Christine Bauer-Jelinek, Der falsche Feind. Schuld sind nicht die Männer

  • Dieses Buch wird die Leserschaft spalten. Denn das Thema ist explosiv. Dass dies so ist, kann als eine Bestätigung der These der Autorin gesehen werden, dass der von ihr so genannte „Allmachts-Feminismus“ sich in seiner Hegemonie angegriffen fühlt.


    Zu dieser Hegemonie, die sich bis in die Nischen der Gesellschaft verbreitet hat, gehört die Mär von der alleinigen Schuld der Männer an den Übeln dieser Welt und vor allen Dingen an der angeblichen Unterdrückung der Frauen.


    Christine Bauer-Jelinek geht sogar soweit, dass sie behauptet, der Feminismus mit seiner Ideologie bedrohe den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, eine These, deren Signifikanz ich in der letzten Zeit mehrfach in den Frauen-Männer-Konflikten und ihren oft katastrophalen Folgen für die Familien und vor allen Dingen die Kinder bei mir bekannten Menschen beobachten konnte.


    Alle Probleme und Widersprüche in der Gesellschaft auf das Geschlecht zu schieben, hält sie für ideologisch. Gesellschaftliche Probleme (etwa auch die geringere Bezahlung von Frauen) sind nicht den Männern anzulasten, sondern den Gruppen, die diese Löhne aushandeln, und da sind auch viele Frauen dabei.


    Frauen und Männer müssten sich auch angesichts viel größerer Probleme wie etwa die Vereinnahmung der Frauenthemen durch einen finanzgetriebenen Neoliberalismus den wirklich drängenden Problemen annehmen: „Denn wenn Frauen und Männer sich nicht wieder zusammenschließen, um gemeinsam für ihre politischen Ziele zu kämpfen, ist es fraglich, ob wir die kommenden Zerreißproben über stehen können.“


    Bauer-Jelinek polemisiert nicht gegen eine Wandlung der traditionellen Geschlechterrollen. Sie weist lediglich voller Sorge darauf hin, worauf das hinauslaufen wird, wenn keine Alternativen entwickelt werden:
    „Wenn sich die traditionellen Geschlechterrollen weiter auflösen, ohne dass wir neue Formen des Zusammenlebens für beide Geschlechter und alle Generationen entwickeln, besteht die Gefahr, dass der Mensch von einer Spezies, die sich in Paaren organisiert (was bisher der Fall war), zu einer Masse mit willkürlichen (wechselnden) und fluktuierenden Beziehungen mutiert. Oder aber die Zweigeschlechtlichkeit wird von etwas abgelöst, dass man ‚Mischgeschlechtlichkeit’ nennen könnte: Jedes Individuum ist männlich und weiblich zugleich – und die Fortpflanzung wird der Technik überantwortet.“


    Eine fürchterliche Vorstellung. Jedenfalls für den Rezensenten, der ganz bewusst sich für eine Lebensform entschieden hat, in der sowohl der Mann und die Frau, als auch die alten Menschen und die Kinder in der Familie ihren Platz haben, willkommen und geachtet sind und man füreinander da ist. Das kann eine ganz andere Form von Lebenssinn, Zufriedenheit und Selbstverwirklichung schenken, nicht nur wie früher für die Frauen allein, sondern auch für den Mann, der aber in allem ein Mann bleibt, gerade und vor allem seiner Frau und seinem Sohn gegenüber. Ich habe mein Menschsein und mein Mannsein selten so gespürt, wie heute, nachdem ich vor zehn Jahren begann, dieses Leben zu führen.