Julia Crouch - Hautnah

  • Amazon-Kurzbeschreibung:
    Lara verbringt einen langen heißen Sommer mit ihrer Familie an der amerikanischen Ostküste. Die Ferien sollen eigentlich ihre Ehe kitten. Aber dann geschehen merkwürdige Dinge in dem verschlafenen Ort. Gegenstände verschwinden, ihre Kinder geraten in Lebensgefahr und Lara fühlt sich ständig beobachtet. Niemand glaubt ihr, doch Lara weiß: Jemand hat es auf sie abgesehen. Um ihre Familie zu retten muss sie sich auf das gefährliche Spiel einlassen – auch wenn sie dabei ihr Leben riskiert …


    Über die Autorin:
    Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaften arbeitete Julia Crouch zehn Jahre lang als Bühnenschriftstellerin und Regisseurin. Sie hat bereits drei Kinderbücher und mehrere Bände mit Kurzgeschichten publiziert. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Brighton.


    Persönliche Meinung:
    Nach einem sehr vielversprechenden Prolog beginnt das Buch mit der Geschichte von Lara Wayland, ihrem Ehemann Marcus und ihren drei Kindern Oli, Bella und Jack. Lara ist sehr unzufrieden mit ihrem Leben und vor allem ihrer Ehe und verspricht sich von dem sechswöchigen Aufenthalt in den USA, dass alles wieder gut wird. Aber der Urlaub entwickelt sich nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat, die Unterkunft ist heruntergekommen und muffig, der Ort einsam und verlassen und Ehemann Marcus denkt nur an sich und seine nicht existierende Schauspielkarriere. Schon bald bekommt sie das Gefühl, beobachtet zu werden und weiß, dass irgendetwas in dem Örtchen vor sich geht, was sie sich nicht erklären kann. Der Leser wird immer mit kleinen Vorkommnissen konfrontiert, die aber die Spannung nicht so wirklich aufkommen lassen wollen. Erst auf den letzten 150 Seiten entwickelt sich das Buch zum Pageturner, weil endlich mal etwas passiert.


    Lara ist zu Beginn des Buches sehr sypathisch, doch je mehr die Handlung vorschreitet, macht sie den Eindruck einer naiven Mutti, die ihrer Jugend nachtrauert und dabei ein wenig die Realität aus den Augen verliert.


    Ehemann Marcus könnte unsympathischer nicht sein. Er hält sich für den Größten, bekommt aber nichts auf die Reihe. Für ihn zählt nur er selbst! Was mit Lara oder seinen Kindern ist, spielt für ihn in erster Linie keine Rolle.


    Mir hat das Buch an sich gut gefallen, die Kapitel lesen sich ganz flüssig und sind auch nicht übermäßig lang. Jedoch hat mir das für einen Thriller viel zu lange gedauert, bis ein wenig Spannung aufkam. Die ersten 400 Seiten fallen wohl eher in die Kategorie Romane / Liebesgeschichten. Außerdem finde ich den Klappentext nicht ganz zutreffend, irgendwie passt er nicht zum Inhalt des Buches. Er verspricht das, was dieses Buch nicht einhalten kann: Spannung.
    Aber nichtsdestotrotz hat mich das Ende des Buches doch überrascht. Als ich mit Lesen fertig war, viel mir der Prolog wieder ein, in dem eine unbekannte, weibliche Leiche gefunden wurde. Wer diese Leiche ist und was mit ihr passiert ist, kann sich der Leser dann selbst zusammen reimen.


    Fazit: Rein vom Cover passt das Buch mit den herbstlichen Blättern und Farben perfekt in den kalten, nassen Leseherbst. Wer auf ein wenig schmalzige Liebesgeschichte steht und für den die Spannung eher nebensächlich ist, dem kann ich das Buch empfehlen. Wer aber laut Klappentext eine Ehefrau und Mutter erwartet, die ihrer Familie mit all ihren Kräften das Leben zu retten versucht, wird enttäuscht sein. Mit viel Fantasie begrenzt sich diese Handlung lediglich auf die letzten 100 Seiten. Daher vergebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study:  M. Hjorth & H. Rosenfeldt - Die Opfer, die man bringt:musik: Andreas Gruber - Todesreigen
    2019: gelesen: 18 --- gehört: 2

  • Die Ehe von Lara und Markus läuft schon seit Jahren alles andere als gut. Als Markus eine Rolle in einem Theaterstück angeboten bekommt, beschließen Lara und ihre drei Kinder mit ihm nach Trout Island zu reisen und die Ehe zu kitten. Als sie endlich den verschlafenen und scheinbar ausgestorbenen Ort im amerikanischen Bundesstaat New York erreichen, beginnt Lara immer mehr an einer Rettung der Ehe zu zweifeln. Ihr Mann benimmt sich genauso wie vorher, ihre Kinder scheinen immer angespannter zu werden und um sie herum geschehen viele seltsame Dinge. Und bevor Lara sich versieht, wird ihr jahrelanger Traum von einem perfekten Leben zu einem Albtraum, der nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familie gefährliche Folgen hat.


    Zu allererst möchte ich erwähnen, dass ich das Cover sehr schön und irgendwie passend zu dem Buch finde. Die leuchtend orangefarbenen Ahornblätter sind meiner Meinung nach eine sehr schöne Anspielung auf die Ostküste Amerikas und den Indian Summer, den man dort in seiner Farbpracht bewundern kann. Aber auch, wenn es nach einer richtigen Herbstlektüre aussieht muss ich gleich dazu sagen: Ist sie nicht. Die Handlung spielt im Sommer. Trotzdem eine schöne Idee und ein gelungenes Cover.


    Das Buch ist in viele relativ kurze Kapitel aufgeteilt, die sich in einer Seitenanzahl von 5 – ca 40 Seiten bewegt, was das Lesen für mich sehr angenehm gemacht hat. Auch der Schreibstil von Julia Crouch ist relativ gut und flüssig zu lesen. Was mich allerdings gestört hatte waren die Gedankengänge der Hauptdarstellerin Lara, die sich andauernd wiederholten. Diese waren zwar angesichts ihrer Situation plausibel, aber haben sich derart durchs Buch gezogen, dass die ständige Wiederholung irgendwann einfach nur noch langweilte.


    Mit den Charakteren konnte ich mich auch nicht wirklich anfreunden. Lara wirkte am Anfang noch sympathisch und aufgrund der jüngsten Ereignisse konnte ich noch richtig mit ihr mitfühlen und ihre Unzufriedenheit verstehen. Doch je mehr man dann über sie las, umso nerviger und anstrengender wurde sie. Irgendwann hatte sie bei mir einen Punkt erreicht, wo ich sie kaum noch wirklich als eine erwachsene Person ernst nehmen konnte. Die Gedankengänge waren immer dieselben und erinnerten eher an einen stark pubertierenden Teenager, als an eine Mutter, die zwar frustriert aber trotzdem irgendwie mit beiden Beinen im Leben steht. Auch ihr Verhältnis zu den Kindern lässt sie unglaubwürdig erscheinen. Einerseits liebt sie angeblich ihre Kinder so sehr, und andererseits bemerkt sie zwar halbwegs das depressive Verhalten von ihrer Tochter, kümmert sich aber nicht weiter darum.
    Ihr Mann, Markus, wurde dafür seiner Rolle scheinbar gerecht. Er ist ein unsympathischer Egoist, den seine Familie scheinbar kaum interessiert. Allerdings fand ich, dass er zwischendurch doch mal guten Willen gezeigt hat.
    Die Kinder waren sehr durchwachsen. Bei den Zwillingen habe ich mich teilweise ernsthaft fragen müssen, was sie bitte für eine Beziehung zu Lara haben. Besonders die Tochter, die von ihrem doch psychopathischen Zwillingsbruder unterdruckt wird. Auch das Auftreten der beiden finde ich ziemlich seltsam und unglaubwürdig.
    Spannend wird es gerade beim Jüngsten. Angeblich noch nicht komplett trocken, aber mit bewundernswert schwankenden sprachlichen Fähigkeiten. Mal bekommt er mit Mühe und Not kurze Sätze zustande oder sagt irgendetwas in einer Art, was seinem angeblichen Alter wirklich entsprechen könnte und zwei Kapitel weiter haut der kleine Mann dann lange Sätze raus, die erwachsener klingen als die seiner Geschwister und zu logisch zur Situation passen.


    In dem Buch habe ich viele tolle Ansätze und Ideen gefunden, die schon fast danach geschrieen haben, ein echt guter und spannender Thriller zu werden. So schnell, wie diese vielversprechenden Situationen da waren, gingen sie allerdings auch wieder. Natürlich ungenutzt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die ersten 400 Seiten öfter auf das Cover gucken musste, ob da WIRKLICH „Thriller“ steht und nicht „Familiendrama“. Denn genau das ist es, was„Hautnah“ zum größten Teil eigentlich wirklich bietet. Familiendrama. Sehr sehr viel Familiendrama sogar. Je weiter ich in dem Buch kam, umso frustrierter wurde ich. Als ich schon kurz davor war, eine Vermisstenanzeige schalten zu lassen, um endlich den verschollenen Thrillerteil zu finden, habe ich ihn dann doch noch gefunden. Endlich! Auf den letzten 80 Seiten hatte er sich versteckt. Auch hier wurde ich wieder überrascht, denn es wurde wirklich spannend und teilweise war ich wirklich erschüttert über Laras Schicksal. Tut mir leid, aber bei einem fast 600 Seiten Buch mit gerade mal 80 Seiten Thrilleranteil frage ich mich ernsthaft, ob man hier überhaupt ernsthaft von einem Thriller sprechen darf.


    Wie ich bereits sagte: Als Familiendrama mit ein bisschen Spannung wäre es ganz nett gewesen, als Thriller ist es leider eher enttäuschend. Ich hatte mir von „Hautnah“ jedenfalls sehr viel mehr erhofft.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    The message is in the silence
    Whisper words to calm your mind


    We're running out of time
    Can't seem to recognize
    What put us here in the first place
    Counting down the days, beginning of the end
    (In Flames - Sounds Of A Playground Fading)

    2 Mal editiert, zuletzt von Elachu ()

  • Zusammenfassung:
    Lara fährt mit ihrem Mann Marcus, den 16-Jährigen Zwillingen Olly und Bella sowie dem kleinen Jack nach Amerika. Marcus, Schauspieler, soll am Trout Island Theatre auftreten und somit haben Freunde, James und Betty, die ganze Familie nach New York eingeladen.
    Lara trifft dabei auf Stephen, ihre Liebe aus vergangenen Tagen und muss sich jetzt damit abfinden, dass er nun für einige Zeit in ihrer Nähe sein wird. Sie fühlt sich immer noch zu Stephen hingezogen und diesem geht es genau gleich.
    Nach einiger Zeit bemerkt Lara, dass sie und ihre Familie beobachtet wird. Sachen verschwinden und sie entdeckt komische Dinge. Lara lernt unter anderem Gina kennen, die ihr die Geschichte vom Larssen-Haus, dem Haus in dem Lara und ihre Familie wohnen, erzählt.
    Was Lara nicht weiß: Stephen hat eine Stalkerin die bald nicht nur sein Leben sondern auch das von Lara ruinieren will. Doch das ist nur das kleinste Problem.



    Meine Meinung:
    Ich muss sagen, dass das Buch am Anfang ziemlich langweilig ist und alles extrem in die Länge gezogen wird. Desweiteren komme ich auch ein bisschen durcheinander weil in einem Kapitel in der Sicht von Lara geschrieben wird, im nächsten dann aus der Sicht von Bella usw. dennoch liest es sich relativ flüssig und man kommt schnell weiter. Ebenfalls bin ich ein wenig von Marcus genervt. Er muss sich immer wieder wichtig machen, auch wenn (oder gerade weil) er als Schauspieler nicht gerade viel auf die Reihe kriegt. Ausserdem finde ich es ziemlich komisch, dass das Buch als Thriller beschrieben wird, obwohl man nach knapp 310 Seiten immer noch nichts davon bemerkt hat. Das Buch hätte Potential daraus gemacht.

  • “Hautnah” ist nach “Angsthauch” bereits der zweite Thriller aus der Feder der Engländerin Julia Crouch. Nach eigenen Angaben arbeitet die gelernte Bühnenschriftstellerin und Regisseurin bereits an Nummer 3.


    Handlung:


    Laras Leben hat sich grundlegend verändert, seit sie ihre eigene Schauspielkarriere aufgab, um ihrem Mann Marcus eine treu sorgende Ehefrau und den Zwillingen Bella und Olly sowie Nesthäkchen Jack eine gute Mutter zu sein. Als Marcus immer weniger Engagements erhält, muss die Familie froh und dankbar sein, als er für einige Wochen als Schauspieler an einem kleinen Theater im Bundesstaat New York eine Anstellung findet. Von der pulsierenden Metropole weit entfernt, dafür umso ländlicher gelegen ist Trout Island nicht gerade das, was sich Lara und die Kinder unter einem Ferienort vorstellen. Nur Marcus ist in seinem Element und sonnt sich in dem neu erwachten Interesse an seiner Person. Doch dann trifft Lara auf eine Person aus ihrer Vergangenheit und alles, was sie kennt und liebt, scheint sich auf einen Schlag zu verändern.


    Eigene Meinung:


    Das Cover des Romans knüpft in seiner Gestaltung an den Vorgänger “Angsthauch” an. Dabei passt die dargestellte Herbstidylle so gar nicht zum Inhalt des Romans, denn 1. spielt der Roman im Sommer und 2. vermutet man hinter dem Titelbild eher einen Liebesroman anstatt einen Thriller. Mit dieser Feststellung ist aber auch schon eines der beiden großen Probleme dieses Buches erreicht: es ist kein Thriller – zumindest in den ersten 400 Seiten kommt nicht annähernd etwas auf, was man Spannung nennen könnte. Danach gewinnt die Handlung zwar an Fahrt, der Klappentext, der eine Lara verspricht, die mutig ihre Familie rettet, könnte dabei aber nicht weiter von der Realität entfernt sein.


    Überhaupt ist die Protagonistin Lara ein Charakter, wie er mir fremder nicht sein könnte und das zweite große Manko des Romans. Zum einem versteht sie sich selbst als liebende Mutter, die für ihre Kinder alles aufgeben würde, zum anderen scheint sich das jedoch nur auf ihren jüngsten Sprössling Jack zu beziehen, den sie ständig umsorgt und verhätschelt. Im Gegensatz dazu bemerkt sie nicht, wie sich die Zwillinge immer häufiger und immer heftiger streiten und wie sehr ihre Tochter Bella unter der Situation und einem gewalttätigen Bruder leidet. Aber schließlich ist Lara ja zunächst auch damit beschäftigt, den Verlust ihres vierten Kindes zu verkraften – ihr Mann Marcus hatte sie zur Abtreibung gezwungen – später hat sie nichts anderes mehr im Kopf, als eine neu aufkeimende alte Liebe. Marcus ist dabei eine noch unsympathischere Figur. Seine ruhmreichen Zeiten als Theaterschauspieler sind zwar längst vergangen, dennoch hält er eisern an der Rollenverteilung in der Familie fest. Er ist der Ernährer und Versorger, Lara hat sich um die Kinder und natürlich um sein körperliches und seelisches Wohl zu kümmern.


    Nach und nach tauchen im Handlungsverlauf immer wieder mysteriöse Elemente auf. Mal sind es Blumen, die wie von Geisterhand im Haus auftauchen, mal Kleidungsstücke, die aus dem Waschsalon verschwinden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es im Haus, das der Familie über den Sommer zur Verfügung gestellt wurde, spuken soll, denn vor vielen Jahren ist dort eine Frau auf grausame Art ums Leben gekommen. Trotz all dieser Handlungselemente will die rechte Gruselstimmung über den gesamten Roman hinweg nicht aufkommen. Stattdessen begleitet der Leser Lara und ihre Familie bei zahlreichen Gartenfesten, Theatervorstellungen, Freibadbesuchen und Einkaufstouren. Einzig positiv an “Hautnah” ist dabei, dass die Autorin es trotz der schwachen Handlung und unsympathischen Charaktere gelingt, den Leser bei der Stange zu halten. Interessant wird es überhaupt erst, als Stephen auf den Plan tritt, seines Zeichens ein überaus bekannter und natürlich reicher Schauspieler, der einst Marcus Freund und Laras große Liebe war. An diesem Punkt möchte man nun zum ersten Mal wirklich wissen, wie es mit den Figuren weitergeht.


    Die Auflösung des Plots überrascht nur wenig, denn sie hatte sich über den gesamten Roman hinweg angedeutet. Das wäre ja auch nicht weiter schlimm, wenn nicht die übrigen Handlungsstränge allesamt ein unbefriedigendes, ja sogar absolut realitätsfernes Ende nehmen würden. Mit ihren Taten am Schluss des Buches setzt die naive Lara dem Ganzen noch einmal die Krone auf. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber für mich war dieses Verhalten wirklich völlig unverständlich. Leid tut mir dabei vor allem Bella, die mit einem unmöglichen Bruder und einer Mutter gestraft ist, die ihre Augen wohl bewusst vor den Problemen ihrer Tochter verschließen will oder einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist.


    Fazit: Ein Thriller, der mindestens 400 Seiten lang keiner ist und den Leser mit einer grauenhaft naiven Protagonistin quält :bewertung1von5::bewertung1von5: