John Grisham - Verteidigung / The Litigators

  • Klappentext:


    Als Anwalt bei Rogan Rothberg, eine der renommiertesten Kanzleien im Großraum Chicagos, hat man ausgesorgt. Jeder Jurist würde seine rechte Hand für diesen Job geben. David Zinc ist seit fünf Jahren dabei. Fünf harte Jahre, in denen er sechs Tage die Woche von morgens sieben bis abends zehn arbeitet. Dann schmeißt er hin und bewirbt sich bei Finley & Figg, einem windigen Zwei-Mann-Betrieb, der seine Fixkosten mit Verkehrsunfällen und ähnlichen Kleinstdelikten deckt. Doch was Davids neuen Arbeitgebern an Prestige fehlt, machen sie an Einfallsreichtum wett. Kaum ein Winkelzug, den sie nicht geschickt für sich verwenden, kaum ein Paragraph, den sie nicht auszuschlachten wüssten. David kommt aus dem Staunen nicht heraus, bis Wally Figg einen Fall aufspürt, der die große Wende für die kleine Kanzlei bedeuten könnte: die Klage gegen eienn Pharmakonzern, der ein Medikament trotz möglicherweise tödlicher Nebenwirkungen nicht vom Markt nehmen will. Die Partner versprechen ihren Klienten sofort das große Geld, und auch David lässst sich von der Begeisterung anstecken, bis er erkennt, dass Finley & Figg jede Kompetenz für einen Prozess dieser Größenordnung fehlt.


    Der Autor:


    John Grisham hat 23 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und zwei Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia und Mississippi.


    Roman, 464 Seiten


    Meine Meinung:


    Zu Beginn der Lektüre war ich enttäuscht, weil die Handlung allzu klamaukhaftig begann. Da ist ein Anwalt, David Zinc, der plötzlich in einer Art Kurzschlusshandlung auf dem Weg zur Arbeit eine Kehrtwende macht. Er dreht vor seinem Büro um und steigt in den Fahrstuhl nach unten (ist immerhin der zweiundneunzigtse Stock!) und landet in der nächsten Bar um die Ecke, wo er sich erst einmal anständig besäuft. Dann, in völliger Umnebelung sieht er eine Firmenwerbung der Anwälte Finley & Figg und lässt sich im Taxi dorthin kutschieren. Und bittet die beiden Chaotenanwälte um einen Job. Chaotenanwälte deslhalb, weil diese beiden Witzfiguren sich laufend slapstickhafte Streitereien liefern. Ihre Kunden, bzw. Mandanten finden sie, indem sie ihren Hund auf Verkehrsunfälle abgerichtet haben. Wenn dieser also anfängt zu knurren, stürzt Wally Figg sich erst einmal in Richtung möglicher Opfer und wedelt mit seiner Visitenkarte. Schadenersatzansprüche sind seine große Leidenschaft.


    Nun ja, es kommt dann auch dazu, dass David Mitglied des Teams wird. Erwähnenswert ist außerdem noch die Allroundkraft und Friedenschlichterin der Kanzlei, Rochelle, die das Organisatorische mehr schlecht als recht in der Hand hält. Ziemlich skurrile Typen also, die da aufeinandertreffen. Aber allmählich nimmt der Roman dann doch noch "seriöse" Züge an. Wenn auch weiterhin nicht an Witz gespart wird. Aber es ist nicht mehr so albern wie zu Beginn und gibt dem ganzen jetzt die richtige "Würze".


    Da die Kanzlei auch Nachlassangelegenheiten bearbeitet, stossen sie auf einen Fall, in dem womöglich ein Medikament dazu beigetragen haben könnte, das der Verblichene vorzeitig aus dem Leben scheiden musste. Wally Figg wittert das große Geld in Form einer Sammelklage. Er hat schon Dollarzeichen in den Augen, wenn er auch mit anderen Anwaltskanzleien, die darauf spezialisiert sind, zusammenarbeiten muss. Mit seinem Eifer reisst er allmählich seine Partner mit. Trotzdem bleiben diese skeptisch. Keiner hat je einen Prozess vor dem Bundesgericht geführt. Keiner kennt sich aus. Auch David nicht, der immerhin als einzigster versucht, seine Wissenslücken durch ausgiebige Recherchen aufzufüllen.


    Als sie einsehen, dass diese Sache für sie eine Nummer zu gross wird, ist es auch schon fast zu spät. Unzählige Kosten haben sich schon angesammelt. Gutachter und Sachverständige, die bezahlt werden müssen. Einer windiger als der andere. Das geht ganz schön ins Geld. Und dann auch noch die vielen Millionenversprechungen, die Wally seinen möglichen Mandanten macht. Das sieht dann sehr schlecht aus, weil sich auch noch herausstellt, dass dieses Medikament vieleicht doch nicht so schädlich ist, wie gedacht. Und die Gegenseite fährt natürlich schwere Geschütze auf. Geld genug hat der Pharmariese jedenfalls. Und kompetente Anwälte auch!


    Zum Ende hin darf sich der Leser wieder, wie von Grisham gewohnt, auf einen schönen gerichtlichen Schlagabtausch freuen. Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, das Thema Sammelklagen und die grossangelegte Suche nach möglicherweise Geschädigten schon mal bei Grisham gelesen zu haben. :-k Aber egal, diesen Roman habe ich jedenfalls wieder sehr genossen.


    Mein Fazit: Witzig ironisch, ein Justizfall, der zwar nicht so ausgeht, wie gedacht, aber dennoch ein gewisses Mass an Zufriedenheit liefert. Der Stil ist wie gewohnt einfach und gut lesbar. Und da der Autor selber als Anwalt tätig war, weiss er auch, wovon er schreibt. Zwar ist das Grundmuster nichts Neues, also wie man es gewohnt ist von Grisham. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Mir hat die Lektüre nach anfänglichen Missstimmigkeiten doch noch sehr gut gefallen.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!

    Einmal editiert, zuletzt von birgitk ()

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „John Grisham: Verteidigung (Orig.Titel: "The Litigators")“ zu „John Grisham - Verteidigung / The Litigators“ geändert.