Anna Weidenholzer - Der Winter tut den Fischen gut

  • Inhalt:


    Buecher.de

    Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und Vorzüge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen für einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, den sie im Gemüsefach vergisst, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Witwe macht, Eduard, der mit einer anderen aus der Stadt zurückkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt.




    Meine Meinung:

    Maria sitzt jeden Tag auf der Bank vor der Kirche und beobachtet das Treiben, das Kommen und Gehen der Leute, die Ziele haben und wenig Zeit.
    Maria ist mit 48 Jahren arbeitslos geworden. Die ehemalige Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß was zueinander passt, Stärken betont und Schwächen verbirgt, in ihrem Fall ist das aber schwieriger.
    Rückwärts läuft das Leben an Maria vorbei, genau wie auch Anna Weidenholzers Geschichte in „Der Winter tut den Fischen gut“ rückwärts erzählt wird.
    Marias Geschichte beginnt mit Kapitel 56 und der Leser bekommt von Kapitel zu Kapitel einen immer größeren Einblick in ihre Vergangenheit. Man erfährt warum Maria arbeitslos wurde, was mit ihrem Mann Walter geschah, der als Elvis-Imitator tätig war und wie Marias Kindheit war. Dabei wird aber nicht ins Detail gegangen. Vieles wird nur angedeutet und das hat mich auch öfters gestört. So wird vermeintlich belangloses ausführlich geschildert wohingegen wichtige Punkte zu Marias Leben, ihrem Schicksal und Werdegang nicht genau erläutert werden.
    Maria ist für mich eine Figur, die sehr distanziert wirkt. Ich konnte für sie trotz ihres Schicksals kein Mitleid empfinden, denn sie kam mir oft sehr naiv, einfältig und verloren vor. Es kam nie wirklich herüber, dass sie etwas ändern wolle, so schicksalsergeben und passiv wird sie in der Handlung dargestellt.
    Den Schreibstil fand ich zunächst auch eher gewöhnungsbedürftig. Durch das Rückwärtserzählen verlangt die Geschichte schon eine große Aufmerksamkeit von Seiten des Lesers und durch detaillierte Beschreibungen von belanglosen Kleinigkeiten ging diese Aufmerksamkeit auch schon das ein oder andere Mal abhanden.
    Dennoch erzählt Weidenholzer sehr anschaulich und teils poetisch und diese Verlorenheit, die man manchmal spürte, passte auch gut zur Geschichte. Es ist zudem ein Buch, das Zeit erfordert und nicht zum “einfach weglesen” geeignet ist, da es durchaus zum Nachdenken anregt.
    Die Thematik an sich fand ich auch gut und die Umsetzung der rückwärtserzählten Geschichte ebenfalls. Trotzdem hat mir etwas gefehlt, so dass mich die Geschichte nicht wirklich berührt hat. Zu Maria fand ich keinen Zugang, mir fehlte der nötige Tiefgang, der die Geschichte zu etwas besonderem gemacht hätte und die bloßen Andeutungen von einschneidenden Geschehnissen war einfach zu wenig.
    Die Sprache war aber sehr schön und schenkte der Geschichte doch auch etwas Einfühlsames.



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