Ursula Sarrazin, Hexenjagd. Mein Schuldienst in Berlin

  • Diesem Buch von Ursula Sarrazin wird leider dasselbe Schicksal beschieden sein, wie dem erstem ihres Mannes Thilo. Lösen doch der Name und der Titel von vornherein so viele Reflexe aus, dass eine unvoreingenommene Würdigung des Buches wohl kaum möglich sein wird.


    Ursula Sarrazin beschreibt darin nicht nur ihre persönliche Geschichte mit der Schulbürokratie in Berlin, die besonders nach der Veröffentlichung des umstrittenen Bestsellers ihres Mannes eskalierte, sondern sie hat bemerkenswerte Beobachtungen gemacht über den Berliner Schulalltag und die an ihm beteiligten Gruppen:


    • die Kinder
    • Noten
    • die Eltern
    • der Lehrer
    • die Schulleitung
    • die Schulkaufsicht


    An vielen Stellen, immer wieder vermischt mit treffenden Analysen, wird das Buch zur Abrechnung von Frau Sarrazin mit ihren ehemaligen Kollegen. Einiges davon war mir gut nachvollziehbar, anderes fand ich überflüssig. Wer genau hinschaut, wird schon bald immer wieder herauslesen können, dass Ursula Sarrazin nicht ganz unschuldig war an der Eskalation der Anschuldigungen gegen sie. Ein Beispiel: ein Vater beschwert sich, sie habe seinen Sohn im Unterricht mit einer Blockflöte geschlagen. Der Vorwurf ist unbegründet. Aber wie kommentiert Frau Sarrazin ihn: "Dafür wäre mir meine Flöte zu schade".


    Diese Schilderungen der unzähligen privaten Fehden und dem dazugehörenden Schriftverkehr haben mich bald gelangweilt, weil selten so wie hier so gut zu beobachten ist, dass zum Mobbing immer zwei gehören.


    Dennoch ist das Buch ein wertvoller Beitrag zu den Problemen in unserem derzeitigen Bildungssystem. Nur: in dieser Verpackung wird sie niemand ernst nehmen.

  • Diesem Buch von Ursula Sarrazin wird leider dasselbe Schicksal beschieden sein, wie dem erstem ihres Mannes Thilo. Lösen doch der Name und der Titel von vornherein so viele Reflexe aus, dass eine unvoreingenommene Würdigung des Buches wohl kaum möglich sein wird.


    Unter den Umständen hätte ich an ihrer Stelle das Buch unter einem anderen Namen (Mädchenname etc) veröffentlicht, dann wäre es mit einer vorurteilsfreien Beurteilung einfacher.


    sie habe seinen Sohn im Unterricht mit einer Blockflöte geschlagen. Der Vorwurf ist unbegründet. Aber wie kommentiert Frau Sarrazin ihn: "Dafür wäre mir meine Flöte zu schade".


    :totlach: Nicht sehr geschickt von ihr... Aber ich verstehe, dass Lehrer manchmal den Drang verspüren, manche heutigen Schüler zu züchtigen. :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • weil selten so wie hier so gut zu beobachten ist, dass zum Mobbing immer zwei gehören.

    Ich muss sagen, dass ich diesen Satzteil etwas problematisch finde. Kennzeichen von Mobbing ist nun ja u.a. gerade, dass es grundlos geschieht. Hier wird jedoch suggeriert, dass der Betreffende immer ein klein wenig eine Mitschuld trägt, das halte ich für schlicht falsch!

  • Es wird doch hoffentlich nicht Mode, dass Ehefrauen von Männern, die in der öffentlichen Kritik stehen, ihren persönlichen Jammer zu Buche tragen. :roll:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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