Das Buch wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die sich in den Kapiteln jeweils abwechseln. Der eine Handlungsstrang erzählt die Geschichte des indischen Ehepaares Kavita und Jasu. Kavita hat nach einem Mädchen, welches ihr nach der Geburt von ihrem Mann entrissen wurde, erneut eine kleine Tochter zur Welt gebracht. In ihrer Angst, dass auch dieses Mädchen aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Einstellung in Indien nicht überleben wird, gibt sie dem Kind den Namen Usha (Morgendämmerung) und bringt es in ein Waisenhaus, damit es in Sicherheit aufwachsen kann. Danach bekommt Kavita endlich den erwünschten Sohn. Die weitere Geschichte dieses Handlungsstrangs berichtet das Alltagsleben des Ehepaares mit ihrem Sohn, dem Umzug in die Großstadt Mumbai und dem ewigen Schmerz von Kavita um die Tochter, die sie weggegeben hat.
Der zweite Erzählstrang bringt einem das Ehepaar Somer und Krishna aus Californien nahe. Beide sind Ärzte, lernen sich während des Studiums kennen. Somer ist Amerikanerin, Krishna ein ehemaliger Student aus Indien. Die beiden wünschen sich sehnlichst ein Kind, doch bei Somer wird mit Anfang 30 eine verfrühte Menopause diagnostiziert. Das Ehepaar entscheidet sich, mit Hilfe von Krishnas Familie ein Kind aus Indien zu adoptieren. Dieses Kind ist Usha, die inzwischen durch einen Schreibfehler Asha (Hoffnung) heißt. Im weiteren Handlungsverlauf gibt sich Somer persönlich immer mehr auf, legt sogar ihre Arztkarriere auf Eis, um alles für ihre Familie zu tun. Gedankt wird es ihr nicht, denn die Tochter fühlt sich ihrem Vater immer näher als ihr, vielleicht auch, weil sie sich aufgrund ihres indischen Hintergrunds ähnlicher sehen. Asha weiß von kleinauf, dass sie adoptiert ist. Als Teenager entfremdet sie sich ihrer Mutter immer mehr und während ihres Journalistikstudiums kommt es zu einem Bruch. Asha gewinnt ein Stipendium für ein Jahr bei einer Zeitung in Indien und reist mit Unterstützung ihres Vaters nach Mumbai. Dort lernt sie endlich die indische Verwandschaft seitens ihres Vaters kennen. Gleichzeitig macht sie sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern.
Weiter möchte ich die Geschichte gar nicht erzählen, damit noch Spannung für die Leser bleibt. Der Roman von Shilpi Somaya Gowda ist mit so viel Liebe und Einfühlungsvermögen für ein schwieriges Thema geschrieben, die Charaktere sind sehr schön beschrieben und die Handlung macht einen sehr nachdenklich. Man spürt die Zerrissenheit, die schmerzvollen Gefühle, die Eheschwierigkeiten, die kulturellen Probleme.
Das Buch hat mich persönlich sehr berührt und ich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, der sich für die Themen Indien und Adoption oder auch nur für große Gefühle interessiert. Hoffentlich hört man noch einiges von dieser Autorin. Für mich war es ein besonders Buchhighlight für dieses Jahr und eine echte Entdeckung.
Für dieses Buch vergebe ich gerne
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Geheime Tochter
- Shilpi Somaya Gowda (Autor)
- Ulrike Wasel (Übersetzer)
- Klaus Timmermann (Übersetzer)