Lindsey Davis - Zwielicht in Cordoba

  • Falco, der sympathisch-chaotische Privatdetektiv aus dem alten Rom, soll am Rande eines Galadinners mit einflussreichen Olivenölherstellern aus der spanischen Provinz Augen und Ohren offenhalten. Man munkelt nämlich, dass da gerade ein Kartell entsteht, um die Preise für das sowieso schon luxuriös teure Öl in die Höhe zu treiben. Etwas richtig Brauchbares findet er zwar nicht heraus, aber der Abend endet tragisch - zwei Gäste werden auf ihrem Heimweg überfallen und brutal zusammengeschlagen, einer stirbt an seinen Verletzungen.


    Offenbar ist unter den öligen Herrschaften also doch irgendetwas Merkwürdiges im Gange, das es zu klären gilt. Falco hätte sich zwar angesichts der weit fortgeschrittenen Schwangerschaft seiner Helena Besseres vorstellen können, als nach Cordoba zu reisen (auch noch per Schiff, wo ihm doch schon bei der kleinsten Welle übel wird) - aber als die die Gelegenheit, ihrer überfürsorglichen Mutter zu entrinnen, beim Schopfe packen will, kann er natürlich nicht nein sagen. In Hispanien deutet zunächst alles darauf hin, dass es überhaupt kein Ölkartell gibt, dafür macht Falco jedoch einige andere interessante Entdeckungen unter den Reichen und Mächtigen ...


    Zuallererst hat mich die "Ölkrise", die Falco hier abwenden soll, schon mal köstlich amüsiert. Die Parallelen zum heutigen (Erd)Ölmarkt sind unverkennbar. Und auch andere Dinge ändern sich im Laufe von Jahrtausenden nie, wie etwa Macht- und Geldgier oder wüste Besäufnisse unter Jugendlichen, wenn die Bude mal sturmfrei ist. Oder die Begeisterung für technische Spielereien. Das "Archimedes-Hodometer" als Vorläufer des Taxameters zum Beispiel.


    Falco ist wie immer herrlich anachronistisch in seiner Ausdrucksweise und stolpert zielsicher in diverse Fettnäpfchen, ist aber auch nach wie vor mit cleverer Kombinationsgabe gesegnet, und seine Besorgnis um die schwangere Helena und seine Angst, bei der Geburt könne etwas schiefgehen, sind einfach rührend. Eine facettenreiche, glaubwürdige Persönlichkeit eben.


    Der Fall an sich plätschert streckenweise eher langsam bis lahm dahin, bevor die Spannung im letzten Drittel noch mal hübsch anzieht. Aber wie immer macht die präzise und authentische Schilderung der damaligen Lebensumstände, diesmal hauptsächlich in der Provinz Hispania, und das Wiedersehen mit alten Bekannten einfach Spaß, da verzeihe ich auch die eine oder andere Länge im Kriminalfall gerne.


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