Kurzbeschreibung (von amazon):
Ein Wald, der im Nebel ein Rätsel verbirgt. Ein Wanderer, der sich verirrt. Eine Geschichte, die dem Leser den Atem raubt. Nach Abschluss seiner Tischlerlehre begibt sich Jari auf Wanderschaft, um Freiheit und Natur zu genießen. Dabei trifft er auf Jascha, das bezauberndste Mädchen, dem er je begegnet ist, und folgt ihr zu ihrer Enklave mitten im Wald. Gefangen zwischen märchenhafter Schönheit und menschlichen Abgründen wird der harmlose Tischler zum unerbittlichen Jäger. Poetisch und fesselnd erzählt Erfolgsautorin Antonia Michaelis die Geschichte einer Liebe, der kein Geheimnis zu düster und kein Opfer zu groß ist.
Das Meisterwerk einer Märchenerzählerin.
Die Autorin (von amazon):
Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Fünf Jahre später begann sie, ihre Umwelt mit (damals noch unleserlichen) Büchern zu überschwemmen. Seitdem hat sie nicht mehr aufgehört zu schreiben. In England ließ sie sich inspirieren von der englischen Literaturgeschichte. Heute lebt die junge Autorin, die inzwischen auch ein Medizinstudium abgeschlossen hat, im Nordosten Deutschlands.
Meine Meinung:
Kennt Ihr das auch? Man liest ein Buch und wünscht sich nichts sehnlicher, als dabei zu sein, sich am Ort des Geschehens zu befinden. Genauso erging es mir mit dieser Geschichte. Mit einer unglaublich bildgewaltigen Sprache schafft es Antonia Michaelis, den geheimnisvollen Wald und das rätselhafte Haus vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Ich konnte beim Lesen den Herbstwald riechen und hatte die Bilder noch lange nach dem Lesen vor Augen.
Die Hauptperson des Buches ist Jari, er ist gerade 18 Jahre alt geworden und hat seine Tischlerlehre abgeschlossen. Bevor der Ernst des Lebens beginnt, möchte er noch einmal seine Freiheit genießen und beschließt, für drei Wochen im Zittauer Gebirge wandern zu gehen. Eigentlich wollte sein Freund Matti ihn begleiten, aber da der gerade mal wieder frisch verliebt ist, hat er beschlossen, doch lieber daheim zu bleiben.
Am Ausgangspunkt seiner Wanderung entdeckt Jari eine Galerie, im Schaufenster steht ein Bild, das ihn sofort in seinen Bann zieht. Irgendetwas scheint in diesem Bild verborgen zu sein, etwas, das man auf den ersten Blick gar nicht wahrnehmen kann. In der Galerie begegnet er einem Mädchen, das sich auf den zweiten Blick als das schönste Mädchen entpuppt, das er je gesehen hat. Sie lädt ihn ein, sie in ihr Haus im Wald zu begleiten, und natürlich geht Jari mit.
Nach einer langen Wanderung durch den unwegsamen Wald gelangen sie schließlich zu einem alten Haus, das sich ganz abgelegen, fast unerreichbar, mitten im Wald befindet. Auch das Haus wirkt sehr geheimnisvoll, es scheint unendlich viele Türen zu geben, die alle abgeschlossen sind.
Jari ist fasziniert - von dem Mädchen Jascha, von dem Haus und der Umgebung. Und so bleibt er länger, als er es eigentlich vorhatte. Je mehr Jari versucht, hinter das Geheimnis des Waldes zu kommen, umso mehr verliert er den Bezug zur Realität, das Gefühl für die Zeit.
In Rückblenden liest man zwischen der eigentlichen Handlung immer wieder eine Geschichte von kleinen Mädchen. Und in gleichem Maße, wie die Haupthandlung voranschreitet, erfährt man auch hier immer wieder neue Details. Aber auch in dieser Nebengeschichte scheint es so einige Ungereimtheiten zu geben und man stellt sich immer wieder die Frage, was davon wahr oder unwahr ist.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Wort "atemberaubend", das ja schon in der Beschreibung des Buches auftaucht, trifft es sehr gut. Schon mit der Anfangsszene, in der Jari im Fenster der Galerie das Bild anschaut, hat mich die Autorin gefesselt. Die Betrachtung dieses Bildes ist wie eine Vorahnung auf das, was einem beim Lesen später begegnen wird. Und so habe ich mich voller Spannung mit Jari auf den Weg in den Wald gemacht. Dieser wirkt auf den ersten Blick wunderschön, aber immer wieder gibt es auch Momente, in denen ein Gefühl von Bedrohung und Gefahr aufkommt, z. B. wenn plötzlich wie aus dem Nichts tiefer Nebel auftaucht, in dem man sich zu verirren droht.
Für mich war dieses Buch eine perfekte Mischung aus Momenten, in denen man das Gefühl hat, ein wunderschönes Bild vor Augen zu haben, und Momenten, die bedrohlich, teilweise auch brutal wirken. All dies fügt sich aber wunderbar zu einer sehr spannenden Handlung zusammen.
Genauso, wie die Autorin es schafft, durch ihre Sprache die Bilder vor den Augen des Lesers erstehen zu lassen, gelingt es ihr auch, die handelnden Personen zum Leben zu erwecken. Jari mochte ich sehr gerne, auch wenn er mir in manchen Situationen doch recht naiv erschien. Aber er ist ja auch noch sehr jung und unerfahren. Und auch Jascha ist eine sehr interessante, liebenswerte Figur, alles an ihr ist irgendwie rätselhaft.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und musste immer noch ein Kapitel, und dann noch eines lesen. Immer wieder habe ich gerätselt und versucht, hinter das Geheimnis dieses Waldes und hinter Jaschas Geheimnis zu kommen, aber immer wieder habe ich mit meinen Vermutungen daneben gelegen.
Fazit:
"Solange die Nachtigall singt" ist ein Buch mit einer unglaublich bildgewaltigen Sprache. Die Handlung läuft beim Lesen wie ein Film vor dem inneren Auge ab. Und auch nach dem Lesen konnte ich all die Bilder noch vor mir sehen. Die Geschichte selbst ist sehr spannend erzählt, dies wird noch verstärkt durch die in Rückblenden erzählte Nebengeschichte. Sehr geschickt lässt die Autorin die Grenzen zwischen Realität und Schein oder Einbildung verschwimmen und führt den Leser immer wieder in die Irre.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe