Tim Curran - Verseucht / Biohazard

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de:
    »Du willst weiterleben? Dann vergiss, was sie einst »Menschlichkeit« nannten.«


    Atomarer Regen … Mutationen ... tödliche Pandemien … Städte voller Leichen … Die Menschheit steht vor ihrem Ende.


    Rick Nash ist einer der letzten Überlebenden. Aber dafür muss er einen unglaublichen Preis zahlen: ein Bündnis mit dem gefräßigen Bösen, das im radioaktiven Feuer Gestalt angenommen hat. Damit zu leben, bedeutet für Rick den lebendigen Tod. Es zu bekämpfen, die Hölle auf Erden …


    Über den Autor:
    Tim Curran lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Escanaba/Michigan, USA. Er ist einer der begabtesten neuen Horrorautoren, gilt aber noch als Geheimtipp. Sein Werk zeichnet sich durch eine morbide Faszination am Verfall und Tod aus - vielleicht benennt er deshalb seine Webseite nach dem Titel seiner Novelle "Der Leichenkönig" (Atlantis Verlag, 2011).


    Handlung:
    Vor nicht besonders langer Zeit ist die Welt zum Teufel gegangen und das Unfassbare ist passiert: Ein Weltkrieg ist ausgebrochen, Massenvernichtungswaffen wurden eingesetzt und alles ist atomar verseucht. Der darauffolgende nukleare Winter und der atomare Niederschlag haben Krankheiten, Seuchen und Mutationen verbreitet. Einer der wenigen Überlebenden ist Rick Nash. Er hat sich zu Hause versteckt und zugesehen wie seine Frau langsam an der Strahlenkrankheit verstorben ist. Als er nichts mehr hatte, was ihm etwas bedeutet hat, hat sich in seinem Kopf eine Stimme gemeldet, die er von nun an „das Schattengebilde“ nennt. Die Stimme befiehlt ihm nach Westen zu gehen. Doch auf seinem Weg wird er in die Armee zwangsrekrutiert und nun gezwungen, Tag für Tag die verwesenden Leichen, die überall in den Straßen herumliegen, zu beseitigen. Als ihm mit einem Freund die Flucht gelingt und sich ihnen weitere Menschen anschließen, meldet sich die Stimme in seinem Kopf wieder. Doch nun verlangt sie nach Menschenopfern. Nash heißt dies zwar nicht gut, aber er ist der Meinung, dass er nur überleben kann wenn er tut, was "das Schattengebilde" verlangt...


    Meine Meinung:
    Wer von Tim Curran schon „Zerfleischt“ gelesen hat, der weiß was ihn hier erwartet. Dieser Autor schreibt so ziemlich das krankeste, abartigste Zeug, das man sich vorstellen kann. Ein Tabu gibt es bei ihm nicht. Waren es in „Zerfleischt“ noch die brutalsten Gewalttaten, die man sich vorstellen kann und ein reines Gemetzel, (keine Angst das gibt’s in diesem Buch auch :wink: ) wird hier von Anfang an voll und ganz auf den Ekelfaktor gesetzt. Dabei übertreibt Curran natürlich auch ein wenig, doch das gehört ja irgendwie auch dazu bei ihm und wir reden hier ja auch von einem Extreme-Horrorbuch.


    Dabei übertreibt Curran natürlich auch ein wenig, doch das gehört ja irgendwie auch zu ihm dazu und wir reden hier ja auch von einem Extreme-Horrorbuch. Szenen in denen fast vollständig verweste, als matschig beschriebene Leichen in einem Fahrzeug zerquetscht und in die Einzelteile aufgelöst werden, sind schon ziemlich krass. Es reicht auch nicht, dass es „nur“ mutierte Riesenratten gibt, die eigentlich für sich gesehen schon sehr ekelhaft beschrieben werden. Nein, der nackte Bauch der Kreaturen ist auch noch übersät von winzigen Föten, die ebenfalls nach Fleisch gieren. Und wenn eins dieser Dinger erschossen wird, dann doch bitte nicht auf die herkömmliche Weise. Dann wird dem Vieh genau in die Zitze geschossen, so dass grauenhaft stinkende Milch herausspritzt. Ja, Tim Curran versteht es wirklich, immer noch einen draufzusetzen und anhand dieser Beispiele sollte man eine ungefähre Vorstellung haben, was einen erwartet. Vor allem im Beschreiben von diversen Körpferflüssigkeiten und dem dazugehörigen Geruch ist Tim Curran ein Meister des Erzählens. Essen sollte man also lieber etwas bevor man sich mit„Verseucht“ die Zeit vertreibt. Selbiges könnte einem sonst vergehen oder im Halse stecken bleiben. Dass der Autor eine wirklich krankhafte Phantasie hat, ist unbestritten. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die eigentlich netten Sympathieträger einfach so und ohne große Reue als Opfergabe einen Penner aufgreifen und diesen anzünden und das Gleiche kurz darauf auch mit einer Frau tun?


    Aber tatsächlich steckt hinter den unzähligen Ekel- und Gewaltszenen auch eine Story und die fand ich nicht einmal schlecht. Charaktere entwickeln sich weiter und zeigen hin und wieder sogar Ansätze von Tiefgründigkeit. Die Survival-Story ist durchaus spannend geschrieben und vor allem das große Geheimnis, nämlich was hinter dem Schattengebilde steckt, was es von der Gruppe Reisender um die Hauptperson Nash will und was sie im Westen erwartet, animiert immer zum Weiterlesen.


    Zunächst einmal schafft es Curran wunderbar, eine Welt darzustellen, die sozusagen der Hölle gleicht. Natürlich ist ein Großteil an den Haaren herbeigezogen und alles andere als realistisch, aber die vielen Mutationen, Krankheiten und Seuchen und wie sich Menschen und Tiere durch die Strahlung und Seuchen verändert haben, zu zombieähnlichen und mordgierigen Wesen geworden sind, war regelrecht beängstigend. Schlimmer kann man sich unseren Planeten kaum vorstellen und ich gehe auf jeden Fall soweit zu sagen, dass das Weltuntergangsszenario in „Verseucht“ zu den extremsten in der Literatur jemals dargestellten gehört. Es gibt mehrere Arten von feindlich gesinnten Lebewesen und auch hier hat der Autor seine kranke Phantasie spielen lassen und von den zombieähnlichen Krätzekranken und gruseligen verseuchten Kindern über mutierte Riesensekten und Leichenwürmer bis hin zu unheilvollen Naturerscheinungen wie blutrotem Regen ist für genügend Abwechslung gesorgt.


    Mein größter Kritikpunkt an seinem anderen Buch "Zerfleischt" war, dass sich die anfangs gute Story zum Ende hin zu einer reinen Aufzählung an Gewalttaten entwickelt hat und die Handlung fast in Vergessenheit geraten ließ. Und genau dieser Fehler ist ihm mit "Verseucht" nicht passiert. Die Storyelemente nehmen eher zu, es gibt die ein oder andere Überraschung und die innerliche Zerrissenheit von Nash wird sehr realistisch beschrieben.


    Fazit: Ein fieses, abartiges und ekelhaftes Werk, im positiven Sinne! Tim Curran hat sich im Vergleich zu seinem letzten Buch gesteigert und eine regelrechte Hommage an Tod, Zerstörung, Verfall und Krankheit vorgelegt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vielleicht sollte ich Tim Curran doch noch eine Chance geben, wie's aussieht. :)


    "Zerfleischt" fand ich anfangs ganz gut, dann aber - was Du auch erwähnt hast - wurde es zu einer bloßen Aufzählung von Gewalttaten, 'ne eigentliche Story gab's bald gar nicht mehr und man hat gemerkt, dass der Autor einfach nur schocken wollte. Ich fand auch seinen Stil jetzt nicht so genial, wie viele sagen, d.h. das Buch konnte mich nicht wirklich in seinen Bann ziehen und ich habe mich mehrmals beim Gähnen ertappt. Durchgelesen habe ich es trotzdem, aber ich hätte den Autor niemals einen "Geheimtipp" genannt - dazu fand ich ihn irgendwie zu einfallslos, banal und plump.


    Aber schon allein die Inhaltsangabe zu seinem neuen Machwerk finde ich recht ansprechend, das muss ich zugeben. Und die Rezi hat mich neugierig gemacht... Danke, dafür. :)

  • Vielleicht sollte ich Tim Curran doch noch eine Chance geben, wie's aussieht. :)


    "Zerfleischt" fand ich anfangs ganz gut, dann aber - was Du auch erwähnt hast - wurde es zu einer bloßen Aufzählung von Gewalttaten, 'ne eigentliche Story gab's bald gar nicht mehr und man hat gemerkt, dass der Autor einfach nur schocken wollte. Ich fand auch seinen Stil jetzt nicht so genial, wie viele sagen, d.h. das Buch konnte mich nicht wirklich in seinen Bann ziehen und ich habe mich mehrmals beim Gähnen ertappt. Durchgelesen habe ich es trotzdem, aber ich hätte den Autor niemals einen "Geheimtipp" genannt - dazu fand ich ihn irgendwie zu einfallslos, banal und plump.


    Aber schon allein die Inhaltsangabe zu seinem neuen Machwerk finde ich recht ansprechend, das muss ich zugeben. Und die Rezi hat mich neugierig gemacht... Danke, dafür. :)

    Gern geschehen. :)
    Ich fand "Zerfleischt" an und für sich nicht schlecht. Es gab ja auch sowas wie eine Story mit der Rückverwandlung der Menschen Richtung Urzeit, aber zum Schluss ist dem Buch irgendwie die Luft ausgegangen. Metzel- und Ekelszenen gibt's hier genauso am laufenden Band, aber das Gute war eben, dass er die Story nicht aus den Augen verloren hat. Vielleicht gibst Du Tim Curran ja noch eine Chance. :wink:

  • Die Idee ansich von "Zerfleischt" fand ich auch nicht übel, aber ich hatte den Eindruck, dass das Buch nicht mehr hergegeben hat, als das. Es war für mich zuviel Splatter und zu wenig Charakterzeichnung und Story. :(
    Bei diesem Buch klingt das schon in der Inhaltsangabe nach mehr, als "Zerfleischt" je bieten konnte. Von daher... Mal schauen. :) Wenn ich es günstig irgendwo sehe (13,95 Euro sind mir zuviel), werde ich Curran bestimmt noch eine Chance geben. :)

  • Hab das Büchlein hier liegen. "Zerfleischt" fand ich schon recht heftig, und im Gegensatz zu anderen Nutzern :lol: fand ich schon, dass der Roman auch durchaus eine Geschichte hatte, auch wenn sie eher im Hintergrund spielte. Deine Rezi hat mich neugierig gemacht und "Verseucht" auf meinem Stapel nach oben befördert.

  • Soo, ich habe das Buch jetzt schon fast durch und ich muss sagen - heftig!


    Für diejenigen, die es nicht kennen: das Buch spielt nach der Apokalypse bzw. nach einem Atomkrieg, alles ist verseucht mit radioaktiver Strahlung etc. Es gibt nur noch wenige Überlebende, alles andere ist tot, mutiert oder wahnsinnig geworden. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive erzählt, der Hauptcharakter, Rick Nash, war ein ganz normaler Bürger und lernt auf die harte Tour zu überleben.


    Das Buch ist harter Tobak, es wird mit expliziter Darstellung nicht gegeizt und hat es echt in sich. Ich als Freund solcher Bücher komme kaum davon weg, wie "Zerfleischt" ist auch dieses Buch eine echte Empfehlung!

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Also ganz ehrlich, ich habe das Buch vor einigen Wochen angefangen und mich jetzt endlich im Urlaub bis zum Schluss durchgekämpft. In diesem Fall kann ich Kapos Meinung nicht teilen. Der Handlungsstrang war dünner als das Papier auf dem diese Aneinandereihung irgendwelcher Ekelbegriffe geschrieben steht. Die Grundidee war ja nicht schlecht aber so lückenhaft und lieblos erzählt dass mich nur mein Grundsatz, jedes gekaufte Buch auch bis zum Ende zu lesen, davon abgehalten hat es nicht in zum Altpapier zu legen. Sorry, das war gar nicht meins. So unterschiedlich können Geschmäcker sein. :thumbdown:

    Da hat mir das gerade verschlungene "Dark Wood" von Thomas Finn viel mehr in seinen Bann gezogen. :thumleft:

    "Religion ist sowieso bescheuert. Ich meine: Eine Jungfrau wird schwanger von einem Geist! Damit käme man vor dem Scheidungsrichter nicht sehr weit."
    (Lemmy K.) :twisted:


    Wer Lesen kann ist klar im Vorteil :totlach: