtturmwärter Carl Nordsten zusammenzuleben. Doch dort herrscht Einsamkeit und die Kinder leiden unter dem strengen und autoritären Leuchtturmwärter. Eines Tages retten sich vier Schiffbrüchige auf die Insel und Blenda meint einen von ihnen zu kennen. Wird diese Begegnung das Leben der Familie Englund ändern?


    Eigene Meinung:
    Das Cover spiegelt genau den Inhalt und die Gefühle wieder, die den Leser in diesem Buch erwarten. Eine kleine Insel. Einsamkeit. Das tosende Meer, das sich aufbäumt und die spritzende Gischt. Ein grauer Himmel, durch den jedoch ein paar Lichtfetzen zu sehen sind. Ein wunderschönes Cover, das Lust auf mehr macht.


    Die Geschichte wird aus der Er-Perspektive (Vogelperspektive) geschildert und doch liegt der Fokus bei den einzelnen Abschnitten immer auf einen der handelnden Charakteren. Ihre Empfindungen und Gefühle werden genau, aber nicht zu detailliert, beschrieben, so dass man die Geschichte aus verschiedenen Winkeln und vor allem Altersstufen mitverfolgen kann. Es ist sehr spannend zu erfahren, wie ein Kind im Gegensatz zu einem Erwachsenen eine jeweilige Situation erlebt und darüber denkt. Obwohl das Buch in mehrere kurze Abschnitte unterteilt ist, lassen sich größere Kapitel, die einen Lebensabschnitt der Familie repräsentiert, erkennen. Diese enden jeweils mit einem Brief von Blenda an ihren leiblichen Vater, in dem sie noch einmal das Erlebte Revue passieren lässt. Auf diese Weise bekommt der Leser nochmal eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse. Dies ist vor allem für jüngere Kinder sehr hilfreich.


    „Der Leuchtturm unter den Sternen“ stellt auf kindgerechte Weise das Leben im Jahre 1917 in Göteborg dar. Eine Zeit in der (höhere) Schulbildung ein Privileg war, in der Kinder schon früh zu Hause mit anpacken mussten und in deren Gesellschaft die Frau, trotz aller Selbstständigkeit, dem Mann untergeordnet war. Doch trotz dieser Lebensform entsteht bei dem Leser nicht das Gefühl von Mitleid, da die Familie voller Lebenslust, Liebe und Zusammenhalt gekennzeichnet ist.


    Besonders anschaulich wird die Einsamkeit auf der Insel mitsamt des strengen und autoritären Leuchtturmwärters beschrieben. Es wird deutlich wie sehr er die Kindheit von Blenda und Erik einschränkt und Tora, die sonst eine selbstständige und willensstarke Frau ist, untergräbt. Mit einfachen Worten werden an dieser Stelle die Empfindungen der beiden Geschwister beschrieben, ohne das sie ihre Lebens- und Abenteuerlust verlieren.


    Annika und Per Thor schaffen es durch einen typisch schwedischen Kinderbuchschreibstil (erinnert an Astrid Lindgren) die Kindheit und das Leben in einer für die Gesellschaft harten Zeit darzustellen und dies auf kindgerechte Art und Weise. Emotionen, Ängste, Wünsche und die Lebenslust werden bildhaft und feinfühlig beschrieben und trotz der wenigen Schauplätze wird die Geschichte an keiner Stelle langatmig.
    Einziger Wermutstropfen: Die Ankunft und der Aufenthalt der Schiffbrüchigen, die einen Handlungsbruch herbeiführt, ist recht kurz gehalten. An dieser Stelle hätte man gerne noch etwas mehr über die besagten Seemänner erfahren.


    Fazit:
    Der historische Roman für Groß und Klein überzeugt durch die einfühlsame und bildhafte Sprache und seinen glaubwürdigen Darstellern.
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