Es ist schon fast eine Sensation, als Bathsheba Everdene, 22 Jahre jung, nach dem Tod ihres Onkels dessen Hof erbt und ganz alleine weiterführen will - absolut unüblich im ländlichen Südengland Mitte des 19. Jahrhunderts.
Nach nicht allzu langer Zeit gibt es drei Männer, die sich um Bathshebas Gunst bemühen: zunächst der gutmütige, rechtschaffene, aber etwas vom Pech verfolgte Schäfer Gabriel Oak, dann der verschlossene, leicht rätselhafte William Boldwood, dem der benachbarte Hof gehört, und später ein schneidiger, etwas windiger junger Offizier.
Hardys Beschreibungen von Natur und Menschen gehören zum Schönsten, was ich je gelesen habe. Es ist einfach ein Genuss, wie er Landschaften, Wetter, Stimmungen oder auch ganz profane Tätigkeiten wie die Schafschur oder die Getreideernte zu schildern versteht.
Dies geht aber nicht auf Kosten der Handlung. Die Geschichte von Bathsheba und ihren drei Verehrern beginnt gemächlich, mit Zufallsbegegnungen und kurzen Ausschnitten aus dem Leben von Gabriel und Bathsheba und läuft mit stetig sich steigernder Spannung auf den Höhepunkt zu, der alle Handlungsfäden miteinander verknüpft. Dabei zeigt Hardy uns nicht nur die Perspektiven der Hauptfiguren mit oft kurzen, aber tiefen Einblicken in ihre ganz unterschiedlichen Gedanken- und Gefühlswelten, sondern entwirft auch einige wunderbare Nebencharaktere, die dem großartigen Gemälde, das im Kopf des Lesers entsteht, zusätzlich Farbe und Lebendigkeit verleihen.
Neu für mich war ein wunderbar trockener Humor, vor allem in den ersten Kapiteln, den ich von Hardy so noch gar nicht kannte.
Ein wunderschönes Buch mit unvergesslichen Figuren.