Was bietet Euch Euer Kopfkino beim Lesen an?

  • Hallo sazi,


    klar, dass es nicht nur bekannte Orte sind. Dafür dann aber Orte, die man in Filmen gesehen hat. Amerika - amerikanische Serien geben dafür schon Raum. ;) Da strenge ich halt die Bilder an, klar, dass das nicht immer die Nachbarschaft sein kann.

  • Mein Kopfkino wird meistens völlig aus meiner Phantasie geboren. Es ist also bei mir nicht so, dass ich Orte "besuche", die ich kenne, sondern vielmehr versuche ich aus den Beschreibungen einen völlig "neuen" Ort zu konstruieren. Bei realen Orten - sagen wir z.B. mal New York - sehe ich sie dann, wie ich sie aus Filmen und Fernsehen kenne. Allerdings sind für mich die Orte oft nur nebensächlich.


    Dir Figuren der Romane stehen bei mir allzu oft im Fokus. Manchmal "benutze" ich Schauspieler, die mir besonders geeignet erscheinen, um eine der Personen zum Leben erwachen zu lassen. Ansonsten ist es hier wie mit den Orte; ich versuche mir aus den Beschreibungen die Figuren selbst zu "backen" *lach


    Habe vor kurzem einen CSI-Roman gelesen (Sin City) und da lief aber mal sowas von einem Kino ab :lol: Ist ja auch klar^^ Personen, Orte, sogar Stimmen kenne ich schließlich so gut, wie die meiner Familie :shock:


    Auch ich bin auf weitere Antworten gespannt !! :cheers:

    Ich :study: gerade
    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher
    J.R.R. Tolkien - Gute Drachen sind rar

  • Meistens konstruiere ich mir auch selbst Landschaften, Räume, Städte... Es ist dann eine Mischung aus Orten, die ich kenne (ob wirklich oder aus Filmen) und Details, die sich aus der Beschreibung der AutorInnen ergeben.


    Was ich bemerkt habe, ist, dass alle Polizeireviere für mich gleich aussehen. Ist das nun ein Krimi von Henning Mankell, Ruth Rendell oder Elizabeth George. Selbst dir Büros der Polizisten sind immer die gleichen. :)


    Meistens versuche ich, erst die Romanvorlage zu lesen und dann erst den Film anzuschauen, denn ich kann mich erinnnern, dass es mir nicht gelungen ist, für Inspector Starlin in meinem Kopf nicht Jodie Fosters Synchronstimme zu hören (die ich nicht besonders passend für sie finde). Und William von Baskerville ist und bleibt Sean Connery für mich. Das ist schade, weil ich mir gerne meine eigenen Figuren "bastle". (Obwohl ich schon sagen muß, dass ich diese Besetzung optimal finde.)


    Lg
    Susannah

  • Habt ihr es gut, denn mein Kopfkino funktioniert nicht sehr gut :(
    Ich habe eine sehr schlechte visuelle Vorstellungskraft. Ich versuche zwar immer, mir etwas vorzustellen, gebe den Personen Gesichter usw., aber das klappt nur beschränkt, ich sehe keinen Film ablaufen. Und wenn ich mir seltsame Gebäude, Verwinklungen oder auch Gegenstände, die ich nicht kenne, vorstellen soll, bin ich schnell aufgeschmissen. Ich kann das einfach nicht. Selbst bei Orten, die ich kenne, sehe ich es nicht wirklich vor mir. Es ist immer alles so verschwommen :-?


    Ich bin deswegen immer froh über verfilmte Bücher, die ich kenne. Ich bin einfach aus visuellen Gründen dankbar, wenn mir jemand zeigt, wie es aussehen könnte. Und ich bin deswegen auch selten wegen Umsetzungen enttäuscht, im Gegenteil, ich bin froh, die Geschichte mal zu "sehen".

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Hallo Darcy,


    das ist natürlich ein Problem. Hast du es mal damit probiert, kleine visuelle Übungen zu machen, dir praktisch nur ganz einfache Dinge vorzustellen? Und das immer etwas zu steigern?

  • Hallo fân,
    visuelle Übung, das klingt schwierig für mich :shock:
    Ich kann mir schon Dinge vorstellen. Wenn ich an einen Baum denke, sehe ich auch einen Baum, z.B. Aber das klappt halt nicht als Film.


    Ich dachte auch immer, das wäre normal, bis ich anfing, mich mit anderen auszutauschen und ich dann hörte, wie z.B. sich jemand ganz genau Auenland im Herr der Ringe ausgemalt hat und das wohl auch so vor Augen sah. Das kann ich halt nicht.
    Ich sehe auch keinen Film vor Augen, wenn z.B. etwas in meiner Heimatstadt spielen würde, die ich gut kenne. Ich stelle mir das vor, aber es "läuft" nicht :scratch:
    Anders kann ich es nicht erklären, fürchte ich.
    Aber ich lebe schon ziemlich lange damit, und lese trotzdem sehr gerne viele Bücher :)

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Was für ein tolles Thema! :cheers:


    Bei mir hält es sich auch so, dass nahezu alles meiner Fantasie entspringt. (Möglicherweise bringe ich unbewusst auch Orte ein, die ich bereits im Fernsehen etc. gesehen habe, das weiß ich nicht) Aber ich liebe es, mir die Personen in allen Einzelheiten auszumalen und ebenso die Orte. Das geht mit den Beschreibungen der Autoren oder Autorinnen ja meist sehr leicht. Ich habe dieses Thema schon ziemlich oft mit den wenigen lesenden aus meinem Bekanntenkreis erörtert. Viele on ihnen konzentrieren sich beim Lesen nur auf die Buchstaben, bei mir hingegen läuft jede Sekunde das Kopfkino mit (schönes Wort übrigens :wink: )

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens

  • Hi all!


    Stimmt, vieles,was man sich während des Lesens vorstellt, stammt aus Filmen, die man gesehen hat und vor allem auch aus Bildern, die man mittels TV irgendwann mal aufgenommem hat, auf seiner Festplatte (Gehirn) abgespeichert hat und dann wieder abruft. Und dies alles vermischt mit der Realität.


    Darcy, dass Du trotzdem gerne liest, ist dann schon verwunderlich, freue mich aber für Dich.
    Es gibt ja Menschen, die sich die Gesichter ihrer Mitmenschen nicht merken können. Sie erkennen die Personen in ihrer Umgebung an ihrer Stimme, der Bewegung, auch der Figur. Es ist eine angeborene Leistungsschwäche des Gehirns.
    Ich denke nicht, dass Du so etwas hast, Darcy, mir fiel es nur in diesem Zusammenhang ein.


    powerdream

    :study: Arnaldur Indridason: Nordermoor


    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. - Jean Paul

  • So schlimm ist es tatsächlich nicht bei mir, powerdream. Wahrscheinlich klingt das für euch Kopfkinogucker schlimmer, als ich es empfinde.
    Es ist wohl so, wie wenn man z.B. einen Sinn einbüßt und dann lernt, die anderen verstärkt zu benutzen. Irgendwie entsteht die Geschichte in dem Buch ja trotzdem in meinem Kopf :D

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Echt n super Thema! *hops*


    Wenn ich ein Buch lese, dann spielt das für mich immer in einer völlig von mir ausgedachten umgebung. Niemals an einem Platz, den ich aus meiner Umgebung kenne. Ich lese eine Szene und stelle mir den Ort irgendwievor, auch wenn es nicht mal ganz der Beschreibung entspricht...
    Genauso Personen...
    Manchmal bemerke ich erst beim zweiten Mal lesen, dass die Person als klein oder mit blonden Haaren beschrieben wird und ich sehe trotzdem eine größere Gestalt mit dunkel Haaren vor mir ;)
    Ich liebe es mir alles selbst vorzustellen...
    deshalb werde ich auch häufig von Verfilmungen enttäuscht... sie sind einfach anders, als die Bilder in meinen Kopf :)


    Bis jetzt gibt es nur eine Ausnahme...
    wer Herr der Ringe gelesen hat und die Filme kennt, weiß vielleicht was ich meine ^^


    Nali

    ~Tu seras pour moi unique au monde. Je serai pour toi unique au monde...~ (le petit prince)


    ...Grün und weiß ein Leben lang...


  • Zitat

    Original von Darcy
    So schlimm ist es tatsächlich nicht bei mir, powerdream. Wahrscheinlich klingt das für euch Kopfkinogucker schlimmer, als ich es empfinde.
    Es ist wohl so, wie wenn man z.B. einen Sinn einbüßt und dann lernt, die anderen verstärkt zu benutzen. Irgendwie entsteht die Geschichte in dem Buch ja trotzdem in meinem Kopf :D


    Hi Darcy,


    glaube Dir, dass es bei Dir nicht so schlimm ist. Mir fiel nur zu diesem Thema diese Krankheit ein.
    Jeder hat so seine eigenen Phantasien, die er sich beim lesen macht.


    LG
    powerdream

    :study: Arnaldur Indridason: Nordermoor


    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. - Jean Paul

  • Ich habe auch kein wirkliches Kopfkino. Aber ich bin auch nie so sehr in eine Geschichte vertieft, dass ich alles um mich herum vergesse, ich bin noch nie aufgeschreckt wenn mich jemand während des Lesens angesprochen hat oder sowas, das passiert mir einfach nicht. Daher denke ich, dass ich mich mit der Geschichte zu oberflächlich befasse, als dass ich wirklich einen kleinen Film daraus machen könnte. Klar stelle ich mir die Orte und Personen vor, aber das geht nicht kontinuierlich so, sondern etwas abgehackt: Wenn eine Person in einen neuen Raum kommt, stelle ich mir den kurz vor und gut ist's, dann lese ich weiter, bis zum nächsten "Set". Die Figuren an sich stelle ich mir fast gar nicht vor, eher die Orte, um die es geht.


    Wenn ich allerdings selber meine Geschichten schreibe, läuft alles tatsächlich wie ein Film in meinem Kopf ab, da weiß ich genau, wie die Personen aussehen sollen und wie ich mir ihre Umgebung vorstelle.

  • Hmmmm, genau betrachtet, sehe ich auch weniger wirkliches Kopfkino, sondern bin da mehr in Gefühlen und Stimmungen versunken.


    Vielleicht leigt es auch daran, daß ich sehr schnell lese, aber bei mir gibt es selten fertig ausgearbeitete Szenen und Personen. Gerade bei Personen sind es eher vage Eindrücke. Deshalb könnte ich auch, wenn ich eine sehr begabte Zeichnerin wäre z.B. keine Figuren aus Büchern malen.


    Dafür bin ich sehr anfällig für Gefühle und Stimmungen in Büchern, spannend, traurig, lustig, glücklich - das überträgt sich bei mir eher.


    Ich vermisse die konkreten Bilder aber auch nicht, weil mir Bücher trotzdem sehr viel geben. Und manche sind dann wieder so konkret beschrieben, daß die Bilder dann doch von ganz alleine entstehen.

    Viele Grüße, Alianne


    ---------------------
    Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.
    Francis Bacon

  • Ich sehe im Kopfkino nicht unbedingt Orte und Menschen, die ich kenne, sondern ganz neue Dinge.
    Gestern war ich im Kino und habe den "Da Vinci Code" gesehen, 2 Jahre, nachdem ich das Buch gelesen hatte. Interessanterweise hat sich der Film total mit meinem Kopfkino zu dem Buch gedeckt. Die Gallerie im Louvre sah genau aus wie in meinen Vorstellungen, wobei ich sagen muss, dass ich leider noch nie im Louvre war.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • powerdream:


    Sehr interessant finde ich das Thema :mrgreen:
    Bei mir ist es nämlich so: Es läuft ebenfalls ein "Film" in meinem Kopf ab, aber komischerweise an Orten, die gar nicht existieren bzw. an denen ich noch nie war.
    Ich denke mir also das Aussehen der Personen, die Räumlichkeiten etc. vollständig aus.


    Aber das war nicht immer so. Denn als ich noch jünger war, erinnerten mich gewisse Beschreibungen in einem Buch stets an irgendeine reale Situation/Location/Person. Jetzt komischerweise nicht mehr.
    Vielleicht, weil ich jetzt andere Bücher lese? :mrgreen:


    Mmmmh, darüber hab' ich noch nie nachgedacht...
    Sehr spannend, muss ich schon sagen.


    -----------------> JETZT NOCH EINE FRAGE AN ALLE, DIE GERNE DRAMEN LESEN:


    Seht ihr die Handlungen alle auf einer Bühne passieren oder baut ihr euch da eine "größere Welt" in Gedanken auf?
    Bei mir finden sie nämlich immer auf der Bühne in einem richtig großen Theater statt, nur ein Publikum gibt es nicht :mrgreen:

    "Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen."
    Franz Kafka


  • GENAUSO geht es mir auch, Alianne! :thumleft:

  • Das Kopfkino springt bei mir erst nach einiger Zeit an und dann stelle ich die Orte mir so vor, wie die Emotionen sind, die sie in mir wachrufen. Das funktioniert bis zu den Stellen, an denen eine genauere Angabe steht; dann dauert es immer ein bisschen bis ich die richtige Perspektive gewählt habe und ein Meter auch wie ein Meter aussieht. 8-[


    Problematisch sind nur Dinge die den Horizont sprengen: Bei der Angabe von 100 Fuß Höhe (ca: 33,33m) eines Drachen setzt meine Vorstellungskraft einfach aus und macht den Drachen nur so 10m hoch. Naja, meistens stößt sowas Großes meistens nirgends an; die Autoren planen solchen Rießen meistens viel Platz ein, sodass das zu keinen weiteren Vorstellungsproblemen führt.


    Für "Vorstellungs-Training" eignet sich Fantasy hervorragend. Nimmt man sich Zeit und baut alle Details, die Autor nennt, in seine Vorstellung ein, gelingt es einem beim nächsten Mal besser. ;)

  • Also bei mir kommt es irgendwie immer auf das Buch an. Es gibt Bücher, da kann ich mich sofort hineinversetzen. Auf anhieb kann ich mir, wenn es gut ist, die Figuren ganz genau vorstellen - manchmal bin ich es auch selbst :uups: . Die Landschaften kann ich mir ausmalen und es laufen richtige Szenen in meinem Kopf ab.


    Wenn mich das Buch nicht fesselt, dann kann es sein, dass sich das Aussehen der Figuren ständig ändert. Da macht dann auch mein Vorstellungsvermögen nicht mehr mit.


    Aber es ist doch immerwieder schön, wenn man in seine Fantasie eintauchen kann und das Kopfkino nicht nur Kino ist sondern zu einem richtigen Abenteuer und Erlebnis wird. :viking: :queen::rendeer: :bball: :farao: - das war ich bestimmt alles schon mal :D



    Felicia


  • Bei mir ist es egal, ob es ein Drama oder ein Krimi ist (gibt es da einen großartigen Unterschied?), es spielt sich alles bei mir gleich ab: ich sehe die Szenen vor mir, fast wie in einem Film, wobei einige mit realem bildlichen Hintergrund, vermischt mit Szenen aus Fernsehen, Filmen etc. sind.

    :study: Arnaldur Indridason: Nordermoor


    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. - Jean Paul