Robin LaFevers - Die Novizin des Todes / Grave Mercy

  • Ismae - Die anständige Verruchte


    Obwohl der Zielgruppe eigentlich bereits entwachsen, greife ich immer wieder gern auf Jugendbücher zurück. Zum Einen, um dranzubleiben und den Jungleserinnen und Junglesern im Familien- und Freundeskreis geeignetem Lesestoff empfehlen zu können. Zum Anderen aber auch, um selbst in den meist schnell und leicht lesbaren Geschichten, die in der Regel überhaupt nichts mit meinem realen Leben zu tun haben, zu versinken und mir daraus die Entspannung zu holen, aus der ich die Kraft zur Bewältigung meines Alltags ziehe.


    Grave Mercy - Die Novizin des Todes


    ist ein Jugendbuch aus der Sparte historische Fantasy, welches ich noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin (10.09.2012) lesen durfte. Laut den Informationen auf der Rückseite meines Vorableseexemplares ist es der Auftakt zu einer Trilogie. Die die in Südkalifornien lebende Autorin Robin LaFevers war mir wieder einmal vollkommen unbekannt. Anhand meiner Internetrecherchen zu ihr erfuhr ich dann auch, dass dies kein Wunder ist, denn "Grave Mercy" ist ihr Romandebüt.


    Ein kurzer Anriss des Inhaltes


    In der Bretagne im Jahr 1485 wird die junge Ismae Rienne von ihrem gewalttätigen Vater mit einem grobschlächtigen Schweinebauern vermählt. Letzterer hat jedoch nicht die geringste Ahnung von dem Makel, mit dem das Mädchen aufwuchs und für den es von aller Welt verachtet wird. Er entdeckt ihn erst in der Hochzeitsnacht und macht sich, nachdem er seine Braut erst schwer misshandelt und dann eingesperrt hat, auf, um einen Priester zu holen, der sie als Hexe bestraft.


    Bevor er jedoch zurückkehrt sind zwei Helfer zur Stelle, die die verängstigte junge Frau befreien und dafür sorgen, dass sie in die Sicherheit des Klosters St. Mortain gebracht wird. Dort beginnt sie als Tochter Mortains oder auch Tochter des Todes ein ganz neues Leben und eine Ausbildung. Ziel der Ausbildung ist es, in der Lage zu sein, Verräter zu erkennen und zu eliminieren...


    Historischer Jugendroman mit fantastischen Aspekten


    Am Anfang des Buches fand ich erst mal eine Karte des Gebietes, auf dem die Handlung stattfindet und einen Figurenüberblick, welchen ich jedoch lediglich für den Fall registrierte, dass ich im Laufe der Geschichte die Übersicht verlieren sollte, was aber letztendlich nicht geschah.


    In die aus der Sicht von Ismae, in der ersten Person erzählte, Geschichte las ich mich sehr schnell ein. Durch einfache, aber sprachlich der Zeit angepassten Sätze entstand ein optimaler Lesefluss. Obwohl der bisherige Leidensweg der jungen Ismae nicht in aller Brutalität ausgeschmückt, sondern eher fast schicksalsergeben dargestellt wurde, war alles sehr greifbar und ihre Ängste berührten mich. So flogen der Hauptprotagonistin von Beginn an alle meine Sympathien zu.


    Als Ismae drei Jahre später zu ihrem ersten Auftrag ausgesandt wurde, hatte ich ein bisschen das Gefühl, über die Zeit ihrer Ausbildung im Kloster und die Erlebnisse mit den beiden befreundeten Novizinnen zu wenig erfahren zu haben. Diesen Teil hätte die Autorin sicher noch etwas ausbauen können.


    So erfuhr ich dann erst später, dass Ismae den Unterricht in bestimmten Bereichen nicht ganz so ernst genommen und oft verpasst hat. Dies wiederum hat zur Folge, dass sie in gewissen Dingen, die Ihren Auftrag betreffen, vollkommen unbedarft ist. Das brachte ihr jedoch nicht nur weitere Sympathiepunkte bei mir als Leserin ein, sondern machte auch Eindruck bei dem inzwischen hinzu gekommenen männlichen Hauptprotagonisten.


    Ich bin weder in Glaubensfragen, noch In Sachen französischer Geschichte ein Ass. Für mich ist daher der Roman an sich erst einmal reine Fiktion. Trotzdem fühlten sich die historischen Aspekte für mich richtig und in die Zeit passend an. Auch die Erklärungen der fantastischen Belange, Götter, Heilige und Seelen, waren für mich rund. Obwohl etliche Szenen mit Tod und töten zu tun haben, sind diese nicht in allen blutigen Einzelheiten geschildert und auch die Romantischen Szenen sind meiner Meinung nach durchaus jugendgerecht.


    Die Mischung aus Mystik, Abenteuer, Intrigen und Romantik mit den Bildern eines mittelalterlichen Herzogtums in der Bretagne hielt mich permanent bei der Stange. So hatte ich das Buch auch innerhalb weniger Stunden (zwei Abende) ausgelesen. Obwohl Auftakt einer Trilogie, ist die Geschichte in sich erst einmal abgeschlossen. Es blieben bei mir nur wenige Fragen zum Verbleib von Nebenfiguren offen. Allerdings bin ich angefüttert und hoffe, die Antworten im nächsten Teil zu erfahren. Wenn bereits ein Erscheinungsdatum bekannt wäre, würde ich ihn mir glatt direkt auf die Wunschliste setzen.


    Selbstverständlich gebe ich auch eine Leseempfehlung ab. Ich denke, dass junge Mädchen und Frauen besonders gut mit dem Buch unterhalten werden.

    Ein Tag ohne Lesen ist für mich ein Tag ohne Entspannung!

    Einmal editiert, zuletzt von antjemue ()

  • Ismae soll zwangsverheiratet werden, doch als ihr "Ehemann" die Narben auf ihrem Körper sieht, will er die vermeintliche Hexe loswerden. Ein Priester des alten Glaubens rettet sie und sie wird über Umwege zum Kloster von St. Mortain gebracht, wo sie als Tochter des Todes zur Assassine ausgebildet wird. Doch schon bei ihrem ersten größerem Auftrag gibt es Verwickelungen: die Franzosen wollen die Bretagne übernehmen, die Fürstin ist noch minderjährig und ihr Bruder Duval, dem sie rückhaltlos vertraut, ist eventuell ein Verräter. Ismae soll Duval als "Kusine" an den Hof begleiten und herausfinden, ob seine Loyalität wirklich der Herzogin gilt. Um die Scharade aufrechtzuerhalten, müssen beide viel Zeit miteinander verbringen. Das Kloster hat Ismae auf vieles vorbereitet, aber nicht darauf, dass sie sich in eins ihrer Opfer verlieben könnte...
    "Grave Mercy" ist ein Fantasyroman, der mit erstaunlich wenig Fantasy auskommt und eher als historischer Roman betrachtet werden kann. Auch wenn Ismae sehr naiv ist und demzufolge ihr Verständnis der Politik nicht das Beste, liegt neben der Liebesgeschichte der Hauptaugenmerk auf den politischen Intrigen und Fallstricken. Ismae sieht manchmal das Zeichen des Todes, was auf langer Strecke fast das einzige Fantasymerkmal war. Über die historischen Hintergründe weiß ich nicht genau Bescheid, insofern kann ich nichts zur Genauigkeit der Darstellungen sagen, aber mitunter hat es mich ziemlich genervt seitenweise "was-wäre-wenn" über Fürsten und potenzielle Ehemänner für die Fürstin zu lesen.
    Ismae ist etwas seltsam. Sie akzeptiert das Kloster und ihre Arbeit dort fast von Anfang an und sieht Männer bald als eine Art Mensch zweiter Klasse. Beliebtestes Gesprächsthema (eigentlich EINZIGES Thema) unter den Novizinnen: wie viele hast du umgebracht und wie. Alles andere ist Nebensache...
    Auch wenn sich die Geschichte stellenweise sehr zieht, war der Roman insgesamt gut zu lesen. Alles in allem gebe ich 3,5 von 5 Sternen.

  • Klappentext
    Die 17-jährige Ismae flüchtet vor einer Zwangsheirat und findet Zuflucht im Kloster von St. Mortain, wo die Schwestern noch den alten Gottheiten dienen. Doch um selbst ein neues Leben beginnen zu können, muss sie das Leben anderer zerstören: Der Gott des Todes hat ein Schicksal als Auftragsmörderin für sie vorgesehen …
    Ismaes erster Auftrag führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin, wo sie mit einem unlösbaren Gewissenskonflikt konfrontiert wird: Wie kann sie den Auftrag des Todes ausführen, wenn das Opfer ihr Herz gestohlen hat?


    Meine Meinung
    Schon der Auftakt des Buches beginnt grausam. Ismae wird mit ihren vierzehn Jahren für etwas Geld mit einem unangenehmen Mann verheiratet. In der Hochzeitsnacht sieht der Angetraute die Male des Todes auf ihrem Körper und will sie als Hexe verbrennen lassen. Zu Ismaes Glück, kommt ihr die Kräuterhexe zur Hilfe und bringt sie in das Kloster St. Mortain. Hier soll sie ausgebildet werden als eine Tochter der Todes zu arbeiten. Ismae soll eine Meuchelmörderin werden.


    Ismae Rienne hatte es in ihrem Leben nicht gerade einfach. Ihr Vater wollte sie noch vor ihrer Geburt töten, doch auch danach erhob er immer wieder die Hand gegen sie. Mit Vierzehn verkaufte er sie an einen Schweinebauer, der sie haben wollte. Dieser wusste nichts von den Malen an ihrem Körper, doch als er sie entdeckte, schlug auch er zu. Zum Glück gelangt sie in ein Kloster und kann wenigstens eine Zeit lang in Frieden leben. Ismae bekommt die Gelegenheit frei zu sein. Sie muss nicht länger dem Willen eines Mannes gehorchen. Als sie den Auftrag erhält an Duvals Seite zu bleiben, muss sie sich erneut der Männerwelt stellen. Im Kloster lernte sie Selbstvertrauen und Mut zu entwickeln, doch außerhalb der Klostermauern haben Frauen kaum Rechte. Ismae gefällt es gar nicht über sich bestimmen zu lassen, doch sie lässt es über sie ergehen für das Wohl des Klosters.
    Ismae ist als eine starke und mutige Frau dargestellt. Sie hat viel Leid ertragen müssen, doch sie konnte drüber hinweg kommen. Eigentlich will sie nur ihre Pflicht dem Kloster gegenüber erfüllen, doch dann findet sie sich mitten in einer Verschwörung wieder. Ismae muss sich entscheiden, soll sie weiterhin den Anweisungen folgen, die ihr erteilt werden, oder soll sie ihrem Herzen folgen? An Duvals Seite lernt sie sich selbst neu kennen und entdeckt Gefühle, die ihr eigentlich nicht erlaubt sein dürften. Nach und nach wird ihr klar, dass jeder seine eigenen Ziele verfolgt und sie muss entscheiden auf welches sie sich einlässt.


    Gavriel Duval ist ein bretonischer Edelmann. Er dient treu der Herzogin der Bretagne, Anne, seiner Halbschwester. Als er Ismae an die Seite gestellt bekommt um die Verräter des Landes aufzuspüren, ist er ganz und gar nicht glücklich. Gavriel ist sich nicht sicher ob er ihr trauen kann oder nicht, denn schließlich spricht sie nicht über die Aufträge, die sie erhält. Doch mit der Zeit beginnt sein Vertrauen zu ihr zu wachsen. Er erkennt, dass auch sie Anne beschützen will, weshalb er sich ihr gegenüber öffnet. Duval verbringt viel Zeit mit Ismae und beginnt Gefühle für sie zu entwickeln. Doch kann man eine Tochter des Todes lieben?
    Gavriel ist stark und stur. Er hat geschworen Anne zu beschützen, auch wenn er sein Leben dafür geben muss. Er ist ein Mann, der seinen Prinzipien treu bleibt. Als er sich in Ismae verliebt, engt er sie nicht ein. Sie soll so frei bleiben, wie sie ist. Er ist bereit zu warten, bis sie für ihn bereit ist.


    "Grave Mercy" bietet die Vereinigung der historischen Schauplätze, der Magie des Todes, der höfischen Intrigen und der zarten Liebe. Robin LaFevers führt ihre Leser in das 15. Jahrhundert. Die ausführlichen Beschreibungen der Kämpfe und Waffen, lassen die Gewalt realer erscheinen. Desweiteren gibt dieses Buch einen Einblick in das Leben der Frauen. Diese waren oft nichts weiter als Besitztümer der Männer. Ihnen wurden kaum Rechte zugesprochen, denn die Welt gehörte den Männern, die mit ihren Schwertern um alles mögliche kämpften.


    Die Geschichte ist wie ein Pendel. Ismae sieht sich zwischen zwei Situationen gefangen. Einerseits möchte sie dem Kloster dienen, welches ihr so viel schenkte. Andererseits erkennt sie, dass nicht alle Entscheidungen des Klosters richtig sind. Sie pendelt zwischen ihrer Pflicht und ihrer eigenen Meinung.


    Fazit
    "Die Novizin des Todes" bietet dem Leser so viele unterschiedliche Fassetten, dass sich für die meisten Leser etwas Interessantes finden ließe. Ein junges Mädchen wird in die intrigante Welt der Reichen hineingeworfen und muss beginnen auf ihr eigenes Herz zu hören um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Grave Mercy - Die Novizin des Todes - Robin LaFevers


    Was für ein geniales und faszinierendes Buch... ein Buch das mich seit langer Zeit wieder mal richtig beeindruckt hat....


    Kurzbeschreibung Amazon:


    Auftragsmörderin mit Herz


    Die 17-jährige Ismae (Anmerkung: Richtig wäre eigentlich 14-jährige) flüchtet vor einer Zwangsheirat und findet Zuflucht im Kloster von St. Mortain, wo die Schwestern noch den alten Gottheiten dienen. Doch um selbst ein neues Leben beginnen zu können, muss sie das Leben anderer zerstören: Der Gott des Todes hat ein Schicksal als Auftragsmörderin für sie vorgesehen …
    Ismaes erster Auftrag führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin, wo sie mit einem unlösbaren Gewissenskonflikt konfrontiert wird: Wie kann sie den Auftrag des Todes ausführen, wenn das Opfer ihr Herz gestohlen hat?


    Mein Leseeindruck:


    Ein historischer Roman mit Fantasy und Liebe verknüpft.
    Ein bisschen Assassini und ein bisschen Musketiere....
    Einfach ideal verknüpft und eine ganz andere Art von Fantasy.
    Ich bin einfach und schlicht begeistert!


    Die junge Ismae soll schon vor Ihrer Geburt im Körper ihrer Mutter getötet werden. Denn sie ist ein Kind des Todes.... aber als das nicht funktioniert wird sie von ihrem (Stief)Vater, der sie ablehnt und hasst in eine Zwangsheirat getrieben. Als ihr Ehemann die Narben entdeckt die die fehlgeschlagene Abtreibung bei ihr hinterlassen werden fühlt er sich betrogen und wirft sie aus dem Haus. Sie gelangt danach in das Kloster St.Mortain, wo sie der alten Gottheit Mortain dienen soll. Sie wird als perfekte Tötungsmaschine ausgebildet und soll im Auftrag des Klosters und Mortains als Auftragsmörderin fungieren.
    Aber am Hof der Herzogin Anne erlebt sie nicht nur Situationen, die ihr helfen ihrer Gottheit zu dienen, nein - sie lernt auch Freundschaft, Vertrauen und die erste Liebe kennen.
    Und dann bekommt sie den Auftrag den Mann zu töten, der ihr Herz gehört.
    Wird sie sich widersetzen und ihren eigenen Weg gehen?.............


    Dieses Buch hat mich einfach verzaubert.


    Noch nie habe ich eine historische Geschichte so gern und schnell gelesen... sie hat mir einfach mit allen Facetten so gut gefallen, daß ich das Buch zwischendurch nur ungern aus den Händen gelegt habe.
    Ich freue mich schon auf die Folgebände und kann das Buch nur absolut empfehlen!!!


    Es bekommt von mir 5 Sterne... und die sind wohlverdient! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext:


    Die 17-jährige Ismae flüchtet vor einer Zwangsheirat und findet Zuflucht im Kloster von St. Mortain, wo die Schwestern noch den alten Gottheiten dienen. Doch um selbst ein neues Leben beginnen zu können, muss sie das Leben anderer zerstören: Der Gott des Todes hat ein Schicksal als Auftragsmörderin für sie vorgesehen …


    Ismaes erster Auftrag führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin, wo sie mit einem unlösbaren Gewissenskonflikt konfrontiert wird: Wie kann sie den Auftrag des Todes ausführen, wenn das Opfer ihr Herz gestohlen hat?


    Über die Autorin:


    Robin LaFevers wuchs auf mit Märchen, Bulfinchs Mythologie und der Dichtung des 19. Jahrhunderts. Kein Wunder, dass aus ihr eine hoffnungslose Romantikerin wurde. Sie hatte das Glück, ihre große Liebe zu finden und lebt heute mit ihrem Mann in Südkalifornien.


    Allgemeines zum Buch:


    "Grave Mercy. Die Novizin des Todes" umfasst 542 Seiten und gliedert sich in 54 Kapitel. Dem Buch vorangestellt ist eine Karte des Herzogtums Bretagne, dem Handlungsort des Buches, sowie ein Überblick über die auftretenden Personen. Beides ist sehr hilfreich, um der Handlung, die im 15. Jahrhundert spielt, leichter folgen zu können.


    Geschrieben ist das Buch aus der Sicht der Ich-Erzählerin und weiblichen Hauptperson Ismae in der Gegenwartsform.


    "Grave Mercy. Die Novizin des Todes" ist im September 2012 als Taschenbuch mit Klappbroschur im cbj Verlag erschienen. Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel "His Fair Assassin. Grave Mercy" bei Houghton Mifflin. Übersetzt aus dem Englischen wurde das Buch von Michaela Link.


    Meine Meinung zum Buch:


    "Grave Mervy. Die Novizin des Todes" ist ein sehr vielschichtiges Buch. Am besten lässt es sich wohl als fantastisch-abenteuerlicher Historienroman zusammenfassen. Dabei überwiegt aber der historische und abenteuerliche Part. Die Tatsache, dass Ismae über übersinnliche Fähigkeiten verfügt, rückt im Verlauf des Buches immer mehr in den Hintergrund.


    Der Leser erfährt zunächst einiges über Ismaes Vergangenheit und schließlich ihre Ausbildung am Kloster zur Novizin des Todes. Anschließend begleiter er sie auf einigen ihrer Aufträge, die sie im Namen des Gottes des Todes auszuführen hat. Dabei wird der Leser unweigerlich in die Politik Frankreichs im 15. Jahrhundert hineingezogen und erfährt von Intrigen und Machtspielchen am Hof der Herzogin der Bretagne.


    Und natürlich darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Ausgerechnet für das Opfer ihres Auftrags entwickelt Ismae Gefühle. Wie kann sie diesen dann überhaupt ausführen? Und werden ihre Gefühle erwidert? Die Szenen, die sich mit Ismae und Duval entwickeln, sind allesamt sehr feinfühlig und liebevoll beschrieben und schnell versteht man als weiblicher Leser, woher Ismaes Gefühle für Duval stammen. Doch kann sie ihm überhaupt trauen? Der Zwiespalt, in dem Ismae sich befindet, wird von der Autorin sehr gut herausgearbeitet und sorgt für Dramatik.


    Ismae ist eine sehr sympathische Hauptfigur. Sie ist hübsch, dazu intelligent, mutig und schlagfertig. Aber sie ist keine Heldin, die über allem steht, sondern kann ebenso auch ängstlich, schüchtern und schlechtgelaunt sind. Sie ist einfach menschlich, und das macht sie so angenehm. Und ja - auch Duval ist ein sehr angenehmer Charakter, auch wenn man als Leser ebenso wie Ismae nie so richtig weiß, ob man ihm wirklich trauen kann. Den anderen Charakteren mangelt es etwas an Tiefe und Schärfe. Sie bleiben neben den beiden Hauptfiguren doch sehr blass.


    Der Handlung fehlt es zuweilen an Spannung. Gerade die vielen politischen Intrigen und Machtkämpfe lassen eine leichte Leseflaute aufkommen. An anderen Stellen wiederum schreitet die Handlung zu schnell voran und es kommt das Gefühl auf, nicht umfassend über die Ereignisse informiert zu werden. Vor allem Ismaes Ausbildung am Kloster wird zu kurz abgehandelt, obwohl sie viel interessantes Potential bieten würde. Stattdessen liegt der Schwerpunkt aber eindeutig auf Politik und Kämpfen - etwas mehr Abwechslung hätte der Handlung stellenweise gut getan.


    Der Schreibstil der Autorin ist der Zeit, in der das Buch spielt, angepasst. Nichtsdestrotz ist die Sprache von Robin LaFevers nicht altmodisch, sondern gut und flüssig zu lesen und wirkt zugleich authentisch. Das Buch eignet sich somit sehr gut für jugendliche Leser, die wohl auch Zielgruppe des Romans sind.


    Obwohl das Buch der erste Band einer Reihe ist, ist das Ende doch recht abschließend und lässt nicht allzu viele Fragen offen.


    Mein Fazit:


    Ein vielschichtiges Buch, dem es stellenweise leider etwas an Spannung mangelt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Kurzbeschreibung:
    Bretagne, 15. Jahrhundert: Die 17-jährige Ismae entkommt einer Zwangsheirat und findet Zuflucht im Kloster von St. Mortain, wo die Schwestern noch den alten Gottheiten dienen. Doch um selbst ein neues Leben beginnen zu können, muss sie das Leben anderer zerstören: Der Gott des Todes hat ein Schicksal als Auftragsmörderin für sie vorgesehen...Ismaes erster Auftrag führt sie an den Hof der bretonischen Herzogin, wo sie jedoch mit einem unlösbaren Gewissenskonflikt konfrontiert wird: Wie kann sie den Auftrag des Todes ausführen, wenn das Opfer gegen ihren Willen ihr Herz gestohlen hat?


    Zur Autorin:
    Robin LaFevers wuchs auf mit Märchen, Bulfinchs Mythologie und der Dichtung des 19. Jahrhunderts. Kein Wunder, dass aus ihr eine hoffnungslose Romantikerin wurde. Sie hatte das Glück, ihre große Liebe zu finden und lebt heute mit ihrem Mann in Südkalifornien.


    Rezension:
    Die französische Bretagne im 15. Jahrhundert: Die 14-jährige Ismae wird von ihrem Vater mit Guillo, einem gehässigen und auch brutalen Mann, verheiratet. Sie kann durch Hilfe einer ansässigen Kräuterhexe den Fängen Guillos entkommen und findet ein neues Zuhause im Kloster von St. Mortain.


    Dort wird sie zu einer Novizin des Todes ausgebildet. Sie lernt, auf mehr als hundert Arten zu töten, sei es durch Gift, Strangulation oder Erstechen. Ihr erster Auftrag führt sie als 17-jährige an den Hof der bretonischen Herzogin, an dem sie einen Landesverräter stellen soll. Doch der vermeintliche Verräter entpuppt sich als Gavriel Duval, der Bruder der Herzogin, für den Ismae zarte Gefühle hegt, und sie ist sich auf einmal nicht mehr sicher, ob sie den Befehlen des Klosters und Mortain folgen soll...


    Grave Mercy. Die Novizin des Todes ist der Auftaktband einer Trilogie rund um die junge Ismae, der im 15. Jahrhundert in der Bretagne spielt und somit auch als historischer Roman angesehen werden kann.


    Ismae hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Man leidet zu Anfang der Geschichte mit ihr mit, denn sie hatte es bisher nicht leicht im Leben. Ihre Mutter versuchte, sie mit Gift abzutreiben, und somit zieren hässliche tiefe Narben ihren Rücken. Ihr Vater hat nie Liebe für sie empfunden, er verheiratet sie sogar als 14-jähriges Mädchen mit dem brutalen und grobschlächtigen Guillo.


    Erst als sie im Kloster von St. Mortain ankommt, findet sie ihre wahre Berufung und auch Anerkennung und Freundschaft. Sie wächst zu einer mutigen und selbstbewussten jungen Frau heran, die sich von niemandem etwas sagen lässt.


    Ihr Gegenpart ist Gavriel Duval, mit dem sie zusammen an den Hof seiner Schwester, der bretonischen Herzogin reist, um einen Landesverräter ausfindig zu machen. Duval ist ihr anfangs unsympathisch, zumal Ismae offiziell als seine Mätresse reist, was ihr gar nicht gefällt. Die Gefühle, die beide füreinander entwickeln, kommen zum Glück nicht über Nacht, sondern Robin LaFevers lässt den Charakteren genug Zeit, sich erst einmal selbst zu entwickeln, was um einiges glaubhafter wirkt als in anderen Büchern.


    Der eigentliche Fantasy-Part der Geschichte bleibt etwas zurück, hier merkt man gut, dass es sich hauptsächlich um einen historischen Roman handelt. Auch vom Schreib- und Sprachstil ist dies zu erkennen, der ein paar Seiten Einlesen erfordert, an den man sich aber dann schnell gewöhnt.


    Die Geschichte selbst weiß sehr wohl zu fesseln, denn durch die vielen Intrigen, die am Hofe vor sich gehen und die auch mit einigen Wendungen versehen sind, die sich nicht unbedingt vorhersehbar gestalten, wird Grave Mercy. Novizin des Todes zu einem unterhaltsamen Schmöker, der trotz seiner über 500 Seiten keinerlei Langeweile aufkommen lässt und perfekt für diese Jahreszeit ist.


    Fazit: Mit Grave Mercy. Novizin des Todes gelingt Robin LaFevers ein unterhaltsamer und auch spannender Trilogie-Auftakt, der zu überzeugen weiß und bei dem man auf die Fortsetzung mehr als gespannt sein darf.