Teil 4: "The top of the morning" bis Ende (Seiten 383-509)

  • Leider konnte ich gar nicht mehr gross hier schreiben das ich den letzten Teil dann gestern noch in einem Rutsch durchgelesen habe, aufhönre war nicht mehr wirklich drin, da man einfach nur noch das Ende wissen wollte.


    Jules, wow ... es wurde ja schon mal angesprochen das er evtl auf Männer steht, aber so wirklich geglaubt hab ich es dann doch nicht, bis es wirklich schwarz auf weiß vor mir stand. Schön fande ich am Ende noch das Linna bei ihm blieb und sie so noch als Bruder/Schwester - eben so wie früher - die Nacht verbringen konnte.


    Falk, es war fast klar das es kein wirkliches Happy End zwischen Linna und ihm geben wird. Was ich aber eine ganz wundervolle Geste fand, das er Luna bei ihr lies ...


    Simon, find es auch ein wenig schade das da gar nicht mehr darauf eingegangen wurde. Immerhin hatte er sich ja auch ein gutes Stück verändert. Aber wirklich mehr hat man nun leider nicht mehr erfahren.
    Genauso wie es mit Jules Outing weiter ging.


    Tobi, das er es war. Es war klar das er nicht so unschuldig ist. Was er aber wirklich alles getan hat, gerade mit den KO Tropfen, schon heftig.


    Und auch ich muss sagen, an der Stelle mit der Urne im Meer ... es war wahnsinnig bewegend und ich musste erstmal meine Nase im Haar meines Hundes vergraben :cry::-,


    Achja die Auflösung von "Schneewitchen" fand ich auch ganz toll und sehr schlüssig ...

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

  • So, mir geht es immer noch ziemlich bescheiden, aber ich versuche mal häppchen- bzw. personenweise aufzuholen.
    Falk:
    Hmmm, es freut mich ja sehr, dass es hier so eine starke Falk-Liga gab und er ist zweifelsohne ein eindrucksvoller Kerl, in den man sich verlieben und für den man schwärmen kann. Zumal er auch diese scheue, zurückhaltende Seite in sich hat, die ihm seinen besonderen Reiz verleiht. Dennoch sehe ich Falk mit kritischen Augen.
    Linna sagt etwas sehr Weises über ihn: "Er ist sich selbst so nah, dass er anderen stets ein wenig fern bleiben wird." Und da ist was dran! Kennt ihr diese Menschen, die in sich ruhen, weil sie genau wissen, was gut für sie ist und was nicht und auch ganz konsequent danach handeln? Man hat oft das Gefühl, nicht richtig an sie heranzukommen, und ich habe auch beobachtet, dass solche Menschen mitunter weniger hilfsbereit und mitleidensfähig sind als Menschen, die mit sich hadern und auch mal zweifeln und Kompromisse eingehen und damit näher am Leid sind, somit Leid auch besser begreifen und nachvollziehen können. Für Falk ist das Leben ganz klar: Da ist das Meer, da ist die Natur und da ist er - und das gehört zusammen. Basta. Er ist dort glücklich und in seinen einsamen Momenten fällt es ihm nicht schwer, sich auch mal ein Mädel anzulachen. Möglicherweise fühlt er sogar viel für sie, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er für sie etwas aufgibt, denn er hat ja gefunden, was ihn erfüllt, und das ist auch sicherlich der einfachere Weg, als sich ernsthaft und erwachsen mit einer Frau auseinanderzusetzen. Das Meer kann ihn nicht enttäuschen, kann nicht beleidigt sein, nichts fordern, er muss nicht mit ihm sprechen, sich nicht darum kümmern, es ist einfach da. Irgendwo ist Falk da der Junge geblieben, der lieber am See herumstromert, als zu proben oder sich mit Freunden zu treffen. Daher auch seine kindliche Ausdrucksweise, als er über seine Ex spricht. Er redet von "lieb haben" und das stößt auch Linna auf. Es ist unreif. Nicht seinem Alter entsprechend. Aber viel mehr als "lieb haben" ist da eben auch nicht. In der kernigen Männerwelt Australiens ist Falk schon gut aufgehoben - Frauen sind dort eher schmückendes Beiwerk. Die Australier haben unzählige charmante Kosenamen für ihre Frauen, aber sie lieben ihr Land - in erster Linie. Danach kommt das Weibsvolk.
    Trotzdem beschäftigt Falk sich aufrichtig und ernsthaft mit Linna. Gut, er hat auf der Hütte kaum eine andere Möglichkeit, aber sie ist jemand Besonderes für ihn, das will ich den beiden nicht absprechen. Dennoch liegt Linna nicht ganz verkehrt, als sie vermutet, dass sie eine Art Raubtiernummer in Menschenform für ihn ist. Linna ist kein Mädel, das man mit ein paar liebevollen Kosenamen zähmen und beeindrucken kann. Da braucht es schon mehr. Und vor allem versucht sie ihn nicht zu binden. Damit hat sie automatisch einen anderen, höheren Status als die anderen Mädels in seinem Leben. Und er weiß instinktiv, was sie braucht und wie es um sie bestellt ist. Das zeigt sich gerade in der Liebesszene. Insofern sind die beiden schon ein tolles Duo.
    Aber wenn man so viel, ist unser guter Falk doch ein klein wenig beziehungsunfähig ... und damit wäre er nichts für mich ... aber Schwärmen ist ja erlaubt. :wink:

  • So, mir geht es immer noch ziemlich bescheiden, aber ich versuche mal häppchen- bzw. personenweise aufzuholen.


    Schön , dass du zurück bist. Ich hoffe dir gehts bald besser.
    Wie du sicherlich gelesen hast haben wir noch viele offene Fragen :bounce:
    Wir sind schon gespannt, auch in Teil 3 haben wir uns noch den Kopf zerbrochen.

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
    »Verlass das Haus nie ohne ein Buch.« Edward Gorey
    "Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind" SILBER - Kerstin Gier

  • Danke, Bettina für den Beitrag bezüglich Falk. Ich habe mich zwar sehr mit Falks Innenleben beschäftigt und hatte ansatzweise auch schon so eine Ahnung, daß eine Beziehung mit ihm etwas schwierig werden könnte, doch so genau war mir das am Ende dann doch nicht bewusst. Ich hätte es gerne gesehen, daß Linna ihm die Urne persönlich übergibt, auf seine Reaktion wäre ich sehr gespannt gewesen. Doch Linna wusste es wohl besser und sie hat richtig gehandelt und ihm seine Freiheit gelassen und sich selber auch die Möglichkeit gegeben, erst einmal einen eigenen Weg zu finden.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Schön, wieder von dir zu lesen, Bettina.

    "Er ist sich selbst so nah, dass er anderen stets ein wenig fern bleiben wird." Und da ist was dran! Kennt ihr diese Menschen, die in sich ruhen, weil sie genau wissen, was gut für sie ist und was nicht und auch ganz konsequent danach handeln? Man hat oft das Gefühl, nicht richtig an sie heranzukommen, und ich habe auch beobachtet, dass solche Menschen mitunter weniger hilfsbereit und mitleidensfähig sind als Menschen, die mit sich hadern und auch mal zweifeln und Kompromisse eingehen und damit näher am Leid sind, somit Leid auch besser begreifen und nachvollziehen können.

    Ich kenne solche Menschen und bewundere sie auch ein Stück weit. Wobei ich nicht sagen würde, dass sie weniger hilfsbereit und mitleidsfähig sind. Klar - es gibt überall "sone und solche". Aber gerade weil sie teilweise so über den Dingen stehen, können sie helfen ohne sich aufzuopfern und mitleiden, ohne selbst daran zu zerbrechen. Ich kann das jetzt nicht so richtig ausdrücken :scratch: Sie tauchen vielleicht nicht so tief in das Leiden anderer ein, aber sie können ohne wenn und aber Trost spenden, ganz ohne Furcht und Hintergedanken.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • ... klar, die gibt es natürlich auch ... Aber Menschen, die ganz genau wissen, was ihnen gut tut und wo sie ihre Pausen brauchen, ziehen auch ganz klare Grenzen, wenn ihnen etwas zu viel und zu stressig wird. Für andere da zu sein und ihnen zuzuhören, wenn sie Probleme haben oder verzweifelt sind, kann äußerst stressig sein. Unsichere Menschen verausgaben sich da oft (siehe Linna bei ihrer Mutter), können keine Grenzen setzen. Das ist auch nicht gesund. Aber wer so in sich ruht und für sich sorgt, hat die Fähigkeit, sich aus dem Leid anderer zurückzuziehen, weil es ihm selbst schadet. Oder einfach nicht da zu sein für eine Weile, die Schotten dicht zu machen. Das ist auf jeden Fall etwas, das Falk kann. So hat er es fertiggebracht, sehr überzeugend so zu tun, als hätte es diese Nacht nicht gegeben, weil es ihm unangenehm war, so unverblümt vor anderen daran erinnert zu werden, obwohl es für Linna ein Affront war. Falk hat die Gabe, sich zu schützen, während Linna öfter mal ins offene Messer läuft.
    Ich glaube, auch hier ist der Mittelweg der beste ... In sich zu ruhen, ist eine erstrebenswerte Sache, aber man sollte bereit sein, auch mal seine persönlichen Grenzen zu überschreiten, um anderen zu helfen und für sie da zu sein, selbst wenn es für einen dann unangenehm wird.

  • Ich kann Bettinas Worte nur bestätigen: Ich habe selbst auch eine Freundin, auf die dieses Muster zupasst. Sie steht über den Dingen, ist sehr von sich eingenommen und überzeugt, lässt sich von keinem aus der Ruhe bringen und hat sehr viel Selbstbewusstsein. Sie bemerkt aber kaum, wenn jemand in ihrer Nähe Probleme hat; beziehungsweise, sie zieht sich schnell zurück und man bekommt noch schneller das Gefühl, dass sie einen fast schon im Stich lässt. Ich bin da genau das Gegenteil. Für mich ist diese Freundschaft allerdings ziemlich hart und verwirrend...


    Ich kann wirklich nur sagen, dass eine Freundschaft zu solch einer Person nicht einfach ist. Wirklich nicht!

  • Hier kehrt ja noch immer keine Ruhe ein... :wink: ... Linna lässt uns einfach noch nicht gehen... und ich bin froh darum, dass es nicht nur mir so geht!
    Schön, noch immer von euch und wieder von dir, Bettina, zu lesen. Bei unseren ganzen Fragen muss dir ja der Kopf (nur noch mehr) schwirren :wink: ...


    Auf jeden Fall hat man Falk seine Distanziertheit nicht übel genommen, weil er sie auf diese wild- romantische Art auslebt, die einen Romanhelden leicht zum unerreichbaren "Objekt der Begierde" werden lässt. Hätte er sich hinter einer Spielekonsole, seinem Fußballverein oder seinem Job versteckt, um sich vor Nähe, Verantwortung, aufrichtigen Gefühlen, einem bestimmt auch komplizierten Miteinander zu schützen, würden wir sicherlich härter mit ihm ins Gericht gehen :wink: .

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Und wieder ist eine tolle Leserunde fast zu Ende. Schade! :( Aber ein paar Dinge möchte ich auch noch loswerden...


    Linna muss mit der Vergangenheit abschließen, aber dennoch ihre Erinnerungen behalten, daraus Kraft ziehen und neu beginnen. Ich fands perfekt, auch wenn da ein paar Tränchen mehr kullern.

    Ein stimmiges Ende, du hast recht! Auch, wenn ich mir ein paar Dinge anders gewünscht hätte, war es so passend.


    Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich viel mit diesem ganzen "Wenn Du jemanden liebst, dann gib ihn frei" anfangen kann. Vielleicht bin ich ja unromantisch, das mag sein, aber für mich ist die Liebe eben auch ein Sich-aufeinander-einlassen. Für mich bedeutet Liebe nicht, dass jeder machen kann, was er will, ohne nur die geringste Rücksicht auf den anderen nehmen zu müssen. Klar, ich sage nicht, dass Falk deswegen nicht nach Australien zurückgehen sollte, aber es hätte sicher einen Weg für beide gegeben.

    Sicher hätte es den gegeben, aber nur, wenn beide es auch wirklich gewollt hätten. Sowohl Linna als auch Falk hätten so einiges in ihrem Leben ändern müssen und auf für sie wichtige Dinge verzichten müssen. Und vielleicht war der Preis dann zu hoch.


    Dann investiert er lieber weniger Gefühle, macht einen Schlussstrich und muss keine Angst haben, jemanden wehzutun, den er liebt.

    Schön praktisch: bevor es ernst wird, schnell weg! :-,


    Ich habe es so verstanden, daß Linna feste vorhatte, sich Falk zu zeigen, ohne Ankündigung wollte sie seine spontane, ehrliche Reaktion sehen. Wollte seine Gefühle für sie an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Doch sie hat die Stärke, und dafür Hut ab, sich "vorerst" für einen anderen, wichtigeren Weg zu entscheiden

    So hatte ich es auch verstanden. Sie wollte seine spontane Reaktion sehen, um daraus seine Gefühle zu erkennen. Wie hätte er wohl reagiert? Und Linna hat mit ihrer Entscheidung mal wieder gezeigt, dass sie die Stärkere ist.


    ich denke schon, dass in erster Linie gilt: "frei zu geben". Was hat man davon, wenn der andere sich auf Kompromisse einlässt, sich Mühe gibt seine Träumg oder Wünsche zu Seite zu schieben, und irgendwann nur verbittert und unglücklich dadurch wird. Weil dieses Leben was er/ sie lebt, gar nicht wirklich sein/ihres ist.

    Und schon gar keine Kompromisse, die so weitreichend sind. Und auf Dauer hätte Falk sicherlich das Gefühl, zu viel aufgegeben zu haben!


    Linna sagt etwas sehr Weises über ihn: "Er ist sich selbst so nah, dass er anderen stets ein wenig fern bleiben wird." Und da ist was dran! Kennt ihr diese Menschen, die in sich ruhen, weil sie genau wissen, was gut für sie ist und was nicht und auch ganz konsequent danach handeln?

    Einfach, weil sie ihre Prioritäten setzen und die lautet in den meisten Fällen: an erster Stelle komme ich! Bitte versteht mich nicht falsch, ich mag Falk und seine Art sehr. Aber er ist für mich auch ein ziemlich großer Egoist, der einfach nicht bereit ist, seine Wünsche und Träume hinten an zu stellen.


    Ich muss mich nicht selbst in Büchern wiederfinden. Schließlich hab ich mich jeden Tag Ich liebe Bücher, weil sie mich aus dem Alltag reißen, mir fremde Welten vorstellen, andere Menschen nahebringen und mich Dinge erleben lassen, die ich sonst nie erfahren würde.

    :thumleft:


    Wird für mich definitiv ein Jahreshighlight 2012!

    Das ist es ganz bestimmt! :applause:


    Das war mal wieder eine ganz besondere Leserunde! Vielen Dank euch und auch dir, Bettina! Ich finde es immer toll, wenn ich durch die ganzen Spekulationen auf immer neue Ideen komme oder die Geschichte hinter der Geschichte erfahre! :friends:

  • Ich habe das Buch inzwischen auch beendet.


    Wow, ich war von Anfang an so gefesselt. Obwohl ich teilweise draußen in der Sonne gelesen habe, hat das Buch total Lust auf Winter und Schnee gemacht. :D
    Ich hätte wirklich nie damit gerechnet, dass „Linna singt“ so ein spannendes Psychobuch ist. Irgendwie habe ich einfach damit gerechnet, dass die Freunde aufeinander treffen, ihre Probleme lösen und dann auftreten.
    Aber tatsächlich wurde ja so gut wie nicht gesungen. :D

    Als Linna vor der Abfahrt noch ganz für sich gesungen hat – das hat mich sehr bewegt.
    Überhaupt ging mir der Schluss sehr nahe. Linna und Falk und schließlich Luna... Als ich das Buch geschlossen habe, war ich sehr melancholisch.



    „Linna singt“ gehört für mich auch zu den Jahreshighlights. :love:
    Danke Bettina für dieses tolle Buch.
    Ich bin schon gespannt, was Du als nächstes schreibst. :)

  • Sicher hätte es den gegeben, aber nur, wenn beide es auch wirklich gewollt hätten. Sowohl Linna als auch Falk hätten so einiges in ihrem Leben ändern müssen und auf für sie wichtige Dinge verzichten müssen. Und vielleicht war der Preis dann zu hoch.

    Ich finde es aber auch nicht so schlimm, dass Falk nicht über seinen eigenen Schatten springen konnte, weil er ja noch so jung ist. Höchstens 23 oder 24. In dem Alter muss man sich doch auch noch nicht fürs Leben an einen anderen Menschen binden - meiner Meinung nach. Und irgendwie hat er Linna ja auch keine falschen Hoffnungen gemacht, sodass man ihm wirklich böse sein könnte.


    Ist doch eigentlich eher beneidenswert, mit leeren Taschen auswandern zu können und sein persönliches Glück auf so einfache Art und Weise zu finden. So bleibt er einfach noch länger ein kleiner, abenteuerlustiger, verschmitzter Junge. Das würde sicherlich vielen anderen auch guttun. Erwachsen ist man schließlich noch den Rest seines Lebens :wink: .


    Wird für mich definitiv ein Jahreshighlight 2012!
    Das ist es ganz bestimmt!

    Und ich habe heute noch keine einzige Seite gelesen. Ich mag einfach kein anderes Buch aufschlagen. Vermutlich weil es mit "Linna singt" in den Ring steigen müsste und gleich k.o. gehen würde, weil es einfach nicht die gleiche Wucht entwickeln würde. Und wenn doch, fände ich das auch schade, weil ich dann Linna vielleicht zu schnell vergessen würde...


    Und dennoch wollte ich keinen zweiten Teil über Linna lesen... über ein "Linna stillt" :wink: , eine Linna im Alltag, würde ich mich vielleicht gar nicht freuen. Ihre Geschichte und die der anderen ist erzählt.

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
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  • Und ich habe heute noch keine einzige Seite gelesen. Ich mag einfach kein anderes Buch aufschlagen. Vermutlich weil es mit "Linna singt" in den Ring steigen müsste und gleich k.o. gehen würde, weil es einfach nicht die gleiche Wucht entwickeln würde. Und wenn doch, fände ich das auch schade, weil ich dann Linna vielleicht zu schnell vergessen würde...


    So geht es mir, mein jetziges Buch ist ar....langweilig :-? Kommt halt definitiv nicht an Linna ran :|

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
    »Verlass das Haus nie ohne ein Buch.« Edward Gorey
    "Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind" SILBER - Kerstin Gier


  • So geht es mir, mein jetziges Buch ist ar....langweilig :-? Kommt halt definitiv nicht an Linna ran :|

    Ich habe mir ein Buch rausgepickt, welches erst einmal einem anderem Genre angehört und welches ebenfalls sprachlich einfach nur gewaltig ist, wo ich ebenfalls jeden Satz geniesse, denn sonst könnte es mir auch schnell passieren, daß ich in ein Leseloch falle.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Und dennoch wollte ich keinen zweiten Teil über Linna lesen... über ein "Linna stillt" :wink: , eine Linna im Alltag, würde ich mich vielleicht gar nicht freuen. Ihre Geschichte und die der anderen ist erzählt.

    Da stimme ich dir voll und ganz zu. :thumleft:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • So - nach einem weiteren Migräneanfall gestern Abend, der mich heute Nacht den Schlaf gekostet hat, melde ich mich zerfleddert und mit Augenringen zurück ... und versuche weiter aufzuholen ...
    Die Hühner und der Virus: Also, manche Dinge sind bezüglich des Handlungsablaufs im Grunde verzichtbar, aber ich nehme sie trotzdem mit hinein, weil sie schön illustrieren oder eine Symbolik innehaben, die die Stimmung oder Atmosphäre des Buches untermauern. Sie sind also nicht handlungstreibend, sondern betonend. Streng genommen könnte man sie rausschmeißen und das Buch auf das nackte Gerüst reduzieren. Ich hätte das Buch auch ohne Hühner und ohne Virus schreiben können.
    Warum habe ich es trotzdem mit reingenommen? So ein Virus ist eigentlich etwas sehr Unheimliches. Man sieht ihn nicht, doch er kann großen Schaden anrichten, er überfällt einen hinterrücks, vollständig kann man sich nicht davor schützen, er bedeutet eine Art Kontrollverlust ... und er verbreitet sich von Mensch zu Mensch ... macht keinen Unterschied zwischen Gut und Böse ... und hier ist es auch noch ein Virus, der im Bauch Schaden anrichtet, im Zentrum unserer Gefühle, und uns dazu zwingt, unser Inneres nach Außen zu kehren. (brrrr)
    Und das wiederum ist genau die Situation, die wir anfangs auf der Hütte haben. Es schwebt so vieles im Raum, was man nicht greifen und benennen kann, und es verbreitet sich - vor allem aus Linnas Sicht, aber auch aus der der anderen - scheinbar unkontrolliert. Da ist eine Spannung, die jeder auf der Haut spürt, und das ungute Gefühl, dass die Sache einen bösen Ausgang nehmen wird. Linna ist ja, wie wir gelernt haben, ein Kontrollfreak; nichts ist bedrohlicher für sie als die Kontrolle zu verlieren. Insofern ist dieser Virus ein geeigneter Vorbote für das, was in der Hütte geschehen wird, und auch Lunna bleibt ihrer Rolle als Mittlerin treu - sie zeigt ganz deutlich, dass da etwas nicht stimmt. Apropos Luna: Wenn man das Buch aus ihrer Sicht (mit)liest, ist eigentlich klar, was abgeht. Sie hat den richtigen Instinkt. ;-) Und sie mag Linna von Beginn an.
    Nun zu den Hühnern: Auch das hat mehr symbolischen Charakter. Hühner sind drollige Gesellen, wir haben ja bei den Pferden welche und ich hab sie echt gerne. Aber es sind auch hochsensible Wesen und unter sich äußerst grausam, wenn es ums Überleben geht. Ich habe es schon erlebt, dass morgens ein kränkelndes Huhn leblos im Stall lag, weil es von den anderen über Nacht totgehackt wurde. Und es gibt ja auch wirklich eine Hackordnung, die für Ordnung und Terror zugleich sorgt. Das scheint auch in der Hütte so zu sein: Linna ist das "kranke Huhn", das von den anderen zerhackt wird, bis sie an ihrem eigenen Verstand zweifelt. Doch diese Hühnerkiste eignete sich auch gut dazu, um Linnas gute, starke Seiten zu zeigen. Ich finde die Stelle, bei der sie sich entscheidet, das Huhn zu retten, sehr wichtig für das Buch, weil es auch für Linna selbst einen Wendepunkt darstellt. Sie entscheidet sich für den Kampf und für das Leben. Und: Es zeigt darüber hinaus bereits, wie Tobi gestrickt ist. Die Leben und Seelen der anderen um sich herum tangieren ihn gar nicht, sind ihm nichts wert, ihm geht es um den "Besitz" eines anderen Menschen. Habenwollen statt Verantwortung und ehrliches Miteinander.
    Linnas siebter Sinn: Linna trägt ein mongolisches Erbe in sich und der Schamanismus war in der Mongolei tief verwurzelt, bevor die Einflüsse des Buddhismus dominant wurden. Auch heute gibt es dort noch etliche schamanische Bräuche. Sobald Linna ihren Gefühlen freien Lauf lässt, ihre Kontrolliererei ein wenig vergisst und sich selbst nahe ist, kann sie Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben - feinstoffliche Zusammenhänge, die sie spürt, anstatt sie mit dem Kopf benennen zu können. So fühlt sie, dass Lunas Lebensgeist langsam erlischt (apropos: man kann es aber auch als Nicht-Mediziner hören, wenn ein Hund Wasser in der Lunge hat - das weiß ich von unserem eigenen, der nun im Hundehimmel ist) und sie hat diese Vorahnung des Todes (oder Beinahe-Todes) im Wald, zusammen mit Falk, wo sie Falk auch ein wenig unheimlich ist. Diese Gesänge, die sie hört, sind ja aus der Filmszene, die ich verlinkt habe (Der Selbstmord von Grace aus "Arizona Dream") und ich finde, sie haben etwas Magisches, Hypnotisches. Linna verbindet sie erst immer mit dem Tod, geprägt aus der Filmszene, wo Grace sich ja erschießt. Aber wenn ihr den Prolog noch einmal lest, dann werdet ihr sehen, dass sie eigentlich für das Leben stehen ... Linna wollte nicht sterben, als sie sich von der Lawine einholen ließ. Nein, sie wollte leben, sie wusste nur nicht, wie sie sich ihren eigenen Gefühlen stellen soll, ohne daran kaputt zu gehen. Auch Jules wollte nicht sterben. Er will genauso leben wie Linna, nur eben nicht mehr so, wie es bisher der Fall war. Und im Prolog, der uns Linna Jahre später in ihrer Herzensheimat präsentiert, fühlt sie das Leben in seiner vollen, berauschenden Blüte ... Und sie erkennt, dass die Gesänge sie dorthin führen wollten. Ins Handeln, Fühlen, Leben. Zu sich selbst zurück. Nicht in den Tod.
    Den ganzen Roman über beweist Linna trotz ihres anfänglichen Mauern eine sehr gute Intuition und einen guten Instinkt für die Leiden anderer Menschen. Auch das ist eine besondere Gabe. Außerdem muss sie etwas Magisches gehabt haben, wenn sie sang. Sie berührt die Menschen nicht nur damit, sie schafft es sogar, durch ihre bloße Gegenwart die Herzen der anderen Menschen zu öffnen, über das Medium der Musik. Ihr Herz wird weit und groß und die anderen finden darin Platz. Sie konnte nur lange Zeit nicht damit umgehen. Im Schamanismus ist Musik unverzichtbar und wird oft eingesetzt, um die "höheren Kräfte" und Energien freizusetzen. Und diese Fähigkeit hat Linna, wenn sie sich gestattet, sich selbst zuzulassen. Dann ist sie stark und hat eine Aura, der man sich schwer entziehen kann und die anderen aber auch Angst machen kann.
    Also durch und durch ein klasse Mädel ... ;-)

  • nach einem weiteren Migräneanfall

    Oh ich fühle mit dir, kenne das nur zu gut.


    Die Hühner und der Virus: Also, manche Dinge sind bezüglich des Handlungsablaufs im Grunde verzichtbar, aber ich nehme sie trotzdem mit hinein, weil sie schön illustrieren oder eine Symbolik innehaben, die die Stimmung oder Atmosphäre des Buches untermauern. Sie sind also nicht handlungstreibend, sondern betonend.

    Stimmt schon, das alles hat der Stimmung zugute getan, ohne diese Handlungen wäre es vielleicht nicht so dicht und atmosphärisch geworden, so ist es oft bei anderen Büchern, da gibt es nur die eine Handlung, das Drumherum fehlt und somit wirkt die Story nicht dicht gewebt.

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
    »Verlass das Haus nie ohne ein Buch.« Edward Gorey
    "Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind" SILBER - Kerstin Gier

  • Danke für deine ausführlichen Erklärungen, Bettina! Gute Besserung an der Stelle!


    Ich glaube, wir alle haben ein paar der von dir erwähnten Dinge bereits so erahnt und gespürt, konnten sie nur nicht in die richtigen Worte fassen.
    Aber jetzt weiß ich wenigstens, wer mit "sie" im Prolog gemeint war. Die Stimmen, die Gesänge - und nicht ihre Freunde, wie ich anfangs vermutet habe.


    Ich persönlich brauche bei "Linna singt" aber auch nicht für jedes Detail eine 100%ige und wasserdichte Erklärung. Manches hat einfach zur Atmosphäre, zur Gefühlslage gepasst und beigetragen und die Geschichte wurde dadurch einfach nur dichter und intensiver, man hat versucht dadurch einfach mehr zwischen den Zeilen zu lesen.
    So brauche ich im nachhinein zb keine tolle Erklärung für die Prügelei zwischen den Jungs auf der Hütte und wer sie angefangen hat, weil ich denke, dass sich jeder so ein bisschen zusammenreimen kann, was und warum das passiert sein könnte.
    Und genauso brauchte man/ ich am Ende des Romanes keine aufgelistete Beweisführung, was Tobi alles angestellt hat. Vieles kann man sich einfach selbst denken: das Vergessen der Hühner, das Zerstören der Funkstation, das Verstecken der Handys etc.


    Deine Gedanken zu einigen auf den ersten Blick unerklärbaren Ereignissen zu lesen, macht die Geschichte aber noch um ein Vielfaches tiefgründiger als man dann doch selbst gedacht hat.
    Diesen Vorteil können wir jetzt genießen.
    Aber ich befürchte, dass gerade viele jüngere Leser nicht so sehr zwischen den Zeilen lesen wollen und werden und ihnen dann vieles entgehen wird oder sie vieles einfach missverstehen werden. Denn auch wenn "Linna singt" eher auf ein älteres Publikum zielt, werden sicherlich auch etliche Jugendliche zugreifen werden.

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
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  • Naja, das mit der Prügelei ist eigentlich ganz einfach ... Falk erzählt ja, dass Jules wohl gut gebechert hatte und dann unbedingt in die Sauna wollte. Warum wollte er das wohl? Natürlich wegen Falk ... und als der sich querstellte, weil er keinen Bock hatte, hat Jules wieder einen seiner Ausraster bekommen ... Für ihn wäre es eben eine Gelegenheit gewesen, dem Mann seiner Träume ein wenig näher zu kommen.
    Übrigens, mit einem Augenzwinkern, ist Jules tatsächlich "vom anderen Ufer". Neulußheim liegt gegenüber von Speyer, also auf der anderen Rheinseite. :-)
    Zu Jules und den anderen Figuren schreibe ich noch etwas ... brauche momenten einfach etwas länger, sorry ...

  • Ach ja, stimmt ja, vielen Dank!




    Ich finde es sowieso ganz toll, dass Linna und Co aus einer beschaulichen, pfälzischen Stadt kommen und nicht aus dem "coolen" Hamburg oder Berlin oder so. Das macht alles irgendwie noch echter.


    :loool: Neulußheim am anderen Ufer... ist dann wohl sowas wie Köln :wink: ...


    Da gibts ja auch die amüsante Szene, in der Maggie Linna fragt, wo denn Jules wäre.
    Und Linna liegt auf den Lippen: "Am anderen Ufer." Da kam ihr trockener Humor wieder sehr gut durch 8) .

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  • Ich hab deshalb Speyer genommen, weil ich a) dort aufgewachsen und zur Schule gegangen bin und eine Zeitlang sehr aktiv im Kneipenleben unterwegs war ;-) und b) - das ist der Hauptgrund - weil Speyer schon immer eine sehr lebendige Musiskszene hatte und die Konzerte auf dem Altstadtfest, die ja mehrfach im Buch erwähnt werden, teilweise wirklich legendär waren. Ich hab dort begnadete einheimische Musiker erlebt; leider haben die meisten davon keine Profikarriere eingeschlagen, obwohl sie wie Linna das Zeug dazu gehabt hätten. Andererseits weiß man nicht, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie sich auf diese Weise "verkauft" hätten. Speyer hat übrigens auch einen Rockmusikerverein, der eine eigene Halle gepachtet hat, in der schon Größen wie Joachim Witt o.ä. aufgetreten sind.