Was passiert an Halloween?
Als ich kürzlich ein bisschen in meinem Bücherregal herum räumte, überkam mich die leise Sehnsucht nach Neuem vom Monkeewrenchteam und meinen Lieblingsdetektiven aus Minneapolis. So schaute ich mal wieder gezielt ins Internet und erfuhr, dass der mittlerweile 6. Teil der Thriller-Reihe des amerikanischen Autorenduos PJ. Tracy mit dem Titel „Todesnähe“ bald in den deutschen Buchhandel kommt. Klar, dass ich das Buch sofort auf meine Wunschliste setzte.
Als ich wenig später dann auch noch entdeckte, dass auf vorablesen 100 Rezensionsexemplare dieses Buches verlost wurden, konnte ich die Veröffentlichung der Leseprobe kaum erwarten und hinterließ meinen Leseeindruck. Ich gehörte zu den Glücklichen, deren Name aus dem Lostopf gezogen wurden und bekam das Buch sogar noch zwei Tage vor dem offiziellen Erscheinen.
Reihen-Infos
Jedes der Vorgängerbücher empfand ich als abgeschlossenen Fall, der sich jeweils wie eine eigenständige Geschichte lesen und verstehen ließ. Hin und wieder gab es zwar kurze Anspielungen auf vorherige Geschehnisse, die aber immer so gehalten waren, dass der Leser, der die Vorgängerbücher kennt, lediglich kurz daran erinnert wird und Neueinsteiger eher mit Neugier reagieren. Ich persönlich habe die Reihe erst mit Teil 3 entdeckt (vier waren zu dem Zeitpunkt schon erschienen) und war so begeistert, dass ich mir die anderen Bücher umgehend besorgte und dann regelrecht verschlang. Diese habe ich dann allerdings in der richtigen Reihenfolge gelesen und dabei natürlich gemerkt, dass sich die Ereignisse im Leben der Hauptprotagonisten chronologisch fortsetzen. Wenn möglich, empfehle ich daher das Lesen in der richtigen Reihenfolge:
1. Spiel unter Freunden
2. Der Köder
3. Mortifer
4. Memento
5. Sieh mir beim Sterben zu
und nun
6. Todesnähe.
Grace MacBride ist seit drei Monaten auf einem Segeltörn. Die junge Frau, die in der Vergangenheit schlimme Dinge bewältigen musste, hat sich in dieser Zeit verändert. Doch die rauhe Realität kehrt in Form von zwei Attentätern zurück, die eines Nachts einen Anschlag auf ihren Begleiter verüben.
Die 15-jährige Aimee wurde gemeinsam mit weiteren Mädchen aus dem Indianer-Reservat entführt und gefangen gehalten. Aimee hat seit zwei Tagen nichts mehr gegessen, da in den Speisen Betäubungsmittel verabreicht werden. Als ihr die Gelegenheit günstig erscheint, riskiert sie die Flucht.
Natürlich sind auch die Detektive Leo Magozzi und Gino Rolseth wieder mit von der Partie, ebenso wie die Computerspezialisten des Monkeewrenchteams. Welche Aufgaben sie erwartet? Lest das Buch...
Die Reihe wird immer besser
Auch „Todesnähe“ habe ich wieder nahezu in einem Rutsch verschlungen. Wie schon in den Büchern zuvor setzten die Autorinnen auf gewählte Formulierungen in einer bildhaften Sprache und Schockmomente. Alles wurde anfangs in mehrere Handlungsstränge gelegt, die ganz unterschiedlich anmuteten und deren Zusammenhänge sich für mich als Leser erst nach und nach herauskristallisierten.
Ein weiteres Mal bin ich restlos begeistert. Erneut haben es die beiden Autorinnen geschafft, mich mit ihrer spannend verwobenen Story zu einem sehr ernsten politischen Thema und den auflockernden humorvoll spritzigen Dialogen meiner Lieblingsprotagonisten ordentlich zu unterhalten. Aber nicht nur das. Sie haben mich auch mit vielen Szenen zum Nachdenken und Vergleichen gebracht, die man guten Gewissens als perfekt verpackte Gesellschaftskritik bezeichnen kann.
Als Grundthema haben sie diesmal den Terrorismus gewählt. Eine Thematik, die in den Nachrichten leider viel zu regelmäßig auftaucht und die es in der Realität immer wieder schafft, mich zu erschüttern. Ob das in der Geschichte von den Autorinnen gezeichnete Bild politisch vollkommen korrekt ist, darüber möchte ich nicht urteilen. Beim Lesen dieses Thrillers fühlte es sich für mich allerdings verdammt nachvollziehbar an.
Auch mit Ihrer feinen Kritik an den Medien trafen die Autorinnen absolut meinen Nerv. Ob es um das Thema Wetter ging oder um die Szenen einer Evakuierung, ich hätte jeweils sofort mehrere adaptierbare Beispiele bei Meldungen der letzten Zeit bringen können. Kurzlebige Aufmacher, die schnell wieder in Vergessenheit geraten und gern wieder genutzt werden. Oder effektheischende Dinge, die zwar die Realität verzerren, sich aber besser verkaufen.
Im Gesamten ließ sich auch der 6. Teil der Reihe sehr flüssig lesen. Anfangs etwas plätschernd aber unheimlich interessant, ging es dann irgendwann in eine fesselnde Spannung über, die mich das Buch erst zur Seite legen ließ, als ich es beendet hatte und dabei ganz zum Schluss sogar noch einmal eine Überraschung erlebte. Bestimmt kann man über das Ende und die dahinter steckende Moral streiten. Allerdings kann ich die Beweggründe sehr gut nachvollziehen und da es sich bei diesem Thriller ja (hoffentlich) trotzdem "nur" um eine Fiktion handelt, finde ich es einfach Klasse. Bei mir wirkt es jedenfalls gedanklich nach und ich grüble immer noch, wie ich selbst im Fall der Realität dazu stände.