Stephan Bartels, Till Raether, Männergefühle

  • Männer seien eine noch nicht ganz entwickelte Sonderform des homo sapiens, bei dem insbesondere die Gefühle teilweise extrem stark unterentwickelt sind. So oder ähnlich klingt es seit etlichen Jahrzehnten bei Feministinnen, und viele Frauen, die dennoch in Beziehungen mit Männern leben, haben es ihnen seither geglaubt. Sicher, Männer drücken ihre Gefühle anders aus. Sie ticken einfach anders. Aber ihnen einfach Unkenntnis in Gefühlsdingen zu unterstellen, bloß weil sie nicht alle zu Frauenverstehern mutiert sind, das hat den beiden Autoren des vorliegenden Buches schon lange schwer im Magen gelegen. Deshalb haben sie gemeinsam versucht, ein "Männerversteher-Buch" zu schreiben, das sowohl für Frauen als auch für Männer ein großes Lesevergnügen verspricht. Und so ist es auch gedacht. Es kommt nicht bierernst daher, kennt - wie wohltuend- keine Verteidigungshaltung, sondern wartet mit auch für manchen Mann überraschenden Erkenntnissen auf.


    Nicht alle Kapitel haben mich vom Hocker gerissen, manches bleibt fade und oberflächlich. Ein Kapitel aber hat mich regelrecht begeistert, versucht es doch etwas zu erklären, was viele Frauen bei Männern zur Weißglut treibt und sie verzweifeln lässt: "Warum Männer schweigen".
    Die Gründe sind einleuchtend, manchmal regelrecht banal:


    * Wir schweigen, weil wir gerade mit etwas anderem beschäftigt sind
    * Wir schweigen, weil uns einfach nichts einfällt
    * Wir schwiegen, weil uns das, was uns einfällt, eher unpassend wäre
    * Wir schweigen, weil wir das, was uns einfällt, nicht in Worte fassen
    können
    * Wir schweigen, weil wir wissen, dass alles, was wir sagen, gegen uns
    verwendet werden kann
    * Wir schweigen ,weil wir Angst haben, die Wohnung zusammenzutreten. Oder
    in Tränen auzubrechen.
    * Wir schweigen, weil wir darauf warten, endlich handeln zu können
    * Wir schweigen, weil Frauen nicht richtig zuhören können
    * Wir schweigen, weil wir uns ungern wiederholen


    Selbstironisch, ehrlich und offen, dabei ohne narzisstische Selbstbespiegelung, legen die beiden Autoren offen, was sie schon lange bewegt.


    Anderen Männern zum Mutmachen und ihren Frauen zum kritisch-amüsierten Nachdenken. Eine stellenweise köstliche Lektüre.