Johann Wolfgang Goethe - Die Elegie von Marienbad

  • Im Sommer 1823 fährt der 74-jährige Goethe in die böhmische Kurstadt Marienbad. Er hat sich ein letztes mal verliebt: in die 19-jährige(!) Ulrike von Levetzow. Die Umworbene lehnt seinen Heiratsantrag ab - und Goethe verarbeitet die Trauer über die unerwiderte Liebe in einem seiner berühmtesten lyrischen Werke. Noch am Tag seiner Zurückweisung packt er die Koffer und verlässt Marienbad. Während der Kutschfahrt skizziert er auf Kalenderblättern die ersten Strophen des Gedichts, das später als "Marienbader Elegie" bekannt werden soll.


    Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren,
    Der ich noch erst den Göttern Liebling war;
    Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren,
    So reich an Gütern, reicher an Gefahr;
    Sie drängten mich zum gabeseligen Munde,
    Sie trennen mich, und richten mich zugrunde.
    (Auszug aus der Marienbader Elegie)


    Diese Ausgabe gibt einen Überblick über die Geschehnisse vor, während und nach den Tagen in Marienbad. Außerdem vereinigt sie die verschiedenen Versionen, die das Gedicht im Laufe seiner Entstehung angenommen hat. Als besonderes Schmankerl sind die Kalenderblätter abgebildet, die Goethe auf der Kutschfahrt von Marienbad benutzte, um die ersten Eingebungen festzuhalten. Sie haben die Jahrhunderte überdauert.


    Das Gedicht selbst ist natürlich - wie alles von Goethe - Geschmackssache. Stellenweise ist es mir zu wehleidig. Der eigentliche Reiz dieses Büchleins geht für mich von den Kopien der Kalenderblätter aus: An der unsicheren, faserigen Handschrift kann man jedes Schwanken der Kutsche und jedes Schlagloch nachempfinden - sowie den aufgewühlten Zustand, in dem sich Goethes Herz in jenen Augenblicken befand.

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    "Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt.
    Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf."
    (Hermann Hesse: Demian)

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