Ismae - Die anständige Verruchte
Obwohl der Zielgruppe eigentlich bereits entwachsen, greife ich immer wieder gern auf Jugendbücher zurück. Zum Einen, um dranzubleiben und den Jungleserinnen und Junglesern im Familien- und Freundeskreis geeignetem Lesestoff empfehlen zu können. Zum Anderen aber auch, um selbst in den meist schnell und leicht lesbaren Geschichten, die in der Regel überhaupt nichts mit meinem realen Leben zu tun haben, zu versinken und mir daraus die Entspannung zu holen, aus der ich die Kraft zur Bewältigung meines Alltags ziehe.
Grave Mercy - Die Novizin des Todes
ist ein Jugendbuch aus der Sparte historische Fantasy, welches ich noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin (10.09.2012) lesen durfte. Laut den Informationen auf der Rückseite meines Vorableseexemplares ist es der Auftakt zu einer Trilogie. Die die in Südkalifornien lebende Autorin Robin LaFevers war mir wieder einmal vollkommen unbekannt. Anhand meiner Internetrecherchen zu ihr erfuhr ich dann auch, dass dies kein Wunder ist, denn "Grave Mercy" ist ihr Romandebüt.
Ein kurzer Anriss des Inhaltes
In der Bretagne im Jahr 1485 wird die junge Ismae Rienne von ihrem gewalttätigen Vater mit einem grobschlächtigen Schweinebauern vermählt. Letzterer hat jedoch nicht die geringste Ahnung von dem Makel, mit dem das Mädchen aufwuchs und für den es von aller Welt verachtet wird. Er entdeckt ihn erst in der Hochzeitsnacht und macht sich, nachdem er seine Braut erst schwer misshandelt und dann eingesperrt hat, auf, um einen Priester zu holen, der sie als Hexe bestraft.
Bevor er jedoch zurückkehrt sind zwei Helfer zur Stelle, die die verängstigte junge Frau befreien und dafür sorgen, dass sie in die Sicherheit des Klosters St. Mortain gebracht wird. Dort beginnt sie als Tochter Mortains oder auch Tochter des Todes ein ganz neues Leben und eine Ausbildung. Ziel der Ausbildung ist es, in der Lage zu sein, Verräter zu erkennen und zu eliminieren...
Historischer Jugendroman mit fantastischen Aspekten
Am Anfang des Buches fand ich erst mal eine Karte des Gebietes, auf dem die Handlung stattfindet und einen Figurenüberblick, welchen ich jedoch lediglich für den Fall registrierte, dass ich im Laufe der Geschichte die Übersicht verlieren sollte, was aber letztendlich nicht geschah.
In die aus der Sicht von Ismae, in der ersten Person erzählte, Geschichte las ich mich sehr schnell ein. Durch einfache, aber sprachlich der Zeit angepassten Sätze entstand ein optimaler Lesefluss. Obwohl der bisherige Leidensweg der jungen Ismae nicht in aller Brutalität ausgeschmückt, sondern eher fast schicksalsergeben dargestellt wurde, war alles sehr greifbar und ihre Ängste berührten mich. So flogen der Hauptprotagonistin von Beginn an alle meine Sympathien zu.
Als Ismae drei Jahre später zu ihrem ersten Auftrag ausgesandt wurde, hatte ich ein bisschen das Gefühl, über die Zeit ihrer Ausbildung im Kloster und die Erlebnisse mit den beiden befreundeten Novizinnen zu wenig erfahren zu haben. Diesen Teil hätte die Autorin sicher noch etwas ausbauen können.
So erfuhr ich dann erst später, dass Ismae den Unterricht in bestimmten Bereichen nicht ganz so ernst genommen und oft verpasst hat. Dies wiederum hat zur Folge, dass sie in gewissen Dingen, die Ihren Auftrag betreffen, vollkommen unbedarft ist. Das brachte ihr jedoch nicht nur weitere Sympathiepunkte bei mir als Leserin ein, sondern machte auch Eindruck bei dem inzwischen hinzu gekommenen männlichen Hauptprotagonisten.
Ich bin weder in Glaubensfragen, noch In Sachen französischer Geschichte ein Ass. Für mich ist daher der Roman an sich erst einmal reine Fiktion. Trotzdem fühlten sich die historischen Aspekte für mich richtig und in die Zeit passend an. Auch die Erklärungen der fantastischen Belange, Götter, Heilige und Seelen, waren für mich rund. Obwohl etliche Szenen mit Tod und töten zu tun haben, sind diese nicht in allen blutigen Einzelheiten geschildert und auch die Romantischen Szenen sind meiner Meinung nach durchaus jugendgerecht.
Die Mischung aus Mystik, Abenteuer, Intrigen und Romantik mit den Bildern eines mittelalterlichen Herzogtums in der Bretagne hielt mich permanent bei der Stange. So hatte ich das Buch auch innerhalb weniger Stunden (zwei Abende) ausgelesen. Obwohl Auftakt einer Trilogie, ist die Geschichte in sich erst einmal abgeschlossen. Es blieben bei mir nur wenige Fragen zum Verbleib von Nebenfiguren offen. Allerdings bin ich angefüttert und hoffe, die Antworten im nächsten Teil zu erfahren. Wenn bereits ein Erscheinungsdatum bekannt wäre, würde ich ihn mir glatt direkt auf die Wunschliste setzen.
Selbstverständlich gebe ich auch eine Leseempfehlung ab. Ich denke, dass junge Mädchen und Frauen besonders gut mit dem Buch unterhalten werden.