Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Einige Bücher sind schädlich, sogar gefährlich. Sie verdrehen einem den Kopf und geben den dunkelsten Seiten der menschlichen Seele Nahrung. Sie sollten verbannt oder vernichtet werden. Diese Geschichte handelt von solch einem Buch. Ich hoffe, es gibt noch genug von euch da draußen, die das hier lesen und mir glauben und sich zur Wehr setzen können bevor es zu spät ist. Ein altertümlich wirkendes und zunächst harmlos erscheinendes Buch taucht in einer englischen Kleinstadt auf und ergreift Besitz von seinen Lesern. Immer mehr Menschen werden von dem Buch befallen und zu willenlosen Charakteren der Geschichte. Der diabolische Plan des Autors scheint aufzugehen. Dancing Jax Auftakt" ist der erste Band einer Trilogie.
Über den Autor (von Amazon.de):
Robin Jarvis wurde in Liverpool geboren und hat Grafikdesign an der Northumbria University studiert. Nach dem Studium zog er nach London, wo er als Modellbauer für das Fernsehen und die Unterhaltungsindustrie arbeitete. Mit dem Schreiben und Illustrieren von Büchern begann Robin Jarvis 1988. Er wurde in Großbritannien mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und hat bereits mehr als eine Million Bücher verkauft.
Handlung:
Als die auf die schiefe Bahn geratene Sheila zusammen mit ihrem Freund, dem Lebenskünstler und Gelegenheitskriminellen Jezza und dessen Kumpels Tommo und Miller in ein uraltes, verlassenes Haus einsteigt, hätte sie nicht erwartet, was sie dort vorfinden: Statt wie ursprünglich geplant wertvolle Gegenstände zu entwenden und zu verkaufen, finden sie eine Kiste mit Büchern. Es ist immer das gleiche Exemplar: Der Titel ist „Dancing Jacks“, verfasst von einem unbekannten Autor namens Austerly Fellows vor knapp 80 Jahren. Doch „Dancing Jacks“ ist kein normales Buch. Es nimmt denjenigen, der es liest, gefangen und verwandelt ihn unwiderruflich in eine andere Person. Das Buch ist ziemlich wirr geschrieben und handelt von einer fremden, historisch anmutenden Märchenwelt und deren seltsamen Bewohnern und genau zu solchen werden die, die darin gelesen haben. Sie geben sich von nun an seltsame Namen wie „Kreuzbube“, „Karodame“, verhalten sich wie auf einem mittelalterlichen Hofe und wollen mit ihrem alten Ich nichts mehr zu tun haben. Könnte es sein, dass der Autor des Buches einen teuflischen Plan hat um unsere Welt zu verändern? Die Bücher werden überall in der Stadt verteilt und immer mehr Menschen verfallen diesem Wahn. Sheila erkennt ihren Freund Jezza nicht mehr wieder, denn dieser hat sich in den Ismus verwandelt, den Herrscher der Welt aus dem Buch. Kann es Zufall sein, dass fast zur gleichen Zeit eine SMS von einem unbekannten Absender an sämtliche Jugendlichen des englischen Küstenstädtchens Felixstowe gegangen ist und alle zu einer Mega-Party eingeladen hat? Dort kommt es zu einer riesigen Katastrophe und 41 Menschen finden den Tod. Nur wenige Einwohner Felixstowes wie der Lehrer Martin Baxter und dessen Ziehsohn Paul können dem Buch widerstehen und bemerken wie sich die Welt in in ihrem sonst so beschaulichem Städtchen langsam zu verändern beginnt. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät…
Meine Meinung:
Der Grundriss der Story, vor allem das Vermischen der Realität mit einer historisch-fantasyartigen Welt durch die Macht von Büchern, erinnert auf den ersten Blick ein wenig an "Tintenherz", aber schon nach wenigen Seiten merkt man, dass man ganz woanders gelandet ist als in dem doch ziemlich kindgerechten verfassten Werken von Cornelia Funke. Die Anfangsszene als die Freunde in das alte Haus einsteigen fand ich ziemlich spannend und auch atmosphärisch dicht und so hate Robin Jarvis erst einmal meine vollste Aufmerksamkeit gewonnen. Leider konnte der Autor dies nicht über die kompletten 542 Seiten durchhalten.
"Auftakt" ist ein ziemlich düsteres und manchmal auch gruseliges Buch. Der Tod ist allgegenwärtig: Man denke nur an die große Katastrophe als 41 Menschen verstorben sind. Dies wird zwar nicht in allen Einzelheiten geschildert, aber so schockierend, dass ich den ersten Band dieser Reihe schon nah an der Grenze zum Erwachsenenbuch einordnen würde. Zudem hat mir auch ein wenig die Herzlichkeit gefehlt. Die Charaktere wirken nämlich fast alle ziemlich verroht und auch nicht wirklich sympathisch. Einzig der coole Lehrer Martin, der im Privatleben ein Fantasy- und Science-ficiton-Nerd ist, der Sohn seiner Lebensgefährtin namens Paul, der sich von Martins Sammelleidenschaft anstecken hat lassen und der harte aber herzliche Schuldirektor Barry konnten punkten. Allerdings hätte man auch diese Personen noch besser charakterisieren können, ganz zu schweigen von den Nebenfiguren, von denen es meiner Meinung nach zu viele gibt. Teilweise sind auch Kapitel aus deren Sicht verfasst, aber da sie zumindest im ersten Band noch relativ unbedeutend sind, konnte man nur wenig Bezug zu ihnen aufbauen.
Neben der Realtität gibt es ja auch noch die Märchenwelt aus dem Buch und dort dreht sich größtenteils alles um den Hofstaat rund um das Schloss Mooncaster. Am Anfang jedes Kapitels ist ein kurzer, aber meistens nichtssagender Abschnitt aus dieser Welt abgedruckt. Zwischendurch bekommt man auch ganze Auszüge aus dieser Welt zu lesen. Es geht immer um verschiedene Personen und ein Zusammenhang ist absolut nicht zu erkennen. Mal geht es um eine böse Hexe, einen hinterhältigen Hirten, eine fiese Königstochter mit lebendigen Puppen oder auch um ein Einhorn. Alles schön und gut, aber etwas mehr Struktur hätte ich mir hier schon gewünscht und nicht nur nichtssagende Kurzgeschichten. Vielleicht ergibt das Ganze ja im Laufe der Trilogie noch einen Sinn, aber mir waren es eindeutig zu wenig Informationen um gebannt auf den nächsten Teil zu warten. Aber eins ist Robin Jarvis wirklich gut gelungen: Diese andere Welt ist böse! Zwar meist nicht offensichtlich, aber das Verhalten fast aller dort auftretenden Personen lässt auf große Gefühlskälte schließen und steht im krassen Gegensatz zu dem farbenfrohen Prunk im Schloss Mooncaster. Wenn sogar ein unschuldiges Wesen wie ein Einhorn auf sehr diabolische Weise dargestellt wird, sind Albträume vorprogrammiert.
Ich will das Buch nicht komplett runtermachen, denn es hatte auch seine guten Seiten. Robin Jarvis hat durchaus Fantasie gezeigt, denn eine derartige Geschichte habe ich noch nie gelesen und bis auf den oben schon erwähnten, ziemlich weit hergeholten Vergleich mit "Tintenherz" kenne ich nichts Vergleichbares. Einige Details wie z.B. dass ein männlicher Charakter in dem Buch vor vielen Jahre als Frau Showauftritte gemacht hat und von Zeit zu Zeit immer wieder diese Rolle annimmt, ließen mich schon staunen. Das Haus, in dem anfangs die Bücher gefunden waren und zu dem es später auch eine Rückkehr gibt, wurde auch richtig klasse beschrieben und hat eine wunderbar gruselige Atmosphäre erzeugt. Auch wie Paul nach und nach mehr über den schauerlichen Autor von "Dancing Jacks" herausfindet, war ziemlich spannend. Allerdings hakt es halt etwas bei er Charakterzeichnung und die langatmigen Stellen waren auch zu gegenwärtig um dieses Werk von "Mittelmaß" zu "Gut" aufzuwerten. Ich kann allerdings trotzdem Lesern, die gerne außergewöhnliche Jugendfantasy lesen, raten, zumindest mal reinzulesen, denn mit meiner durchschnittlichen Bewertung stehe ich ziemlich alleine da. "Dancing Jax" wird fast überall abgefeiert und mit 4-5 Sternen ausgezeichnet.
Fazit: Ziemlich deftige Jugendfantasy mit einer außergewöhnlichen und interessanten Story, die aber für meinen Geschmack zu viele Schwächen bei den Charakteren hat und das "Ich-muss-unbedingt-wissen-wie-es-weitergeht"-Gefühl vermissen lässt.