Ich möchte darauf hinweisen, dass ich für diese Rezension Band 1 als bekannt voraussetze. Somit können für Leser, die "David und Juna " noch nicht gelesen haben, Spoiler vorhanden sein.
Gwen trauert Juna immer noch hinterher und kann nicht begreifen, dass ihre Gefährten zusammen mit einem Mann geflohen ist, um mit ihm fernab ihrer alten Heimat in Freiheit zu leben. Nicht nur, dass sie verlassen wurde, sie wurde auch noch wegen eines Mannes verlassen und dabei lebt Gwen doch in einer Welt, in der Männer und Frauen sich hassen. Sie meldet sich daraufhin freiwillig zu einer gefährlichen Mission und dringt mit anderen Kämpferinnen in die Stadt der Männer vor. Dort wird Gwen jedoch gefangen genommen und von einem Mann namens Logan als Sklavin verkauft. Die beiden haben jedoch ihre eigenen Gefühle nicht bedacht. Gefühle, die sie eigentlich gar nicht haben dürften und die absolut nichts mit Hass zu tun haben.
Mit einem Virus, der Männer und Frauen dazu brachte, das andere Geschlecht zu hassen, begannen die dunklen Jahre. Elektrizität gibt es seitdem nicht mehr, es existiert nur noch eine geringe Anzahl an Maschinen, nahezu alle Technologien sind zerstört, Männer leben in den Ruinen der alten Städte und die Frauen haben sich ein neues Zuhause in der Natur aufgebaut. In dieser Welt leben Gwen und Logan - natürlich in strikt getrennten Bereichen - und trotzdem kreuzen sich ihre Wege. Genauso war es bei Juna und David und auch zwischen Logan und Gwen entwickeln sich Gefühle, die eigentlich aufgrund des Virus nicht entstehen dürften. Ist es Zufall, dass in so kurzer Zeit vier Menschen ihr Gefühlschaos sortieren müssen oder ist der Virus von damals schwächer geworden und Hass wird von Liebe verdrängt werden?
Endlich gibt es ein Wiedersehen! Zwar nicht mit David und Juna, dafür aber mit dem verbotenen Eden und zwei weiteren Protagonisten, die in dieser zerstörten Welt leben. Seit vor knapp einem Jahr der erste Roman dieser Dystopie-Trilogie erschien, war das zweite Buch auf meiner Wunschliste und ich habe es genau wie seinen Vorgänger verschlungen. Thomas Thiemeyer hat im Auftaktroman eine interessante, wenn auch gefährliche Welt erschaffen, die mit diesem Roman weiter ausgebaut wurde. Sein Schreibstil ist genauso flüssig, wie ich es gewohnt war und die Handlung kommt ohne Längen aus, denen sich Autoren sonst oft im Mittelteil einer Trilogie bedienen.
Zitat"Aber ich kenne die Menschen. Sie werden nicht auf uns hören, nur weil wir verliebt sind. Sie werden uns nicht zusammenlassen. Nie und nimmer werden sie das." (Seite 445)
Die Kapitel werden fast alle abwechselnd aus Sicht der Protagonisten geschildert, wobei ich überrascht war, dass es bis zum ersten Aufeinandertreffen von Logan und Gwen ziemlich lange dauerte. Diese zahlreichen Kapitel bis zur ersten Begegnung waren trotzdem interessant und arbeiteten auf die gemeinsame Zeit zwischen den beiden Charakteren hin. Aber genau dieser Part, die Zeit, die die beiden Protagonisten zusammen verbringen konnten, war mir zu wenig. Ich hätte mir mehr davon gewünscht und auch eine ausschweifendere Berücksichtigung, wie die beiden sich näher kommen und welche Probleme dabei auftauchen, da sie ja eigentlich verfeindet sein müssten. Der zweite Teil ist etwas actionreicher und daher blieb dann scheinbar das Augenmerk nicht durchgängig auf Logan und Gwen, was ich zunächst etwas schade fand. Für mein Empfinden spielte dieser Anteil im ersten Roman eine größer Rolle und ich habe es damals sehr genossen und unterhaltsam gefunden.
Im Roman vollführt Gwen die drastischste Charakterveränderung aller Figuren. Sie wird selbstbewusster, mutiger, kann sich von ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Juna lösen und findet endlich zu sich selbst und zu ihren eigenen Stärken. Diese Entwicklung tat nicht nur der Protagonistin sehr gut, sondern wird von Thomas Thiemeyer auch sehr glaubhaft vermittelt. Der Autor hat zudem etliche Personen aus dem ersten Band wieder mit eingebaut, was mir sehr gefallen hat, aber es wurden auch zahlreiche neue Figuren entwickelt, von denen mir besonders Logans Familie ans Herz gewachsen ist.
Das Geplänkel zwischen David und Juna im Auftaktroman hatte mir sehr gut gefallen und dieses habe ich bei Logan und Gwen etwas vermisst. Es ist durchaus vorhanden, aber es hätte für meinen Geschmack ausgeprägter sein können. Trotzdem konnte mich der Autor mit seiner erschaffenen Welt, seinen gut ausgearbeiteten Protagonisten und etlichen Überraschungen überzeugen und hat für spannende Lesestunden gesorgt. Zusätzlich hat mir gefallen, dass ich in meiner Rezension zum ersten Band einen Wunsch geäußert habe und dieses tatsächlich eingetreten ist. Aus Spoilergründen will ich nicht näher darauf eingehen, aber das ich fand natürlich sehr gut
Fazit: Auch deutsche Autoren können Dystopien schreiben, was Thomas Thiemeyer zum zweiten Mal in Folge bewiesen hat. Die Ansprüche an den Abschlussband steigen dadurch natürlich, aber ich bin mir sicher, dass Thiemeyer die Erwartungen erfüllen wird. 5/5 Sterne.
[list=][*]Gebundene Ausgabe: 464 Seiten[*]Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre[*]Homepage des Autors[*]
PS: Der Abschlussband wird voraussichtlich im August/September 2013 erscheinen und "Magda und Ben" heißen.