Isabel Allende - Inés meines Herzens / Inés del Alma Mia

  • Klappentext:
    Als junge Frau verlässt Ines Suárez im 16. Jahrhundert ihr Heimatland Spanien, um auf dem wilden südamerikanischen Kontinent nach ihrem verschollenen Ehemann zu suchen. Ihn wird sie nicht mehr lebend finden, dafür aber ihre große Liebe: den Feldherrn Pedro de Valdivia, mit dem sie sich gegen alle Widerstände an die Eroberung Chiles macht.
    (von der Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Isabel Allende wurde am 2. August 1942 in Lima/Peru geboren. Nach Pinochets Militärputsch am 11. September 1973 ging sie ins Exil. 1982 erschien ihr erster Roman „La casa de los espiritus“ (Das Geisterhaus 1984), der zu einem Welterfolg wurde. Der dänische Regisseur Bille August verfilmte den Roman 1993. Allende arbeitete unter anderem als Fernseh-Moderatorin und war Herausgeberin verschiedener Zeitschriften. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Kalifornien. Ihr Werk erscheint auf deutsch im Suhrkamp Verlag. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Inez del alma mia
    Aus dem Spanischen übersetzt von Svenja Becker
    Erstmals erschienen 2006 bei Random House Mondadori, Barcelona
    Aufgeteilt in 6 Kapitel mit Stichwort und Jahreszahlen von 1500-1553.
    Ich-Erzählung aus Ines Perspektive
    398 Seiten und Danksagung


    Inhalt:
    Ines schreibt für ihre Stieftochter Isabel ihre Autobiographie nieder, als sie im Alter von 70-80 Jahren den Tod nahen spürt. Ihr Bericht beginnt mit ihrer Kindheit in Spanien und endet mit dem Tod Pedro de Valdivias.


    Eigene Meinung / Bewertung:
    Allende zeichnet ein detailliertes Bild der Kolonialisierung Perus und Chiles aus den Augen Ines de Suarez’, der Geliebten Valdivias. Nachdem ihr Ehemann Spanien verlassen hat und verschollen scheint, folgt sie seinen Spuren. Doch er ist tot, und Ines wird Pedro de Valdivias Geliebte. Valdivia ist ein begnadeter Feldherr und Militärstratege, und gemeinsam gründen sie die Stadt Santiago.


    Die „Entdeckung“ und Unterwerfung Südamerikas durch die Spanier ist eine blutige Geschichte. Überzeugt von ihrem gottgegebenen Recht, die Welt zu beherrschen, und überzeugt, den einzig wahren – katholischen – Glauben zu besitzen, metzelte man Völker ab, verwüstete Ortschaften und vernichtete Kulturen.
    Blut, Folter, brutale Gewalt, Krieg – das Buch ist voll davon, und Ines steckt mittendrin mit ihrer obsessiven Liebe zu Valdivia; auch wenn sie sich vorrangig um Verletzte und Arme kümmert, greift sie in Kämpfe ein, ist dabei nicht zimperlich.
    Es ist ein Rätsel, warum Allende in die Haut der Ines schlüpft, die alles, was Valdivia macht, im Sinne eines höheren Zieles entschuldigt und gerechtfertigt. Die Wahl der Ich-Erzählerperspektive ist in diesem Fall nicht glücklich gewählt. Wüsste man es nicht besser, könnte man vermuten, dass Allende dem Leser beweisen will, wie großartig die Spanier Südamerika eroberten. Ein Buch aus Opfersicht ist gewiss leichter zu schreiben als aus Tätersicht, dennoch schafft die routinierte Autorin Allende den Spagat nicht.


    In einer bunten Mischung aus Historie und Phantasie nehmen die Schilderungen der Schlachten und Scharmützel überhand. Weniger wäre mehr gewesen, hätte die Autorin sich auf die wichtigsten Auseinandersetzungen beschränkt und nicht jeden Streich Valdivias beschrieben.
    So lässt das Buch einen schalen Geschmack und eine Menge Fragen zurück: Wie viel hat Allende geschönt, damit ihre Protagonistin zu einer halbwegs sympathischen Figur wurde? Inwieweit deckt sich die chilenische Geschichtsschreibung mit Ines’ Berichten? Wie beurteilt sie die Taten von Ines und Valdivia?


    Fazit:
    Ein Roman für Leser von prallen bunten Geschichtsepen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Da Du das Buch bei den Biographien und nicht bei den historischen Romanen einsortierst, enthält es wohl mehr Fakten als Fiktion?
    Gibt es Quellenangaben oder eine Bibliographie im Anhang?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @ €nigma,
    Allende hat nach eigenen Angaben sorgfältig recherchiert und Quellen studiert, wie sie in der Danksagung schreibt. Sie nennt die Bücher, die sie zu Ines Suarez gelesen hat. Aber sie gibt auch zu, das Ganze mit Phantasie abgerundet zu haben, weil die Quellen manchmal spärlich waren. Die Eckdaten und die geschichtlichen Ereignisse stimmen, soweit ich das beurteilen kann.


    Ich habe mich im Anschluss an das Buch über Pedro Valdivia schlau gemacht, und festgestellt: Der Mann im Buch ist mit den liebenden Augen einer Frau betrachtet, aber nicht unter dem Gesichtspunkt der real geschehenen Historie. Daher habe ich das Buch nicht bei den historischen Romanen eingeordnet.

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  • Der Mann im Buch ist mit den liebenden Augen einer Frau betrachtet, aber nicht unter dem Gesichtspunkt der real geschehenen Historie.


    Da hättest Du das Buch ja gleich bei "Love and Romance" einstellen können. :P Allerdings wäre mir dann Deine Rezi entgangen, da ich mir diesen Bereich nicht anzeigen lasse.

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    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Da hättest Du das Buch ja gleich bei "Love and Romance" einstellen können.


    Damit hätte ich wohl diejenigen enttäuscht, die in diesem Bereich zuhause sind. 8-[

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  • Ich habe dieses Buch vor zwei Jahren gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte Chiles ist eine sehr spannende. Die Kolonialisierung Südamerikas ist ein Teil der Geschichte, die in Chile auch heute noch an jeder Ecke zu spüren ist. Die Figur des Pedro de Valdivias wird im Roman natürlich etwas romantisiert. Über die Figur der Inés Suarez weiß ich nicht zu viel, das muss ich zugeben. Die Darstellung der Eroberung wirkt aber nicht unrealistisch.
    Isabel Allende hat die Eigenschaft, einen durch ihren Schreibstil an die Geschichte zu fesseln und und einen in eine ganz andere Welt zu entführen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Spanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Inés Suárez heiratet einen attraktiven Mann, der sich aber bald als ziemlicher Hallodri herausstellt. Als er sich den Eroberungstruppen in Südamerika anschließt, folgt sie ihm in einigem zeitlichen Abstand nach Peru und erlebt dort hautnah, wie erbarmungslos die Eroberer mit den Einheimischen umgehen. Ihren Mann findet sie nicht, sie erfährt nur, dass er umgekommen ist.


    Doch ihre große Liebe wird sie erst noch finden: Pedro de Valdivia, der sich mit Inés im Gefolge aufmacht, das als unzugänglich und gefahrvoll geltende Chile zu erobern und dies schließlich auch trotz großer Strapazen schafft, natürlich nicht zum Vorteil der Einheimischen.


    Inés ist eine leidenschaftliche, zähe und entschlossene Person, die nicht auf den Mund gefallen und für eine Frau ihrer Zeit geradezu unerhört reden, streiten und auch kämpfen kann. Schon auf der langwierigen Überfahrt von Spanien in die Neue Welt erweist sie sich als erfinderisch und widerstandsfähig, und an der Seite ihres Geliebten ist ihr kein Weg zu weit und keine Situation zu gefährlich. Trotzdem erscheint sie nicht als eine dieser unsäglichen Figuren, die geradewegs aus der Gegenwart um 500 Jahre zurückversetzt zu sein scheinen, sie wirkt lebendig, tough und glaubwürdig, auch in ihrer ambivalenten Haltung zu den Taten ihres Geliebten und seiner Truppen.


    Isabel Allende nimmt bei ihren Schilderungen der Eroberungskämpfe wahrlich kein Blatt vor den Mund, das Blut fließt in Strömen und viele Szenen sind nichts für schwache Nerven. Gerade das hat mich jedoch bei aller Blutrünstigkeit angesprochen, denn es zeigt die Vorgehensweise der Eroberer als das Unrecht, das sie nun einmal war.


    Bei den Intrigen, die sich unter den Spaniern abspielen, bin ich nicht immer komplett durchgestiegen, und anfangs hatte ich ein wenig mit den Namen zu kämpfen, doch insgesamt gefiel mir das Buch in mehrfacher Hinsicht: als schillernde Lebensgeschichte der Inés Suárez, die wirklich existiert hat, und als unterhaltsam dargebotene Geschichtslektion.

  • So lässt das Buch einen schalen Geschmack und eine Menge Fragen zurück: Wie viel hat Allende geschönt, damit ihre Protagonistin zu einer halbwegs sympathischen Figur wurde? Inwieweit deckt sich die chilenische Geschichtsschreibung mit Ines’ Berichten? Wie beurteilt sie die Taten von Ines und Valdivia?

    Sehr berechtigte Fragen auf jeden Fall, auch wenn es mich beim Lesen weniger gestört hat. Ich habe aufgrund der gewählten Perspektive nicht mit Objektivität gerechnet und mir mein eigenes Bild gemacht. Man muss sich die Perspektive des Erzählers ja nicht immer zu eigen machen (wobei ich schon fürchte, dass manche Leser das tun).


    Ein wenig vermisst habe ich ausführlichere Informationen zum historischen Hintergrund, um das Ganze besser einordnen zu können.


    Und ich denke, dass das Buch bei den historischen Romanen besser aufgehoben wäre als bei den Biographien. Ein Sachbuch ist es nicht in meinen Augen.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Isabel Allende - Ines meines Herzens“ zu „Isabel Allende - Inés meines Herzens / Inés del Alma Mia“ geändert.